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Rezension: Amazon kennt Dich schon

Ich zähle zu den Menschen, die Jeff Bezos, den Gründer von amazon.com, wegen seiner enormen Intelligenz, seines Pioniergeistes und seiner unternehmerischen Fähigkeiten bewundern. Um ein Unternehmen wie Amazon aufzuziehen, benötigt man natürlich neben hoher Intelligenz bestimmte Charaktereigenschaften, die die Kritiker und Neider dem Amazon-Chef anlasten. Doch hat jemand sich je seine sympathischen Kinderbilder und sein noch heute fröhliches Lachen genau angesehen? Er ist beseelt von seiner Idee und ordnet dieser alles unter. Das kann für Dritte schmerzhaft sein. Doch nur so kann Bezos erfolgreich bleiben. Sein eigentliches Problem könnte darin bestehen, einmal nachzugeben. Die großen Räder, an denen er dreht, lassen Nachgeben nicht zu.

Viele nennen Bezos einen Kontrollfreak. Ein Unternehmen kann aber nur wirklich gedeihen, wenn der Besitzer alles im Blick hat. Je größer ein Unternehmen wird, desto schwieriger wird dies und man muss sich auf sein Führungspersonal verlassen können. Laut Angaben in der Firmenphilosophie treffen diese Leader meistens die richtigen Entscheidungen, denken anders und um die Ecke und suchen nach neuen Wegen, um den Kunden zu dienen. Der Erfolg gibt Bezos bislang Recht, was seine Firmenphilosophie anbelangt, die man auf den letzten Seiten des vorliegenden Buches nachlesen kann, aber auch auf amazon.de. vorfindet.

Der Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Carsten Knop hat die Entwicklungen um Amazon und Jeff Bezos aus nächster Nähe mitverfolgt und schreibt auf Seite 56 (das stand auch kürzlich in der FAZ), dass es erste Branchenbeobachter gäbe, die glauben, dass das Bewertungssystem von Amazon marode und dass es möglicherweise gar die Achillesferse des Unternehmens darstelle. Dabei bezieht sich der FAZ-Wirtschaftsredakteur auf die Website von forbes.com. Das wird Bezos auch gelesen haben und sich aufgrund der fatalen Entwicklung schon längst Gedanken machen und gegensteuern. Ich gehe davon aus, dass er bis Ende des Jahres die Schwachstellen des Systems bereinigt hat. Seine analytischen Fähigkeiten, gepaart mit seinem Willen erfolgreich zu bleiben, lassen nicht anderes zu.

Carsten Knop hat mir nicht viel Neues berichten können, denn ich habe vor geraumer Zeit "Mr. Amazon" und zahllose Berichte in Zeitungen gelesen, in denen auch nicht unkritisch mit dem Unternehmen umgegangen wird. Das mindert jedoch nicht den Wert des vorliegenden Buches. Im Gegenteil. Auch in Knops Werk kann man sich die Vita des Firmengründers vor Augen führen, liest über seine Kindheit, seinen beruflichen Werdegang und seine Firmengründung im Jahre 1994 in den USA. Auch die Geschichte mit der Bestellung mit einem Klick kommt zur Sprache und das Treffen Carsten Knops mit Jeff Bezos.

Man liest über die Anfänge von Amazon in Deutschland und das Prinzip des Wachsens, über den Marktplatz für Drittanbieter, die Sparerfolge und über die Amazon- Aktie. Sehr interessant sind die Betrachtungen Knops im Hinblick auf Amazon und die Verlage sowie dem Handel und es wird klar, dass Amazon offenbar tatsächlich über die besseren Leader verfügt, weil sie rascher Wettbewerbsvorteile erkennen und nutzen und bislang von staatlichen Stellen an ihrem Tun nicht gehindert wurden, trotz entsprechender Forderungen der sich benachteiligt Fühlenden.

Mittlerweile übrigens haben sich mindestens 20 % des Buchhandels bei uns ins Netz verlagert, (S.64). Amazon allerdings ist schon weiter und bietet fast alles an. Damit stellt Amazon nicht nur für Buchhändler eine starke Konkurrenz dar. Amazon ist allen anderen einfach Meilenschritte voraus.

Das Kindle wird im vorliegenden Buch ebenso thematisiert, wie die Rivalität zwischen Google und Amazon und es kommen "Big Data- Projekte" zur Sprache. Diese hier im Rahmen einer Rezension näher zu erläutern führt zu weit. Die Möglichkeit des Missbrauchs scheint gegeben zu sein. Das festzustellen und eventuell zu unterbinden, ist eine Aufgabe des Datenschutzes.

Eine Fülle von Schräglagen, auch im Bereich der Arbeitsplätze kommt bei Knop zur Sprache, von denen ich vermute, dass sie sehr bald ebenso beseitigt werden, wie die Schräglagen auf der Verkaufsplattform.

Ein so rasch wachsendes Unternehmen kann nicht perfekt sein, aber Bezos wird nach der Phase des ersten Wachsens nun Mängel bereinigen, so meine Analyse dieses klugen Kopfes, da er ja viel mehr will. Ich denke nicht, dass es ihm primär um Geld und Macht geht, obschon sie ein Ergebnis seines Tuns verkörpern. Ihm geht es meines Erachtens darum, etwas Großes, Neues, am Ende geradezu Perfektes zu entwickeln. Dabei nimmt er in Kauf, dass Altes untergeht. Das ist bitter für alle Verlierer, d.h. für alle, die nicht erkennen wollten und wollen, dass die Zukunft sich nur noch im Internet abspielt. 

 Lesenswert.

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Rezension:Die Stunde der Frauen - zwischen Monarchie, Weltkrieg und Wahlrecht 1913-1919 (Gebundene Ausgabe)

"Der Gedanke tut weh, dass die Menschheit nach so vielen Jahrhunderten der Entwicklung immer noch nicht gelernt hat Schwierigkeiten anders als durch Gewalt zu lösen." (Zitat: Marie Curie, S. 53)

Antonia Meiners ist die Autorin dieses reich bebilderten Buches, das nicht zuletzt namhafte Frauenpersönlichkeiten in den Jahren 1913-1919 porträtiert.

Neun Kapitel umfasst das spannend zu lesende Buch, in dem zunächst die genannte Zeit zwischen Monarchie, Weltkrieg und Wahlrecht auf den ersten Seiten skizziert und zudem zur Sprache gebracht wird, was der 1. Weltkrieg für die Frauen damals bedeutet hat. Weil die Preise immer höher anstiegen, mussten viele Frauen den Lebensunterhalt der Familien stemmen und so arbeiteten allein in der Rüstungsindustrie bei Krupp 1918  rund
28000 Frauen. Vier Jahre zuvor waren es 3000 weibliche Personen. Der Krieg erforderte eine völlige Neuorientierung von Frauen. Darüber und über vieles andere liest man Wissenswertes im vorliegenden Buch.

Sehr lesenswert sind die Informationen im Hinblick auf den Widerstand radikaler Feministinnen gegen die vorherrschende Kriegseuphorie zu Beginn des 1. Weltkrieges. Führende Persönlichkeiten waren damals Anita Augspurg, Helene Stöcker, später auch Minna Cauer. Als die zweite Flandernschlachte tobte und deutsche Soldaten in Russland Krieg führten, fand am 28. April 1915 in Den Haag der erste internationale Frauenfriedenskongress statt. Auch die Frauen des Proletariates protestierten. Clara Immerwahr, eine der ersten in Deutschland promovierten Chemikerinnen prangerte den Einsatz von Kampfgas an. Sie erschießt sich, als sie erkennt, dass ihr Mann, der Wissenschaftler Hans Haber an den Massenvernichtungsmitteln weiterarbeitet, obschon ihm die Folgen bekannt sind. Die Schriftstellerin Franziska zu Reventlow verhilft ihrem Sohn während eines Fronturlaubs zur Flucht in die Schweiz und überall widersetzen sich Mütter gegen den Irrsinn des Krieges. In der Folge werden Frauen wie Rosa Luxemburg, Jane Addams und Käthe Kollwitz poträtiert. Einblicke in Feldpost schließlich zeigen den Gefühlszustand von Frauen.

Man liest über den Lazarettdienst in diesem furchtbaren Krieg. Dabei hatten die meisten freiwilligen Helferinnen keine Erfahrung in diesen Dingen. Verletzungen aufgrund von Schrapnellgeschossen, Granaten, Maschinengewehren und wegen des Einsatzes von Giftgas waren eine große Herausforderung für die betroffenen Menschen und ihre HelferInnen. Vom großen Sterben in den Operationsälen ist die Rede und man erahnt, was dies für Helfer dort bedeutet hat.

Porträts von Edith Cavell, Marie Curie, auch von Elsa Brandström vermitteln einen Eindruck von diesen starken Frauen. Elsa Brandström schrieb 1921 ein Buch in dem sie ihre Erinnerungen als Krankenschwester in Sibirien verarbeite. Man liest in diesem Zusammenhang auch vom Friedensnobelpreis für das Rote Kreuz. Elsa Brandström, arbeitete als Krankenschwester im schwedischen Roten Kreuz. Eine faszinierende Frau, deren Maßnahmen dazu führten, dass die Sterblichkeit der Kranken von 80 auf 18% gesenkt werden konnte.

Auch über unkonventionelle Frauen in jenen Tagen liest man, unter ihnen Else Lasker-Schüler, Melli Beese und Mata Hari. Es führt zu weit all die Porträts der angeführten Frauen hier kurz zu skizzieren. Beeindruckend sind Texte allesamt.

Man liest vom Hunger und den Entbehrungen in jenen Kriegstagen und ahnt, was die Menschen damals durchgemacht haben wegen dieses absurden Krieges.

Über das Ende des Adels und das, was dann folgte, wird der Leser auch informiert. Die promovierte Philosophin Helene Stöcker kommt hier ebenso zur Sprache, wie auch Coco Chanel, die sehr gut wusste, was es heißt, die Ärmel hochzukrempeln. Sie tat es stets als enorm erfolgreiche berufstätige Frau.

 Empfehlenswert.

