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Rezension Peter J. König: Sven Kuntze Die schamlose Generation C. Bertelsmann

Der Fernsehjournalist und Buchautor Sven Kuntze, vielen von uns noch bekannt als WDR-Korrespondent in New York und Washington, aber auch als Moderator des ARD-Morgenmagazins hat nach seinem Eintritt in den Ruhestand mitnichten sich unter südlicher Sonne zurückgezogen. Als freier Journalist und Moderator in Berlin nahm er sich unter anderen eines Themas an, das in zunehmendem Maß unsere Gesellschaft vereinnahmt und bestimmt. Es ist das Alter in seinen unterschiedlichen Facetten, das Sven Kuntze, Jahrgang 1942 thematisiert. 

Für seine Reportage-Alt sein auf Probe- einen Bericht über seine Erfahrungen im Altenheim, das er probeweise für einige Wochen aufgesucht hatte, wurde er 2008 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. 2011 veröffentlichte er sein Buch-Altern wie ein Gentleman- mit großem Erfolg und einem monatelangen Platz in den Bestsellerlisten. Sven Kuntze hat nun erneut ein bemerkenswertes Buch vorgestellt, mit dem Titel "Die schamlose Generation", in dem er feststellt, wie seine Generation, nämlich die Vierziger, die Ressourcen der zukünftigen Jahrgänge nicht nur verfrühstückt, sondern auch nichts als Schulden, Umweltbelastungen, leere Rentenkassen und eine überalterte Gesellschaft den zukünftigen Generationen übergibt. 

Der Autor analysiert sehr exakt, wo die Gründe zu diesem Verhalten zu suchen sind. Dabei thematisiert er den Bruch zwischen der streng hierarchisch geführten Vorkriegsgesellschaft und dem Wandel der sich durch den Zusammenbruch durch den Zweiten Weltkrieg abrupt vollzog. Der Ruf nach Freiheit und das Abstreifen aller erstarrten Konventionen sollte dazu führen, dass auch der Generations-übergreifende Konsens aufgelöst wurde und die Verantwortung die daraus erwächst, als nicht mehr erstrebenswert erachtet worden ist. Das individuelle Glück, zumeist als persönlicher Vorteil bemessen, war die Maxime, die die Vierziger bestimmt haben bei all ihren Entscheidungen, ob in Politik, Familie oder was die Zukunft generell anbetrifft. 

Getreu dem Motto: Heute leben und nicht an morgen denken, haben sie die letzten Winkel dieser Erde bereist und sich eher mit der Freizeit- als der Familienplanung beschäftigt, Technologien entwickelt, deren Folgen kaum beherrschbar sind und die noch viele Generationen belasten werden, so wie die Atomenergie. Kuntze konstatiert, dass seine Generation sich ausgeprägt mit den Rechten der Gesellschaft beschäftigt hat, weniger mit den Pflichten, die ebenso aus der Gemeinschaft erwachsen, aber alles andere als spektakulär sind, also völlig uncool. 

Coolness ist sowieso das Zauberwort der Vierziger, wer das nicht bringt, ist nicht auf der Höhe der Zeit und wenn er gar von Verantwortung spricht, ist er spießig und muffig, und ihm wird gar unterstellt, dass er die ach so schöne immerwährende Party versauern möchte. Die Zeche zahlen die Kinder und Kindeskinder, so Sven Kuntze. Wachstum um jeden Preis war die Devise, die alles zu ermöglichen schien. 

Mittlerweile sind die Vierziger in die Zielgrade des Lebens eingebogen, auch der Autor, der sich zum Ende seines sehr Nachdenkens werten Buches fragt, ob der zu zahlende Preis für die Nachkommen nicht viel zu hoch ist, völlig unzumutbar erscheint und ein jahrtausendealtes Generationsprinzip zumindest ins Wanken gebracht hat. Mittlerweile haben Begriffe wie Nachhaltigkeit, Langfristigkeit, Solidität aber auch Zumutbarkeit in die Zukunft wieder in das Denken der jüngeren Generationen Einzug gehalten. Wenn man sich allerdings auf den Flughäfen dieser Welt so umschaut, scheinen die Vierziger mit diesem Gesinnungswandel noch so ihre Probleme zu haben. Nicht desto trotz bietet Sven Kuntze Lösungsansätze an, denn er sieht noch Möglichkeiten bei konsequentem Handeln die schlimmsten Folgen des Selbstverwirklichungstrip seiner Generation abwenden zu können.

"Die schamlose Generation" von Sven Kuntze ist ein sehr lesenswertes Buch, denn es zeigt die ach so freie Generation unter einem anderen Gesichtswinkel, wenig selbstverklärt und kritisch eingebettet im Rahmen größerer Zusammenhänge. Beachtlich ist, dass der Autor sich keineswegs dabei ausspart und mit einem gehörigen Maß an Selbstkritik, aber auch Selbstironie dem Leser umfassend nahebringt, was die Vierziger am wenigsten akzeptieren wollen, Kritik an ihrer eigenen Lebensführung.

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Berterlsmann-Verlag und können das Buch bestellen: http://www.randomhouse.de/Buch/Die-schamlose-Generation-Wie-wir-die-Zukunft-unserer-Kinder-und-Enkel-ruinieren/Sven-Kuntze/e450990.rhd?mid=1. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.