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Rezension:Tea Party: Die weiße Wut: Was Amerikas Neue Rechte so gefährlich macht (Taschenbuch)

Eva C. Schweitzer hat zur rechten Zeit ein bemerkenswert gut recherchiertes und hoch informatives Sachbuch vorgelegt, das im Vorfeld der im November dieses Jahres stattfindenden Präsidentschaftswahlen in den USA aufzeigt, welche Kandidaten auf Seiten der Republikaner sich Hoffnung machen, als eigentlicher Herausforderer gegen den Amtsinhaber Barack Obama antreten zu können.

Bevor die Autorin die Damen und Herren der Republikanischen Partei, die sich bei innerparteilichen Vorwahlen in allen Bundesstaaten stellen müssen, vorstellt, wird zunächst einmal skizziert, in welchem Denkumfeld das Ideengut dieser Politiker angesiedelt ist. Nach unserer deutschen und auch europäischen politischen Farbenlehre stehen diese Herrschaften weit rechts, sind ultraorthodox bis hin zur totalen, ja menschenverachtenden Ignoranz. Sie alle berufen sich auf christlich fundamentale Werte, wobei die Familie allerhöchste Priorität genießt. Liberalismus, staatliche Subventionen jeglicher Art, integrierende Einwanderungspolitik sind in ihren Augen Teufelszeug, aber auch die Wall Street, die demokratisch regierten Neuenglandstaaten, ja der in ihren Augen kommunistische Obama sind der Untergang für das einstmals so starke Amerika.

Diese Stärke gilt es zurück zu gewinnen, und dazu ist nur ein republikanischer Präsident in der Lage, so ihre tiefste Überzeugung.

Im Zuge einer Protestaktion vor einigen Jahren, die eigentlich nur dazu diente, gegen zu hohe Steuerabgaben zu protestieren, hat sich in Windeseile eine neue Gruppierung herausgebildet, die sich in Erinnerung an die legendäre "Boston Tea Party", den gleichen Namen gab, wobei man auf "Boston" verzichtete und eine "Tea Party" inszenierte, die ganz Amerika mitreißen sollte. Tatsächlich fand die Bewegung großen Zuspruch besonders im "Mittleren Westen" und im Süden der USA, eigentlich Kernland der Republikaner.

Damit dieses Stimmenpotential für die Republikanische Partei nicht verloren geht, haben sich die Präsidentschaftsbewerber mit großer Intention um diese Klientel bemüht.

Eva C. Schweitzer hat alle diese politischen Zusammenhänge genau unter die Lupe genommen. Dazu ist sie durch das ganze Land gereist, hat eine Unzahl von politischen Veranstaltungen besucht, hat mit vielen Politprofis gesprochen und viele Analysten interviewt. Dabei stieß sie immer wieder auf das Phänomen der sogenannten "Think Tanks", Beratungsunternehmen, die gesponsert von Großkonzernen und Geldmagnaten politische Denkanstöße und Gesetzesvorlagen entwickeln, die das Interesse dieser Geldgeber widerspiegeln und womit entscheidender Einfluss auf die Politik in Washington genommen werden soll.

Dieses sehr aufschlussreiche Buch zeigt nicht nur wie die neue Rechte in den USA einzuordnen ist, sondern gibt auch einen formidablen Einblick, wie dies mit dem amerikanischen Wahlkampf und seinen Protagonisten so läuft. Nach der Lektüre von Eva C. Schweitzer hat man einen größeren Einblick in die Abläufe der bevorstehenden Wahl, was ja bestimmt nicht schadet, sondern für noch mehr Interesse sorgt, wer nun tatsächlich demnächst der mächtigste Politiker auf unseren Globus werden wird.

Empfehlenswert
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Rezension:Die geprügelte Generation: Kochlöffel, Rohrstock und die Folgen (Gebundene Ausgabe)

Die Journalistin und Autorin Ingrid Müller-Münch thematisiert in ihrem aufschlussreichen Buch ein Stück beschämender Realität aus den 1950er und 1960er Jahren. Damals nämlich wurden Kinder mit Kochlöffeln, mit dem Rohrstock, sprich durch Prügel seitens Eltern und Lehrer gezüchtigt. Wie man einer Auflistung juristischer Fakten entnehmen kann, stärkte die Justiz ihnen bei ihrem Tun auch noch den Rücken.

Müller-Münch hat mit vielen Personen, die in jener Zeit ihre Kindheit verbrachten, Interviews gemacht und dabei festgestellt, dass die Prügel bis in deren Seelen vorgedrungen sind. Durch die Misshandlungen wurden Gefühle ausgelöst, die sich zusammenfassend in den Worten ausdrücken lassen, "keiner sieht mich, keiner mag mich, ich bin böse, ich bin ein Nichts!"


