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Rezension Peter J. König: DIE LOGIK DER WAFFEN- Ulrich Tilgner

Wenn man das neue Buch von Ulrich Tilgner „Die Logik der Waffen“ gelesen hat, bleibt zunächst Verwirrung zurück, Verwirrung deshalb weil die Darstellung der Politik des Westens, speziell der Amerikaner durch die Meldungen, die wir fast täglich von offizieller Regierungsseite zu hören bekommen, so gar nichts mit der profunden Wahrnehmung dieses kenntnisreichen Journalisten zu tun hat. Glaubt man den amerikanischen Pressemitteilungen, dann ist ihre Politik in dem letzten Jahrzehnt erfolgreich verlaufen, dann wird ihr Kampf gegen den Terror bald ein befriedigendes Ende finden.

Mit dem baldigen Abzug der militärischen Truppen aus Afghanistan hat die Auseinandersetzung zwischen der westlichen Welt und dem islamistischen Terror der Taliban ein Ende gefunden, mit der Folge, dass die Afghanen eine Demokratie im klassischen Sinn selbst organisieren können und das Land eine neue politische und wirtschaftliche Stabilität hervorbringen wird, so die offizielle Lesart. Hier hat nicht nur der Autor erhebliche Zweifel.

Tilgner, ein ausgewiesener Kenner der Region, immerhin liegt sein journalistischer Focus seit über dreißig Jahren auf diesem Gebiet, da er für das Schweizer Fernsehen und das ZDF als Korrespondent dort gearbeitet hat und immer noch arbeitet, weiß in seinem Buch anderes zu berichten. Ein wesentlicher Verdienst dieses Buches liegt darin, dass der Autor auf Grund seiner unermüdlichen Recherche, die nicht in den Restaurants und Bars der großen Mediensammelpunkte, also den internationalen Hotels in Kabul, Bagdad, Teheran, Tripolis oder Damaskus stattgefunden hat, sondern ihn in die entlegensten Winkel zu den Einheimischen in diesen Ländern führte, um vor Ort nach den Ursachen zu forschen und dabei feststellen musste, dass die Wirklichkeit eine ganz andere ist. Dazu gehört Mut und eine gehörige Portion Selbstvertrauen, denn der Autor hat sich dabei auf gefährlichem Terrain bewegt.

Detailliert zeigt Ulrich Tilgner auf, wie sich mit den Jahren die militärische Strategie aber auch das finanzielle Engagement der westlichen Staaten in diesen Konfliktherden verändert hat, im Irak, in Afghanistan, in Libyen, praktisch in der gesamten Region. Am Beispiel des Iran wird deutlich, welcher Wandel die moderne Kriegsführung erlebt. Hat man den Irak noch konventionell angegriffen, so werden jetzt mittels des Internets Atomfabriken lahm gelegt. Im Jemen, in Pakistan und in Afghanistan ersetzen Drohnen, also unbemannte Flugkörper, die Aufgabe von Spionage- und Kampfflugzeugen. Alles dieses vermittelt das Buch en Detail und stellt erkennbar die großen Zusammenhänge her.

Wenn man liest, mit welchen Summen von Hunderten von Milliarden Dollar Afghanistan zugeschüttet worden ist, aber nur geringere Teile dieses Geldes zum Aufbau des Landes verwendet worden sind, weil der andere Teil in die korrupten Hände der politischen Eliten des Landes geflossen sind oder aber von der ausufernden Kriegsmaschinerie aufgefressen worden ist, dann können dem Leser massive Zweifel über den Sinn all dieser Aktionen kommen. Zudem muss man in diesem Zusammenhang nach dem Sinn westlicher Politik fragen.

