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Rezension: #Verbrecher, #Opfer, #Heilige - Eine Geschichte des Tötens- Klett-Cotta

Autor dieses Werks ist Prof. Dr. Peter Schuster. Er ist an der Universität in Bielefeld tätig und hat dort den Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit inne.

Das Buch befasst sich mit der Geschichte des Tötens und ist ein #Plädoyer gegen die #Todesstrafe und religiösen Fundamentalismus. 

Schuster hält fest, dass die Todesstrafe eine der sichtbarsten und intensivsten Ausdrucksformen staatlicher Herrschaft über Menschen ist. Obschon die Todesstrafe in über 100 Ländern dieser Erde abgeschafft ist, ist sie leider nach wie vor ein Thema. Wir werden diesbezüglich täglich in den Medien informiert.

Im 19. Jahrhundert noch waren Hinrichtungen öffentliche Veranstaltungen. Damit, so Schuster, war die Todesstrafe stets mehr als ein juristisches Problem. Sie diente der Machtdemonstration, Reinigung, Rache, Vergeltung, der Einschüchterung und als blutiges Spektakel. Stets war sie "eine religiöse oder quasi-religiöse Strafe, eine Etappe auf dem Weg zum irgendwie definierten Heil". 

Gezeigt wird in diesem Buch wie groß der religiöse Einfluss in der Geschichte des Tötens war. Er hat sich keineswegs nur auf die Sorge um das Seelenheil der Verurteilten beschränkt, sondern prägte auch die Gesetzgebung, die Ausgestaltung des Hinrichtungsrituals sowie dessen Legitimierung. 

Der Einleitung wurde ein Zitat von Camus vorangestellt. Es lautet: "In der Tat und Wahrheit ist die Todesstrafe durch die Jahrhunderte hindurch immer eine religiöse Strafe gewesen."Albert Camus, 1957. Dies  ist der Gedanke, der durch Fakten im Buch bestätigt wird. 

Bemerkenswerterweise waren in der vormodernen Blutjustiz die zum Tode Verurteilten zumeist keine Mörder, sondern Diebe. Diebstahl war ein Armutsdelikt und wurde besonders brutal geahndet. Darüber hinaus wurden Verstöße gegen die religiöse Ordnung strafmäßig sehr verfolgt. 

Man wird darüber aufgeklärt,  auf welche Weise Hinrichtungen zu einem religiösen Ritual wurden und wird ausführlich über die Arten der Tötungen informiert. Die Rede ist u.a. von solch perversen Todesstrafen wie dem Enthaupten, Rädern, Verbrennen und Vierteilen. 

Auch über Hinrichtungen von Frauen im Mittelalter liest man Aufschlussreiches und es wird sehr schnell klar, dass die Justiz, wie man sie heute noch im Orient erlebt, jener sehr ähnlich ist, die auch die Christen in Europa vor der Aufklärung als die richtige Methode im Umgang mit Regelbrechern ansahen. 

Erst wenn Humanismus und Aufklärung den Geist erhellen, wird die Todesstrafe weltweit dem Gestern angehören. Das sollte sich jeder bewusst machen und danach sein Handeln ausrichten.

Ein sehr aufschlussreiches Buch. 

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann  gelangen Sie zu Klett-Cotta und können das Buch bestellen. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.http://www.klett-cotta.de/suche?vt=Peter+Schuster&x=17&y=13

Rezension: Peter J. König: Die unheimlichen #Richter- Wie Gutachter die #Strafjustiz beeinflussen- #Rudolf_Egg- C. Bertelsmann

Der Autor Rudolf Egg ist als #Kriminalpsychologe ein renommierter Gerichtsgutachter, der in seiner langjährigen Karriere einen tiefen Einblick in die Strafjustiz erhalten hat. In seinem Buch: "Die unheimlichen Richter-Wie Gutachter die Strafjustiz beeinflussen", erschienen im C. Bertelsmann Verlag schildert er an Hand selbst erlebter Gerichtsverfahren sehr anschaulich, wie die Gutachten von gerichtsbestellten Gutachtern Einfluss auf das spätere Urteil der Richter haben können. 

Man benötigt keine juristische Ausbildung um den Ausführungen des Autors zu folgen. An Hand vieler Fallbeispiele demonstriert Egg welche Problematik für die Richterschaft bei Strafprozessen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Angeklagten und noch wichtiger, eventueller Zeugen besteht. Um dem Richter ein klareres Bild zu vermitteln, werden versierte Psychologen und Psychiater als Gutachter herangezogen, damit eine möglichst objektive Beurteilung der maßgeblichen Prozess-Beteiligten erreicht werden kann. 

Rudolf Egg will in seinem Buch zeigen, dass es sich hierbei nicht um eine Geheim-Wissenschaft handelt, gleichzeitig demonstriert er welchen Einfluss diese Gutachten auf die Entscheidungs-Findung bei den Richtern durchaus haben. Dass es so auch zu krassen Fehlurteilen kommen kann, erläutert der Autor auch an Hand von Aufsehen-erregenden Fällen, die in den letzten Jahren die Medien-Welt intensiv beschäftigt hat. 

Erinnert sei dabei an den Fall Mollath in Bayern, der geradezu einen Auflauf von Sympathisanten für das vermeintliche Justiz-Opfer hervorrief. Dass sich Gutachter auch maßgeblich irren können, macht der Autor hier ganz deutlich. Deshalb ist es so wichtig,  sehr behutsam mit allen Einschätzungen umzugehen, besonders dann, wenn eine Prognose auf das Verhalten eines Täters abgegeben wird, wie seine Chancen zur Resozialisierung zukünftig stehen. 

Dass ein Richter sein Urteil verständlicher Weise gerne auf die Analyse eines versierten Fachmannes stützt, oftmals auch gleich auf mehrere, ist sehr wohl nachzuvollziehen. Darauf folgt zwangsläufig gleich die Frage, wie steht es dann aber noch mit der Unabhängigkeit der Richter? 

Und sind es dann nicht oftmals die Gutachter, die das Urteil über den Angeklagten fällen? 

Auf all diese Fragen versucht Rudolf Egg eine fundierte Antwort zu geben. Er zeigt auf, wie viel Unvoreingenommenheit, Aufmerksamkeit und Menschenkenntnis erforderlich sind, um solch eine verantwortungsvolle Aufgabe im Sinne des Rechts zu bewältigen. Für alle interessierten Laien macht der Autor transparent, wie er in der Praxis an solche Gutachten herangegangen ist und welche Besonderheiten dabei jeweils zu beachten sind. Kaum jemand weiß besser als Rudolf Egg, dass es Fehleinschätzungen gibt. Deshalb nimmt sich der Autor vollkommen zurück, bei der Beurteilung von Kollegen, deren Gutachten zumindest dazu beigetragen haben, dass es zu Justiz-Skandalen gekommen ist, wie nachweislich in dem berühmten Fall Mollath. 

Justiz-Schelte und Kollegen-bashing ist nicht das Thema, das Rudolf Egg in seinem Buch "Die unheimlichen Richter" darstellen möchte. Ihm geht es in erster Linie darum,  einen Blick in die Welt der Rechtsprechung zu geben, hier der Strafjustiz, um allgemein verständlich zu machen, was passiert eigentlich zwischen Richtern, Gutachtern, Angeklagten und Zeugen. 

Dies ist dem Autor bestens gelungen, zumal er diese Kaste nicht über den grünen Klee lobt, sondern durchaus kritisch mit dem Gesamt-Komplex umgeht, eben wie ein unvoreingenommener Gutachter, dem es an Aufklärung gelegen ist. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Bertelsmannverlag und können das Buch dort bestellen.http://www.randomhouse.de/Buch/Die-unheimlichen-Richter-Wie-Gutachter-die-Strafjustiz-beeinflussen/Rudolf-Egg/e467749.rhd Sie können das Buch auch direkt bei Ihrem Buchhändler ordern.

Rezension: #Mythos_Redemacht- Eine andere Geschichte der #Rhetorik- Karl-Heinz Göttert, S.Fischer Wissenschaft

Prof. Dr. Karl-Heinz Göttert ist der Autor dieses breit angelegten Sachbuches, in dem er aufzeigt, dass der europäische Redner keine universelle, sondern eine historisch fixierbare Erscheinung verkörpert, mit klarem Start und durchgehender Tradition über bereits schon zweieinhalb Jahrtausende hinweg. 

Redekunst wurde in Griechenland ausgebildet zu einem Narrativ, in dem die Macht der Rede zu einem Mythos wurde.

Das Buch wiederlegt die Thesen vom Niedergang der Redekunst und den mangelnden Fähigkeiten der Redner. Es gibt sie noch immer, die große Rede mit sprachlicher Kunst und perfekter Präsentation. Die Wissenschaft hat sich mit dem theoretischen Aspekt der Rede ausgiebig befasst. 

Zwischenzeitlich gibt es eine perfekte Aufarbeitung der rhetorischen Fachliteratur von der Antike bis heute. Es ist möglich Redner und Reden europäischen Zuschnitts miteinander zu vergleichen, denn entscheidende Maßstäbe haben sich nicht verändert. Der Autor fragt, worin genau diese Maßstäbe bestehen, was das Spezifische ist, das sich abgrenzen lässt von anderen Kulturen, in denen europäische Redekunst aufgrund unterschiedlicher Erwartungen vermutlich ebenso wirkungslos wäre wie umgekehrt nichteuropäische bei uns? 

Fakt scheint zu sein, dass man dem folgt, den man anerkennt und Rede im Grunde sekundär ist. Es geht also um Autorität, die der Redner hat. Autorität gewinnt man, wenn man das Publikum versteht, dessen Gedanken aufnimmt und dabei mit argumentativen und sprachlichen Mitteln arbeitet, die beeindrucken. Bei der Redekunst geht es offenbar um vorzeigbares, vorgezeigtes Können, so der Autor.

