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Rezension: Identität – Franz-Rudolf Esch- Das Rückgrat starker Marken

Autor dieses Buches ist Prof. Dr. Franz –Rudolf Esch. Die Zeitschrift "Absatzwirtschaft" nennt ihn den bekanntesten lehrenden Martketingforscher in Deutschland.

Im vorliegenden Buch schildert er seine persönliche Sicht des Aufbaus und der Stärkung von Marken. Diese basiert auf 25 Jahren Forschung und Beratung in punkto Marken. In besagtem Zeitraum hat er mehr als 400 Markenprojekte für unterschiedliche Unternehmen begleitet. 

Sein Werk untergliedert er in fünf große Teile. Diese  nennt er: 

-Von großen Persönlichkeiten und starken Marken
-Identität bilden 
-Identität wirksam umsetzen 
-Markenwachstum identitätskonform gestalten 
-Identität wahren 

Im ersten Kapitel erfährt man u.a., was große Persönlichkeiten auszeichnet, dass diese für klare Werte stehen, über eine klare Identität und eine ebensolche Vision verfügen. Das ist bei Marken im Kern nicht anders, wie Esch darlegt. Der Wert eine Marke liegt in den Köpfen der Kunden. Starke Marken sind nicht nur bekannt, sondern auch akzeptiert und leicht abrufbar. Man erfährt u.a., weshalb sie über ein klares Image verfügen und sich durch eine Vielzahl von Kennzeichnen, die näher genannt werden, von schwachen Marken unterscheiden.

So verbindet man mehr Assoziationen mit einer starken Marke und auch mehr bildhafte Vorstellungen, zudem sind starke Marken mit  weitaus mehr positiven und emotionalen Inhalten verknüpft. Zu solchen Marken bauen Kunden eine Bindung auf.

Nicht nur bei Persönlichkeiten, sondern auch bei Marken geht es um Identität. Diese nämlich ist die Voraussetzung für Authentizität. Markenauthentizität drückt sich aus in: Kontinuität, Glaubwürdigkeit, Integrität und Symbolismus. 

Bewusst sein sollte man sich, dass keine Marke ohne eine konkrete Leistung oder Idee oder ein Geschäftsmodell auskommt. Von daher ist es wichtig,  den Zweck und die Grundsätze eines Unternehmens festzulegen und die Identität der Marke zu bestimmen. Der Autor verdeutlicht, welche Fragen man sich stellen muss, um den Fokus und die Position der Marke zu bestimmen und wie man langfristige Positionen aufbauen kann. 

Es führt zu weit, im Rahmen der Rezension auf alle Betrachtungen im Buch einzugehen oder sie auch nur zu benennen. Besonders wichtig scheint mir das Kapitel, das sich mit der wirksamen Umsetzung von Identität befasst. Hier sollte man natürlich die Kundenbedürfnisse nicht aus den Augen verlieren. 

Wie man die richtigen Mitarbeiter ins Boot zieht und die Markenwerte durch Online-Plattformen und im Bewerberprozess vermittelt, erfährt man ebenso wie das, was erfolgshemmend wirkt. Gezeigt wird u.a., woran man Marken wieder erkennt und wie man sie sichtbar macht, wie die Marke zum Gesprächsstoff der Massen wird und was Menschen dazu bringt, Mundpropaganda zu betreiben und Botschaften weiterzuleiten. 

Es wird auch dargelegt wie man Marken wirksam dehnt und Allianzen bildet und schließlich wie man die Identität wahrt. 

Den Inhalt des Buches sinnstiftend umzusetzen, setzt voraus, dass man das Buch nicht nur liest, sondern am besten durcharbeitet und die Empfehlungen einfach testet. 

Wer eine große Marke gestalten möchte, die ein langes Leben hat, muss bereit sein, die Marke ständig an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen, ohne dass sie dadurch  ihre Identität verliert. Eine Aufgabe, die Kreativität, Flexibilität und Intelligenz voraussetzt.

Sehr empfehlenswert 
Helga König

Überall im Fachhandel erhältlich

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Rezension: Hier stehe ich, ich kann nicht anders- #Helge_Hesse- #Piper

Autor dieses spannend zu lesenden Buches, das seit wenigen Tagen in einer erweiterten Neuauflage vorliegt, ist der freie Autor und Publizist Helge Hesse.

Das Werk klärt in 85 Texten über historische Hintergründe von 85 berühmten Zitaten auf. Diese werden namhaften Persönlichkeiten aus der Vergangenheit und aus der Gegenwart zugeordnet. 