Die wohl brisanteste Thematik, der sich der Autor annimmt, ist die Rolle Saudi-Arabiens, dem autoritären, islamischen Königreich auf der arabischen Halbinsel, mit großem Einfluss und superreich durch seine Ölvorkommen. Welche absurden Handlungsmuster dabei abgehen, wenn die Saudis die Taliban und andere Terrororganisationen mit Waffen unterstützen, die von den westlichen Staaten geliefert, anschließend von dem eigenen Militärbündnis besiegt werden soll, ist mit normaler Logik nicht mehr zu begreifen. Hier gibt das Buch die nötigen Informationen, es vermittelt auch bestens welche verschiedenen Machtinteressen in der Region aufeinander prallen, zumal nicht nur die Amerikaner sondern auch Russen und Chinesen größtes politisches Interesse am Orient haben.

An einer funktionierenden Demokratie ist den Potentaten am Persischen Golf und darüber hinaus überhaupt nicht gelegen, es wäre das Ende ihrer Macht. Was sie alles für diesen Machterhalt unternehmen, wird genau beschrieben. Im Einzelnen untersucht der Autor die Aufstände in Ägypten, Tunesien und im Jemen. Am Bürgerkrieg in Syrien wird deutlich wie explosiv die Lage im Nahen Osten ist. Mit der Arabellion sind die arabischen Staaten destabilisiert worden, die Folgen bisher nicht absehbar.

Ulrich Tilgner versteht es dem Leser eine aufhellende Analyse zu vermitteln und erlaubt abseits der offiziellen Darstellungen, die Zusammenhänge zu erkennen, um sich ein wirkliches Bild der Lage zu machen. Wer wissen möchte, was am östlichen Rand von Europa tatsächlich sich entwickelt hat und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind, kommt an dem Buch „Die Logik der Waffen- Westliche Politik im Orient“ nicht vorbei.

Besonders empfehlenswert

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Rezension:100 Persönlichkeiten, die Geschichte schrieben (Gebundene Ausgabe)

Dieses bemerkenswerte reich bebilderte, sehr informative Werk, in dem 100 Persönlichkeiten aus der Renaissance vorgestellt werden, wurde seitens des Professors Dr. Robert C. Davis und der Autorin Beth Lindmith auf den Weg gebracht.

Die Textportraits sind sieben Kapiteln zugeordnet:
Alte Traditionen und neue Ideen (1400-1450)
Friedliche Zeiten in Europa (1450-1475)
Die Geburt der Nation (1470-1495)
Weltbewegende Veränderungen (1490-1515)
Zusammenbruch der alten Ordnung (1510-1535)
Die neue Manier (1530-1550)
Die Moderne wird entworfen (1550-1600)

Diesen Kapiteln ist eine drei Seiten umfassende Einleitung mit dem Titel "Die Gesichter der Renaissance" vorangestellt. Hier erfährt man, dass das Ziel des Buches darin besteht, die Bandbreite der Erfahrungen in der Renaissance aufgrund des Lebens und der Arbeit von Einzelpersonen zu dokumentieren. Nicht nur allseits bekannte Persönlichkeiten wie Leonardo da Vinci, Christoph Kolumbus, Jakob Fugger, Niccoló Machiavelli, Albrecht Dürer, Nicolaus Kopernikus, Michelangelo Buonarroti, Raffael, Thomas Morus, Martin Luther, Johannes Calvin oder Teresa Avila kommen zur Sprache, sondern auch nicht ganz so bekannte Leute findet man im Rahmen dieser 100 Individuen, die gemeinsam mit Tausenden von Menschen, die mehr oder weniger verborgen lebten und arbeiteten, alle auf ihre Art und Weise die kulturelle Wiedergeburt verkörperten, die sie vorantrieben, oder mit der sie in Konflikt gerieten, (vgl.: S.10).