Glaubwürdigkeitslücken werden beispielsweise durch Ästhetik überdeckt, zumindest in Europa. Glaubt man Göttert, scheint die Macht der Rede von Anbeginn an eine durchsichtige Konstruktion gewesen zu sein, die der Idee des Überwältigens durch (Anwendung von) Kunst folgte. Dieses Konzept europäischer Redekunst hat offenbar immer noch Erfolg. 

Der Autor stellt im Buch Reden in interessanten Paarungen (Meister Eckhart und Johann Christoph Gottsched, Cicero und Rosa Luxemburg oder Perikles und Richard von Weizäcker) nebeneinander und verleiht der Geschichte der Rhetorik eine neue Perspektive. Dazu gibt es eine Fülle von lehrreichen Exkursen, z.B. zu Platons Kritik an der Rhetorik, zur Größe der Rede oder zu Charisma.

Wer sich in Sachen Rhetorik kundig machen möchte, sollte dieses aufschlussreiche Buch lesen, das ein Kompendium rednerischen Geheimwissens darstellt und uns Redner aus völlig neuer Perspektive betrachten lässt.

Empfehlenswert

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu den S Fischer Verlagen und können das Buch dort bestellen. Sie können es aber auch  direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.http://www.fischerverlage.de/buch/mythos_redemacht/9783100265319

Rezension: Weil es um die Menschen geht- #Kilian_Kleinschmidt-# Econ

Kilian Kleinschmidt, der Autor dieses Buches,  lebt heute als Berater, globaler Netzwerker und Gründer der Organisation "Innovation an Planning Agency" mit seiner Familie in Wien. Zuvor hat er jahrelang als Nothelfer für das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) gearbeitet und war u.a. in Sri Lanka, im Kosovo, in Somalia, im Kongo, in Kenia, in Ruanda und im Süd-Sudan tätig. Kleinschmidt leitete zudem "Zaatari",  das größte Lager für syrische Flüchtlinge an der syrisch-jordanischen Grenze. 

Während ich das Buch las, fragte ich mich immer wieder, wie es für Kilian Kleinschmidt möglich ist, all diese entsetzlichen Eindrücke, die er im Buch beschreibt, zu verarbeiten. Zunächst analysierte ich den Bildteil, der den aufmerksamen Beobachter mit diesem Alpha-Mann visuell vertraut macht und fand auf der letzten Seite die Antwort: "Es ist mein Traum, dass wir kollektiv begreifen, dass alle Menschen, die heute auf der Flucht sind, in Slums vegetieren, keine Arbeit haben oder auf dem Land versklavt werden, aus ihrem menschenunwürdigen Leben mit dem, was die Welt an Ressourcen schon besitzt, leicht herausgebracht werden können und müssen. Es geht um unser gemeinsames Überleben und unsere gemeinsamen Werte."  Dieser Mann hat also eine Vision und die Kraft sie umzusetzen. Das ist Motor genug, um all die schlimmen Eindrücke zielführend zu verarbeiten.

Eine Rezension zu seinem Buch zu schreiben, in dem man immer wieder Bezug auf die Inhalte nimmt, ist fast unmöglich, denn  in diesem autobiografischen  Werk  mit dem Titel "Weil es um die Menschen geht" wird man in sehr dichter Form mit den Erinnerungen eines Menschen konfrontiert, der Zehntausende von Hutu aus dem Regenwald rettete, die Flüchtlingsrückkehr im Kosovo koordinierte sowie nicht zuletzt das syrische Flüchtlingslager "Zaatari" befriedete und viele andere Meisterleistungen auf humanitärer Ebene erbrachte,  dass man einfach nur staunen kann über die Power dieses wirklich mutigen und dabei beeindruckend klugen Mannes.

Kleinschmidts Vater war Hochschullehrer in Frankfurt und später in Köln. Nichts deutete in der Kindheit und Jugend des Autors darauf hin, dass er nach dem Abitur, anstelle zu studieren, zunächst Ziegenkäsebauer und Dachdecker in den Pyrenäen werden würde. Doch gewiss hat sein humanistisch geprägtes, familiäres Umfeld die Basis dazu geliefert, dass er später zu einer Person wurde, die anstelle Krisen auszulösen,  sich zum Experten entwickelte, diese zu managen. 

Im Buch beschreibt Kleinschmidt zunächst seine Jahre in den Pyrenäen, erwähnt auch seine Beziehungen zu den Menschen dort und wie es dazu kam, dass er schließlich als Krisenhelfer an den Brennpunkten der Welt tätig wurde. So war er u.a. zweimal in Mogadischu, zuletzt von 2012 bis 2013 als Stellvertretender humanitärer Koordinator für ganz Somalia und auch als Sicherheitskoordinator der Vereinten Nationen für Mogadischu im Einsatz. Der Nothelfer  schreibt von Millionen von Vertriebenen dort und an vielen anderen Orten dieser Welt, berichtet vom Selbstfindungsprozess in verschiedenen Länder, die vormals Kolonialstaaten waren, der gegenseitigen Ausbeutung, die zu gewaltsamen Perioden führte und es wohl immer noch tut. 

Er berichtet weiter von  den Monaten in Ruanda, von den Hutus, die er rettete und hier auch liest man: "Immer wieder hatte ich Massen von Menschen gesehen, die versuchten auf irgendeine Weise zu überleben. Die Angst stand ihnen in den Augen, die Angst vor dem Tod." 

Man erfährt von Mädchensoldaten bei den Tamil Tigers und in diesem Zusammenhang macht Kleinschmidt begreifbar, dass Kinder benutzt werden für Ideologien, weil sie noch nicht verstehen. 

Überall hat der heutige globale Netzwerker  mit Menschen gesprochen und sich ein Bild gemacht, hat tausend Gefahren durchlebt, wie kein Anderer Flüchtlingselend gesehen. Er schreibt über seine Aktivitäten in Zaatari, dem Ort, der viele Geschichten zu erzählen hat: "Die Geschichte des Krieges und der Menschen aus Syrien, die Geschichte der Helfer und Mühen, eine solche Situation in den Griff zu bekommen; und dann das große Thema: die Art und Weise, wie man mit Menschen umgeht und wie man im 21. Jahrhundert humanitäre Hilfe und Flüchtlingslager innovativer gestalten kann." 

Kleinschmidt weiß aufgrund seiner Erfahrungen, dass Milliarden Menschen unter unwürdigen Bedingungen leben, weil sie durch Klimawandel, Umweltschäden, Verschmutzung, Armut und brutalste Ausnutzung durch skrupellose Industrielle und Großgrundbesitzer ausgebeutet und vertrieben worden sind. Er weiß auch, dass es diese Menschen sind, denen wir, wenn sie fliehen, beim Ertrinken auf dem Mittelmeer zuschauen. 

Für Kleinschmidt ist klar, dass Menschen, die aufgrund von Armut, Ausbeutung und fehlenden Menschenrechten die Flucht ergreifen, Grund genug haben, genau dieses zu tun und es keineswegs eines Krieges bedarf, um sich mit ihnen solidarisch zu erklären. 

Wie der Autor konstatiert, werden Flüchtlinge als Sklaven gehandelt, als Kinder verkauft und Vergewaltigung sei eher die Regel als die Ausnahme. Flüchtlinge erstickten in Containern, ertrinken und verdursten und Menschenhändler machen Millionen mit ihnen. Bei all dem schaut die moderne Gesellschaft zu. 

Die traditionelle humanitäre Hilfe könne ihre Grundaufgabe, Leben zu retten, nicht mehr für alle, die sie benötigen, erfüllen. 

Leider sei die humanitäre Hilfe zu einem gigantischen Geschäft geworden. Amerikanische und europäische Charity-Organisationen kämpften nur noch um ihre Marktanteile. Der Mensch und seine Würde werde selten in den Mittelpunkt gestellt, stattdessen werde die Not als Ware verkauft. 

Diese Realität und die Tatsache, dass die Hilfsorganisationen der UNO kein eigenes Geld besitzen und dass sich bestimmte Flüchtlinge und bestimmte Krisenherde besser verkaufen als andere, stimmt mehr als nachdenklich.   

Wenn sie wissen möchte, welche neuen Perspektiven die humanitäre Hilfe im 21. Jahrhundert bietet, dann lesen Sie bitte dieses analytische und dabei zutiefst berührende Buch. Der Troubleshooter Kilian Kleinschmidt zeigt neue Wege auf. Diese  zu gehen, kann nur klug sein. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link,  dann gelangen Sie zu Econ und können das Buch, dort bestellen. Sie können es aber auch direkt bei ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.http://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/buch/details/weil-es-um-die-menschen-geht-9783843711487.html

Rezension: Peter J. König: 1945- Niederlage und Neubeginn- Edition Lingen Stiftung

Die Edition Lingen-Stiftung ist dafür bekannt, dass sie immer wieder zeitgeschichtliche Themen analysiert und in Buchform veröffentlicht. Bei dem hier vorliegenden Werk, dessen Herausgeber der 1952 in Münster geborene Historiker Ernst Piper ist, geht es, wie der Titel es bereits aufzeigt, um die Niederlage und den Neubeginn Deutschlands. 

Beginnend mit dem Jahr 1939 wird die Geschichte des "Dritten Reiches" über die Kapitulation am 8. Mai 1945 und dem Ende der Hitler Diktatur, den ersten Nachkriegsjahren mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland bis hin zum Ende des Jahres 1949 beleuchtet. Weltpolitisch ist diese Ära von entscheidender Bedeutung, markiert sie nicht nur das Ende des Zweiten Weltkrieges mit all seinen Folgen, wie die Teilung in Ost und West mit den geo-politischen Einfluss-Sphären der USA und der Sowjet-Union, in diese Zeit fällt auch der Kalte Krieg mit der Spaltung Europas.

Deutschland ist geprägt von der Herrschaft der Besatzungsmächte, der Berlin-Blockade, den Kriegsverbrecher-Prozessen und der Gründung der beiden deutschen Staaten. International stehen solche weltbewegenden Ereignisse wie die Bürgerkriege in Griechenland und China, die Gründung des Staats Israel, ebenso die Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien und die Staatsgründung Indiens auf dem indischen Subkontinent im Focus.

