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GEO-Epoche, Nr. 58: Deutschland unter dem Hakenkreuz, Teil. 2: 1937-1939: Hitlers Weg in den Krieg. (Broschiert)

GEO EPOCHE Nr. 58 thematisiert die Jahre 1937-1939 in Deutschland. Im Rahmen von 11 Beiträgen unterschiedlicher Autoren, darunter ein Interview mit dem Historiker Richard J. Evans und viele Fotos, gewinnt man einen sehr guten Eindruck von den Aktivitäten der braunen Kohorte, die damals zum 2. Weltkrieg geführt haben.

Das Magazin beginnt mit einer Bilddokumentation. Hier wird eingangs nochmals darauf hingewiesen, dass dieses Pack innerhalb von nur vier Jahren den Rechtsstaat durch Terror und Willkür ersetzten, Juden und politische Gegner verfolgten und ermordeten und den Versailler Vertrag brachen. Aufgrund der Gleichschaltung war die Geisteshaltung der Nazis in alle Lebensbereiche eingedrungen und bestimmte das Denken eines großen Teils der Bevölkerung.

Die Entrechtung der Juden verstärkte sich 1938 abermals und mündete in antisemitische Pogrome. Bereits in der Bilddokumentation wird auf die Arbeitssklaven der Nazis hingewiesen, die von ihnen gnadenlos ausgebeutet wurden.

Mathias Mesenhöller geht der Frage nach, weshalb sich so wenig Widerstand gegen das Regime regte, obschon die millionenfachen Naziverbrechen bekannt waren. Ich empfehle den Beitrag "Verführung und Gewalt" aufmerksam zu lesen, denn er ist sehr aufschlussreich. Der Analyse stimme ich vollkommen zu. Christoph Kucklick schreibt über den Angriff auf das baskische Städtchen Guernica am 26. April 1937. Die Nazis unterstützten den Spanischen Bürgerkrieg und hier die Truppen unter dem Putsch-General Fransisco Franco. Wissen muss man, dass weder Spanien noch die anderen europäischen Länder, die damals rechten Diktatoren zum Opfer fielen, eine solche Zerstörungswut und Aggressivität an den Tag legten, wie die Nazi-Deutschen.

Der Größenwahn Hitlers zeigte sich besonders deutlich in den Plänen, die er seitens Albert Speer für Berlin entwerfen ließ. Erwähnt werden im Zusammenhang mit dem Größenwahn auch das Seebad Prora, ein viereinhalb Kilometer langer Hotelkomplex an der Ostsee und die sogenannten Ordensburgen. Die vielen Großvorhaben plus die Milliarden, die für das Militär ausgegeben wurden, mussten finanziert werden. Da es mit eigener Kraft nicht funktionieren konnte, plante man andere Völker auszurauben. Allen voran die Juden.

6 Millionen Juden wurden aufgrund des vom Hass gespeisten Größenwahns ermordet.Die antisemitische Ideologie diente der Habgier der Nazis.

Johannes Strempel berichtet über den Obersalzberg. Der dortige "Berghof" im Berchtesgadener Land war Hitlers zweiter Regierungssitz. Auf dem Obersalzberg lebten auch seine Günstlinge, allen voran der Architekt Albert Speer und nicht zu vergessen seine 23 Jahre jüngere Geliebte Eva Braun. Wie man erfährt war der "Heilige Berg" das "Sehnsuchtsziel" eines pseudoreligiösen Hitlerkultus.

Weitere Themen sind der so genannte Anschluss Österreichs und die Kulturpolitik. Hier liest man Wissenswertes zum Propagandaminister Goebbels, der einen gewaltigen Apparat aufbaute, mittels dem er die Kultur und die Medien lenkte. Auf welche Weise dies geschah, wird sehr gut erörtert. Über den Betrug von München wird man aufgeklärt. Hier geht es um die sogenannte "Appeasementpolitik" und ihre Folgen. Zudem berichtet Constanze Kindel ausführlich über die "Reichskristallnacht". Damals in der Nacht vom 9. auf den 10. November gingen die Nazis von der Verfolgung zur existentiellen Vernichtung über.

Juden, die das Land verlassen wollten, wurden zuvor seitens des Nazi-Staates ausgeplündert. Ende Oktober 1938 wurden 12 000 Juden polnischer Staatsangehörigkeit verhaftet und deportiert. Am 9. November dann kam es zu den unsäglichen Plünderungen.

Ich frage mich wie all die Aggressoren und Wegducker nach 1945 weiterleben konnten? Kann man Schuld so sehr verdrängen?

Der Sommer 1939 kommt zur Sprache, bevor man das Interview mit Richard J. Evans lesen kann. Hier beantwortet der Brite die Fragen, ob die gewöhnlichen Deutschen Komplizen oder Opfer waren, ob sie Krieg wollten und ob sie Adolf Hitler hätten stoppen können. Ganz zum Schluss wird mit Kurzbiografien von Wegbereitern, Förderern sowie Trägern des NS-Regimes aufgewartet und die Daten und Fakten der fokussierten Zeit aufgelistet. Auch nach diesen beiden hervorragenden Magazinen ist mir immer noch nicht klar, weshalb große Teile des Volks damals zu Psychopathen mutierten und nur wenige Menschen sich nicht in den Massenwahn hineinziehen ließen. Wäre es heute anders?

Ich befürchte nicht..... Sehr empfehlenswert.

Helga König

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