 Die Kapitel beginnen jeweils mit einer Zeitbeschreibung und so erfährt man, dass im 14. Jahrhundert sich die Intellektuellen in weiten Teilen Norditaliens mit der Wiederentdeckung des eigenen klassischen Erbes befassten. Die Leidenschaft für ihre klassischen Wurzeln breitete sich über die Kreise der Gelehrten aus, so dass ab dem späten 14. Jahrhundert die Italiener sehr bewusst mit ihrer klassischen Vergangenheit umgingen und sich dann auch dem Altgriechischen zuzuwendeten. Aufgrund des Interesses an der Sprache, erschlossen sich italienische Gelehrte und Liebhaber antiker Schriftzeugnisse die ganze Welt der Antike, (vgl.: S.15) und so kam es zu der Wiedergeburt der antiken Kultur auf dem gesamten europäischen Kontinent.

Leider ist es nicht möglich auf die einzelnen Persönlichkeitsporträts im Rahmen dieser Rezension einzugehen, was ich sehr bedauere. Über die Frau, die als erste weibliche Person mit dem Schreiben ihren Lebensunterhalt verdiente, die Dame hieß übrigens Christine de Pizan, habe ich vor einigen Jahren ein Buch gelesen und finde, dass das dreiseitige Porträt sehr gut gelungen ist. Auch über Leonardo Bruni wird man gut unterrichtet, der sich intensiv mit den antiken griechischen Denkern auseinandersetzt und u.a. zahlreiche moralische Schriften verfasste. Dem Vorreiter des Protestantismus Jan Hus folgt der begnadete Florentiner Architekt Filippo Brunelleschi und auch Cosimo dé Medici, der es mied seinen Reichtum zur Schau zu stellen, was in einer Zeit, in der italienische Fürsten unter enormer Prachtentfaltung und keineswegs selten mit offenem Terror Politik betrieben, eher ungewöhnlich war, (vgl.: S. 38).

Durch die Erfindung des Buchdrucks wurde die Ausbreitung des Renaissancegedankens ab 1455 etwa beschleunigt und trug erheblich zur Alphabetisierung der Bevölkerung damals bei. Man liest u.a. von Leon Battista Alberti, der Verkörperung des Renaissancemenschen, der Architekt, Linguist, Kryptograf, Autor von Dutzenden von Abhandlungen, Theaterstücken und Gedichten war, (vgl.: S.63), aber auch von Heinrich Kramer, dem Dominikanermönch aus dem Elsass, der als Oberinquisitor in Süddeutschland als Hexenjäger sein Unwesen trieb. Er soll andere Hexenverfolger in seiner Besessenheit überflügelt haben. Man mag über Menschen wie ihn eigentlich nichts lesen, doch Menschen dieser Art wird es leider immer geben, selbst zu Zeiten kultureller Hochblüten. Es sind die Zugebretterten und Verblendeten.

 Über Aldus Manutius lese ich heute erstmals. Er war übrigens der Erfinder eines neuen Buchformates und er war der Erste, der das Zeichensystem systematisierte und den Gebrauch von Seitenzahlen einführte.

Man liest von der Vertreibung der Juden in Spanien und den weltbewegenden Veränderungen zwischen 1490-1515, auch von Girolamo Savanarola, einer ähnlich verblendeten Person wie es Heinrich Kramer war. Savanarola ist für die Vernichtung unzähliger Kunstwerke in Florenz verantwortlich. Einen Menschen, ohne Sinn für die schönen Dinge des Lebens sollte man stets mit Vorsicht begegnen.

 Gerne erwähnen möchte ich die sehr gute Beschreibung des von mir hochverehrten Jakob Fuggers und die Abbildung des Gemäldes von Dürer, das diesen klugen Kaufmann zeigt. Das Original des Werkes habe ich auf einer Ausstellung in Wetzlar gesehen und war überwältigt von der Aura dieses Mannes, die auf dem Bild sehr gut erkennbar ist.

Natürlich fehlt auch der von mir geliebte Albrecht Dürer nicht. Auch hier hat es der Autor geschafft, auf drei Seiten alle Wesentlichkeiten auf den Punkt zu bringen und so verfährt er mit vielen anderen Persönlichkeiten aus jenen Tagen, über die ich teilweise sehr gute Biografien gelesen habe und insofern meine mir ein Urteil über die Kurzbiografien erlauben zu können.

