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Rezension: Warum die Sache schiefgeht- Karen #Duve

Karin Duwe ist eine Autorin von beeindruckender Intelligenz. Das beweist sie in ihrem Essay "Warum, die Sache schiefgeht- Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen."

Freunde wird sich die Autorin in den Vorstandsetagen mit ihrer Streitschrift nur wenige machen, denn bis zum heutigen Tage sind Boten schlechter Nachrichten nicht sonderlich beliebt.

Duwe wartet in ihrem Buch mit vielen Fakten auf, die dokumentieren, dass der globale Kollaps nicht zu verhindern ist, sofern wir unseren Lebensstil nicht umgehend ändern. Dabei spricht sie von einem ungezügelten Generationsimperialismus, der durch bestimmte Verhaltensmuster in den Chefetagen vorangetrieben wird. 

Wie Duwe eingangs bereits festhält, wird weiteres Wirtschaftswachstum nur noch kurzfristig zu mehr Wohlstand führen, langfristig jedoch  "zu mehr Klimaerwärmung, mehr Müll, mehr Hunger, mehr Dürrekatastrophen, mehr Waldbränden und mehr Überschwemmungen." Die Ausbeutung der Ressourcen, das Artensterben und die Überbevölkerung sind neben anderen Faktoren jene, die den Kollaps beschleunigen. 

Ein Grundproblem, dass es zu dieser Entwicklung gekommen ist, scheinen Personen in Chefetagen und in höchsten Ämtern zu sein, die man als Psychopathen bezeichnen muss. Duwe erwähnt den amerikanischen Wirtschaftspsychologen Paul Babiak, der ermittelt hat, dass der Anteil an Psychopathen bei US- Managern bei 8 % liegt. Das bedeutet, dass es ansonsten nur noch in den Hochsicherheitstrakten amerikanischer Gefängnisse eine höhere Psychopathen-Dichte gäbe.

Kerneigenschaften von Psychopathen sind kompromissloser Eigennutz und Skrupellosigkeit und der hemmungslose Gebrauch anderer Menschen.  Duwe schreibt von typischen psychopathischen Verhaltensmustern wie beispielsweise einem grandiosen Selbstwertgefühl, Überzeugungskraft, oberflächlicher Charme, Rücksichtslosigkeit, fehlende Reue und die Fähigkeit andere Menschen zu manipulieren. Diese Eigenschaften werden in Führungskreisen der Wirtschaft  eher positiv gesehen, was leider zu sehr negativen langfristigen Folgen auf unserer Erde führt. 

Psychopathische Verhaltensweisen werden nicht selten mit Alphatierverhalten in der Wirtschaft verwechselt, weil emotionale Defizite wie Leichtsinn, Selbstüberschätzung, Rücksichtslosigkeit und kaum vorhandenes soziales Interesse mit den gewünschten Unternehmertugenden Risikobereitschaft, Selbstvertrauen, Durchsetzungsfähigkeit und unbegrenztem Einsatzwillen gleichgesetzt werden. Eine fatale Fehleinschätzung!

Solange Psychopathen ihr zerstörerisches Verhalten in den Dienst einer Firma stellten und rücksichtslos Gewinne einbrächten, würden sie als effiziente Mitarbeiter gefeiert, doch der Schaden den Psychopathen volkswirtschaftlich anrichten, ist so extrem, dass mittlerweile bereits Persönlichkeitstests für die Auswahl von Führungskräften gemacht werden, die bestimmte psychopathische Charaktermerkmale herausfiltern, aber bedauerlicherweise nicht alle.

Leider verhielte es sich  immer noch so, dass  Schamlosigkeit, Rücksichtslosigkeit und die Abwesenheit von Mitleid die Grundvoraussetzungen dafür seien, eine Spitzenposition zu besetzen. Duwe zeigt Beispiele auf, so etwa in der Finanzwirtschaft, die dokumentieren, was geschieht, wenn man der Gier freien Lauf lässt. Managertugenden wie "Risikobereitschaft" werden unter die Lupe genommen und immer wieder stellt Duwe Überlegungen an, wie bestimmte Verhaltensmerkmale sich negative auf verantwortliches Handeln auswirken können. 

Auch Selbstvertrauen thematisiert sie und beleuchtet das Problemfeld der multiresistenten Keime ausgiebig, ähnlich ausführlich wie sie zuvor schon  die Risikoeinschätzung von Teilchenbeschleunigung in Augenschein genommen hat. Bereits jetzt sterben jedes Jahr 37 000 Europäer an Infektionen mit multiresitenten Keimen und die europäische Gesundheitsbehörde hält besagte Keime für die bedeutendste Krankheitsbedrohung in Europa. Die Agrarindustrie schert dies offenbar wenig. 

Bedrohliche Veränderungen allerorten sind das Ergebnis der Gier von Psychopathen in Führungsetagen. Das scheint nach der Lektüre des Buches gewiss. Einhalt geboten werden könnte all dem wohl nur mittels striktem Umsetzen eines neuen Wertebewusstseins und der Erkenntnis, dass Psychopathen und Soziopathen in den Führungsetagen der Wirtschaft und Politik nichts, aber auch gar nichts verloren haben, denn hier sollte Verantwortungsbewusstsein oberstes Gebot sein..

Empfehlenswert.

Helga König