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Rezension:Pompeji: Geschichte, Kunst und Leben in der versunkenen Stadt (Gebundene Ausgabe)

Dieses wunderbare, reich bebilderte Buch der Herausgeberin Marisa Ranieri Panetta ist von 14 Autoren verfasst worden. Über diese gelehrten Persönlichkeiten erfährt man gleich am Anfang Wissenswertes.

Nach einem kurzen Vorwort und der Einleitung der Herausgeberin ist das Werk in nachstehende Abschnitte eingeteilt:

Wiederentdeckung und Geschichte Pompejis
Das öffentliche Leben
Das religiöse Leben
Das wirtschaftliche Leben
Leben und Wohnen
Oplontis
Der Ausbruch des Vesuv

Besagten überaus eloquenten Abschnitten folgen die Chronologie, das Glossar, die Bibliografie und das Register.

Eine Fülle von Informationen wartet in diesem Prachtband auf den neugierigen Leser, der mehr über jene archäologisch bedeutende Stätte wissen möchte, die 79 n Chr. durch Asche, Lapilli und Schlammmassen archiviert wurde.

Im ersten Kapitel kann man sich ein erstes Bild von der Geschichte und der Wiederentdeckung Pompejis machen. 1834 erschien Edward G. Bulwer-Lyttons sehr erfolgreicher Roman "Die letzten Tage von Pompeji". Damit war natürlich die Neugierde derjenigen geweckt, die sich auf die Grand Tour begaben. Darüber, aber auch über die Grabungen wird berichtet, bevor man über die Entstehung Pompejis, die Eroberung durch Rom und die letzten Jahre der zum Untergang verurteilten Stadt unterrichtet wird. Sehr beeindruckend für mich, die ich noch nie an dem Ort war, ist die doppelseitige Aufnahme aus der Luft, die mir eine Vorstellung von der Größe des Ortes verschafft.

Aufgeklärt wird man u.a. über das Alltagsleben in Pompeji, die Organe und Funktionen der Stadtverwaltung, auch über die Wahlen und die Wahlpropaganda und die Schauplätze der Politik und Verwaltung. Unterbrochen werden die Beschreibungen zum einstigen Leben in jener Stadt von Fotos, so etwas von den Thermen, über deren Funktion man Näheres im Textbeitrag erfährt.

Das Amphitheater ist ein Thema und man liest Näheres zu den Gladiatoren, die dort auftraten. Mehr als an solchen archaischen Kämpfe, die der Belustigung des Volkes dienten, haben mich allerdings die Informationen zu den dorischen Tempeln und das religiöse Leben in dieser Stadt interessiert. Die "Aphrodite Lovatelli" genoss große Verehrung und Beliebtheit. Interessant auch sind die Infos zum privaten Kult, der mit den Penaten, Laren und dem Genius verbunden ist. Wobei der Genius eine in jedem Wesen oder Ort innewohnende, übernatürliche Wesenheit verkörpert, die diesen zugleich beschützt, (vgl.: S.106).

Im Kapitel über das wirtschaftliche Leben wird man u.a. über den Hafen- und Fernhandel aufgeklärt, auch über Geld und Bankwesen und lernt in diesem Zusammenhang eine Vielzahl von Münzen kennen, die auch notwendig waren, um auf dem Forumsmarkt einkaufen zu gehen. Über die Geschäfte, das Gewerbe und die Berufe liest man Wissenswertes. So lag die Zubereitung von Brot in den Händen der "pistores", während die "clibanarii" und "libarii" Süßwaren und Kuchen herstellen. Bäcker und Konditoren gab es also damals auch schon. Sehr spannend zu lesen sind die Infos zur Gastronomie im antiken Pompeji und fast hätte ich es vergessen: die Infos zum pompejischen Wein.

Über Eliten und Privilegien und über Sklaven und ihre Freiheit liest man und auch, dass die Mehrheit der Sklaven den niedrigsten sozialen Schichten angehörten und aufgrund ihrer rechtlichen Abhängigkeit sich in einer noch niedrigeren Position befanden.

Beeindruckend sind die Fresken, die schöne Frauen zeigen. Über die Facetten des weiblichen Pompeji erfährt man auch viel Interessantes, nicht zuletzt über die Schönheitspflege der Pompejerinnen, die bereits Schönheitsmasken kannten, eine dicke Schicht aus Bleiweiß auflegten, auch Rouge und Lippenstift, Lidschatten und Parfum verwendeten und natürlich Schmuck trugen. Eine Frau ist eben eine Frau, so wie eine Rose eine Rose ist. Gestern, heute, immer.

Nicht ausgespart bleibt der Eros und die erotische Kunst, die auf Fresken veranschaulicht ist, wie auch damit einhergehend Wollust und Zweideutigkeit.

Man erfährt, was auf den Tischen Pompejis aufgetragen wurde und hat Gelegenheit Häuser und deren Ausstattung kennen zu lernen. Erläutert wird zudem wie ein Fresko entsteht und welche Farben hierfür beispielsweise genutzt wurden. Aufgrund der vielen Bilder erhält man einen gute Eindruck von allem und ahnt wie elegant die Patrizier dort einst lebten, sei es im Haus der Vetti oder anderenorts.

Alles hat seine Zeit. Alles hat seine Zeit. Alles hat seine Zeit. Diesen Satz muss man tief in sein Bewusstsein eingraben. Er gilt immer.

Über die dramatischen Ereignisse an den beiden Tagen des Ausbruchs des Vesuv liest man zum Schluss. Hier auch wird die Zahl der Opfer genannt. 1047 Leichen hat man bisher gefunden. Von Plinus weiß man, wann der Auswurf vulkanischen Materials begann. Das eigentliche Drama bestand wohl darin, Hab und Gut retten zu wollen. Das kostete zu viel Zeit.

Was lehrt uns Pompeji? "Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein." Diese Erkenntnis sollte uns entspannt mit Materie umgehen lassen.

Ein sehr informatives Buch, das ich gerne empfehle.


Überall im Handel erhältlich.

Rezension: Peter J. König: ANONYMOS------Digital Naiv- Warum die Piraten weder etwas von Politik noch vom Internet verstehen

Wer glaubt, dieses Buch des anonymen Verfassers, der als Politikwissenschaftler und Mitglied des Chaos Computer Clubs auch als fester Mitarbeiter einer der vier deutschen Piraten-Landtagsfraktionen tätig war, hätte sich nach dem erfolglosen Abschneiden bei der Bundestagswahl am 22.September überholt, der irrt gewaltig. 

Nicht nur, dass das Buch eine schonungslose Aufdeckung des Phänomens Piratenpartei dokumentiert, es zeigt auch wie es möglich ist, dass auf Anhieb ein zweistelliges Wahlergebnis erreicht werden kann, ohne das die Wähler auch nur annähernd eine Vorstellung haben, um welche Art von Partei es sich hierbei handelt.

Allein die Tatsache, dass die Basis allen Handelns das Internet zugrunde hat, scheint schon zu genügen, um die Politikverdrossenen für diese Bewegung einzunehmen. Versprochen wird von den führenden Parteimitgliedern ein basisdemokratischer Aufbruch, eine Überwindung althergebrachter Strukturen und damit einher gehend ein grundsätzlicher gesellschaftlicher Wandel.

Der Autor, ausgestattet mit dem entsprechenden Insiderwissen und der praktischen Erfahrung als hauptamtlicher Mitarbeiter einer Landtagsfraktion zeigt anhand vieler Beispiele auf, wie unvereinbar Anspruch und Wirklichkeit bei den Piraten ist. Dabei handelt es sich nicht etwa um handwerkliche Fehler einer parteilichen Neugründung, die ja noch verzeihlich wären, da  Korrektive sich durch laufende Erfahrungen von selbst einstellen, nein, der Verfasser erkennt fundamentale demokratische Defizite, wenn die Piraten mit der durch Internet organisierten Basisdemokratie wesentliche Elemente der Verfassung abschaffen wollen.

Mit diesen und anderen Forderungen zeigt sich, dass die Führungselite dieser Partei über die Grundwerte unseres Staates nur sehr mangelhaft informiert ist. Parlamentarisches Handeln ist den gewählten Vertretern der Piraten fremd, das demonstriert ihr Auftreten in den vier Landesparlamenten, denen sie zurzeit angehörig sind. Kenner bezeichnen sie als chaotische Spaß- Truppe, die keinerlei Vorstellung hat, wie ihre Ziele verwirklicht werden können. Der Autor nennt hier eine Fülle von Beispielen.

Als Wesentlich wird die Tatsache angesehen, dass alles politische Handeln durch das Internet stattfindet. Dies allein soll der Garant für eine schöne, neue, digitale Welt sein. Wie sie jedoch zustande kommt, das weiß keiner dieser selbsternannten Profipolitiker so genau. Ohne jemals in irgendeinem kommunalen Parlament tätig gewesen zu sein, wollen sie jetzt die Geschicke unseres Staates in die Hand nehmen, dabei sind sie nicht einmal in der Lage, miteinander einen menschenwürdigen Umgangston zu pflegen. Dass dies keine Gräuelpropaganda konkurrierender Parteien ist, zeigt die selbst auferlegte Transparenz mittels online-Übertragungen ihrer Sitzungen im Internet.

Wenn erst die Veröffentlichung dieses Buch nötig ist, tatsächliches Wissen über die Piraten in die Öffentlichkeit zu bringen, dann zeigt dies, dass es mit der Information der Wähler noch nicht so weit her sein kann, trotz Internetpräsenz. Zunächst aber sind der rasante Aufstieg und damit der Einzug in den Bundestag jäh gestoppt, nicht zuletzt durch die unerträglichen Führungsquerelen der führenden Parteimitglieder. Die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, ob die Piraten aus ihren Erfahrungen lernen, dann werden sie auch zukünftig eine Rolle in der Politik spielen. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, dann werden sie eine Episode in der bundesrepublikanischen Politikgeschichte bleiben, die aber gezeigt hat, dass mit exotischen bühnenreifen Auftritten zumindest für eine Zeitlang eine beachtliche Zahl von Wählern mobilisiert werden kann. Nicht auszumalen wäre es, wenn straff organisierte Profis sich eines solchen Medienhyps bedienen, dann hätte unsere Demokratie ein echtes Problem. Warum dies so ist, dazu leistet dieses lesenswerte Buch einen erhellenden Beitrag.