Folgeschäden einer ganzen Generation sind Unsicherheit, Vertrauensschwund, mangelndes Selbstbewusstsein, Depression und Verlustängste, wie die Autorin festhält.

In jenen Jahrzehnten war gewaltlose Erziehung eher die Ausnahme. Die Ursachen hierfür sind nicht zuletzt in der schwarzen Pädagogik der Nazi-Zeit zu suchen. Diese werden von der Autorin sehr gut dargestellt. Bevor sich Müller-Münch mit der Hauptvertreterin dieser Pädagogikrichtung, Johanna Haarer, auseinandersetzt, widmet sie sich den Vorläufern, darunter Martin Luther, der sich als Vordenker und Autoritätsperson für Zucht und Ordnung, Gehorsam und Unterwerfung stark machte und dies in erster Linie im Kinderzimmer, (vgl.: S. 62).

Die Autorin erwähnt bei ihrem Rückblick in vormalige Erziehungsmethoden auch Rousseau und sein Buch "Emile". Dieses Buch mit reformpädagischen Ansätzen wurde allerdings schnell wieder vergessen. Man wollte nichts vom behutsamen Aufwachsen von Kindern wissen, auch nichts von dem Genuss der Freiheit, in die Kinder gelangen sollten.

Die Erziehungsmethoden Johanna Haarers, genauer deren Kampfansage gegen Neugeborene, "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind", wurden in der ersten Auflage 700 000 Mal verkauft. Über dieses Buch schreibt Müller-Münch sehr Aufschlussreiches. Der als Erziehung getarnte Sadismus, der in dem Haarer-Text Die Mutter und ihr erstes Kind gepredigt wird, ist bis zu Beginn der 1980er Jahre 1 Million Exemplare verkauft worden. Wie man feststellen kann, ist er immer noch auf dem Buchmarkt erhältlich. Das lässt tief blicken.

Ingrid Müllers Buch musste ich immer wieder zu Seite legen, weil mich ihre Recherchen sehr berührt haben, nicht zuletzt auch, weil sie mich an Berichte einiger, meiner Jugendfreunde erinnern, die auf ähnliche Weise gedemütigt wurden. Meine Erfahrung, die ich mit Menschen immer wieder gemacht habe, die als Kinder geprügelt wurden, ist die, dass sie im späteren Leben dazu neigen, sehr rasch Notlügen zu erfinden. Offensichtlich ist das eine Folge des Prügel-Traumas. Ich vermute dies zumindest.

Ein Buch, das besonders junge Menschen lesen sollten, um aus den Verblendungen ihrer Großeltern und Urgroßeltern zu lernen.

Empfehlenswert.

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Rezensionen:Die bessere Hälfte: Warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen (Gebundene Ausgabe)

Ob die beiden Autorinnen von männlichen Führungskräften aus der Wirtschaft im deutschsprachigen Raum gelesen werden, möchte ich bezweifeln. Eher vermute ich, dass diese, sofern ihnen das Buch von Zauberhand auf den Schreibtisch gelegt wird, es ungelesen mit einer zynischen Bemerkung auf den Lippen von ihrer Sekretärin entsorgen lassen. Schade eigentlich, denn das Buch von Sally Helgesen (Expertin für weibliche Führung und Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten) und Julie Johnson (Top-Coach für weibliche Führungskräfte) beinhaltet viele kluge Erkenntnisse.

Den provokativen Untertitel allerdings "Warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen" hätte ich nicht gewählt, denn er bewirkt außer Leserenitenz und zynischen Bemerkungen bei unseren Alphamännchen gar nichts. Gut, es mag die eine oder andere Ausnahme geben, aber machen wir uns nichts vor...

Nicht selten finden sich Frauen in der altehrwürdigen Rolle der Cassandra wieder, die Katastrophen vorhersagte und nicht abwenden konnte. Wie die Autorinnen unterstreichen, ist es kein Zufall, das Cassandra, die mythische Verkörperung fruchtloser frühzeitiger Warnung, eine Frau war. In der griechischen Mythologie war Cassandra die Tochter des Königs von Troja. Nachdem sich der Gott Apollon in sie verliebt hatte, schenkte er ihr die Gabe der Prophetin. Diese vermochte er ihr zwar zu geben, aber er konnte sie ihr nicht mehr nehmen. Als Cassandra Apoll nicht mehr wiederzulieben vermochte, bestrafte er sie dadurch, dass keiner ihren Weissagungen mehr Glauben schenkte. Dies hatte zur Folge, dass Cassandras Prophezeiung von der Zerstörung Trojas keiner ernst nahm und sie deshalb niemand in ihrer Heimat vor der Tragödie bewahren konnte. Ihr Schicksal verdeutlicht, was geschieht, wenn weibliche Visionen machtlos bleiben. Doch ihre Gaben- der Blick der Außenseiterin, ihr Gefühl für die richtige Perspektive, ihre Fähigkeit zwischen den Zeilen zu lesen und Zusammenhänge herzustellen, überlebten bis heute als das, was man allgemein unter "weiblicher Intuition" versteht, (vgl.: S.67).