Gut, dass man Bartolomé de las Casas nicht vergessen hat, der sich sehr um die Rechte der Indianer bemühte und auch Michel de Montaigne porträtiert, von dem ich eine Auswahl der besten Essais, die im Herbst erschienen sind, soeben ausgepackt habe und nachher vor dem Einschlafen darin noch ein wenig lesen werde.

 "Menschen der Renaissance" kann man immer wieder zur Hand nehmen. Die Beschreibungen machen neugierig, mehr über die einzelnen Personen zu erfahren. In der Gesamtheit verschafft das Buch einen guten Überblick über die Geisteshaltung in jener Zeit.

Empfehlenswert.
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Rezension Peter J. König: Kauderwelsch- Die Sprache der Politiker

Mainhardt Graf von Nayhauß der legendäre und überaus geschätzte Journalist, er hat die Bonner Republik wie kaum ein zweiter Chronist begleitet und kommentiert, ist seit November 2011 Herausgeber für die EDITION LINGEN STIFTUNG. Sein ganzes Berufsleben und darüber hinaus hat er sich mit Sprache auseinander gesetzt, nahe liegender Weise mit der Sprache der Politiker. Jetzt hat er ein aufschlussreiches Buch herausgegeben, über eben diese Kommunikationsebene, das den bezeichnenden Namen "Kauderwelsch- Die Sprache der Politiker" trägt.

Interessanterweise hat Graf von Nayhauß neben seiner eigenen Kommentierung dieses höchst eigenen Phänomens, wie Politiker in ihrem Berufsleben mit Sprache umgehen, Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben dazu befragt. Er bediente sich dabei einer Reihe von sehr kompetenten Spezialisten, er hat nämlich einige Spitzenpolitiker selbst zu Wort kommen lassen. Sie sollten ja am besten wissen, wie sie ihre jeweilige Sprache verballhornen. Damit die Sichtweise nicht zu einseitig wird, ergänzen erfahrene Journalisten und Idole aus Film und Fernsehen, ebenso namhafte Herren des öffentlichen Lebens das Meinungsbild. Nur die Tatsache, dass keine Vertreterin des weiblichen Geschlechts zu diesem Thema gehört wurde, finde ich verwunderlich, sie hätte bestimmt eine besondere Sichtweise beitragen können.

Wer also ist hier alles zu Wort gekommen?

Den Reigen eröffnet der in Niedersachsen lebende Dichter Arnold Kirchner, der in Gedichtform einen gereimten Einstieg in diese "Kauderwelsch-Betrachtungen" gibt, dem dann politische Schwergewichte folgen, als da sind: Jean-Claude Junker, Roman Herzog, Hans-Dietrich Genscher, Sigmar Gabriel, Michael Glos, Peter Struck, Jörg van Essen und Stefan Müller.

Ohne zu viel aus den jeweiligen Beiträgen vorweg zu nehmen, stellen alle Herrn Politiker fest, dass sie sehr oft eine klare, verständliche Sprache vermissen lassen, den Zuhörern, den Wählern tatsächlich ein sonderbares Kauderwelsch auftischen. Bei so viel Selbsterkenntnis darf doch die Frage erlaubt sein, warum in aller Welt agieren sie dann so?

Aufklärung könnte da die zweite Gruppe von Befragten geben, nämlich diejenigen die in der Regel gegen Entgelt, von Berufswegen, diese Sprachschwaden über sich ergehen lassen müssen, die Journalisten. Auch hier melden sich Hochkaräter der Branche zu Wort, so bekannte Namen wie: Klaus Bölling, Josef Joffe, Roger Köppel, Jörg Quoos und Dieter Wonka.