All diese Ereignisse haben unmittelbaren Einfluss auf das heutige Zeitgeschehen, deshalb ist es eminent wichtig, hierüber fundiertes Wissen zu erlangen. Damit dies gewährleistet ist, hat sich der Herausgeber Ernst Piper neben seinen eigenen Beiträgen die Mithilfe von 12 weiteren sehr kompetenten Wissenschaftlern gesichert, die jeweils in eigenen Beiträgen die besonderen Problematiken dieser Zeit beleuchten.

Um vorab einen ersten Eindruck zu vermitteln, hier nun ein Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis, wobei es sich jeweils um die Oberbegriffe handelt, die dann im Buch durch viele Einzel-Beiträge der mitwirkenden Autoren ausgestaltet werden.

Die Themenkreise sind:
Einführung
Besatzungsherrschaft
Neue Grenzen und zwei deutsche Staaten
Auf dem Weg in die Bundesrepublik
Krieg – Bürgerkrieg – Unabhängigkeit
Ausblick

Wieviel Fachwissen hier versammelt ist, zeigt die Namensliste der renommierten Autoren, die da sind:
Jörg Becken
Wolfgang Benz
Ralf Fücks
Gerd Hankel
Manfred Jehle
Lars-Broder Keil
Sven Felix Kellerhoff
Silke Kettelhake
Christopher Kopper
Ernst Piper
Heinz A. Richter
Axel Schildt
Michael Schwartz

Das Werk "1945 Niederlage und Neubeginn" aus der Edition Lingen-Stiftung informiert nicht nur sehr profund mit seinen textlichen Beiträgen, die Anschaulichkeit des Zeitgeschehens wird auch durch eine Fülle von Bildern, Karten und Tabellen dargestellt. So gelingt es einen sehr anschaulichen Gesamtüberblick über diese an politischen Ereignissen so entscheidende Zeit im 20. Jahrhundert zu erlangen. Dass die Gestaltung des Buches die Neugierde und das Interesse des Lesers weckt, spricht besonders für die Ausgaben der Edition Lingen-Stiftung. Dabei eignen sie sich bestens auch als Nachschlage-Werke, wenn das Eine oder das Andere einmal in Vergessenheit geraten sein sollte.

Sehr empfehlenswert

Peter J. König

Im Fachhandel erhältlich
ISBN 978-3-945136-20-1

GEO-Epoche, Nr. 58: Deutschland unter dem Hakenkreuz, Teil. 2: 1937-1939: Hitlers Weg in den Krieg. (Broschiert)

GEO EPOCHE Nr. 58 thematisiert die Jahre 1937-1939 in Deutschland. Im Rahmen von 11 Beiträgen unterschiedlicher Autoren, darunter ein Interview mit dem Historiker Richard J. Evans und viele Fotos, gewinnt man einen sehr guten Eindruck von den Aktivitäten der braunen Kohorte, die damals zum 2. Weltkrieg geführt haben.

Das Magazin beginnt mit einer Bilddokumentation. Hier wird eingangs nochmals darauf hingewiesen, dass dieses Pack innerhalb von nur vier Jahren den Rechtsstaat durch Terror und Willkür ersetzten, Juden und politische Gegner verfolgten und ermordeten und den Versailler Vertrag brachen. Aufgrund der Gleichschaltung war die Geisteshaltung der Nazis in alle Lebensbereiche eingedrungen und bestimmte das Denken eines großen Teils der Bevölkerung.

Die Entrechtung der Juden verstärkte sich 1938 abermals und mündete in antisemitische Pogrome. Bereits in der Bilddokumentation wird auf die Arbeitssklaven der Nazis hingewiesen, die von ihnen gnadenlos ausgebeutet wurden.

Mathias Mesenhöller geht der Frage nach, weshalb sich so wenig Widerstand gegen das Regime regte, obschon die millionenfachen Naziverbrechen bekannt waren. Ich empfehle den Beitrag "Verführung und Gewalt" aufmerksam zu lesen, denn er ist sehr aufschlussreich. Der Analyse stimme ich vollkommen zu. Christoph Kucklick schreibt über den Angriff auf das baskische Städtchen Guernica am 26. April 1937. Die Nazis unterstützten den Spanischen Bürgerkrieg und hier die Truppen unter dem Putsch-General Fransisco Franco. Wissen muss man, dass weder Spanien noch die anderen europäischen Länder, die damals rechten Diktatoren zum Opfer fielen, eine solche Zerstörungswut und Aggressivität an den Tag legten, wie die Nazi-Deutschen.

Der Größenwahn Hitlers zeigte sich besonders deutlich in den Plänen, die er seitens Albert Speer für Berlin entwerfen ließ. Erwähnt werden im Zusammenhang mit dem Größenwahn auch das Seebad Prora, ein viereinhalb Kilometer langer Hotelkomplex an der Ostsee und die sogenannten Ordensburgen. Die vielen Großvorhaben plus die Milliarden, die für das Militär ausgegeben wurden, mussten finanziert werden. Da es mit eigener Kraft nicht funktionieren konnte, plante man andere Völker auszurauben. Allen voran die Juden.

6 Millionen Juden wurden aufgrund des vom Hass gespeisten Größenwahns ermordet.Die antisemitische Ideologie diente der Habgier der Nazis.

Johannes Strempel berichtet über den Obersalzberg. Der dortige "Berghof" im Berchtesgadener Land war Hitlers zweiter Regierungssitz. Auf dem Obersalzberg lebten auch seine Günstlinge, allen voran der Architekt Albert Speer und nicht zu vergessen seine 23 Jahre jüngere Geliebte Eva Braun. Wie man erfährt war der "Heilige Berg" das "Sehnsuchtsziel" eines pseudoreligiösen Hitlerkultus.

Weitere Themen sind der so genannte Anschluss Österreichs und die Kulturpolitik. Hier liest man Wissenswertes zum Propagandaminister Goebbels, der einen gewaltigen Apparat aufbaute, mittels dem er die Kultur und die Medien lenkte. Auf welche Weise dies geschah, wird sehr gut erörtert. Über den Betrug von München wird man aufgeklärt. Hier geht es um die sogenannte "Appeasementpolitik" und ihre Folgen. Zudem berichtet Constanze Kindel ausführlich über die "Reichskristallnacht". Damals in der Nacht vom 9. auf den 10. November gingen die Nazis von der Verfolgung zur existentiellen Vernichtung über.

Juden, die das Land verlassen wollten, wurden zuvor seitens des Nazi-Staates ausgeplündert. Ende Oktober 1938 wurden 12 000 Juden polnischer Staatsangehörigkeit verhaftet und deportiert. Am 9. November dann kam es zu den unsäglichen Plünderungen.

Ich frage mich wie all die Aggressoren und Wegducker nach 1945 weiterleben konnten? Kann man Schuld so sehr verdrängen?

Der Sommer 1939 kommt zur Sprache, bevor man das Interview mit Richard J. Evans lesen kann. Hier beantwortet der Brite die Fragen, ob die gewöhnlichen Deutschen Komplizen oder Opfer waren, ob sie Krieg wollten und ob sie Adolf Hitler hätten stoppen können. Ganz zum Schluss wird mit Kurzbiografien von Wegbereitern, Förderern sowie Trägern des NS-Regimes aufgewartet und die Daten und Fakten der fokussierten Zeit aufgelistet. Auch nach diesen beiden hervorragenden Magazinen ist mir immer noch nicht klar, weshalb große Teile des Volks damals zu Psychopathen mutierten und nur wenige Menschen sich nicht in den Massenwahn hineinziehen ließen. Wäre es heute anders?

Ich befürchte nicht..... Sehr empfehlenswert.

Helga König

Rezension: Peter J. König- Inside IS- 10 Tage im "Islamischen Staat“ , Jürgen_Todenhörfer, C. Bertelsmann

Zweifellos hat Jürgen Todenhofer mit seinem neuen Buch Inside IS – 10 Tage im "Islamischen Staat" ein nicht nur spektakuläres Buch verfasst, sondern auch ein erkenntnisreiches. Als erster westlicher Journalist hat der Publizist, der bereits seit vielen Jahrzehnten in der islamischen Welt recherchiert, er war unter anderem in Afghanistan bei den Taliban und ist mit ihnen durch die Kampfgebiete gezogen, nachdem die Russen das Land besetzt hatten, es geschafft, mit offizieller Erlaubnis die eroberten Gebiete des sogenannten IS in Syrien und im Irak zu besuchen, um eine Reportage von dort anzufertigen. 

Begleitet wurde er bei diesem mehr als lebensgefährlichen Unterfangen von seinem Sohn Frederic und dessen Freund Malcom. Internationale Journalisten hat es schon einige gegeben, die inkognito auf dem eingenommenen Territorium des "IS" versucht haben, über die dortige Situation zu berichten. Einige von ihnen wurden hingerichtet, indem man ihnen die Köpfe abgeschlagen hat, andere warten noch auf ihr zweifelhaftes Schicksal, ebenfalls enthauptet zu werden oder vielleicht doch durch eine hohe Lösegeldsumme frei zu kommen. 

Dies alles war Jürgen Todenhöfer sehr bewusst, als er den Entschluss fasste, ein solches journalistisches Unternehmen zu starten. Ihm war aber auch klar, dass nur eine Reise in die "IS-Gebiete" tatsächliche Erkenntnisse bringen, wie es mit dem Phänomen "Islamischer Staat" bestellt ist, und wie es sein kann, dass in so kurzer Zeit solche militärischen Erfolge erzielt werden konnten, trotz zahlenmäßiger und militärtechnischer Unterlegenheit, und wie dieses neue "Staatsgebilde" rein praktisch funktionieren soll, trotz verstärkter Luftangriffe der Amerikaner und der syrischen Luftwaffe. 