Ein entscheidender charakteristischer Unterschied zwischen Mann und Frau sei die Art der Aufmerksamkeit, die Geschlechter ihrer Umwelt schenken und die ihrerseits nun wieder bestimme, was wir wahrnehmen. Leider wissen viele männliche Führungskräfte den Wert weiblicher Sichtweisen nicht zu schätzen und verstehen nicht, wie sie die Einsichten ihrer weiblichen Mitarbeiter zu ihrem Vorteil nutzen können. Wenn die authentischen Beobachtungen von Frauen keine Beachtung finden, gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie resignieren und behalten die besten Beiträge für sich oder sie entscheidet sich, ihre Talente und Einsichten an anderer Stelle einzusetzen. Beide Möglichkeiten tragen zu einer Einschränkung ihrer Führungspersönlichkeit bei. Gestalt kann unsere Vision immer nur dann annehmen, sofern wir auf der Basis unserer Wahrnehmung handeln. Erhalten wir keine Gelegenheit auf der Grundlage unserer Sichtweise zu handeln, vermag sich unserer wahres Potential nicht entfalten. Die Kraft verwandelt sich in eine Quelle der Frustration. Zudem leidet auch die Kreativität, weil sich diese nur entfalten kann, wenn man mit ganzem Herzen bei einer Sache ist, (vgl. S.30ff).

Das Buch macht nicht nur den Wert der weiblichen Vision begreifbar, sondern auch deren Bestandteile und den Nutzen. Dabei überprüfen die beiden Damen ihre Annahmen immer wieder in der konkreten Wirtschaftsrealität der USA. Nach ihren Schlussfolgerungen, die sie stets auch begründen, demonstrierte die Bankenkrise die Grenzen der männlichen analytischen Herangehensweise und liefert ein gutes Beispiel für das, was geschieht, wenn der menschliche Faktor im Geschäftsleben ignoriert wird, (vgl.: S.87)

Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur in der Art der Wahrnehmung, sondern bewerten ihre Beobachtungen auch verschieden. Dabei setzt die weibliche Beimessung vom Wert die Dinge, die sie beobachten in einen übergeordneten Zusammenhang. Sie legt fest, in welche Aufgaben sie Zeit, Energie und Talent investieren möchten und bestimmt auch, worauf sie ihre Aufmerksamkeit richten möchten, (vgl.: S.93)

Die Autorinnen fanden in einer Studie heraus, dass es signifikante Unterschiede in der Art und Weise gibt, wie Männer und Frauen Zufriedenheit wahrnahmen und ihrer Arbeit Wert beimaßen. Diese zeigen sich u.a. darin, dass Männer mehr Wert auf Vergütung und Bonuszahlung legen, (vgl.: S.96). Männer neigen dieser Studie gemäß dazu, sich mit anderen zu vergleichen und ziehen ihre Befriedigung daraus, Konkurrenten auszustechen. Die Aussage "Ich spiele, um zu gewinnen" bejahen Männer völlig, (vgl.: S.96).

Frauen haben einen anderen Zufriedenheitsmaßstab, der leider im Gegensatz zu den meisten Unternehmenskulturen steht, vor allem zu denen in der Privatwirtschaft, (vgl.: S.100).

Frauen entfalten ihre Fähigkeiten besonders gut, sofern sie starke Beziehungen haben. Diese tragen dazu bei, dass sie Stress besser ertragen und bieten ihnen den Kontext, in dem sie Ideen verarbeiten und entwickeln können. Beziehungen allerdings sind nicht nur für die Frauen gut, sondern auch für die Firmen, weil sie für langfristige personelle Stabilität sorgen, (vgl.: S.164ff.)

Die Methoden, die im Buch erläutert werden, sind sehr nützlich, um die weiblichen Talente in Unternehmen besser und strategischer nutzen zu können und zudem auch hilfreich für Firmen, sich dem ökonomischen, technologischen und demokratischen Wandel anzupassen.

Empfehlenswert.