 Empfehlenswert

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Rezension:Der neue Fischer Weltalmanach 2014 mit CD-Rom: Zahlen Daten Fakten (Taschenbuch)

"Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier." (Mahatma Gandhi)

Der neue Fischer Weltalmanach 2014 ist ein umfangreiches Nachschlagewerk zum Zeitgeschehen, dem eine CD-ROM beigefügt wurde, die folgendes bietet: Karten zu allen Staaten, Biografien zu über 500 Politikern, Tabellen-Browser beliebig sortierbar zum Ländervergleich, Zeitreihen über 140 Kategorien, Export und Druck aller Texte, Karten, Grafiken, Flaggen und Fotos, zahlreiche Links.  Eine Jahreslizenz für weltalmanach.de, dem großen Informationsportal, rundet das Werk, an dem vierzehn Autorinnen und Autoren gearbeitet haben ab. Diese werden zu Beginn kurz vorgestellt und es wird jeweils darauf hingewiesen, wofür die einzelnen Akademiker verantwortlich sind.

Das Buch ist in die Abschnitte: Themen der Welt, Staaten von Afghanistan bis Zypern, Basisdaten, Flaggen und Karten, Europäische Union, Internationale Organisationen, Wirtschaft, Umwelt, Glossar, Register untergliedert. Als Themen der Welt werden Rohstoffe, Naturkatastrophen, Kriege, Krisen und Konflikte, Militärausgaben und Waffenhandel sowie Raumfahrt genannt.

Da Rohstoffe in den einzelnen Ländern jeweils speziell abgehandelt werden und sie auch den Schwerpunkt des Werkes darstellen, macht es Sinn, sich eingangs mit den einzelnen Begrifflichkeiten zum Thema Rohstoffe genau auseinander zu setzen, so etwa mit den Begriffen "fossile und mineralische Rohstoffe" oder auch "Fracking" und sich zunächst erst einmal über die wirtschaftliche und auch die geopolitische Bedeutung von Rohstoffen oder aber zu Rohstoffen in den Entwicklungsländern Gedanken zu machen.

Bei den Daten und Fakten zu den Ländern werden eingangs stets die Landesflagge, auch die Fläche, Einwohner, Hauptstadt, Amtssprachen, Bruttonationaleinkommen, die Währung, die Zeitzone und die Botschaft vorgestellt. Dann folgen Informationen zur Landesstruktur, Bevölkerung, Staats- und Regierungsform, Regierung und Parlament sowie Wirtschaft.

In den einzelnen Chroniken schließlich werden wichtige politische und wirtschaftliche Informationen zu den jeweils fokussierten Ländern geliefert. Hellbraun unterlegt und auf diese Weise hervorgehoben sind immer Informationen im Hinblick auf Rohstoffe in den einzelnen Ländern.

So liest man u.a., dass die Atombehörde am 23. Februar 2013 bekannt gab, dass der Iran seine Schätzungen der landesweiten Uranreserven von 1,53 Mio t auf 4,4, Mio t verdreifacht habe. Dieser Info folgen dann weitere unerquickliche Fakten, die mir große Bauchschmerzen bereiten.

In welch einem gesegneten Teil der Welt man lebt, wird klar, wenn man all die fürchterlichen Fakten aus den einzelnen Ländern entgegengebracht bekommt. Dabei sollte man die Entführung von jungen Frauen und ihre gewaltsame Verheiratung in Kirgisistan ebenso wenig überlesen, wie die Gewalt gegen Frauen in Indien und die juristische Aufbereitung des Völkermordes in Ruanda.

Überall auf dieser Welt, leider auch in Europa, ist der Urzustand noch nicht überwunden und wird es so lange nicht sein, so lange man nicht erkannt hat, dass das überbordende Ego immer nur Unheil zum Ergebnis hat.

Interessant für Zahlenmenschen sind die vielen Basisdaten zu den Staaten nach Größe, der Bevölkerung, der Bildung und Gesundheit sowie zur Wirtschaft und Umwelt. Aufmerksam lesen sollte man die Beiträge zur Europäischen Union, vielleicht erkennt der ein oder andere anschließend wie wichtig diese Gemeinschaft für uns alle ist. Doch auch hier gilt es überzogene nationale Ego-Forderungen zu überdenken und stattdessen das Augenmerk auf die Vorteile der Gemeinschaft als Ganzes zu lenken.

Mit allergrößtem Interesse habe ich die Informationen zu den Vereinten Nationen und internationalen Organisationen gelesen, die nicht nur für politische Journalisten ein bereicherndes Nachschlagewerk darstellen. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch die Anmerkungen zur Bekämpfung von Steueroasen und das Ziel der Weltbank bis 2030 die extreme Armut zu beseitigen. Ein Schritt in die richtige Richtung ist hier gewiss die Beseitigung der Steueroasen.

Die Infos zur Wirtschaft und Umwelt zum Schluss lassen mich ziemlich bekümmert in die Zukunft schauen und mich hoffen, dass die Erkenntnisfähigkeit von allen Menschen auf dieser Erde steigt. Nur eines ist wirklich wichtig, dass alle Erdenbürger an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen und diese Richtung nicht zur Egomanie führt, sondern zur Gemeinsamkeit und zum einzig wahren und klugen "do ut des". 

Empfehlenswert.

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Rezension Helga König: Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon (Gebundene Ausgabe)

"Wir hörten von weitem verzweifelte Schreie, vermischt mit rohen Stimmen von SS- Männern und dem Gekläffe von vielen Hunden. Damals erklärte man uns, dass sie eben jetzt mit Hilfe der Hunde unsere Familien in den Tod trieben." (Zitat: Salmen Lewenthal, Auschwitz-Häftling).

Ernst Klee, der Autor dieses wichtigen Werkes verstarb in diesem Jahr im Alter von nur 71 Jahren, unmittelbar nachdem er die Arbeit an dem Buch beendet hatte. Dieser namhafte Journalist hat nicht nur Bücher zu nationalsozialistischen Tätern und Verbrechen verfasst, sondern auch Artikel und Filme und wurde deshalb mit dem Adolf- Grimme-Preis und dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Neben anderen Ehrungen wurde 2005 sogar eine Schule im westfälischen Mettingen nach ihm benannt

 Das vorliegende Nachschlagewerk registriert, wie Ernst Klee in seinem Vorwort schreibt, 4043 Menschen, darunter 3621 Personen, die als Täter von Auschwitz zu bezeichnen sind, bzw. zum Umfeld der Täter gerechnet werden müssen. Es handelt sich bei diesen Personen um das gesamte Personal des Vernichtungslagers Auschwitz.

Dieses Tätertyp will Kontrolle und Macht über seine gesamte Umgebung erlangen, habe ich kürzlich in einem Buch gelesen. All diese schrecklichen KZ-Wärterinnen, einfach furchtbar. Auf Seite 431 lese ich von einer SS-Aufseherin im Frauenkonzentrationslager Birkenau. Sie soll die arbeitenden Häftlingsfrauen bei der kleinsten Erkrankung nach Birkenau zur Vergasung geschickt haben. Das war "normal" in Auschwitz.

Ich lese wenig später über eines der Opfer dieser niederträchtigen Täter und Täterinnen. Sein Name war Hans de Yong. Er erblickte 1924 in Frankfurt das Licht der Welt. Nur 18 Jahre wurde diese Auschwitzhäftling alt.

Zitieren möchte ich aus Klees Buch folgende Information zu Hans de Yong: "Im Tagebuch des KZ-Arztes Kremer heißt es am 13.11 1942 über den von ihm zum Tode bestimmten Häftling Nr. 68030: "Lebensfrisches Material (Leber, Milz und Pankreas) von einem vorher fotografierten stark atrophischen jüdischen Häftling von 18 Jahren entnommen. Eintrag Kremer am nächsten Tag: Heute, Samstag, Varietévorstellung im Gemeinschaftshaus (ganz groß!). Besondere Freude erregten die tanzenden Hunde und die beiden krähenden Zwerghähne." (S.446).

Der vollkommene Mangel an Empathie ist typisch für Nazitäter. Die beiden Beispiele stehen stellvertretend für viele. Außer Machtgier und Kontrollzwänge kannte dieses grausame Gesindel nichts.

Ich zitiere weiter. Diesmal aus Seite 370: "Eines Tages kam der SS-Mann (Anton) Tauber auf unseren Block, um die Aussortierung für das Gas selbst vorzunehmen. Er war nicht älter als 25 Jahre alt. Der Blockälteste musste Achtung rufen. Er sagte: Na da wollen wir mal beginnen mit unserem Werk. Er streifte sich die Ärmel hoch, wie ein Schlächter, der nun an seine Arbeit geht. Nun müssen der Reihe nach alle Kranken vor ihm (nackt) vorbeimaschieren, wer nicht stehen konnte, wurde nackt auf den Steinboden gesetzt oder gelegt. Unendliche Male trat er mit seinen nagelbeschlagenen Stiefeln in die Kranken hinein, in den Bauch oder in den Rücken, bis das Blut lief. Von circa 950 Frauen wurden 800 zum Vergasen aufgeschrieben, der ganze Block wurde fast geleert. Die Frauen beteten zu Gott, schrien um Hilfe, warfen sich der SS vor die Füße und baten um ihr Leben. Dafür bekamen sie Schläge."(Zitat. S.370).

Solche Monster lebten nach dem Kriege noch Jahrzehnte lang unter uns und tyrannisierten ihr Umfeld. Dieser Personentyp kennt keine Schuldgefühle und keine Empathie und das ist das Problem. Man darf solchen Monstern weder Macht noch Kontrollmöglichkeiten in die Hand geben, denn aus ihren monströsen Charakteren heraus, pervertiert alles. Das Monster Hitler bediente sich solcher Helfer. Ich sage bewusst Monster, denn wer so handelt, verdient es nicht, Mensch genannt zu werden.

Ernst Klee konstatiert zutreffend, dass derjenige der Auschwitz zu beschreiben versucht, sich an der Grenze des Belastbaren bewegt.

Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre an Schulen werden. Über den Inhalt muss immer und immer wieder gesprochen werden. Wir alle sind angehalten, Empathie zu kultivieren bei uns und nachfolgenden Generationen. Nur diese schützt vor Exzessen wie sie an der Tagesordnung waren in den Konzentrationslagern der Nazis.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu den Fischer Verlagen und können das Buch dort direkt bestellen: http://www.fischerverlage.de/buch/auschwitz-taeter_gehilfen_opfer_und_was_aus_ihnen_wurde/9783100393333.
Sie können  es aber auch  bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern

Rezension Helga König: Es war einmal oder nicht: Afghanische Kinder und ihre Welt (Gebundene Ausgabe)

"Aber zwischen den Feinden der Menschen gibt es Menschen mit großem Herzen und einer Seele voller Liebe und Empathie." (Fauzia Azimi, Schulleiterin, Peschwar, S. 74)

Das neue Buch von Roger Willemsen enthält eine Fülle von bunten Kinderzeichnungen, die ich zunächst einmal aufmerksam studierte, bevor ich mich mit dem Text befasst habe. Gemalt wurden diese Bilder von afghanischen Kindern.

Auf Seite 246 kann man das letzte dieser Kinderbilder bestaunen, das ich inhaltlich übrigens wie viele andere dieser Zeichnungen als sehr aussagekräftig betrachte. Vielleicht müssen die Kinder überhaupt nicht den Fluss schwimmend durchqueren, um an das rettende westliche Ufer zu gelangen, wenn das Buch von Roger Willemsen ein Bestseller wird, kommt mir spontan beim Betrachten besagten letzten Bildes in den Sinn und zwar deshalb, weil ich Willemsens Danksagung auf Seite 249 schon gelesen hatte.

Dort findet man den Satz:  "Der Erlös aus dem Verkauf dieses Buchs wird vom Verlag und Autor an den afghanischen Frauenverein e.V. weitergegeben. Das Geld" soll den Kindern Afghanistans zugutekommen."

Worum geht es in diesem Buch?

Roger Willemsen sagt es in fünf Worten in seinem Untertitel. Es geht um: "Afghanische Kinder und ihre Welt". Das Buch ist, wenn man so will eine Sozialreportage, die afghanische Mädchen und Frauen im Fokus hat.

Der vielbeschäftigte Autor ist u.a. als Botschafter für Amnesty International tätig, auch für Terre des Femmes und CARE International und setzt sich als Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins in erster Linie für den Bau von Brunnen, Schulen sowie medizinischen Zentren ein.

Roger Willemsen hat in dieses Buch Kinderzeichnungen, Aufsätze und Briefe, sowie Gespräche mit afghanischen Menschen eingearbeitet, die dem Leser die Nöte und Hoffnungen der Bevölkerung, speziell der Kinder sehr nahe bringen.

Der Autor reiste im Herbst 2012 von Kabul bis ins Panschir-Tal im Hindukusch und besuchte dort Kinder und auch Schulen wie man dem Klappentext bereits entnehmen kann.

Millionen afghanischer Flüchtlinge leben heute in Peschawar in Pakistan. Willemsen nennt die Lebensbedingungen trostlos und die Umstände geradezu rechtlos. Der Autor hat hier Stimmen von Frauen gesammelt, um zu zeigen, wie diese ihre Situation sehen. Man erfährt Wissenswertes über die vielen Enttäuschungen, die Frauen in der Vergangenheit hinnehmen mussten. Offenbar verhielt es sich in Afghanistan so, dass jeder politische Rückschritt auch zugleich einer bei der Entwicklung der Gleichstellung war, (vgl.: S 63).

Interessanterweise scheint es so zu sein, dass in Afghanistan der Begriff "Demokratie" für eine sowjetische Hinterlassenschaft gehalten wird und Fragen der Frauenemanzipation als russisches Erbe gelten, das man aufgrund dessen per se ablehnt. (vgl.: S.67).

Eine Schulleiterin aus Peschawar schreibt einen erhellenden und sehr berührenden Brief an Willemsen und lässt ihn und seine Leser wissen, dass die afghanischen Flüchtlinge von der pakistanischen Polizei nicht selten erpresst und mit vielen Repressalien belegt werden. Die erwachsenen Flüchtlinge halten den Druck um ihrer Kinder willen aus, denn in Afghanistan sind die Wohnungen durch den Krieg zerstört und es gibt kein sauberes Trinkwasser.

In Kabul spricht Willemsen mit der feministischen Schriftstellerin Homeira Quaderi, die von sich sagt, dass sie ihre schönste Zeit unter der Burka verbringen musste und schließlich irgendwann meint, dass der Islam in Afghanistan durchaus zu reformieren und zu liberalisieren sei, die Kultur hingegen festgefügt und unwandelbar ist. Eine niederschmetternde Analyse.

Afghanistan verzeichnet den höchsten Analphabetismus weltweit (vgl. S.112), dennoch oder gerade deshalb ist der Bildungshunger hoch. Wie Willemsen schreibt, sprenge der Ansturm an den Schulen und Universitäten nicht selten die Kapazitäten. Wissen muss man, dass etwa 75% aller Schulen zur Kriegszeit zerstört wurden. Hier warten Aufgaben auf die Gemeinschaft aller, die sich dem Humanismus verpflichtet fühlen.

Sieht man sich aufmerksam die Kinderzeichnungen an, auch die noch so bunten, dann begreift man viel von der Psyche der kleinen Künstler und auch von ihren Sehnsüchten und Wünschen. Erlebtes und Alltag werden abgebildet, aber auch Wünsche nach Frieden und Neubeginn, zu dem jeder Mensch ein Recht haben sollte.

Auf Seite 148 habe ich mir eine Textpassage angestrichen, die ich zitieren möchte: "Ich habe Kinder gesehen, die fast nackt durch die herbstliche Landschaft irrten, solche, die unverständlich oder stumpfsinnig geworden waren und solche, die ein zweites Zuhause am Fluss geschaffen hatten, wo sie zu Tieren der freien Natur ein zärtliches Verhältnis pflegten, wie sie es außerhalb dieses Rückzugortes vielleicht nicht kannten. In den Gesichtern hatte sich manchmal die Erfahrung von Greisen eingegraben. Mit ihren igelartig hochstehenden Frisuren, ihrer vom Schlafen im Freien gegerbten Haut, mit ihrem staubfinstersten Teint, den Tränensäcken, die hingen wie bei Alten und diesem Lebenshunger, der ihren Gesichtern Vitalität und grenzenlose Neugierde gab, waren sie schiefgewachsene Menschen, solche, die wenig Nutzloses getan hatten im Leben, aber viel von dem sehen und erleiden mussten, was in der westlichen Welt ganzen Generationen erspart geblieben ist." (Zitat: S.151).

Genau deshalb ist es unsere Pflicht,  diesen Kindern zu helfen. Roger Willemsen rüttelt mit seinen die Realität beschreibenden Worten wach. Dafür sei ihm gedankt.

Der Autor gibt allen Lesern die Chance, mittels dieses Buches mit den vielen Kinderzeichnungen Mitgefühl zu entwickeln, wenn es nicht ohnehin schon vorhanden ist und jene zu unterstützen, die es bitter nötig haben.

Sehr empfehlenswert.

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Rezension Peter J. König: Unterwegs - Politische Erinnerungen- Gerd Ruge

Im Hanser Verlag Berlin ist dieses spannende und hochinformative Buch des Fernsehjournalisten und Buchautors Gerd Ruge verlegt worden. 

Wer kennt es nicht, das ernste, nachdenkliche Gesicht dieses Mannes, der wie kaum ein zweiter, die Nachkriegspolitik an den wichtigsten Brennpunkten unserer Zeit begleitet hat?  Als Journalist der ersten Stunde hat er die Entwicklung des politischen Beobachters in der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich mit geprägt. Er war einer der ersten, der nach der Gründung des Westdeutschen Rundfunks in Köln die journalistischen Grundlagen dieses Senders der ARD gelegt hat. Ein Vergleich mit der heutigen Arbeit eines Zeitungs- oder Fernsehjournalisten verbietet sich von selbst. 

Ruge war ein Pionier auf diesem Gebiet, zumindest für Deutschland unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Ohne politische Rückendeckung, Westdeutschland wurde noch von den westlichen Alliierten bestimmt, ohne große finanzielle Mittel und ohne die Möglichkeit der modernen Kommunikation hat er, quasi auf sich allein gestellt, seinen Weg gesucht, journalistisch erfolgreich zu arbeiten. 

Eine besondere Ausbildung für diesen Beruf gab es in der damaligen Zeit nicht, deshalb muss man sein enormes Engagement auch eher als Berufung sehen. Es hat ihn immer dorthin getrieben, wo er politische Veränderung vermutet hat. Dabei wurde er von seinem "guten Näschen" geleitet, einem untrüglichen Instinkt, der ihn oftmals zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gebracht hat. Dies ist ja auch die Gabe, die den begnadeten Journalisten auszeichnet.

Dass Gerd Ruge befähigt ist, wird sofort klar, wenn man sich in seine Erinnerungen vertieft. In seinem Buch "Unterwegs" wird die ganz große Nachkriegspolitik erlebt, und zwar hautnah und weltweit. Ob in Europa unmittelbar nach Kriegsende oder dann in der Sowjet-Union, in den USA oder in China, von all seinen Stationen konnte Ruge von spannenden Momenten der politischen Umwälzungen berichten. Oft war er überhaupt einer der ersten Journalisten, der diese Veränderungen seinem Sender, und damit dem deutschen Zuschauer übermittelt hat. 

Dabei haben sich drei Hauptfelder seiner Arbeit heraus kristallisiert. Dies sind seine Korrespondentenstellen in Moskau, Washington und Peking. Jeweils für einige Jahre dort akkreditiert, konnte er über solch tiefgreifende Veränderungen wie z.B. die schrittweise Annäherung zwischen Russland und Deutschland nach dem Krieg, über Adenauer und Brandt, bis hin zu Kohl und seinen erfolgreichen Wiedervereinigungsgesprächen berichten, ebenso über den Untergang der Sowjet-Union und die Geburt des neuen Russland. In den USA hat er die Ermordung der beiden Brüder Kennedy erlebt, aber auch den mühsamen Prozess, weg von der Apartheit, das Aufbegehren der Farbigen, das einherging mit der Ermordung ihres Führers Martin Luther King.