Mir scheint, jetzt hatten sie die Gelegenheit, so manchen erlittenen Frust und Schmach genüsslich an die politische Kaste zurück zu geben, es hagelte vernichtende Kritiken und das nicht zu Unrecht. Dabei ist der Begriff, Kauderwelsch zu verbreiten noch eher die harmlose Umschreibung für Politiker-Deutsch.

Mit Manfred Freiherr von Richthofen, Coordt von Mannstein, Dieter Wedel, Harald Schmidt, Frank Elstner und Klaus Bresser wird die Liste der Meinungswilligen ergänzt. Sie alle sind natürlich an Politik interessiert, wenn nicht sogar politisch beratend. Auch hier unisono das Urteil vernichtend, allerdings erklärt jeder der Herren aus seiner Sicht, welche Absicht und welchen Zweck Politiker mit diesem Kauderwelsch verfolgen.

Der Herausgeber selbst, Graf von Nayhauß wirft in seinem Beitrag zusätzlich einen Blick auf die Persönlichkeit, die sich hinter einem solchen Wortakrobaten verbirgt, was den Politiker nicht unbedingt vertrauenswürdiger macht. Den Abschluss bildet Wolfgang Krebs mit einer fiktiven Stoiber-Rede, die keines Kommentars bedarf, da sie für sich selbst spricht.

Kauderwelsch ist ein lesenswertes und nachdenkliches, manchmal sogar ironisches Buch. Mainhardt Graf von Nayhauß hat hiermit einen Beitrag geleistet, um die Sprache in der Politik von der sinnentleerten Worthülse zurück in eine informative, volksverständliche Form zu führen, nicht das schlechteste Mittel, um die Menschen wieder für Politik zu begeistern. Neben aller Kritik sind es besonders die philosophischen Betrachtungen der einzelnen Beiträge, die das Buch lesenswert machen. Hiermit plädiere ich dafür dieses Werk für jeden Politiker, ob neu oder altgedient, zur Pflichtlektüre zu empfehlen.

 Empfehlenswert.

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Rezension Peter J. König: "Der neue Obama-Was von der zweiten Amtszeit zu erwarten ist"- Christoph von Marschall

Heute ist es soweit, heute am 06.11.2012 wählen die Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika ihren neuen Präsidenten. Dabei sind sich die Wahlforscher zum jetzigen Zeitpunkt darin einig, dass bisher mitnichten entschieden ist, wer am Ende des Wahltages die Nase vorne haben wird, Barack Obama, der amtierende Präsident der Demokraten, der um seine zweite Amtszeit kämpft oder Mitt Romney, der Herausforderer der Republikaner, der den Amerikanern verspricht, dem Land endlich wieder auf die Beine zu helfen.

In diesem Spannungsfeld hat Christoph von Marschall, er ist der einzige deutsche Zeitungskorrespondent der einen Zugangspass zum Weißen Haus besitzt, sich mit der Frage beschäftigt, inwieweit sich Obama durch die erste Amtsperiode gewandelt und noch viel entscheidender, wie sich die Wahlkampfsituation für den Präsidenten zwischen seinem ersten Antritt und der aktuellen Kampagne verändert hat. Der Autor ist ein profunder Kenner von Obamas politischem Werdegang. Da er seit dem Jahre 2005 als Korrespondent des Berliner "Tagesspiegel" journalistisch in den USA tätig ist, war er von Anfang an dabei, aus nächster Nähe den politischen Aufstieg des heutigen Präsidenten zu dokumentieren. 2007 veröffentlichte von Marshall dessen erste deutschsprachige Biografie mit dem Titel "Der schwarze Kennedy", in Anlehnung an den charismatischen und hochverehrten Präsidenten John F. Kennedy. In Obama glaubten die Amerikaner eine ähnlich große Persönlichkeit wiedererkannt zu haben, die in der Lage ist, nach der Ära Bush, das Land aus der Krise zu führen, einen neuen Aufbruch zu gestalten und die wirtschaftliche Depression zu beenden.

