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Rezension Peter Jakob König: Wirtschaft im Würgegriff- Wie das Kartellamt Unternehmen blockiert- Detlef Brendel Florian Josef Hoffmann

Der Wirtschaftspublizist Detlef Brendel und der Wirtschaftsjurist Florian Josef Hoffmann haben sich mit ihrem Buch "Wirtschaft im Würgegriff-Wie das Kartellamt Unternehmen blockiert", erschienen im renommierten Campus Verlag, sich eines Themas angenommen, dessen Brisanz in der Öffentlichkeit bisher nur peripher wahrgenommen wurde, wenn überhaupt, die Unternehmen jedoch empfindlich trifft, ja sogar für sie existenzbedrohend sein kann. 

Der Titel des Buches sagt deutlich aus, worin die beiden Autoren die Gesamtproblematik dieses Themas sehen. Sie beleuchten die Rolle des Bundeskartellamtes und welche Auswirkungen deren Strategien auf die einzelnen Unternehmen, aber darüber hinaus auf die gesamte volkswirtschaftliche Situation haben.

Damit der geneigte Leser überhaupt eine Vorstellung davon erhält, worum es sich hierbei eigentlich handelt, nicht jeder ist auf Anhieb in dieser zugegebenermaßen nicht unkomplizierten Materie zuhause, haben sich Detlef Brendel und Florian Josef Hoffmann bemüht, diesen Komplex in unserem gesamtwirtschaftlichen Handeln besonders transparent zu gestalten. Dies ist auch der Sinn dieses Buches. Es soll der Aufklärung dienen, und nicht ein weiteres Exemplar im Meer der unendlichen Wirtschaftsliteratur werden. Denn nur wenn der Inhalt dieses Werkes einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich ist, besteht die Möglichkeit, die aktuelle Rolle des Bundeskartellamtes zu erfassen und über ihr, wie die Autoren herausarbeiten, nachteiliges Verhalten für unsere wirtschaftliche Prosperität nachzudenken, mit der Folge einer dringend notwendigen, grundsätzlichen Korrektur. 

Wenn man sich das Inhaltsverzeichnis vornimmt, wird klar, wie Detlef Brendel und Florian Josef Hoffmann es gelungen ist, dem interessierten Leser die Sachverhalte nahe zu bringen. Insgesamt ist das Buch in drei Teile gegliedert, wobei im ersten Teil der Wirtschaftspublizist Brendel das Handeln der Behörde analysiert, im zweiten Teil Interviews mit drei namhaften Unternehmerpersönlichkeiten von Familienunternehmen zu diesem Thema geführt werden und im dritten Teil der Wirtschaftsjurist Hoffmann die historischen, theoretischen und politischen Hintergründe dazu erläutert. Damit ein erster Eindruck hier vermittelt wird, ist es interessant sich die einzelnen Untertitel aus dem ersten Teil von Detlef Brendel anzuschauen. Sie lauten:

1. Eine verhängnisvolle Atmosphäre
2. Verabredung für oder gegen 
3. Omnipotenz 
4. Das Prinzip Discountry 
5. Staat statt Markt 
6. Allmachtsfantasien 
7. Medienmaschinerie Kartellamt 
8. Unternehmerisches Selbstbewußtsein 

Schon die Überschriften zeigen deutlich, welche vermeintlichen Missstände hier aufgezeigt werden sollen. Es geht um die grundsätzliche Frage: Was macht das Kartellamt, was darf es und welche Auswirkungen hat das Ganze auf die Unternehmen, welche Handlungsspielräume sind den Unternehmern noch geblieben, ohne dass sie befürchten müssen, mit Bußgeldern in Millionenhöhe belegt zu werden? 

In den Unternehmergesprächen im zweiten Teil wird es dann konkret:
9. Gespräch mit Alfred T. Ritter, Alfred Ritter Gmbh&Co.KG
10. Gespräch mit Wolfgang Fritsch-Albert,  Westfalen AG
11. Gespräch mit Friedrich Neukirch, Klosterfrau Healthcare Group.

Hier werden drei Unternehmensführer von drei mittelständigen, namhaften traditionsreichen Familienunternehmen interviewt, bezüglich ihrer Erfahrungen mit dem Kartellamt, welchen Belastungen sie dadurch ausgesetzt sind und wie sie das Handeln der Behörde aus Unternehmersicht sehen. Ausdrücklich wird bei diesen Interviews darauf hingewiesen, dass es nicht einfach war, überhaupt jemanden zu finden, sich öffentlich zu dieser Thematik zu äußern, zu brisant scheint das Thema. 