In China hat Gerd Ruge als einer der wenigen Korrespondenten gearbeitet, die überhaupt anfänglich unter den Kommunisten zugelassen worden sind. Deshalb sind seine Erfahrungen dort von geradezu geschichtlicher Bedeutung. Wichtige Ereignisse hat er hier miterlebt, so wie die Studentendemonstrationen auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking, mit der blutigen Niederschlagung, aber auch später die enormen wirtschaftlichen Veränderungen im Land, bis hin zum großen industriellen Aufbruch.

Ohne Übertreibung muss festgestellt werden, dass Gerd Ruge einer der fähigsten und beliebtesten Journalisten unserer Zeit ist. Wie kaum ein anderer versteht er es, politische Sachverhalte verständlich und spannend seinem Publikum zu vermitteln. Dabei gilt in erster Linie sein Interesse den Menschen, die von den politischen Umständen getroffen werden. Bei ihnen will er ergründen, welchen Auswirkungen sie ausgesetzt sind, und wie sie sich damit arrangieren. Deshalb sind seine Reportagen so besonders eindrucksvoll, zumal sein langes Journalistenleben ihn in größeren Zeitabständen immer wieder an dieselben Orte gebracht hat und er dadurch beste Vergleichsmöglichkeiten hatte. 

"Unterwegs" vermittelt ein Stück gelebte Zeitgeschichte eines Mannes, dessen Arbeitsplatz primär nicht das Büro und der Schreibtisch war. Dies beweist er noch heute, denn noch immer zieht es ihn hinaus in die Welt, denn noch immer möchte er die Geheimnisse dieses Planeten ergründen. Alles dieses vermittelt Gerd Ruge in diesem besonders lesenswerten Buch.

 Sehr empfehlenswert

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Rezension:UNICEF-Report 2013: Das Recht auf Zukunft (Taschenbuch)

Der UNICEF-Report 2013- Das Recht auf Zukunft beinhaltet neben informativen Texten alle Daten zur Situation der Kinder in unserer Welt

Nach einem kleinen Vorwort seitens der UNICEF Botschafterin Eva Padberg, in dem sie sich für die Gerechtigkeit für Kinder ausspricht, folgen Beiträge unterschiedlicher Experten, darunter auch ein Text von Gerrit Beger, dem Leiter Soziale Medien, UNICEF New York mit dem Titel "Generation Online" –Chancen und Risiken für Kinderrechte. Der Zugang zu sozialen Medien, zum mobilen Internet und anderen digitalen Diensten vergrößert sich in den Entwicklungsländern im extremen Tempo. Das ermöglicht die Chance, viele der 1,2 Millionen 10- bis 19 jährigen in einen Dialog über neue Entwicklungsziele nach 2015 mit einzubeziehen, die die Milleniumentwicklungsziele ablösen sollen, (vgl.: S.86).

In einem Beitrag von Richard Morgan kann man sich darüber informieren, wie kindgerecht die Welt nach 2015 möglicherweise werden wird, kann auch Wissenswertes über den Aspekt Bildung als Schlüssel für nachhaltige Entwicklung erfahren und sich über junge Menschen in der Europäischen Union am Beispiel Spaniens informieren. Fokussiert werden zudem UNICEF-Perspektiven und Projekte. Dann folgen die Daten zur Situation der Kinder in dieser Welt. Die Kindersterblichkeit ist in Sierra Leone am stärksten. Liechtenstein ist- wir wissen es ja schon lange hier in Europa- das Paradies in vieler Hinsicht. Kindersterblichkeit gibt es dort übrigens überhaupt nicht.

 Alle Daten, die dann folgen, sei es zur Ernährung, Gesundheit, Bildung etc. zeigen deutlich die Konsequenzen von arm und reich. Vielleicht wird es eine Weltrevolution, ausgelöst im Internet, geben, wenn die Schere zwischen arm und reich immer mehr zu klaffen beginnt. Wundern würde es mich nicht. Eine solche Entwicklung kann ich nur begrüßen, da es ja unmöglich ist, an die Vernunft dieser raffsüchtigen Clique zu appellieren, die das Unrecht in dieser Welt zu verantworten hat.

1789 kann es immer wieder geben, wenn es notwendig wird, sich der Gierhälse zum Wohle aller für einige Jahrzehnte zu entledigen. Aussterben werden diese Egomanen ja nie. Mein Eindruck ist der, dass wir unmittelbar vor 1789 weltweit stehen. Die Notwendigkeit im Hinblick auf die Täter ist nicht mehr zu leugnen. Wehe denen, die den Urzustand herbeigeführt haben. Sie werden erfahren, was es heißt, diesem dann auch ausgesetzt zu sein.

 Empfehlenswert.

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Rezension Peter Jakob König: Ian Bremmer-- M A C H T – V A K U U M

Der amerikanische Politologe Ian Bremmer versucht in dem vorliegenden spannenden Buch die Frage zu beantworten, wer nach dem Zusammenbruch der Sowjet-Union aktuell die Führung in der Welt übernommen hat. Sind es die USA allein, die diese Rolle in Anspruch nehmen oder wird nach dem Rückzug der Amerikaner, bedingt durch ihre Belastungen der Kriege im Irak und in Afghanistan und ihrer immensen Staatsverschuldung ein Macht –Vakuum entstehen,  so dass eine neue Ordnung zwischen den Großmächten, aber auch zwischen großen regionalen Staaten sich entwickelt?

Haben bisher die Länder in den Bündnissen von G8 und G20 versucht eine weltweite Wirtschaftsordnung zu organisieren, so sieht Bremmer zukünftig als Interimslösung eine G-Null- Möglichkeit. Dies bedeutet, es gibt keine Führungsmacht mehr, aber neben den USA werden Länder wie China, Indien aber auch Brasilien und Russland in ihren Regionen an Bedeutung zunehmen. 

Den Anspruch als einzige Weltmacht haben die USA verloren, die Rolle als Weltpolizist werden die Vereinigten Staaten aufgeben müssen. Alte Führungsnationen aus Europa oder etwa Japan werden ihren früheren Aufgaben nicht mehr gerecht. Neue Führungsnationen sind nicht in Sicht, denn die großen Schwellenländer sind noch weit davon entfernt, globale Führungsaufgaben zu übernehmen, wenn sie überhaupt jemals in eine solche Position kommen sollten, so der Autor. Allein China könnte zukünftig gemeinsam mit den USA eine solche Stellung einnehmen, vorausgesetzt, es kommt nicht zu einem Machtkampf zwischen den beiden Großmächten. 

Dieser würde dann nicht mehr mit militärischen Mitteln ausgeführt werden, die Schlachtfelder liegen nach Meinung von Bremmer zukünftig im Internet. Dieser führungslose Zustand auf globaler Ebene führt dazu, dass es in der zukünftigen Weltordnung Gewinner und Verlierer geben wird. 

Bestimmte Regionalmächte, wie z.B. die Türkei oder Indonesien aber auch Saudi-Arabien werden an Einfluss gewinnen, sie bestimmen ihr politisches Umfeld. Damit einhergehend wird die wirtschaftliche Stärkung dieser Länder sein. Sollte es jedoch zu einer Einigung zwischen den Vereinigten Staaten und China kommen, sich der globalen Führungsrolle gemeinsam anzunehmen, dann sieht der Autor ein Ende des Machtvakuums und die Errichtung eines G2-Bündnisses. Im Gegensatz dazu, könnte es aber auch zu einem Verlust jeden staatlichen Führungsanspruchs kommen, da die Staatsgebilde nicht mehr in der Lage sind ihren Führungsrollen gerecht zu werden. 

Dann übernehmen große Interessengemeinschaften die globalen Machtstrukturen, was dann zu chaotischen Zuständen führt. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, appelliert der Autor an die Großmächte sich Ihrer Verantwortung bewusst zu werden und wieder verstärkt sich an einem gemeinsamen, globalen Führungsanspruch zu beteiligen. 

Empfehlenswert

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Rezension: Kopf schlägt Kapital: Die ganz andere Art, ein Unternehmen zu gründen Von der Lust, ein Entrepreneur zu sein (Taschenbuch)

Prof. Dr. Faltin lehrt an der Freien Universität Berlin Unternehmensgründung. Der Wissenschaftler ist übrigens selbst erfolgreicher Unternehmer und wurde mit seiner Teekampagne zum weltweit größten Importeur von Darjeeling-Tee.

Da mein Gatte und ich unseren Tee seit mehr als einem Jahrzehnt von der Teekampagne beziehen und auch immer wieder gerne das Ölfest in Zell besuchen, wo dieser Tee zur Verkostung angeboten wird, habe ich mit großer Neugierde aufgrund eines Lesetipps des Geschäftsführers von Zait, dem Initiator des Ölfestes, nun das Buch gelesen, in dem Prof. Dr. Faltin an der Fallstudie Teekampagne erfolgreiche Unternehmensgründung erläutert.

Zunächst erfährt man Wissenswertes über die Entstehungsgeschichte des Konzeptes der Teekampagne und der Umsetzung der Idee qualitativ hochwertigen Tee preiswerter anzubieten. Die Fragen der Finanzierung des Projektes werden ausführlich thematisiert. Die Teekampagne war übrigens als Modell für Unternehmensgründungen gedacht, deren Prinzipien beispielsweise erfolgreich auf die Firma Zait GmbH übertragen wurden, mit deren Geschäftsführer ich jüngst ein Interview gemacht habe. Sowohl die Teekampagne als auch Zait beziehen die Produkte direkt beim Hersteller. Der Zwischenhandel ist also ausgeschaltet. Doch dies allein macht nicht den Erfolg der Firmen aus. Dieser liegt in der beispiellosen Qualität, fairen Preisen und dem Bemühen um Nachhaltigkeit.

Man erfährt in diesem Buch, welche Rolle das Ideenkonzept bei einer Gründung spielt. Hier macht Faltin deutlich, dass es hierbei nicht um plötzliche Eingebungen geht, sondern um das Resultat von systematischen Überlegungen.