Um die historische Dimension des ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten zu erklären, hat sich der Autor zunächst mit der Person Barack Obamas befasst. Ausführlich beleuchtet er dessen Herkunft. Eine weiße amerikanische Mutter und ein schwarzer kenianischer Vater sind nicht gerade die typischen Voraussetzungen um in der amerikanischen Politik bis zum höchsten Staatsamt zu gelangen. Der Vater lässt seine Frau und seinen kleinen Sohn in der Obhut der weißen Großeltern auf Hawaii zurück, um das Studium in Harvard, Amerikas berühmtester Universität zu beginnen. Er wird nicht mehr zu seiner Familie zurückkehren, ein entscheidender Punkt im Leben des kleinen Barack, denn außer einem kurzen Intermezzo in Indonesien, wohin es die Mutter in ihrer zweiten Ehe verschlägt, wird der Junge ohne den Einfluss eines Vaters aufwachsen. Trotz jugendlicher Krisen schafft er eine sehr ordentliche Schulausbildung, bis er letztendlich ebenfalls ein Stipendium für das Jurastudium in Harvard erhält. Schon hier deuten sich seine außerordentlichen Fähigkeiten an, nicht zuletzt die Möglichkeit sehr überzeugend zu argumentieren und integrativ auf unterschiedliche Gruppen zu wirken, eine Gabe, die ihn durch seine gesamte politische Karriere begleiten wird.

Nach dem Abschluss in Harvard entscheidet Obama sich nicht für eine der großen Kanzleien des Landes, denn als erster schwarzer Präsident der renommierten Fachzeitschrift „Harvard Law Review“ stehen ihm alle Türen offen, sondern er zieht es vor als Sozialarbeiter in Chicagos Schwarzen Gettos sich auf eine politische Karriere vorzubereiten. Diese führt ihn als Mitglied der Demokratischen Partei an den Punkt, wo er amerikaweit Aufsehen erlangt. Auf dem Nominierungsparteitag seiner Demokraten, auf dem John Kerry als Präsidentschaftskandidat gegen George W. Bush bestätigt worden ist, war es Barack Obama, der durch eine vielbeachtete Rede für die Partei und seinen Kandidaten auf sich aufmerksam machte, zumal auch seine Kandidatur für den Senat unmittelbar an stand und er so die einmalige Chance bekam, für sich medienwirksam zu werben. Mit dem Einzug in den Senat ist ihm der große Sprung nach Washington gelungen, er war in der hohen Politik angekommen. Vier Jahre später, nach einem zermürbenden, innerparteilichen Nominierungsgefecht, das er sich mit Hillary Clinton lieferte, stand er in seiner historischen Rolle, als erster schwarzer Bürger die amerikanische Präsidentschaft zu erringen. Wir alle erinnern uns noch gut, speziell an dem heutigen Tag, welche Begeisterung und Aufbruchsstimmung, besonders bei seinen farbigen Landsleuten seine Wahl auslöste. Deshalb wurde bei der Auszählung sehr bald klar, dass Obama als strahlender Sieger aus dieser Wahl hervorgehen wird.

 Dies alles schildert Christoph von Marschall in seinem Buch sehr informativ. Natürlich kommt auch immer wieder die Sprache auf seine Ehefrau Michelle Obama, seine wichtigste Stütze und seine beiden Töchter Malia und Sasha. Als Hintergrunds Information liefert er zusätzlich, wie sich Obama gesellschaftlich positioniert hat, unter anderem auch sein Verhältnis zum Glauben und den Kirchen, ein nicht unwichtiges Momentum, wenn man sich um das Amt des amerikanischen Präsidenten bewirbt. Auch wird dargestellt mit welchen wichtigen Wahlversprechen Obama die Mehrheit der Amerikaner bewogen hat, ihn auf das Schild zu heben, ihn zu ihrem Präsidenten zu machen.