Weiterhin wollte Jürgen Todenhöfer wissen, warum der "IS" eine solche Anziehungskraft für viele jungen Menschen aus Europa, Russland und der übrigen Welt besitzt, die als Jihadisten sich dem "IS" angeschlossen haben, um auf blutigste Weise dort zu kämpfen und auch zu sterben. Wie es Todenhöfer und seinen Begleitern überhaupt gelang mit entscheidenden Personen des "IS" in Kontakt zu treten und darüber hinaus eine offizielle Einladung zum Besuch in den besetzten Gebieten in Syrien und dem Irak zu bekommen, dies schildert das Buch eindrucksvoll. 

Als die Reise dann auch tatsächlich beginnt, wird es durchaus dramatisch, denn Todenhöfer konnte niemals sicher sein, was die Garantien der Führungsebene des "IS" tatsächlich wert waren. Schließlich hat sich der Mut und die Neugierde der drei Journalisten gelohnt, denn so authentisch hat noch kein Medienvertreter aus dem Innern des "IS" berichtet, eine derartige genaue Recherche war bisher niemanden gelungen. 

Todenhöfer, der ehemalige Richter und Bundestagsabgeordnete ist kein Kriegsbericht-Erstatter, obwohl er sich schon oft in Kriegs-und Aufständigen- Gebieten aufgehalten hat. Ihn interessieren die Voraussetzungen der Konflikte, ihre Brutalitäten und wie diese sich auf die geschundenen Menschen auswirken. Als Humanist versucht er selbst Hilfe zu leisten, sowohl auf medizinisch-technischer Ebene durch Hilfsorganisationen, als auch auf diplomatischer, indem er sich an die Regierungen wendet. 

Seine Intension ist die Wahrheit zu recherchieren und zu publizieren, wobei er auch ständig heftigen Gegenwind erhält im In- und Ausland, je nach seinen Erkenntnissen. Deshalb treibt ihn auch immer wieder die Frage um, wie es sein kann, dass der "IS" im Namen Allahs und des Islam eine solche blutige und grausame Spur nach sich zieht, und ob da nicht gezielte Propaganda mit im Spiel ist. Dies versucht Todenhöfer vor Ort in langen Gesprächen mit "IS-Vertretern" herauszufinden, zumal er diese immer wieder auf die friedlichen Absichten des Korans hinweist. 

Inside IS- 10 Tage im "Islamischen Staat", erschienen im C. Bertelsmann Verlag ist ein erkennisreiches, aber auch sehr nachdenkliches Buch, auch weil Jürgen Todenhöfer auf Grund seiner über fünfzig-jährigen Erfahrung mit islamischen Staaten alles andere als in westlich eingefärbten Kategorien denkt. 

Sein Credo ist die Mitmenschlichkeit und wenn diese verletzt wird, scheut er sich nicht dieses anzuprangern, von welcher Seite auch immer. Für den Mut hautnahe Erkenntnisse des "IS" zu recherchieren, gebühren ihm, seinem Sohn Frederic und dessen Freund, der nicht erkannt werden will und deshalb das Pseudonym Malcom gewählt hat, höchsten Respekt und Anerkennung, haben die drei doch erstmalig belegbare Beweise über die Vorgehensweise und das Leben unter "IS" erbracht und aufgezeigt. 

Das Buch hilft etwas Licht in das Phänomen "IS" zu bringen. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Bertelsmann-Verlag und können das Buch dort direkt bestellen. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.http://www.randomhouse.de/Buch/Inside-IS-10-Tage-im-Islamischen-Staat/Juergen-Todenhoefer/e487332.rhd


Rezension: Im Namen der #Menschlichkeit- Rettet die #Flüchtlinge! #Heribert_Prantl #Ullstein Streitschrift

Kürzlich habe ich auf Twitter einen Tweet des Ullstein-Verlags verlinkt. Es handelte sich dabei um ein Zitat aus dem vorliegenden Büchlein, ganz konkret um den letzten Absatz. Dort ist zu lesen: „Es ist Zeit, sich auf Sankt Martin zu besinnen, einen der Schutzheiligen Europas. Es ist Zeit, die Klöster und Kirchen für Flüchtlinge aufzumachen, es ist Zeit, die Herzen für Schutzsuchende zu öffnen und die Haushaltspläne aufzustocken: Es ist Zeit, die Globalisierung der Gleichgültigkeit zu beenden."

Die Publikation erschien am 29. Mai 2015. Zwischenzeitlich hat sich viel ereignet. Der Papst hat mittlerweile jede Pfarrei, jedes Ordenshaus und jede Wallfahrtsstätte in Europa aufgefordert, eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen. Doch dies kommt letztlich nur einem Tropfen auf einen heißen Stein gleich. Viele Menschen haben die Herzen für Schutzsuchende hierzulande mittlerweile geöffnet und dies ist auch bitter notwendig, wenn man sich die derzeitige Flüchtlingslage vor Augen führt. Bald wird es herbstlich kühl in Europa. Was dies für die Flüchtlinge heißt, dürfte jedem klar sein. Nun müssen wir verstärkt an die Flüchtlingsursachenbekämpfung denken und gleichzeitig Unterkünfte bauen für all jene, die alles verloren haben und hier bei uns derzeit zum Teil in Zelten wohnen.  

"Zur Flüchtlingsursachenbekämpfung gehört eine restriktive Waffenexportpolitik und eine neue Handelspolitik." Das schreibt Heribert Prantl in seinem Plädoyer gegen die Abschottung Europas und für ein radikales Umdenken in der flüchtlings- und Einwanderungspolitik. 

Heribert Prantl hat Rechtswissenschaften Geschichte und Philosophie studiert. Er leitet seit 1995 das Ressort Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung und ist seit 2011 dort Mitglied der Chefredaktion. 

In seinem brillanten Text erinnert er zunächst an die "Internationale" und hier an die Anfangszeile, in der von den "Verdammten dieser Erde"  die Rede ist. Heute seien die Verdammten dieser Erde die Flüchtlinge, die vor Bürgerkrieg und Folter, vor Hunger und absoluter Armut fliehen. Wie Prantl unterstreicht, sind sie ausgeschlossen aus der Welt, "in der ein Fünftel der Weltbevölkerung vier Fünftel der Reichtümer verbraucht."

Der Autor schreibt und wir erleben dies in Fernsehberichten mittlerweile täglich, dass die Europäische Union versucht, von der Not unbehelligt zu bleiben. Es funktioniert aber nicht mehr. Da werden Grenzen mit einem Netz von Radaranlagen und Satelliten gesichert, durch die Grenzschutzagentur "Frontex" Flüchtlinge abgedrängt und mittels einer Mauer aus Paragraphen alles versucht, um Flüchtlinge wieder nachhause zu schicken. 

Der Autor erläutert das sogenannte "Dublin-System", wonach derjenige Staat, den der Flüchtling auf seiner Flucht nach Europa als Erstes betreten hat, für das Asylverfahren und die Aufnahme des Flüchtlings zuständig sei. Es liegt auf der Hand, dass dieses System erfunden worden ist, um die "Flüchtlingslasten" auf die Randstaaten der EU abzuwälzen. Dieses System funktioniert mittlerweile aber offenbar nicht mehr aufgrund der Massen an Flüchtlingen und Vertriebenen. 

Prantl nennt das Dublin-System zu recht "ein schweinisches System", weil es ein Aufruf zu möglichst brutaler Flüchtlingsabwehr sei. Die Rettungsinsel Lampedusa kommt zur Sprache und es wird auch erwähnt, dass in einer einzigen Woche im April 2015 über 1000 Menschen im Mittelmeer ertranken. Es waren Bootsflüchtlinge auf dem Weg nach Europa, erfroren und ertrunken "in der Kälte der europäischen Flüchtlingspolitik"

Der Jurist Heribert Prantl schreibt: "Der Tod der Flüchtlinge ist ein Teil der europäischen Abschreckungsstrategie. Die Europäische Union tötet. Sie tötet durch Unterlassen, durch unterlassene Hilfeleistung."

Ist Europa eine Festung? Offenbar wurde sie es, nachdem man sich vor dem Überlebenstrieb der Flüchtlinge zu fürchten begann. 

Es führt zu weit, im Rahmen der Rezensionen sich weiter in Einzelheiten dieser Streitschrift zu vertiefen. Tatsache ist, die flüchtlingsarme Zeit in Deutschland ist nun vorbei. 

Ich stimme Prantl zu, wenn er schreibt, "Zur Flüchtlingsursachenbekämpfung gehört eine restriktive Waffenexportpolitik und eine neue Handelspolitik"  und empfehle jedem sich mit den sechs Punkten einer neuen europäischen Flüchtlings- und Asylpolitik im Buch zu befassen, hauptsächlich die zuständigen Politiker. Sie finden dieses 6 Punkte- Programm auf den Seiten 24 ff des Manifests. 

In Punkt 6 geht es dabei um Flüchtlingskinder. Wie Prantl unterstreicht, verstößt der derzeitige Umgang mit Flüchtlingskindern massiv gegen die UN Kinderrechtskonvention als in Deutschland und Europa geltendes Recht. Darüber muss geredet werden, nicht nur am bevorstehenden #Weltkindertag.

Ich stimme Heribert Prantls analytischen Betrachtungen in seinem Büchlein völlig zu und auch seinen Vorschlägen wie man die derzeitigen Probleme bewältigen kann. 

Die Streitschrift sollte möglichst von vielen Menschen  gelesen werden, denn sie schafft Bewusstsein. Dass es daran leider mangelt,  erlebt man täglich,  nicht nur wenn man  Statements im Internet liest.

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Ullstein-Verlag und können das Buch bestellen http://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/buch/details/im-namen-der-menschlichkeit-9783550081262.html. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Geo Epoche Nr. 74- Das Britische Empire 1815- 1914

Das vorliegende Geomagazin dokumentiert, wie eine kleine Inselnation bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Viertel der Erde und der Menschheit zu unterwerfen vermochte und berichtet von der Entstehung jener globalisierten Welt, in der wir heute noch leben. 