Im angelsächsischen Sprachraum unterscheidet man bei einer Neugründung zwischen "business administration" und "entrepreneurship". Dabei lenkt der zuletzt genannte Begriff den Blick auf die eher kreativen, innovativen Teile einer Neugründung. Für Newcomer ist es wichtig zu überlegen, mit welchem Konzept sie sich gegen etablierte Marktteilnehmer behaupten können. Nur wer mit einem durchdachten, unternehmerisch ausgereiften Konzept auf den Markt geht, hat die Chance, für eine wirklich erfolgreiche Unternehmensgründung. Management und Kapital helfen nicht weiter, wenn das Konzept nicht stimmt. Auch Patente und Technologien sind letztlich nur Rohmaterial.

Der Autor erläutert sehr gut, was ein unternehmerisch gutes Konzept leisten muss und listet folgende Punkte auf, die er anschließend erläutert:

-klare Marktvorteile herausarbeiten -einen Vorsprung vor Imitatoren sichern
-vor technologischer Obsoleszenz schützen
 -vor wirtschaftlicher Obsoleszenz schützen
-den Finanzierungsaufwand minimieren
-Das Marketing muss integraler Bestandteil des Entrepreneurial Design werden.

 Da sich Marktsituationen ständig verändern und immer wieder technologische Erneuerungen auftreten, muss sich der Gründer auch nach erfolgreicher Gründung stets mit dem Entrepreneurial Design befassen. Diese schöpferischen Kräfte und die Leidenschaft gehen selten mit der Betriebwirtschaftlehre Hand in Hand. Ein Entrepreneur ist wohl mehr ein Künstler als ein Manager, so Faltin. Es ist also wichtig, mit Kreativität und Systematik ökonomisch intelligente Lösungen zu entwickeln, die am Markt profitabel sind und kommerziellen Wohlstand schaffen für den Entrepreneur und seine Kunden, (vgl. S.55.)

Das erfolgreiche Entwickeln eigener Ideen erfordert Fähigkeiten, zu denen mehr gehört als nur theoretisches Wissen und nur derjenige kann sich auf dem Markt erfolgreich halten, der stets mit weiteren Innovationen, die für die Kunden etwas bringen, aufwarten kann. Die Ideen dürfen also nicht versiegen.

Faltin stellt das traditionelle Anforderungsprofil an das Wissen eines Gründers den modernen Anforderungen an die Kompetenz des Gründers gegenüber und zeigt auf, dass moderne Anforderungen Verhaltensmuster, wie etwa kluges Kooperieren mit einbeziehen. Man muss sich seiner eigenen Unwissenheit bewusst werden und sich natürlich auch beraten lassen.

Über verschiedene Komponenten eines Neugründungskonzeptes wird man aufgeklärt und es wird verdeutlicht, dass die Persönlichkeit eines Gründers durchaus eine Chance hat sich gegenüber der Anonymität von gesichtslosen Großfirmen durchzusetzen. Es gibt Beispiele, dass Neugründer mit erkennbarer Persönlichkeit quasi über Nacht Marktführer wurden, wenn das Konzept gestimmt hat.

 Der Autor erläutert nicht zu Letzt die sieben Techniken eines Entrepreneurial Design. Eine der Techniken besteht darin, Probleme als Chance zu begreifen. Goethe sprach einst davon, dass man auch Steinen, die uns in den Weg gelegt werden, etwa Schönes bauen kann. Dass das Schöne dazu noch lukrativ sein kann, sollte für kreative Menschen mit kaufmännischen Geschick ein Ansporn sein, ein Gründungskonzept zu entwickeln.

Ein wirklich lehrreiches Buch, das deutlich macht, dass ein Unternehmer hauptsächlich Dinge unternehmen muss, wenn er erfolgreich auf dem Markt bestehen will. Wer nur verwalten möchte, sollte besser Beamter oder Mitarbeiter in Großfirmen werden. Ein intelligentes Konzept, immer wieder gute Ideen und faire Preise sind das A und O für Neugründungen, die eine Chance auf dem Markt haben.

Empfehlenswert.

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Rezension Peter J. König: HARALD WELZER S E L B S T D E N K E N- EINE ANLEITUNG ZUM WIDERSTAND

Der Autor Harald Welzer, er ist Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg und er hat zudem einen Lehrauftrag an der Uni St. Gallen für das Fach Sozialpsychologie, macht sich in seinem neuesten Buch, erschienen bei S. Fischer, Gedanken um eine nachhaltige Zukunft. Dies geschieht in einer Weise, die mit keiner einzigen Zukunftsvision vergleichbar ist, wie sie im herkömmlichen Sinn von den unterschiedlichsten Institutionen unserer Gesellschaft, sei es aus Politik, den Kirchen oder gar der Wirtschaft angedacht und propagiert wird.

Professor Welzer hat all diese Zukunftsmodelle hinter sich gelassen. In seinen Überlegungen sind die herkömmlichen Strategien nicht nur antiquiert, nein sie führen laut Welzer in naher Zukunft zum Ende der menschlichen Gesellschaft, zumindest von der überwiegenden Zahl der Weltbevölkerung. Nach seinen Thesen werden nur etwa eine Milliarde Menschen noch in der Lage sein ernährt zu werden und dies wird jeweils die vermögende Schicht der einzelnen Staaten sein, wenn diese zu den industriell fortgeschrittenen gehören. Für die restlichen Milliarden von Menschen wird es kein Überleben mehr geben, so der Autor. Grund allen Übels ist die Resourcenverschwendung im Zeitalter der Globalisierung, die verbunden ist mit dem wirtschaftlichen Erblühen bevölkerungsreicher Staaten, wie Russland, China, Indien oder Brasilien. Sie alle orientieren sich an dem Muster der industriellen Revolution, ausgehend von Europa vor mehr als zweihundert Jahren. Dabei war oberste Maxime das stetige Wachstum, die Produktion wurde mit immer neuen Technologien permanent beschleunigt.

Voraussetzung in jeder Produktion sind aber Rohstoffe, ohne die keinerlei Herstellung möglich ist. Neben der Ausdehnung der kaufkräftigen Schichten weltweit, ist es die Ideologie des fortwährenden Konsumierens, die im Kapitalismus und Neo-Liberalismus das Denken und Handeln der Menschen bestimmt. Natürliche oder ideologische Grenzen des Turbo-Konsums gibt es keine, das Mehr bestimmt den Handlungswillen. Das ist aber ganz im Sinne der globalen Industrien, sei es im Finanzgewerbe oder in der Güterindustrie. Gesteigerte Produktion verspricht gesteigerten Gewinn. Dieses geht unweigerlich zu Lasten der nächsten Generationen, ein weiter so ist nicht mehr möglich, da selbst mit den nachhaltigsten Methoden und unter Einsatz fragwürdigster Mittel, z. B. chemischer Düngung oder gentechnischer Veränderung, Produktionssteigerung nur noch durch die Zerstörung natürlicher Ressourcen stattfinden kann.

Hier setzt das Buch von Harald Welzer an, wenn er gemäß des Titels die Leser auffordert: "Selbst Denken". Er animiert die Menschen sich ihre Lage bewusst zu machen, aus der Lethargie des unreflektierten Konsumierens aufzuwachen. Er nennt nicht nur eine Fülle von Vernunftsgründen, warum dies geschehen muss, er zeigt auch auf, dass die Menschen wieder ein selbstbestimmtes Miteinander erleben dürfen. Dazu gehört ein neues Gemeinschaftsgefühl, ausgelöst durch gegenseitige Hilfsbereitschaft und die Nutzung von Gemeinschaftsgütern, wie sie schon immer bei dem Genossenschaftsgedanke üblich war und auf moderne Nutzungsprinzipien heutzutage immer mehr ausgedehnt werden, man denke nur an „Carsharing“. Hier sieht Professor Welzer den Ansatz, das Zeitalter des Konsumismus zu überwinden, um die Menschen aus dieser Abhängigkeit zu befreien, damit selbstdenkende Eigenverantwortung neu entsteht.

Neue Freiheiten führen zu dem Zustand eigenbestimmten Glücks und zu dem Bewusstsein, die Erde weiterhin für alle Menschen bewohnbar zu machen, weg von der Tatsache, dass momentan eine Minderheit auf Kosten der Mehrheit für eine bestimmte Zeit ihr Überleben sichert. Dass es mittlerweile zu dem von Welzer geforderten Umdenken kommt, zeigt er an Hand von unterschiedlichen Beispielen, wo zukunftsorientierte Menschen sich gegen den grassierenden Zeitgeist des Kosumierens stellen und durch Eigeninitiative, also „ Selbst Denken“, dazu beitragen, aus der Sackgasse dieser Entwicklung zu entkommen.

Weniger und anders ist mehr, so das Credo des Autors, der jeden einzelnen Leser in seinem Buch auffordert, einmal selbst über seine Lage nachzudenken, in der wir uns alle befinden. Wenn aus der daraus resultierenden Nachdenklichkeit vielleicht ein Umdenken, vielleicht sogar ein verändertes Handeln entsteht, ist dies ein Stück eines Veränderungsprozesses für die Allgemeinheit, aber bestimmt auch ein Mehr an persönlichem Glück.

Empfehlenswert.

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Rezension Peter J. König: S T E F A N I E W A S K E- N A C H L E K T Ü R E V E R N I C H T E N !- Der geheime Nachrichtendienst von CDU und CSU im Kalten Krieg

Obwohl ich mich mein Leben lang mit Politik befasse, ist der Inhalt dieses vorliegenden Buches von Stefanie Waske, da sie anhand von unzähligen Akten und Archiveinblicken sehr detailliert aufzeigt, wie CDU und CSU während der sozial-liberalen Koalition unter Brandt einen eigenen Geheimdienst aufgebaut haben, mir völlig neu. Initiatoren dieser konspirativen Aktivitäten sind so bekannte Namen, wie zu Guttenberg oder von Stauffenberg, Vorfahren von heutigen bekannten Mitgliedern dieser Familien, aber auch Kinder der einstigen Widerstandskämpfer gegen Hitler. Sie alle eint nicht nur die Mitgliedschaft oder zumindest die Nähe zu den konservativen Parteien CDU und CSU, sondern es ist die Ablehnung gegenüber der Brandt’schen Ostpolitik, die sie mit geheimdienstlicher Aufklärung als das entlarven wollten, von dem sie zutiefst überzeugt waren, nämlich der Verkauf der BRD an die Sowjets und eine kommunistische Infiltration und Einflussnahme auch in Westdeutschland.