Alles dieses spielt auch an diesem heutigen Wahltag wieder eine Rolle, und davon erzählt uns der Autor ebenfalls sehr sachkundig und sehr politiknah, wenn er in seinem Buchtitel ausdrückt, dass wir es heute mit einem neuen , einem anderen Barack Obama zu tun haben. Das Amt hat den Präsidenten sichtbar gezeichnet, er ist vorzeitig gealtert. Dieses bringen solche verantwortungsvollen und keineswegs einfachen Positionen generell mit sich, dies sieht man auch bei anderen Staatslenkern. Bei Obama allerdings und das wird ausschlaggebend für die aktuelle Stunde sein, wird sich zeigen, wie groß die Enttäuschung seiner früheren Wähler ist, da er nur einen geringen Teil seiner Wahlversprechen einlösen konnte. 

 In seiner ersten Amtszeit gelang es ihm nicht, die wirtschaftliche Situation entscheidend zu verbessern, viele Menschen haben somit das Vertrauen in Obama verloren. Diese Erfahrungen haben aus dem Charismatiker einen Pragmatiker werden lassen, einen Staatsmann, der die Macht benutzt, um seine politischen Ziele durchzusetzen. Sein Widerpart Romney hat genau dort seine Wahlkampfstrategien angesetzt, wenn er den Amerikaner ein Aufblühen der Wirtschaft verspricht, mit vielen neuen Jobs, geringeren Steuern und einem neuen Selbstbewusstsein, als die führende Weltmacht jede Herausforderung zu meistert. Der neue Obama ist bescheiden geworden. Er weiß genau, dieses Mal ist es kein Triumpf Marsch, alles steht auf des Messers Schneide, ob die Wähler ihm eine zweite Amtszeit schenken werden, eine zweite Amtszeit in der er sich mit großen Reformen, die er schon vor seiner ersten Wahl angekündigt hat, einen Platz unter den großen Präsidenten sichern kann. Zu den geschichtsträchtigen zählt er als erster schwarzer Präsident sowieso.

Alles wird sich in den nächsten Stunden entscheiden. Unabhängig von dem Ausgang der Wahl hat Christoph von Marschall hier ein zeitgeschichtlich interessantes Buch vorgelegt, das nicht nur das amerikanische Wahlsystem mit den Besonderheiten des amerikanischen Wahlkampfs erläutert, an der Person Barack Obama hat er gezeigt, dass der amerikanische Traum noch immer möglich ist. Dazu hat er ihn über viele Jahre hindurch ständig begleitet. Selten ist ein ausländischer Korrespondent so unmittelbar in die Nähe eines amerikanischen Präsidenten gelangt, um zu erleben, welche Persönlichkeitsentwicklung das Amt von Barack Obama gefordert hat.

Sehr empfehlenswert.

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Rezension Peter J. König: SAHRA WAGENKNECHT:FREIHEIT STATT KAPITALISMUS

Über vergessene Ideale, die Eurokrise und unsere Zukunft

Eins vorweg, die Autorin Sahra Wagenknecht hat mit großer Akribie eine Fülle von Materialien in Form von Aufsätzen, philosophischen Abhandlungen, Statistiken und Unmenge weiterer Sekundärliteratur, nicht zuletzt aus dem Bereich der Volkswirtschaft herangezogen, um die Thesen ihres neuen Buches „Freiheit statt Kapitalismus“ auf ein festes Fundament zu stellen. 