Das Magazin enthält 13 Beiträge unterschiedlicher Autoren. Kartenausschnitte und viel Bildmaterial dienen zur Illustration und zum besseren Verständnis der eloquenten Texte. 

Zunächst wird man über den Aufstieg des Imperiums unterrichtet. Bis 1733 entstanden nach und nach 13 Kolonien, von New Hampshire bis Georgia. Es war König Jakob I. , der Virginia zur Kronkolonie erklärte, d.h. sie zu einem direkt dem Monarchen unterstellten Territorium machte, das von einem Gouverneur verwaltet wurde. 

Man erfährt wie sich im Jahr 1600 etwa 100 Kaufleute zu einer Aktiengesellschaft zusammenschlossen. Diese "East India Company" erhielt einen Freibrief seitens Elisabeth I. Er ermöglichte es,  Handel mit Indien als auch mit Ost- und Südostasien zu betreiben. Die Anteilseigner teilten sich Kosten und zukünftige Gewinne. Weil das Handelsmonopol staatlich war, erhofften sich die Aktionäre ein vermindertes Risiko. Sehr rasch stieg die East India Company zur erfolgreichsten Aktiengesellschaft in England auf. 

Nachdem Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und dem Verlust der dortigen Kolonien wurde Indien zur bedeutendsten Kolonie Englands. Ab 1858 übernahm die britische Krone die Administration auf dem Subkontinent. Anhand einer Karte kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie groß das britische Weltreich dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts- auf dem Gipfel seiner Macht- war. London beherrschte über 400 Millionen Menschen, das heißt ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung und ein Gebiet, das 100x so groß war wie das Mutterland. 

Man erfährt Näheres über den Abenteurer Sir Thomas Stamford Raffles, der von einem malaiischen Sultan das Recht erhielt, ein im Piratennest einen Handelsposten zu gründen. Daraus entstand die Drehscheibe im Gewinn einbringenden Warenverkehr mit den Schätzen des Ostens und damit eine bedeutende Grundlage für den Aufstieg des Empire zum größten Weltreich. 

Äußerst spannend zu lesen ist der Beitrag mit dem Titel "Rebellion auf der Zuckerinsel" von Christina Schneider. Es geht dabei um die Zuckerrohrplantagen Jamaikas, wo Sklaven für den Reichtum britischer Pflanzer schufteten. Viele der Sklaven starben bereits bei Ankunft. 1831 dann erheben sich die Zwangsarbeiter gegen ihre Ausbeuter. Es war nicht zuletzt Jamaika, das das Empire reich machte. 

Es führt zu weit,  alle Beiträge hier zu streifen. Nennen möchte ich den Beitrag von Reymer Klüver, der den Titel trägt "Die Drogenhändler ihrer Majestät". Es geht um britische Kaufleute, die von Indien aus tonnenweise Opium nach China schmuggeln, was zu einer vorteilhaften Handelsbilanz des Vereinigten Königreichs führte. Kaum vorstellbar: 1850 werden mehr als 50 000 Kisten Opium nach China verbracht. Dort hat die Droge allerdings verheerende Folgen für die Menschen. Doch was zählt schon der Mensch, wenn es um Profit geht?

Man liest von  aufregenden Ereignissen auf Borneo und von anderen in Australien, das seitens der Briten seit 1788 als Strafkolonie genutzt wurde.  Auch über die Weltausstellung 1851 in London   wird man unterrichtet. Es war übrigens die erste Ausstellung dieser Art. Eröffnet wurde sie von Queen Victoria und ihrem Gatten Albert. 

Mehr erfährt man u.a. über Cecil Rhodes, dem Diamantenkönig, der in Afrika ein eigenes Reich besaß: Rhodesien. Das Gebiet befand sich nördlich des britischen Kolonialbesitzes und gehörte vormals afrikanischen Stämmen. 

Ausbeutung, Diebstahl und Raub hatte alle überall Methode. Dadurch wurden die Briten reich, aber die Menschen in den ausgebeuteten Ländern konnten sich nicht entwickeln. Die äußerst miesen Methoden schnell reich zu werden, sah in anderen Ländern Europas, die Kolonien besaßen,  nicht wesentlich anders aus. 

Dass heute Flüchtlingsströme aus vormaligen Kolonien  Europa zu überfluten drohen, wundern nicht, sobald dem Beobachter bewusst wird, was sich im Laufe der Geschichte ereignet hat. Ein Blick auf die Karte, wo auch die Kolonien anderer europäischer Länder eingezeichnet sind, verdeutlicht, dass das Gesetz der Resonanz nun zu wirken beginnt. Das ist die Folge der Ausbeutung, die nun ihren Tribut fordert, den man ohne zu Murren entrichten sollte. Der faire Ausgleich gebietet dies.

Empfehlenswert. 

Helga König

Rezension: Gefährliche Bürger- Die neue Rechte greift nach der Mitte- Liane Bednarz- Christoph Giesa- Hanser

Die Autoren dieses Buches sind die Juristin und Publizistin Liane Bednarz und der Publizist und Strategieberater Christoph Giesa. Sie befassen sich mit einer Thematik, die uns vermutlich allen in nächster Zeit noch viel Kopfzerbrechen bereiten wird. Dabei machen sie bereits im Klappentext deutlich, was ihr Hauptanliegen ist:

"Rechte Umtriebe in der Kirche und Medien. Gewalt gegen Minderheiten. Offener Hass gegen Politiker und Journalisten in Leserbriefen. Die Entwicklungen erinnern immer mehr an die 1920er, als rechte Intellektuelle die Weimarer Demokratie attackierten. Menschenfeindliche Agitation ist längst wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wir dürfen dem empörenden Treiben nicht länger zusehen, sondern müssen ihm entgegentreten!“

Wie wahr!

Das aufklärerische Werk ist in drei große Teile untergliedert. Bereits in der Einleitung lässt das Autorenteam die Leser wissen, was ihnen auf den Nägeln brennt. Es ist nicht zuletzt die Frage: "Ist das, was lange ganz rechts außen gärte, in der Mitte der Gesellschaft angekommen, salonfähig geworden?"

Wer sich im Internet mit wachen Augen durch die sozialen Netzwerke bewegt, wird gewiss schon auf rechtslastige Texte gestoßen sein und sich gewundert haben, dass diese zum Teil von bis dato eher unverdächtigen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft verfasst worden sind. Neuerdings muss man sich seine Follower oder FB-Freunde wohl genauer ansehen, wenn man nicht Gefahr laufen möchte, mit rechtslastigen Personen in Verbindung gebracht zu werden. Ich spreche aus eigener Erfahrung und war schon einige Male verblüfft über das Gedankengut, das oberflächliche Internetbekanntschaften plötzlich in öffentlichen Beiträgen offenbarten und mich zum sofortigen Abbruch des Kontakts veranlasst haben.

Wie die Autoren schreiben, sei die AfD nur das sichtbarste Symptom einer nach rechts driftenden, sich radikalisierenden Mitte, die dies noch nicht einmal bemerke. Die beiden Verfasser nennen viele Autoren und Journalisten beim Namen, die sich in jüngster Zeit wenig liberal in ihren Texten geäußert haben.

Aufgeklärt wird man über das Phänomen des Hasses, der der Attitüde der neuen Rechten innewohnt. Offensichtlich ist der anonyme Hass mittlerweile dem offenen Hass gewichen. Angeheizt von bürgerlich wirkenden Ideologen erlebt man nun hierzulande islamphobe Proteste, antisemitische Ausbrüche, Angriffe auf Ausländer und anderes mehr. Feststellbar ist ein Zynismus gegenüber Minderheiten und ein Hass gegen alles, was unsere Gesellschaft lebenswert gestaltet.

Man erfährt mehr über das neurechte Weltbild, über die Ausgrenzung von Fremdem. Diese Menschenfeindlichkeit, die sich einst beispielsweise gegen die Polen richtete, richtet sich heute gegen Muslime, weil die Rechte eine Islamisierung des Abendlandes befürchtet. Indem sich diese neue Rechte im Rahmen ihrer Kommunikation immer noch am Rande des Legalen aufhält, sei sie besonders gefährlich. Das sehe ich auch so.

Man liest über Szenenpublikationen von Pegida und AfD und dubiosen Gruppierungen im Internet, die mehr als nur erschreckend sind und muss sich fragen, ob hier die Meinungsfreiheit im Netz nicht schon lange an ihre Grenzen angelangt ist. 

Ich teile die Ansicht der Autoren im Hinblick auf den zynischen Umgang mit dem Begriff "Gutmensch", der von Rechtslastigen immer öfter diskriminierend benutzt wird. "Mit der Abwertung all jener, die versuchen, diese Welt erträglich und im Sinne eines Miteinanders zu gestalten, versuchen sie gleichzeitig all diejenigen aufzuwerten, die sich nicht daran beteiligen willen. Sich und ihr Milieu wollen sie reinwaschen und die diesem inhärente Rücksichtslosigkeit mit einer weißen Weste umkleiden.“ (S.81) 

Ganz offensichtlich gewinnen Vorurteile, Pauschalisierungen und Verschwörungstheorien wieder Raum in der Mitte der Gesellschaft. Hier findet eine politische Gehirnwäsche statt, "mittels deren Szene-Protagonisten ständig neue Jünger“ herangezüchtet werden. Man liest von Hetzseiten im Internet, die nicht immer sofort als solche erkennbar sind. Formuliert wird dort: Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Islamhass, Verschwörungstheorien und antidemokratische Propaganda. Je radikaler sie sind, umso wahrscheinlicher ist es, dass das Impressum fehlt. 

Aufgeklärt wird man über die so genannte "Reichsbürger-Ideologie" und sensibilisiert wird man dafür, dass man sich die User von Beiträgen, die man im Netz teilt, genauer anschauen muss. Oft nämlich entpuppen sich diese als extrem rechtslastig. Wesensmerkmale der rechten Szene sind: zornige Kritikunfähigkeit und Hybris. 