 Die unzähligen Quellen, die die Autorin anführt, zeigen nicht nur die Hysterie, die bei den Akteuren vorhanden war, nicht nur die Verstrickungen bis in die höchsten Kreise der christlichen Parteien, nein sie zeigen deutlich, welches konfrontative Denken zu der damaligen Zeit zwischen den Parteien stattgefunden hat und einiges erinnert an die geheimdienstlichen Methoden das Dritten Reiches oder der Stasi in Ostdeutschland. Dazu trägt nicht nur die permanente Ausspähung der "anderen Seite" bei, es sind insbesondere die dubiosen Personen, die sich als Informanten anbieten, die an Machtgebaren totalitärer Regime erinnern.

 Für den in München etablierten Geheimdienst, der ständig auf der Suche nach neuen Informationen und verwertbaren Dossiers aus dem kapitalistischen Dunstkreis, aber auch aus kommunistischen Quellen bemüht war, kamen die Ostverträge mit der Sowjet-Union und den anderen Ostblockstaaten, dem Untergang des Abendlandes gleich, zumal man in den Unionsparteien auch nicht informiert war, welchen Inhalt sie hatten und besonders welche Zugeständnisse dort gemacht werden sollten. Die Zeit des Kalten Krieges hat hier deutliche Spuren hinterlassen, aber am Lauf der Geschichte konnte auch noch so aktives Handeln von Stauffenberg und seiner Truppe nichts ändern. 

 Nachdem die Konfrontation zwischen Ost und West durch die Ostverträge geringer wurde, verlagerten die selbsternannten Geheimdienstler ihre Investigationen auf die Abwehr östlicher Spitzeldienste und die Beschaffung von Informationen gegen den Terrorismus, speziell gegen die RAF und andere international operierende Terrorbanden. Viel Erfolg war ihnen dabei nicht beschieden, alles blieb mehr dilettantisch an der Oberfläche, weshalb es ihnen auch immer schwieriger fiel, ihre Existenzberechtigung bei den Parteispitzen zu begründen. Damit sie private finanzielle Unterstützung in dem Maße bekamen, dass sie den Betrieb aufrecht erhalten konnten, hat wohl mehr mit den persönlichen Beziehungen der bestens vernetzten Führungspersönlichkeiten zu tun. Mit der Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler wurde diese Informationstruppe überflüssig, die Christdemokraten konnten sich wieder der staatlichen Institutionen für Aufklärung bedienen. Dementsprechend wurde die Gruppe durch ihren Leiter von Stauffenberg aufgelöst, nachdem es zuvor noch zu einem Prozess wegen Geheimnisverrat gekommen war, den aber alle Angeklagten glimpflich überstanden.

Mittlerweile hat die Geschichte den Mantel des Vergessens über diese politisch fragwürdigen Geschehnisse ausgebreitet. Nur die Archive vermitteln noch den damaligen Sachverhalt. Allein das Buch von Stefanie Waske, das sehr genau und anschaulich diese Vorgänge, die bestimmt kein Ruhmesblatt für die christlichen Parteien CDU und CSU aufzeigen, gibt dem politisch Interessierten noch dankenswerter Weise die Chance, Zeitgeschichte in der noch jungen Parteiendemokratie zu erfahren. 

 Empfehlenswert 

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Rezension Helga König: Stauffenbergs Gefährten: Das Schicksal der unbekannten Verschwörer (Gebundene Ausgabe)

Dieser Tage wird im Fernsehen der Dreiteiler "Unsere Mütter unsere Väter" gezeigt, ein Film, den man nicht genug loben kann und dessen Inhalt mich seither sehr beschäftigt. Dargestellt wird in erster Linie, wie durch das NS- Regime und durch den Krieg, den die Nazis angezettelt hatten, die Mitmenschlichkeit und das Mitgefühl den meisten Deutschen abhanden kam. Die Brutalität des Krieges wird anhand vieler kleiner, sehr aufwühlender Szenen dem Betrachter nahe gebracht. Dass es Menschen gab, die dem teuflischen System ein Ende bereiten wollten, wird durch das Buch "Stauffenbergs Gefährten" deutlich.

Lars Broder Keil, einer der beiden Autoren schreibt zu Beginn seines Porträts über den Widerstandskämpfer Erich Fellgiebel folgende einleitende Sätze: "Unrechtsregime haben die perfide Eigenschaft, sich nicht nur mir vernichtender Härte an ihren Gegnern zu rächen. Als würde es nicht schon reichen, sie zu verfolgen, einzusperren oder gar zu töten, werden oft auch noch ihre Motive in Zweifel gezogen, "(Zitat: S. 45).

 "Stauffenbergs Gefährten" wurde von der zwischen 1994 bis 2005 als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages amtierenden Politikerin Antje Vollmer und dem Publizisten Lars Broder Keil verfasst. Thematisiert wird das Schicksal der bei heutigen Zeitgenossen kaum bekannten Verschwörer. Wie die Autoren gleich zu Beginn hervorheben, riskierten diejenigen, die am Widerstand teilnahmen, nicht nur für sich selbst viel, sondern auch für das gesamte soziale Umfeld.

 Etwa 180 Personen wurden allein aus dem Kreis des militärischen Widerstands zwischen dem 20. Juli 1944 und dem 8. Mai 1945 hingerichtet. Zuschauer des Films "Unsere Mütter und unsere Väter" wundert es gewiss, dass nicht mehr Soldaten den Mut aufbrachten, dem Wahnsinn ein Ende zu setzen. Die Gehirnwäsche hatte offenbar bestens funktioniert. Nur wenige waren in der Lage noch selbst zu denken. Viele hatten Angst und keinen Mut.

 Die Autoren haben 10 Personen ausgewählt, die aufgrund ihres Widerstandes es Wert sind, nicht vergessen zu werden. Der persönliche Anteil am Staatsstreich vom 20. Juli 1944 war dabei sehr unterschiedlich. Einige der Personen standen im Zentrum der Umsturzplanung, andere stellten Kontakte zur Opposition her. Eines hatten sie aber gemeinsam und dies war die Gegnerschaft zum NS- Regime und der Wille etwas zu tun.

Hier werden keine Helden vorgestellt, sondern Menschen mit aufrechtem Gang in unmenschlichen Zeitumständen, so die Autoren. In die Porträts flossen viele bislang unbekannte Dokumente, Briefe und Bilder aus den privaten Archiven der einzelnen Familien mit ein. So auch der monströse Abschiedsbrief des Vaters des Widerstandskämpfers Friedrich Karl Klausing. Dieser Brief ist ein Dokument für den Grad der Verblendung vieler Menschen der damaligen Zeit.

 Richard von Weizäcker spricht über seine Begegnungen mit Beteiligten am militärischen Widerstand im Rahmen eines mit ihm geführten Interviews. Anschließend erfährt man in den Textporträts mehr von Friedrich Karl Klausing, Erich Fellgiebel, Heinrich Graf zu Dohna Tolksdorf, Albrecht Graf von Bernstorff, Margarethe von Oven, Hans-Ulrich von Oertzen, Kurt Freiherr von Plettenberg, Georg Schulze-Büttger, Randoph Freiherr von Breidbach- Bürresheim, und Hans Bernd Gisevius. 

Ewald Heinrich von Kleist gibt zum Schluss ein aufschlussreiches Interview über seine Teilnahme am Widerstand gegen Hitler. Ihm wird u.a. die Frage gestellt, welcher der Mitstreiter ihn am meisten beeindruckt hat. Er nennt einige Personen, unter ihnen Schulenberg, "der die Macht kannte, der sich in Machtfragen auskannte, der die Macht beherrschen konnte, der in Machtkategorien dachte, mit den Beinen auf dem Boden. Aber wiederum war er auch ein glühender Idealist, der mehrfach angeboten hatte, Hitler selbst umzubringen. Aber er kam einfach nicht in dessen Nähe", (Zitat S. 232).

Hat man das Recht einen Despoten zu töten, wenn dadurch Hunderttausende am Leben bleiben? Eine solche Frage zu beantworten ist nicht einfach. Ich selbst bin mir nicht sicher, ob man das Recht hat, aber ich bin mir sicher, dass man die Pflicht hat, alles zu tun, um das Leben Unschuldiger zu retten und auch nicht vor der Tötung eines Tyrannen und der Beihilfe dazu zurückschrecken darf. Den mutigen Widerstandskämpfern in
der NS-Zeit gilt mein ganzer Respekt. 

Empfehlenswert. 

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Rezension Peter J. König: Die Hungermacher- Harald Schumann

Ist die Spekulation an den Rohstoffmärkten ursächlich dafür, dass der Hunger in der Welt nicht wirksam bekämpft werden kann? 

Das Buch des Journalisten und Autors Harald Schumann befasst sich mit einer Thematik, die uns alle unmittelbar betrifft, dabei aber im Gegensatz zu den Menschen in den Entwicklungsländern, sie sich bei uns in stetigen Preiserhöhungen ausdrückt, während sie in den unterentwickelnden Gebieten Hunger, Unterernährung und gar den Tod zur Folge hat. Dabei geht es um den Handel an den Rohstoffbörsen, wo durch die Deregulierung Ende des letzten Jahrhunderts geradezu eine Explosion bezüglich des eingesetzten Kapitals stattgefunden und dem einstmals vernünftigen Instrument der Absicherung von Angebot und Nachfrage den ausgleichenden Boden entzogen hat.