Erzählt werden 85 Episoden aus der Weltgeschichte. Dabei ist jeder Text in sich abgeschlossen, sodass man das Buch nicht zwingend chronologisch lesen muss. 

Bemerkenswert ist die Vorgehensweise, historische Sachverhalte - erfreulich unterhaltsam-  Lesern nahe zu bringen. 

Fast alle Zitate sind seit Generationen in aller Munde,- selbst in bildungsfernen Schichten-, doch nicht jeder weiß,  in welchem Zusammenhang der Ausspruch erstmals getätigt wurde oder wie das Zitat zu Stande kam. 

Auch ich konnte diverse Sentenzen nicht konkret in einen historischen Zusammenhang bringen, obschon Geschichte neben Latein zu meinen Lieblingsfächern in der Schule zählte. Zu diesen Zitaten gehört der Ausspruch  "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst." Den Name Eike von Repgow (um 1180- 1233) nahm ich erstmals bewusst in einer Vorlesung für Rechtsgeschichte wahr. Er ist der Verfasser des "Sachsenspiegels", einer Gesetzessammlung, die sich mit den wichtigsten Rechtsbeziehungen der damaligen Zeit befasst. Wie Hesse nicht unerwähnt lässt, wird vor allem durch die Ausführungen dort zum Landrecht eine kleine Gesellschafts-und Sittengeschichte jener Tage dokumentiert. Hier auch findet man dann den Satz, der im Volksmund zur Redewendung "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" führte. Im Buch 2, Artikel 59 des Sachsenspiegels heißt es "Wer zuerst zur Mühle kommt, der soll zuerst mahlen." Dieser Prioritätsgrundsatz wirkt als Maxime noch heute in der deutschen Rechtsprechung. 

Diverse Aussprüche, die im Buch näher beleuchtet werden, kennt man natürlich aus dem Lateinunterricht, so etwa "Irren ist menschlich", "Nutze den Tag" oder "Störe meine Kreise nicht". Wer einen guten Lateinlehrer hatte, wird mehr über die Hintergründe erfahren haben, die zu den Zitaten führten, andere können sie jetzt  bei Helge Hesse nachlesen. 

"Quod erat demonstrandum“ ist eine Sentenz, die man aus dem Mathematikunterricht  kennt. Die Geschichte dazu, ist vermutlich nur wenigen Mathelehrer bekannt, denn ansonsten würden sie diese ihren Schülern mitteilen, allein schon um Neugierde für den Lehrgegenstand zu wecken.

Mehr über den Satz "Nach mir die Sintflut" und "Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen" zu erfahren, ist auch nicht uninteressant, denn die beiden Sätze haben sich ins kollektive historische Bewusstsein als Musterbeispiele für den Zynismus des Adels der vorrevolutionären Zeit in Frankreich eingeprägt und dienten  als Legitimation für den schonungslosen Gebrauch der Guillotine.

Jeder einzelne Beitrag in diesem Buch hilft uns, die Geschichte und uns Menschen zu verstehen, speziell auch die "Banalität des Bösen", derer wir uns stets bewusst sein sollten. Doch die Texte helfen auch, unser Hier und Heute so zu verändern, dass wir nicht besorgt in die Zukunft schauen müssen, weil dort eine Superintelligenz uns droht,  uns als Fossil einer untergegangenen Epoche auszumustern.

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Überall im Fachhandel erhältlich

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Rezension Peter J. König: Die smarte Diktatur - Der Angriff auf unsere Freiheit- Harald Welzer, S. Fischer

Harald Welzer ist Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg und lehrt zudem an der Universität St. Gallen in der Schweiz. In seinem neuesten Werk "Die Smarte Diktatur" erschienen im S. Fischer Verlag, ist eine essentielle Frage, wie wir es in der modernen Gesellschaft mit unserer Fähigkeit halten, Probleme selbstständig zu lösen und ob der Mensch von heute überhaupt noch die Möglichkeit hat, diese eigenständig zu bewältigen. 

Bereits in Welzers 2013 erschienenem, sehr erfolgreichen Buch "Selbst Denken", ebenfalls bei S. Fischer, ging es um die Frage, ob wir es auf Dauer schaffen im fortwährenden Konsumrausch als Menschheit zu überleben, oder ob es nicht Sinn macht, uns von dieser Spirale des sich stetig steigernden Konsums zu verabschieden, um so im Zuge einer neuen Nachhaltigkeit eine sinnvolle Zukunft zu ermöglichen. Um überbordenden Konsum geht es Professor Welzer auch in seinem vorliegenden Werk, hinterfragt er doch, welche Rolle dabei die digitale Übernahme der Gesellschaft durch das Internet und die darin agierenden globalen Unternehmen spielen. 