Die beiden Autoren liefern immer wieder Quellen für ihre Analysen, aber man ist dann doch etwas aufgeschreckt, wenn sie sich wenig freundlich zu renommierten Autoren und Journalisten äußern, die man bislang nicht der rechtslastigen neuen Mitte zugeordnet hat. Ob man da nicht besser erst einmal die in den Fokus geratenen Personen interviewt hätte?  Deren Namen an dieser Stelle zu nennen, scheue ich mich, solange sie nicht selbst Stellung bezogen haben. Dies geschieht keineswegs aufgrund von Autoritätsgläubigkeit...

Teil 3 dokumentiert, dass es sich um ein konstruktives Buch handelt, das ich allen zu lesen empfehle. Dabei teile ich die Meinung: "Solange wir den Hass nicht wirksam eingedämmt, den Umgang mit ihm nicht erfolgreich eingeübt und ihn dorthin gedrängt haben, wo er keinen Schaden anrichtet, bleibt er allerdings eine der größten Stärken der Radikalen. Und das gilt weit über die neuen Rechten hinaus."

Das Buch hat mich sehr traurig gemacht, weil es mir zeigt, dass mangelnde Aufklärung in den letzten Jahrzehnten zu fatalen Ergebnissen geführt hat. Was bleibt zu tun? Nachschulen. Was sonst. Dies ist nun Aufgabe der Medien.

Helga König

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Rezension Peter J. König: Triumpf und Tragödie Israels. Ari Shavit- C.Bertelsmann

"Mein gelobtes Land" ist im C. Bertelsmann Verlag erschienen. Autor ist der 1957 geborene Israeli Ari Shavit. Er ist Reporter und Kolumnist bei der israelischen Tages-Zeitung Haaretz, obendrein war er Vorsitzender der Bürgerrechts-Organisation Acri. 

Shavit hat sich in seinem Buch sehr ausführlich und sehr informativ mit dem Staat Israel, seinem Heimat-Staat auseinander gesetzt, ganz von den Anfängen bis in die jüngste Zeit. Sein Urgroßvater war der Engländer Herbert Bentwich, der als einer der führenden Zionisten der ersten Generation sich Ende des 19. Jahrhunderts aufgemacht hatte, um in Palästina zu siedeln, um zurück zu kehren in das gelobte Land der Juden, da wo die Wurzeln des jüdischen Volkes sind. Entsprechend sind die Reflektionen die Ari Shavit hier niedergelegt hat nicht nur aus dem Blickwinkel der Geschichte zu sehen, den Chronist verbindet die gesamte Entwicklung des Staates Israel auch unmittelbar aus seiner familiären Perspektive. 

Diese beginnt schon unmittelbar damit, als sein Urgroßvater zum ersten Mal seinen Fuß auf die Erde Palästinas setzte, einem Gebiet, das Jahrhunderte-lang von den Arabern beherrscht war, bis es zu einem englischen Protektorat wurde. Ursprung des jüdischen Volkes ist Jerusalem mit seinem Tempelberg, ein Ort der Sehnsucht, besonders dann wenn die Juden verstreut über die ganze Welt immer wieder von Verfolgung, Unterdrückung, Schmähungen und Pogrome heimgesucht worden sind. Diese Sehnsucht war es auch die den Urgroßvater des Autors bewogen hat, seine etablierte Existenz in England aufzugeben, um mit einigen Gleichgesinnten in das Land der Urväter zurück zu kehren. 

Vom Ende des 19. Jahrhundert bis heute ist es ein langer, mühsamer, entbehrungsreicher aber auch gefährlicher Weg, der mit den ersten zionistischen Siedlern begann, zur Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 führte und heute noch eine ständige Bedrohung mit sich bringt. Wie sich dies alles entwickelt hat, dies ist das Thema dieses Buches, wobei der Autor keineswegs die Augen vor der Realität verschlossen hat. 

Realität ist die Tatsache, dass die Palästinenser, die ursprünglichen Bewohner des Landes systematisch vertrieben worden sind. Zunächst friedlich durch Landaufkäufe, später mit militärischer Gewalt. Dies treibt auch Ari Shavit um, der bei seinen Recherchen zu diesem Buch diese Frage nie aus den Augen lässt, war sie doch auch immer wieder der Anlass zu Kriegen und Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten, oftmals mit ungewissem Ausgang. 

Eine weitere entscheidende Frage ist für den Autor der heutige Zustand des Landes mit der Mentalität seiner Bewohner, die so sehr gespalten ist, von ultra-orthodoxen Juden bis hin zu der neuen Generation von Israelis, die sich eher freiheitlicher westlicher Dekadenz hingeben, als vom starken Willen der Gründergenerationen geprägt zu sein. 

Diese Gründergenerationen haben nicht nur ein starkes wirtschaftliches und militärisches Israel aufgebaut, mit dem nie zugegebenen Besitz von Atombomben, die aber Abschreckungspotential genug waren, damit die umliegenden arabischen Staaten von einem Generalangriff auf das Land absahen und wie Ägypten und Jordanien sogar Friedensabkommen mit Israel abschlossen. Sie haben auch technische Fortschritte entwickelt und damit Israel zu einem der führenden Technologiestaaten in der Welt gemacht. All dieses wird hier thematisiert und doch stellt der Autor immer wieder die Frage, ob dies alles reicht, damit auch seine Kinder in Israel weiterhin gesichert und wohlbehalten zukünftig noch leben können. 

Der große Verdienst dieses Buches von Ari Shavit "Mein gelobtes Land" ist nicht nur die ausführliche, geschichtliche Systematik über den Staat Israel, seiner Zuwanderer und die Gründe, warum es dazu überhaupt gekommen ist, vielmehr ist es der gelungene Versuch,  eine möglichst große Objektivität herzustellen. 

Israel ein Staat der Unterdrückten und Unterdrücker, vor diesem Hintergrund erklärt Ari Shavit die Situation Israels, wobei er viele entscheidende Zeitzeugen befragt, Personen, die in unmittelbarer Verantwortung für das Land sowohl politisch, militärisch als auch technologisch gestanden haben. Bei aller Fülle von Informationen merkt man doch immer auch, dass Ari Shavit Reporter und Journalist ist und dass sein Focus auf den Bürgerrechten liegt. 

Er versteht es glänzend situative Spannung beim Leser zu erzeugen, auch was die jeweils beschriebenen Örtlichkeiten betrifft, im Verhältnis zu den geschichtlichen Ereignissen und seinen heutigen persönlichen Recherchen vor Ort. 

Wer sich einen fundierten Überblick über die Geschichte Israels, seiner Menschen und seiner Situation damals wie heute verschaffen möchte, ist mit Ari Shavits Buch "Mein gelobtes Land" bestens informiert. Deshalb wurde das Werk mit vielen Preisen ausgezeichnet, so mit dem renommierten Natan Book Award, ebenso mit dem bekannten National Jewish Book Award. Wer sich für Israel interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Deshalb das Fazit: 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

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Rezension: Zum Weltfrieden –Ein politischer Entwurf- Michael Wolffsohn- dtv premium

Prof. Dr. Michael Wolffsohn lehrte bis 2012 Neuere Geschichte. In seinem Buch stellt er die These auf, dass nicht nur derzeit Staaten zerfallen, sondern dass in Zukunft noch mehr Staaten zerfallen werden. Diese These versucht er wissenschaftlich zu belegen. 

Der Autor möchte zeigen, dass Konflikte eingedämmt und sogar beendet werden können. Um dies möglich zu machen, ist Selbstbestimmung notwendig. Seine Diagnose lautet: "Sofern Menschen nicht manipuliert, also missbraucht werden, streben sie nach Selbstbestimmung. Sowohl als Individuum wie auch im kollektiv." 

Wolffsohn geht davon aus, dass wir alle unseren Alltag selbst gestalten möchten und zwar in jeder Beziehung, sprich, politisch, wirtschaftlich, sprachlich, religiös und kulturell. Darüber hinaus aber wollen sich auch viele Menschen abgrenzen, sei es ethnisch, sprachlich, kulturell, religiös oder national. Dabei aber muss man wissen, dass Abkapselung – jenseits der Selbstbestimmung- Konflikte und Kriege anheizt. 

Unsere Staatenwelt sei ein Kunstprodukt, so der Autor. "Sie ist eine Kopfgeburt und als Kopfgeburt eine Totgeburt. Deshalb zerbröselt ein Staat nach dem anderen."  Die Ursache sei ein unsinniges Konstruktionsprinzip, ein falsches Denken, dass nicht nur zum Zerfall der Staaten führe, sondern zudem zu konventionellen Kriegen oder Guerilla- Kriegen gegen das feindliche Militär. Das die Zivilbevölkerung zumeist betroffen ist, besteht nicht selten die Gefahr, dass sich daraus globale Folgen ergeben.

Man erfährt mehr über die Faktoren der (In)- Stabilität und begreift sehr schnell, weshalb die Fundamente der meisten Staaten nicht stabil sind. Es kann nur zusammenwachsen, was zusammen gehört. Nur wenn man das akzeptiert, wird es weniger Kriege und Konflikte geben. 

Man erfährt u.a. mehr über innerstaatliche demografisch-geografische Realitäten, auch über zwischenstaatliche Konstellationen und in dieser Beziehung Näheres über territoriale und personale Selbstbestimmung. Der Autor geht auf einzelne Krisensituationen ein, unter diesen auch Syrien, das klassisches Anschauungsmaterial für die Fehlkonstruktion von geografisch-demografisch uneinheitlichen politischen Einheiten im Rahmen der Kolonialbildung und der Entkolonialisierung liefert. 

Wolffsohn analysiert viele Staaten in diesem Buch und befasst sich auch mit der "Universalgeschichte der Niedertracht", gemeint mit der Geschichte Europas. Dabei ist die Geschichte der Juden in der Diaspora seit 3000 Jahren eine Abfolge von Juden-Importen und Vertreibungen. 