Initiatoren und Nutznießer sind die internationalen Großbanken, Versicherungskonzerne und Hedge-Fonds, die mit riesigen Milliardensummen aus einem einstmals überschaubaren Rohstoffmarkt ein gigantisches Wettspiel entwickelt haben, so der Autor. Staatliche Überwachungsmechanismen sind weitgehend ausgeschaltet, zumal der eigentliche Megadeal überhaupt nicht über die Börse getätigt wird, sondern im sogenannten Over-counter-Handel direkt zwischen den Banken stattfindet und sich jeder Kontrolle entzieht. Dabei muss man wissen, dass oftmals die Größenordnung von ganzen Volkswirtschaften übertroffen wird. Die weltumspannenden Geldinstitute sind dabei die eigentlichen Gewinner, denn den Handel lassen sie sich mit üppigen Provisionen vergolden.

Harald Schumann hat dieses Buch verfasst, nachdem im Jahre 2011 Thilo Bode, der ehemalige Chef von Greenpeace und heutige Initiator der Organisation food-watch u. a. der Deutschen Bank und anderen Instituten vorgeworfen hat, durch Rohstoffspekulationen die Lebensmittelpreise in die Höhe zu treiben und dem Hunger in der Welt Vorschub zu leisten. Ob dies tatsächlich so ist und welche Ausmaße diese künstlich aufgeblähten Rohstoffbörsen mittlerweile angenommen haben und wie sich das alles auf die Preise von Lebensmitteln, Benzin und allen ölabhängigen Produkten auswirkt, hat der Autor sehr aufwendig recherchiert. Da sich die Aussagen überwiegend auf die Analysen von Wissenschaftlern und Brancheninsidern beziehen, ist es für den laienhaften Konsumenten oftmals schwer die Argumente zu verstehen, zumal die bankeneigenen Analysten die Ergebnisse völlig anders interpretieren. Verständlicherweise gibt es für die Milliardenjongleure keinerlei Zusammenhang zwischen ihren Börsenspekulationen und den extremen Preisausschlägen und Verteuerungen der Rohstoffe.

Mittlerweile sind sich sowohl die internationalen Organisationen, als auch eine Anzahl von Staaten darin einig, dass hier tatsächlich direkte Abhängigkeit besteht. Man fordert, dass wieder Regulierungen herbei müssen, ähnlich wie sie in den USA schon seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden. Dass dieses nicht einfach wird, zeigt allein die Tatsache welche Macht die Banken in ihrer Krise im Jahre 2008 ausgeübt haben. Die Steuerzahler in vielen Ländern auf dem Globus mussten die Institute retten, sonst wäre es zu einem weltweiten Kollaps der Finanzwirtschaft gekommen. Das hat sie nicht daran gehindert, neue Spekulationsgeschäfte an den Rohstoffmärkten zu tätigen Nach dem Aufruf von Thilo Bode an den damaligen Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann die preistreibenden Geschäfte an den Börsen einzustellen, um damit nicht den Hunger in der Welt zu vergrößern, versprach dieser Überprüfung. Alle möglichen Interessenvertreter der Branche, auch aus der Deutschen Bank sind danach an die Öffentlichkeit getreten und haben unisono argumentiert, eine überzeugende Studie bezüglich des Zusammenhangs Spekulation und fortschreitendem Hunger in der Welt sei bisher nicht stichhaltig erwiesen. Deshalb sehe man keinen Grund dieses lukrative Milliardengeschäft aufzugeben.

Um letztendlich zu einem eigenen Urteil zu kommen, ist es empfehlenswert das Buch „Die Hungermacher“ von Harald Schumann selbst zu lesen. Er hat es geschafft, die spezielle Materie an den Rohstoffbörsen anschaulich, wissenschaftlich ausgewogen, aber vor allem für den unkundigen Leser verständlich und nachvollziehbar darzustellen. Damit dient die Lektüre in erster Linie der Aufklärung. Die Ernüchterung die sich danach einstellt, ob der Gier und der Gewinnsucht der Großfinanz sollte aber nicht dazu führen, in Resignation zu verfallen sondern der Erkenntnis weichen, dass es höchste Zeit wird sich gegen ein solches Finanzgebaren zur Wehr zu setzen.

 Empfehlenswert.

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Rezension Helga König: Rosinenpicker, Diven, Regenmacher - Karl Pinczolits

Jedes Unternehmen steht und fällt mit der Leistungsfähigkeit, der Kundenakzeptanz und dem Erfolg seiner Verkäufer, deshalb sollten kluge Unternehmer sich kundig machen, wie man mit psychologisch sinnvoll Regenmachern, Rosinenpickern und Diven umgeht.

Prof. Dr. Karl Pinczolits leitet an der Fachhochschule Wiener Neustadt den Fachbereich Marketing und Vertrieb. In seinem vorliegenden Buch macht er den Lesern mit zwanzig Typen, drei Leistungstypen und drei Milieus von Verkäufern vertraut. Dies sind die Zielgruppen der Führung, die es zu führen und zu coachen gilt.

Mittels der Typen werden die einzelnen Verkäufer in einer bestimmten Phase der Leistungsentwicklung näher beschrieben. Weil einzelne Verkäufertypen in ihrer Leistungs- und Zielorientierung gleichgesinnt sind, erachtet der Autor sie als ideale Zielgruppe für Einzelmaßnahmen.

 Unter Gruppen versteht Pinczolits die Leistungsgruppen, beispielsweise die zehn besten Verkäufer. Diese Gruppen eignen sich im Besonderen für gruppendynamische Führungen.

 Unter dem Begriff "Milieus" schließlich versteht der Autor im Zusammenhang mit dem Thema seines Buches das Umfeld, in dem die gleiche Verkaufskultur herrscht, weil es sich um den Zusammenschluss mehrerer Typen handelt, z. B. Aufsteiger.

 Merken sollte man sich, dass Typen, Milieus und Gruppen ein zeitpunkts- und /oder zeitraumorientiertes Abbild des Leistungsverhaltens von Mitarbeitern darstellt, bevor man weiterliest.

 Schon in der Einführung erhält man eine Kurzcharakteristik der wichtigsten Verkäufertypen. Dabei ist jeder dieser Stereotypen eine Zielgruppe der Führungsarbeit. Skizziert werden eingangs auch bereits die drei Leistungsgruppen und die drei Milieus, gemeint sind Aufsteiger- , Beobachter- und Absteigermilieus.

 Das Buch ist in drei große Abschnitte untergliedert. Im ersten Abschnitt wird das Führen von Verkäufern thematisiert. Zunächst kommt in diesem Abschnitt der Verkaufsleiter zur Sprache und es wird zugleich mal dick unterstrichen, dass gute Führung und Leistungssteigerung Hand in Hand gehen, (vgl.: S.28). Die drei Führungsdilemmas werden begreifbar gemacht, dann erst geraten die Verkäufer in den Fokus. Hier erfährt man, wieso unsere Leistungspräferenz unser aktuelles Leistungsverhalten bestimmt,auch was die wichtigsten Eigenschaften der Leistungspräferenz sind und wie sie überhaupt entsteht. Zur Leistungspräferenz so viel nur: Sie besteht aus Kompetenzen sowie Verkaufseigenschaften und es sind zumeist zwei oder drei Verhaltensmuster und Kompetenzen, die man bevorzugt einsetzt. Genau diese jedoch sind es, die darüber bestimmen, ob man erfolgreich ist oder nicht, (vgl.: S.36)

 Aufgeklärt wird der Leser über die persönlichen Voraussetzungen der Leistungserbringung und auch darüber, was man unter dem Begriff "Leistungsintelligenz" zu verstehen hat. Erfassbar soll Leistungsintelligenz derzeit wissenschaftlich noch nicht sein. Man weiß aber bereits, dass sie aus Erfahrung, Psychologie und viel Geschick entsteht.

Wer Leistung erbringt, benötigt natürlich auch eine entsprechende Motivation: Erörtert werden die Faktoren Geld, die Aufgabe, das Vorankommen und die Kundenbeziehung. Dem Leser wird sehr schnell klar, dass ohne Motivation früher oder später der Leistungswille versiegen wird.

Im Rahmen einer Rezension ist es natürlich unmöglich, auf alle Punkte des Buches näher einzugehen. Wirklich aufschlussreich finde ich den 2. Abschnitt, wo man Wissenswertes über die einzelnen Verkäufertypen erfährt, die in Aufsteiger, Absteiger, Beobachter, Subtypen, Krankheits,- Problem- und Papierkorbtypen untergliedert sind. Im Grunde sind es psychologisch subtil ausgelotete Persönlichkeitsbeschreibungen, die zu lesen sehr spannend sind. Es spricht nichts dagegen, diese Schablonen anzulegen, um in der Folge die individuell sinnvollsten Motivationsmaßnahmen einzusetzen. Der Verkaufserfolg in einer Firma ist letztlich langfristig gesehen eine Frage der Mitarbeiterführung und damit -mitarbeitermotivation. Der Verkauferfolg der Mitarbeiter ist aber auch langfristig eine Frage, ob eine Firma wächst oder über die Wupper geht.

Wie man Leistungsgruppen und Leistungsmilieus führt wird auch sehr gut erklärt. Interessant finde ich die Hinweise wie man die besten Verkäufer, den Regenmacher, die Primadonna und den Leistungserbringer dazu veranlasst, immer wieder Höchstleistungen an den Tag zulegen. Wie man erfährt, erwirtschaften in Firmen zumeist nur eine Handvoll Verkäufer 50% des Umsatzes und der Ergebnisse. Es gibt zwei für diese Verkäufer Motivationen, einerseits eine monitäre, andererseits die Anerkennung. Fallen beide weg, packt der Regenmacher seine Koffer, vermute ich mal und sucht sich einen anderen Ort, wo er seine Fähigkeiten einbringen kann.

 Dass durch bestimmte Maßnahmen sogar die besten Verkäufer noch bessere Leistungen für eine Firma erzielen, finde ich interessant. Man muss aber auch wissen wie man mit der zurückhaltenden Mitte, wenn man Umsatzmaximierung im Auge hat, motiviert.

 Ein Buch, das ich als überaus aufschlussreich betrachte und gegen das ich nichts einzuwenden habe, sofern es nicht dazu genutzt wird, die Leistungsbereitschaft anderer auszubeuten, sondern stattdessen nach dem Prinzip "Do ut des" agiert wird.

 Empfehlenswert.

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