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Rezension: Freiheit: Ein Plädoyer (Gebundene Ausgabe)

Heute titelt die F.A.Z. "Gauck soll Bundespräsident werden". Ein Grund mehr sich mit seinem 64 Seiten umfassenden Plädoyer für die Freiheit zu befassen. Hier nämlich macht er deutlich, dass er ein glaubhafter Hoffnungsträger für mehr Verantwortung in unserer Demokratie ist, der mit allen Bürgern gemeinsam eine ethisch akzeptablere Gesellschaft vorantreiben möchte.

Auf Seite 62 seines Plädoyers sagt er "Ich wünsche mir, dass sich unsere Gesellschaft tolerant, wertbewusst und vor allen Dingen in Liebe zur Freiheit entwickelt und nicht vergisst, dass die Freiheit der Erwachsenen Verantwortung heißt."

Was man unter Freiheit zu verstehen hat und weshalb sie bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, erläutert Joachim Gauck im Buch für jeden gut nachvollziehbar. Für ihn ist Freiheit das Allerwichtigste im Zusammenleben und er hat ein sehr ausgeprägtes Gespür für dieses höchste Gut, nicht zuletzt, weil der DDR- Bürgerrechtler einst das Gegenteil von Freiheit erleben musste.

Gauck erläutert, weshalb die Deutschen ein besonderes Verhältnis zur Freiheit entwickelt haben und geht in seiner Begründung bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurück, vergisst auch nicht Heine zu erwähnen und hier eines von dessen Bonmots zu zitieren:"Der Engländer liebt die Freiheit wie sein rechtmäßiges Weib. Er besitzt sie, und wenn er sie auch nicht mit absonderlicher Zärtlichkeit behandelt, so weiß er sie doch im Notfall wie ein Mann zu verteidigen. Der Franzose liebt die Freiheit wie seine erwählte Braut. Er wirft sich zu ihren Füßen mit den überspanntesten Beteuerungen. Er schlägt sich für sie auf Tod und Leben. Er begeht tausenderlei Torheiten. Der Deutsche liebt die Freiheit wie seine Großmutter."

Gauck unterstreicht, dass seit Heine sich die Liebe der Deutschen zur Freiheit verändert habe, das mache der 17. Juni 1953 und das Jahr 1989 deutlich.

Die Geschwisterkinder Angst und Anpassung verhindern nicht selten Freiheit, die ungezügelt allerdings die Tendenz habe, anarchisch zu sein. Deshalb auch müsse die Freiheit von Erwachsenen jene der Verantwortung und des Handels verkörpern. Geistige Freiheit alleine genügt nicht.

Gauck berichtet aus den Zeiten in der DDR. Damals bestand Freiheit nur in seinen Sehnsüchten, in seinen Gedanken. Eine solche Freiheit machte ihn jedoch politisch nicht satt. Gauck wollte Freiheit gestalten, doch dies ist nur ethisch akzeptabel möglich, wenn man sich mit Verantwortung auseinandersetzt. Was Verantwortung im Hinblick auf Freiheit bedeutet, erläutert unser zukünftiger Bundespräsident in einem Kapitel dieses brillanten Plädoyers und verdeutlicht hier auch, dass wir zur Lebensform der Bezogenheit geboren sind.

Menschen, die sich allumfassend für die Menschenrechte einsetzen, handeln verantwortlich. Gauck unterstreicht, dass unsere Fähigkeit zur Verantwortung nicht etwas ist, das durch Philosophen, Politiker oder Geistliche quasi von außen in unser Leben hineingebracht wurde, sondern vielmehr zum Grundbestand des Humanum zählt.

Wer die Freiheit zur Verantwortung liebt, wird mit Gauck auch übereinstimmen, was er in punkto Toleranz (ein weiteres Kapitel des Buches) schreibt. Hier möchte ich einen Satz zitieren, den ich für sehr wichtig halte: "Und wir wissen, dass eher diejenigen, die ihres eigenen Glaubens und ihrer eignen Werte sicher sind, die Werte von Fremden zu würdigen bereit sind, weil sie das Fremde weniger fürchten und in den Anderen Menschenkinder erkennen, die zusammen mit uns überleben und in Würde leben wollen." Deshalb muss man begreifen, dass die als universell, unveräußerlich und unteilbar angesehenen Menschenrechte ein gemeinsames Gut der Menschheit sind, so unser neuer Hoffnungsträger, der nun viel Gelegenheit hat, als Bundespräsident immer wieder die Freiheit zur Verantwortung anzumahnen und uns alle für mehr Verantwotung zu sensibilisieren.
Ein wichtiges Buch. Empfehlenswert.
 
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