Um kriegerische Auseinandersetzungen zu verringern,  rät der Autor zur Föderalisierung. Territoriale und/oder auch personale Selbstbestimmung der jeweiligen Gemeinschaften als Alternative zu erproben, ist gewiss mehr als einen Versuch wert, da  die ansonsten üblichen humanitären Interventionen bekanntermaßen stets nur die Symptome,  nicht aber die Krankheit selbst bekämpfen.

Empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: #Nagasaki - #Klaus_Scherer- Hanser Berlin


Heute, am 9. August vor 70 Jahren wurde seitens der USA auf die japanische Stadt Nagasaki eine Atombombe geworfen. Die erste Atomwaffe fiel 3 Tage zuvor bereits auf Hiroshima. 

Die Atombombenexplosionen töteten insgesamt ungefähr 92.000 Menschen sofort – fast ausschließlich Zivilisten und von der japanischen Armee verschleppte Zwangsarbeiter. An Folgeschäden starben bis Jahresende 1945 weitere 130.000 Menschen. In den weiteren Jahren kamen etliche Todesfälle hinzu, (vgl. hierzu Wikipedia). 

Der Autor des Buches, Klaus Scherer, arbeitete lange als ARD-Korrespondent in Japan und in den USA und ist heute Sonderreporter beim NDR in Hamburg. Ausgezeichnet wurde er u.a. mit dem Adolf-Grimme-Preis. 

Scherer belegt in seinem Buch, dass es der USA darum ging die Bomben zu testen und nicht darum, Japan einen endgültigen Schlag zu versetzen, um sich zu ergeben und auf diese Weise das Kriegsleid zu stoppen. Seine Recherche zeigt: Japan war zu diesem Zeitpunkt bereits militärisch am Ende. 

Untergliedert ist das Werk, das den Untertitel "Der Mythos der entscheidenden Bombe" trägt, in fünf Abschnitte, denen Scherer eine dreizehn Seiten umfassende Einleitung vorangestellt hat. Wie der Autor konstatiert, fragte kaum einer danach, weshalb die zweite Bombe drei Tage nach der Verheerung Hiroshimas auf Nakasaki geworfen wurde. 

Der Autor befragte amerikanische und japanische Historiker, auch letzte Zeitzeugen und hier ehemalige Kinder, die die Hölle miterlebten sowie den Radarspezialisten der US-Bombermission, der den Atompilz vom Bordfenster aus ablichtete. 

Scherer schreibt über die Stadt Los Alamos in den USA, wo Physiker und Militärs die Bombe bauten und wo selbst heute auf Bildern in der dortigen Gedenkstätte keine Bombenopfer gezeigt werden. Mehrfach befragte der Autor den Pulitzer-Preisträger Martin Sherwin, der in Washington an der Georg Mason Universität lehrt und der nach 50 Jahren Forschung über die Hintergründe der Bombenabwürfe zum Ergebnis gelangt, dass diese unnötig waren. Japan lag zu Kriegsende am Boden, hatte Signale nach Moskau gesandt, dass Stalin als unbeteiligter Dritter in Sachen Frieden vermittelte. Weder Stalin noch Truman nutzten Tokios Ausstiegsofferten. Offenbar verzichtete Truman sogar bewusst auf den diplomatischen Weg, weil Japan Testfeld für die Bomben werden sollte. 

Nagasaki galt als eine besonders weltoffene Stadt. Die Perversion des Bombenabwurfs zeigt sich auch darin, dass das Hypozentrum über der Kathedrale lag. Die Bombencrew hatte die Explosion vorausberechnet und zwar in der Weise, dass sie so weit über dem Boden explodierte, dass der Vernichtungskegel unter ihr einen größtmöglichen Radius erreichte. 

Man erfährt von Zeitzeugen, was damals nach dem Abwurf geschah, liest von dem heftigen Windstoß und dem Albtraum danach: "Plötzlich kamen Menschen in den Raum gekrochen, die halb verkohlt waren und denen die Eingeweide aus offenen Wunden hingen." (S.117)" Die Toten sahen aus wie aufgepumpt, wie mit Wasser gefüllt." (S. 118)" Aber es kamen noch mehr Menschen von draußen. Sie flehten um Wasser."(S.118)   "Bitte! Wasser! Bitte! Hörte ich sie jammern. Aber ich hatte kein Wasser." (S.118) "Wenn Du verbrennst und dein Innerstes zerfetzt ist, rufst Du nicht mehr um Hilfe, sondern nur noch nach Wasser."(S. 121) 

Sich klar zu machen, dass all dieses fürchterliche Leid wegen Testzwecken billigend in Kauf genommen wurde, macht sprachlos. Ebenso sprachlos macht die Tatsache, dass diese mörderische Wunderwaffe nicht nur technisch beeindruckend, strategisch zwingend, moralisch geboten, sondern zudem auch noch ästhetisch makellos in Erinnerung bleiben sollte. Wie pervers ist das denn?

Ich möchte Professor Akira Kimura zitieren, der an der Nakasakis Friedensforschungsinstitut lehrt: "Ich glaube, dass beide Bomben ungerechtfertigt waren. Schon die Fragestellung, ob sie militärstrategisch sinnvoll waren oder nicht ist falsch. Mein Standpunkt ist, dass sich die Atombombe an sich aus ethischen Gründen verbietet". (S. 192) Diesem Standpunkt schließe ich mich an. 

Liest man von den Höllenszenen, von denen hier Überlebende berichten, sind selbst Begriffe wie Massaker an Zivilisten, Verstoß gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen geradezu verharmlosend. 

Selbst der Strahlentod in den Monaten und Jahren danach, der Millionen von Menschen ein qualvolles Ende bereitete,  hat Politiker und Militärs nicht aufgerüttelt. 

Der Mensch hat sein Wissen wie man die Erde auslöschen kann perfektioniert. Das sollte uns alle mit Scham erfüllen, denn wir haben nicht begriffen, welches Geschenk uns mit dem blauen Planeten gemacht wurde und welche Aufgabe damit wirklich verbunden ist.

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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Rezension: Die Geschichte des Buches in 100 Büchern- 5000 Jahre Wissbegier der Menschheit- Roderick Cave & Sara Ayad- Gerstenberg

Autoren dieses reich bebilderten Werkes sind Roderick Cave und Sara Ayad. 

Roderick Cave, Spezialist für historische Bücher und Bibliothekar, entwickelte für die UNESCO neue Programme für Informationsdienste über Buchbestände des Weltdokumentenerbes. Des Weiteren ist er als Berater tätig. 

Sara Ayad ist Expertin für Buchkunst und arbeitet als Bildrechercheurin für renommierte britische Kunstinstitute. 

Nach einer knappen Einleitung und einem kurzen erhellenden Vorwort der beiden Autoren ist das Werk in 11 Kapitel untergliedert und nimmt seinen Anfang bei den paläolithischen Malereien der Höhle "El Castillo" in Nordspanien, die 16 000 v. Chr. entstanden sind. 

Die Autoren dokumentieren in ihrer bemerkenswerten Publikation, dass wir uns dem psychischen Buch emotional verbunden fühlen. Die chronologische Herangehensweise hatte zur Folge, dass sie nur ein Buch pro Jahrhundert abbilden konnten und insofern eine Auswahl treffen mussten. Ziel war es nicht, die 100 besten Bücher vorzustellen. 

Es wurden mit Ausnahme der Antarktis Bücher aus allen Kontinenten gewählt. Dabei handelt es sich um Bücher, die ein großes Spektrum von Formaten und Formen aufzeigen, Bücher aus Schnüren gefertigt, auf Knochen, Baumrinde, Palmblätter, Tontafeln, Papyrus oder aber wie in Europa und Nordamerika, auf Pergament und Papier geschrieben. 

Das Werk soll verdeutlichen, dass das traditionelle Buch noch nicht tot ist. 

Zu Beginn eines jeden Kapitels erhält man zunächst einen allgemeinen Überblick. Im Anschluss dann werden jeweils "Bücher" vorgestellt. Im ersten Kapitel beispielsweise u.a. eines der bedeutendsten ägyptischen Manuskripte: das "Totenbuch von Ani", verfasst im Jahre 1275 v. Chr. in kursiven Hieroglyphen. 

Es ist unmöglich,  hier aus allen Kapiteln Werke zu benennen und deren Inhalte im Rahmen einer Rezension kurz zu streifen. Spannend zu lesen ist, wie es zur Papierherstellung kam und wo diese ihren Anfang nahm. Auch erfährt man, wann und wo der Buchhandel entstand und kann sich mit den ersten großen Klassikern befassen, so etwa mit Homers Ilias, Äsops Fabeln, auch mit dem ersten Kochbuch, geschrieben von Apicius vor etwa 2000 Jahren. 

Mittelalterliche Bücher werden thematisiert und hier liest man dann auch von den ersten Büchersammlungen. Zur Sprache gebracht wird u.a. der "Roman de la Rose", eine um 1230 verfasste allegorische Traumvision. Hier wird in etwa 4000 französischen Versen das Werben eines Höflings um die Geliebte beschrieben. 

Über Gutenbergs Erfindung erfährt man Wissenswertes und über die "Schedelsche Weltchronik", die durchgehend mit handkolorierten Holzschnitten illustriert ist. Erste wissenschaftliche Drucke werden vorgestellt und man liest über den Verleger Aldus Manutius (1449- 1515), der in Rom und Ferrara antike Sprachen studierte, Gelehrte um sich scharte und einen frühen Universitätsverlag gründete.

Unterrichtet wird man über Zensur, die etwa zeitgleich mit Gutenbergs Erfindung aufkam. Sie war anfänglich auf politische und religiöse Schriften ausgerichtet. Einer der früh verbotenen Autoren war Erasmus von Rotterdam. 

