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Rezension Peter J. König: Tom Holland Dynastie Glanz und Elend der Römischen Kaiser von Augustus bis Nero Klett-Cotta

Der Autor dieses großartigen Werkes ist Tom Holland. Er studierte in Oxford Geschichte und Literaturwissenschaften und hat bereits mit mehreren Büchern zur antiken Geschichte sich einen Namen gemacht und dafür zahlreiche Preise erhalten. 

Mit seinem neuesten Werk: "Dynastie - Glanz und Elend der Römischen Kaiser von Augustus bis Nero" gibt er einen sehr anschaulichen Überblick über eine Epoche der Römischen Kaiserzeit. Keine Weltmacht in der Geschichte hat jemals eine solche Machtfülle, einen solchen Einfluss auf die bestehende Weltordnung und eine solche Dauerhaftigkeit erreicht wie das Römische Reich. 

Mit etwa 1400 Jahren Existenz ist Rom in der ganzen Menschheits-Geschichte mit Abstand die führende Weltmacht gewesen. Von einer kleinen Siedlung am Tiber in Mittelitalien etwa 832 vor Christus ausgehend, schickte sich die erste Republik in der Geschichte an, durch permanente Eroberungszüge, zunächst auf der italienischen Halbinsel, später in allen bis dahin bekannten Erdteilen (Europa, Afrika und dem gesamten Orient), diese neuen Provinzen in sein Reich einzuverleiben. Dabei liefen alle Fäden der Macht im Zentrum der Republik in Rom zusammen. Von hier aus wurde die Weltherrschaft organisiert. Dies stellt eine einzigartige Leistung in der Geschichte da. 

Dass dieses überhaupt möglich war, hat mit der straffen, gut organisierten Staatsordnung zu tun, dem einmaligen Rechtssystem und dem über Jahrhunderte zunächst auf mehrere Schultern verteilten Machtgefüge innerhalb der staatlichen Hierarchie und natürlich der Kriegskunst, der kein anderes Volk in vielen Jahrhunderten etwas entgegen setzen konnten. Die Herrschaftsstruktur sollte sich erst ändern, als die Römische Kaiserzeit anbrach, die durch die Familien der Julier und Claudier begründet wurde, weg von der "res publica", hin zum Absolutismus eines Kaisers. Die gesamte Machtfülle, die derjenigen eines Gottes gleichkam, konzentrierte sich auf eine einzige Person, den Imperator, den Caesar, der diese uneingeschränkte Herrschaftsmacht vom Senat verliehen bekam. Hatte Julius Caesar den Titel eines Kaisers aus machttaktischen Gründen noch nicht einmal in Erwägung gezogen, um dem römischen Volk gegenüber eine Machtverteilung im Triumvirat zu suggerieren, so begann mit Imperator Caesar Augustus die Kaiserzeit im Jahre 27 vor Christus. 

Alle nachfolgenden Kaiser, so Tiberius, Caligula, Claudius und Nero fußten auf der direkten oder adoptierten Abstammung der julisch-claudischen Familien-Dynastie. Erst mit Neros vom Senat erzwungenen Selbstmord im Jahr 68 nach Christus endete die fast hundertjährige julisch-claudische Kaiserherrschaft. Kaiser standen auch danach noch bis zum Jahr 284 nach Christus an der Spitze des Römischen Imperiums, aber keine Epoche hat mehr Machtfülle, Glanz, Prachtentfaltung, aber auch Intrige und grenzenlose Mordlust und Perversion hervor gebracht, wie in der Zeit der Kaiser Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius und Nero. 

Der Autor Tom Holland hat in seinem Werk "Dynastie" alle Facetten dieser Zeitepoche sehr akribisch, informativ, anschaulich und spannend dargestellt, um so die Zusammenhänge, der überaus verschachtelten Familien-Geschichte bestens nachvollziehbar dem Leser nahe zu bringen. Dabei geht er sehr genau in die Details, nicht nur was die brutalsten Machenschaften um die Macht innerhalb der Familien anbetrifft, so hat Nero seine Mutter, seine Schwestern und sein ungeborenes Kind und seinen Lehrer und Freund den Philosophen Seneca ermordet oder ermorden lassen, er beschreibt auch ganz offen, welchen Perversionen die einzelnen Kaiser frönten, zunächst im Verborgenen, wie etwa Tiberius auf Capri, wo er seine pädophilen und sadistischen Altersfantasien auslebte, später ganz offen mitten in Rom, wenn von Caligula öffentliche Orgien gefeiert wurden und Nero Rom anzünden ließ, die Christen als Täter brandmarkte, um sie anschließend als lebende Fackeln bei Festgelagen in seinen Gärten mit Teer überzogen, zu verbrennen. 

Tom Holland erzählt in seinem Buch auf sehr kurzweilige Art einen überaus wichtigen Teil aus der römischen Geschichtsschreibung. So bekommt der Leser einen fundierten Eindruck dieser Zeit und seiner beherrschenden Akteure, aber auch was es bedeutet hat, ein solches Riesenreich auf der Höhe seiner größten Ausdehnung unter Kontrolle zu haben. Darüber hinaus wird verdeutlicht zu welcher Brutalität die Herrscher jener Zeit fähig waren. 

Dem Autor ist es bestens gelungen auf romanhafte Art die komplexen Zusammenhänge der römischen Kaiserzeit zu erzählen und so auch dem weniger informierten Leser größte Aufmerksamkeit zu entlocken. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

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