Als "Zukunfts-Denker" und realistischer "Gegenwarts-Forscher" hat Dr. Harald Welzer genau erkannt, dass diese Revolution nicht ohne entscheidende Folgen für uns alle werden wird, sind Google und Co. doch dabei einen absoluten Einfluss auf jegliche Entscheidungen der Nutzer zu nehmen, und durch personenbezogene Daten alle Wahlfreiheiten auszuschalten. 

Im Bereich des Konsums wird so zielgerichtetes Kaufverhalten manipuliert, die Frage des Konsumenten nach der Notwendigkeit des Kaufes komplett ausgeschaltet. Damit ist der Manipulation Tür und Tor geöffnet. Aber es geht schon lange nicht mehr nur um Konsum, so Welzer, die Digitalisierung dringt in alle Lebensbereiche vor. Ziel ist es das gesamte menschliche Verhalten zu bestimmen, wenn sogenannte Apps dem User sagen, was er zu tun hat, damit er seine Lebensführung optimieren kann, sei es im Gesundheitswesen, im Sport, im Beruf oder in der Freizeit. 

Durch gezieltes Sammeln von Daten, sei es bei Google, Amazon oder Facebook werden Profile erstellt, die minutiös das Verhalten der Nutzer registrieren, um so entsprechende Verhaltensvorgaben zu machen. Dabei wird ein uniformiertes Muster entworfen, denn bis ins Detail erhält der User nur solche Informationen und Vorschläge, die mit seinen eigenen identisch sind. Vielfalt, Alternativen und gar Verzicht, Fehlanzeige. 

Professor Welzer weist darauf hin, dass es so zu einer schleichenden Entmündigung kommt, darüber hinaus sind Demokratie und Selbstbestimmung in höchstem Maß gefährdet. Und dies ist so gewollt, mutmaßt Welzer, glauben doch die Internet-Giganten, dass Entscheidungen, die sie für die Allgemeinheit fällen ein absolutes Mehr an Glück und Zufriedenheit für die Menschheit bringen. Demokratie ist unzulängliches Stückwerk auf das man im Zeitalter der Digitalisierung problemlos verzichten kann. 

Hat in der analogen Welt ein solcher totaler Herrschaftsanspruch noch zu erbittertem Widerstand geführt, etwa durch Weltkriege und militärische Allianzen, wie etwa gegen den "IS", so ist der Angriff mit digitalen Mitteln auf unser Recht zur Selbstbestimmung problemlos möglich, ja geradezu erwünscht, wenn sich Milliarden von Menschen bereit erklären, ihre persönlichen Daten freiwillig herzugeben, damit diese anschließend zu ihrer Unfreiheit und Normierung zum Einsatz kommen. 

Schließlich stellt Welzer die Frage nach dem Sinn dieser Unterwanderung, werden doch gezielt die Überlebensstrategien, die Menschen über zig-Jahrtausende entwickelt haben, systematisch abtrainiert, indem alle Entscheidungen den Apps überlassen werden, was notwendigerweise zu der Frage führt, was passiert eigentlich bei einem systembedingten Stromausfall oder bei Sabotage weltumspannender Energie-Anbieter? 

Fatal sieht Professor Welzer die Tatsache, dass am Ende dieser verheerenden Entwicklung alle Macht in den Händen einiger weniger liegt, ohne dass diese sich deshalb rechtfertigen müssten, ganz im Gegenteil, sie werden für diese globale Machtübernahme gefeiert wie Pop-Stars, ähnlich wie dies jetzt schon bei Zuckerberg, Bezos und Schmidt der Fall ist. Dem gilt es sich zu widersetzen, meint Welzer in seinem Buch "Die Smarte Diktatur" , wobei nichts dagegen spricht, die digitalen Möglichkeiten positiv zu nutzen, wenn sie dazu dienen, konkrete und sinnvolle Hilfe für die Menschen zu leisten. 

Dem reinen Beschaffungsakt für Macht, Einfluss und astronomischen Gewinn mit Hilfe der Offenlegung aller noch so entscheidender Daten von uns allen erteilt der Professor für Transformationsdesign, Harald Welzer eine konsequente Absage. Hier lässt er sich nicht von der schönen, neuen Welt der digitalen Rundumversorgung blenden. Generell geht es ihm darum,  die Errungenschaft der Demokratie zu erhalten und speziell darum, dass seine persönliche Sphäre geschützt bleibt, auch um seiner individuellen Entscheidungen wegen. 

Dafür lohnt es sich zu kämpfen, hier ist Widerstand angesagt. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

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