Über die aztekische Sicht der Welt und über das holländische Seebuch als wichtiges Instrument der Kolonialisierung Ostindiens kann man sich informieren, auch über einen Dänen der die Grundlagen der Astronomie niederschrieb und über Newton, der den Grundstein der modernen Wissenschaft schriftlich niederlegte. 

Es führt zu weit all das zu benennen, was mich nun persönlich sehr anspricht, darunter eine kleine Abhandlung über das Tanzen zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Mit besonderem Interesse habe ich das 8. Kapitel "Druckkunst & Aufklärung" studiert. Die Protagonisten jener Zeit prägten mit ihren Publikationen und Lektüren das wissenschaftliche und rationale Denken. Man erfährt mehr über das wissenschaftliche Publizieren und die neuen Formen der Veröffentlichung und über das frühe Kinderbuch bleibt man auch nicht unaufgeklärt. 

Denis Diderots Enzyklopädie ist ein Thema, weil das Werk die europäische Kultur grundlegend veränderte aber auch das erste fotografisch illustrierte Buch bleibt nicht ausgespart. 

Es folgen Bücher über Bücher bis schließlich im 11. Kapitel die Digitalisierung und Zukunft des Buches besprochen werden. 

Was wird sein? Keiner kann es wirklich  wissen. Sammeln wir also und bewahren, damit auch künftige Generationen das alte Kulturgut in ihren Händen halten können. Egal, was geschieht.

Sehr empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Tradition und Innovation- Bayerische Familienunternehmen und ihre Erfolgsgeschichten- Christian Thiele, Enno Kapitza

Das Vorwort zu diesem spannenden und dazu noch lehrreichen Buch aus dem Callwey-Verlag hat die bayerische Staatsministerin Ilse Aigner verfasst. Sie lässt die Leser hier wissen, dass 20% der deutschen Familienunternehmen im Freistaat Bayern angesiedelt sind. 99 der Top-500 Familienunternehmen haben dort ihren Hauptsitz. 

Als nachhaltiges Geschäftsmodell haben diese Unternehmen, so Aigner, Vorbildcharakter für die gesamte Wirtschaft. Die Staatsministerin erwähnt den sogenannten "Alphazirkel". Es handelt sich hierbei um eine Plattform für Familienunternehmer, die seitens eines der Herausgeber des Buches 2005 gegründet wurde. Andreas E. Mach hat mit dieser Plattform die führende deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Erfahrungs- und Meinungsaustauschs von Familienunternehmen geschaffen und leistet auf vielfältige Weise einen essentiellen Beitrag zur erfolgreichen Vernetzung von Familienunternehmern.

SKH Luitpold Prinz von Bayern, ebenfalls Herausgeber, ist für sein soziales und wirtschaftliches Engagement in Bayern bekannt und führt erfolgreich zahlreiche Unternehmen, unter diesen die Porzellanmanufaktur Nymphenburg. 

Verfasst hat das Werk Christian Thiele, der als Autor in München lebt und  u.a. an der Deutschen Journalistenschule als Dozent tätig ist. 

Die zahlreichen imposanten Fotos im Buch hat Enno Kapitza realisiert. Er lebt als mehrfach ausgezeichneter Fotograf in München. 

"Tradition und Innovation" verdeutlicht auf welche Weise bayerische Familienunternehmer Tradition und Fortschritt, Heimat und Weltmarkt erfolgreich in Einklang bringen. Die Porträts verschiedener,   renommierter Unternehmen und  deren Inhaber dokumentieren, so Aigner,  den Wert "Familienunternehmen" für Bayern. Sie verdeutlichen, was sie so erfolgreich gemacht hat, aber auch, weshalb sie sich in Bayern so wohl fühlen. 

SHK Luitpold Prinz von Bayern und Andreas E. Mach haben jeweils ein Vorwort geschrieben. Dabei gefällt mir, dass Mach nicht unerwähnt lässt, dass Familienunternehmen nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden, sondern auch international die am meisten vorkommende Unternehmensform verkörpern und einen wesentlichen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt ihrer Länder leisten. 

Leider schaffen es  drei Viertel aller Unternehmen weltweit nicht in der vierten Generation zu überleben, sondern werden zuvor  vom Markt gedrängt. Gründe dafür gibt es viele. Andreas E. Mach benennt diese. Im Buch selbst werden Unternehmen präsentiert, die über viele Generationen erfolgreich handeln und demnach die richtigen Überlebensstrategien besitzen. 

SKH Luitpold Prinz von Bayern betont, dass Innovation in erster Linie Zeit, Geld und Vision benötige und zumeist nur unter Verzicht auf kurzfristige Erfolge erreichbar sei. Immer wieder neue Trends zu setzen,   schenkt neuen Generationen Zukunftsperspektiven, doch es sind noch viele andere Voraussetzungen, die ein Unternehmen zukunftsträchtig machen und die zahlreiche bayerische Familienunternehmen vorbildlich erfüllt haben, wie man erfährt. 

Es führt zu weit, im Rahmen der Rezension auf einzelne Unternehmen hier näher einzugehen. Zu Beginn jeder Präsentation liest man stets einen zentralen Satz der Inhabers, Geschäftsführers oder Sprechers des Unternehmens, der jeweils der Schlüssel zum Erfolg zu sein scheint. Neben Fotos folgen dann immer eine kurze Skizzierung des vorgestellten Unternehmens und dann nicht selten sehr erhellende Interviews aber auch nähere Beschreibungen der fokussierten Unternehmen, so auch über die Firma  Roeckl Handschuhe und Accessoires GmbH & Co KG , die in der 6. Generation Handschuhe fertigt. Es sind sehr unterschiedliche Unternehmen, die hier vorgestellt werden. Zu Sprache gebracht wird u.a. die Fassfabrik Schmid, die seit über 100 Jahren Behältnisse für den Bierkonsum fertigt, dann auch die Büttenpapierfabrik Gmund. Hier gibt der Geschäftsführer Florian Kohler ein Interview u.a. über die Zukunft des Papiers. 

Besonders spannend zu lesen,   fand ich das Interview mit Innegrit Volkhardt, die in vierter Generation als erste Frau eines der renommiertesten Hotels, den Bayrischen Hof in München leitet. Auch Schloss Dennenlohe und dessen Eigentümer Robert Freiherr von Süsskind werden vorgestellt, der gemeinsam mit seiner Frau einen botanischen Landschaftspark angelegt hat, der jährlich von circa 40 000 Menschen besucht wird. 

Allen Unternehmen gemeinsam sind eine ungeheure Innovationskraft und der Glaube an ihren Fortbestand, der nicht nur Energien freisetzt, sondern auch  sinnvolle Verhaltensmuster fördert, die beispielgebend sind.

Die Werte einer nachhaltig gut funktionierenden Familie werden in Firmenerfolg transformiert und das scheint das eigentliche Geheimnis zu sein. 

Gemeinsam an einem Strang in eine Richtung, die Zukunft verheißt. Darum geht es.

Ein tolles Buch. 
Sehr empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Brandstifter und Biedermänner- Michael Grüttner/ Klett-Cotta

Autor dieses umfangreichen Werkes ist Professor Michael Grüttner. Er interpretiert in seinem Buch die Geschichte des Nationalsozialismus im Zusammenspiel von "Brandstiftern" und "Biedermännern". Zur Sprache gebracht werden die Jahre zwischen 1933-1939. In dieser Zeit kam es zu grundlegenden Veränderungen in der Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Das geschah durch die gewaltsame Ausschaltung politischer Gegner, die Beseitigung demokratischer Strukturen durch den Wechsel des Führungspersonals in diversen Institutionen aber auch mittels Aufbau der nationalsozialistischen Massenorganisationen.

Diese Nazifizierung fand in allen Bereichen der Gesellschaft, selbst im Sport statt. Dabei war ein essentielles Element die Ausgrenzung der Juden aus der deutschen Mehrheitsgesellschaft und die allmähliche Verschiebung moralischer Werte. Ein Schwerpunkt des Buches ist die Beantwortung der Frage wie sich der Wandel auf Wirtschaft, Medien, das Erziehungswesen, die Kirchen, die Wissenschaft, das Militär auswirkte.

Offenbar stießen die Nationalsozialisten nirgendwo auf wirksamen Widerstand und es wundert insofern nicht, dass schon 1933 die Gewerkschaften in Deutschland verboten wurden. Einer der Schwerpunkte im Buch beruht auf den Überlegungen, inwieweit schon in den Jahren scheinbarer Normalität die Grundlagen für den Krieg und den Massenmord gelegt wurden, so etwa durch die systematische Indoktrination der jungen Generation und den Aufbau des Gewaltapparates aus SS, Gestapo und Konzentrationslagern, der nur dem Führerwillen, nicht aber dem Gesetz verpflichtet war.

Bereits in den 1930ern war der Holocaust im Denken Hitlers präsent, wie Grüttner den Leser wissen lässt. Dass die Biedermänner  und - frauen kein Akzeptanzproblem hatten als er dann stattfand, wundert bei der Hittlerhörigkeit nicht.

Unmöglich auf all die 16 Kapitel im Buch näher einzugehen, die dann stets  nochmals unterteilt sind. Nichts bleibt ausgespart. Deutlich wird die vollständige Verpestung durch die menschenverachtende Ideologie.

Der Autor begreift die nationalsozialistische Politik als Weltanschauungsdiktatur, deren wichtigste Antriebskraft ideologischer Natur war und den Anspruch erhob generell alle Bereiche von Staat und Gesellschaft ideologisch zu durchdringen. Diese Diktatur stand nicht im Interesse einer bestimmten Interessengruppe. Alle vereinte der Glaube an den Hitler-Mythos. 

Wer die Kapitel aufmerksam studiert, hat am Ende eine klare Vorstellung davon,  was in jener Zeit in Deutschland geschah, weshalb das Zusammenspiel von Biedermänner  und Brandstiftern perfekt funktionierte.

Sehr empfehlenswert.

Helga König

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