Florian Josef Hoffmann, der Ökonom und Jurist hat im dritten Teil sich sehr intensiv und informativ der Frage angenommen, wie sind eigentlich die historischen, theoretischen und politischen Hintergründe der staatlichen Wettbewerbspolitik und des Kartellverbots? Auch hier wieder die einzelnen Sequenzen dieses dritten Teils: 
12. Das Ende der Moral 
13. Kartellrecht ist Kartellunrecht 
14. Von Smith und Erhard. So entstand der Würgegriff 
15. Das Kartell-Vom Retter der Wirtschaft zum Unwort des     Jahrhunderts 
16. Die Befreiung vom ideologischen Würgegriff
17. Der Ausweg aus dem Würgegriff
18. Auf einen Blick: Fakten und Argumente 

Liest man die Überschriften fällt es nicht schwer auch hier den eindeutigen Tenor der Abhandlungen zu erkennen. Dabei wird besonders deutlich, warum und wie Kartelle sich gebildet haben, und wie in den letzten Jahrhunderten der Wirtschaftsgeschichte damit umgegangen worden ist. Entgegen der momentan herrschenden Meinung wird aufgezeigt, dass dies durchaus zur wirtschaftlichen Blüte in früheren Jahrzehnten geführt hat.

Fazit: „Wirtschaft im Würgegriff-Wie das Kartellamt Unternehmen blockiert“ von Detlef Brendel und Florian Josef Hoffmann ist ein sehr informatives Buch, das nicht nur für Betriebs- oder Volkswirte geschrieben worden ist. Ganz im Gegenteil es zeigt aktuelle Problematiken der Unternehmen auf, die sie mit dem Kartellamt ausfechten müssen. Da aber nicht der Staat sondern diese Unternehmen, besonders im Mittelstand mit Abstand die meisten Arbeitsplätze in unserem Land schaffen, ist das Verhalten des Kartellamtes auch ursächlich für diesen Bestand und deshalb auch ein wichtiges Thema für die breite Öffentlichkeit. Dass hier von den beiden Autoren die richtige Sprache gewählt wurde, um in dieser breiten Öffentlichkeit verstanden zu werden, macht den besonderen Reiz dieses Buches aus, zumal, wie zuvor schon erwähnt, nicht jeder sofort mit dieser Materie etwas anfangen kann. Wenn dadurch auch noch eine politische Diskussion in Gang gesetzt wird, deren Ziel es ist, das Handeln des Bundeskartellamtes wieder unter objektiven Gesichtspunkten zu betrachten, ist das Bemühen von Detlef Brendel und Florian Josef Hoffmann ganz besonders erfolgreich. 

Sehr empfehlenswert

Rezension: Nachdenken über das 20. Jahrhundert- Tony Judt; Timothy Snyder

Autoren des Buches sind der 2010 verstorbene Erich-Maria-Remarque-Professor für Europäische Studien in New York Tony Judt und der Historiker Timothy Synder. 

Das Werk sollte man als historischen und biographischen Text, aber auch als moralphilosophische Abhandlung verstehen. Es handelt sich um eine politische Ideengeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts. Dabei geht es um die Themen Macht und Gerechtigkeit und zwar in der Weise wie sie seit dem späten 19. Jahrhundert seitens liberaler, sozialistischer, kommunistischer, nationalsozialistischer und faschistischer Intellektueller interpretiert werden. 

Neben den oben schon genannten biographischen Facetten geht es im Buch auch um die Grenzen und die Erneuerungsfähigkeit politischer Ideen und um die Aufgabe sowie das Scheitern von Intellektuellen.

Das Werk ist eine Art Gespräch zwischen den beiden Autoren und ein Ausdruck der Spontanität, Unberechenbarkeit und er gelegentlich spielerischen Art zweier Dialogpartner, wie Snyder schreibt. Was ich als Leser bestätigen kann. 

Das Nachwort hat Tony Judt verfasst. Das Buch verdeutlicht, dass die Aufgabe des Intellektuellen im einundzwanzigsten Jahrhundert darin bestehen könnte, für die Wahrheit einzutreten und dabei zugleich ihre verschiedenen Formen und Grundlagen zu akzeptieren.

Es führt zu weit den, den höchst komplexen Inhalt hier zu erörtern. Letztlich geht es um die Frage nach den Wahrheiten. 

In seinem Plädoyer zum Schluss macht Tony Judt deutlich, dass der Sozialstaat es ist, welcher ein anständiges Leben für alle ermöglicht. Die ist  die Wahrheit der Menschenfreundlichkeit. 

Doch eine ultimative Grundwahrheit scheint es bei allen Erörterungen nicht zu geben, wenn man intensiv über das 20. Jahrhundert nachdenkt.  Trotz allem lohnt sich das Nachdenken, wie  dieses Buch begreifbar macht.

Empfehlenswert.

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