Um zu verstehen, warum Frau Wagenknecht sich ausgerechnet mit dieser zugegebenermaßen nicht unkomplizierten Thematik einlässt, muss man ihre Vita heranziehen. Geboren 1969 in Jena hat sie ihre Schulausbildung noch zu Zeiten der DDR absolviert. Als überzeugte Kommunistin musste sie erleben, wie ihr Staatsideal von den Menschen in der DDR abgeschüttelt worden ist, in Form der ersten friedlichen Revolution auf deutschem Boden. Als Mitglied der PDS, der Nachfolgeorganisation der SED wurde sie einem breiteren Publikum in ganz Deutschland bekannt, da sie das Gesicht der kommunistischen Plattform wurde, zweifellos das Attraktivste, sowohl intellektuell als auch visuell, was diese Gruppierung innerhalb der PDS vorzeigen konnte. Sie vertrat als Mitglied der Partei „Die Linke“ diese von 2004 bis 2009 im Europaparlament, worauf nahtlos die Mitgliedschaft im Bundestag folgte. Seit 2010 ist sie stellvertretende Parteivorsitzende, seit 2011 Vize-Vorsitzende ihrer Fraktion. 


Nach Kenntnisnahme ihres politischen Werdeganges sollte man annehmen, dass, und jetzt steigen wir in den vorliegenden Text ein, sie noch einmal alles dransetzt, den Kapitalismus ideologisch niederzuringen, dem ist aber nicht so. Ihr Buchtitel „Freiheit oder Kapitalismus“ drückt aus, dass der Kapitalismus, speziell in der heutigen Form des Neoliberalismus, Freiheit und sie meint damit die Freiheit aller Bürger, nicht mehr gewährleistet. Das gilt es zu beweisen, und das ist auch der Grund warum die Autorin diese Fülle von argumentativer Zweitliteratur heranzieht, in keinem Augenblick soll der Verdacht aufkommen, hier sei etwa die ideologische Keule am Werk. Tatsächlich ist dies Sahra Wagenknecht auch gelungen, denn es ist davon auszugehen, dass die sachlichen Argumentationen jeder Überprüfung standhält, an den von ihr vorgetragenen Fakten ist objektiv nicht zu rütteln, denn da geht sie auf Nummer sicher. 

Alle Krisen die den Kapitalismus befallen haben, und es gibt tatsächlich viele davon, werden von der Autorin ins Feld geführt. Grundsätzlich hat für Frau Wagenknecht das Kapital dem Menschen zu dienen, es soll dazu genutzt werden, permanent die Lebensbedingungen zu verbessern, neue allgemein zugängliche Ressourcen hervorzubringen, Arbeitsplätze zu schaffen und auf Dauer zu erhalten, damit den Lebensstandard der Bürger zu verbessern, mit einem Wort innovativ die Zukunft zu gestalten. All dieses leistet nach der Autorin das Kapital sowieso nicht, solange es derart ungleich auf unserem Planeten verteilt ist, wie es die volkswirtschaftlichen Statistiken ausweisen. 

Geld und damit auch die Macht konzentriert sich beschleunigt immer mehr auf eine kleine Minderheit und diese Minderheit ist einzig daran interessiert, auf jede Art von Casinokapitalismus noch mehr anzuhäufen und wie es dem Rest der Menschheit geht, spielt dabei keine Rolle. Die Folgen erleben wir immer drastischer, so Frau Wagenknecht. Sozialer Absturz durch Arbeitslosigkeit, Arbeitsverhältnisse die den Selbsterhalt nicht gewährleisten, Innovationsstau bedingt durch industrielle Groß-Strukturen, alles Folgen durch den ausufernden Kapitalismus. Bankenkrise, Eurokrise, Schuldenkrise münden in die Krise der Demokratie und lösen damit eine akute Gefahr der persönlichen Freiheit aus. Beispiele dazu führt die Autorin zuhauf an.

Soweit so gut, hier scheint mir das Buch sattelfest zu sein, weil in allen Belangen nachprüfbar. Aber welche Lehren zieht die Autorin daraus? Die generelle Enteignung ist für sie tabu, kein Rückfall auf die kommunistische Plattform. Trotzdem soll ab einer gewissen Größenordnung durch entsprechende Besteuerung staatlicher Zugriff und damit staatliche Lenkung zum Wohle der Allgemeinheit möglich sein. Sahra Wagenknecht will es im Sinne der Sozialen-Marktwirtschaft a la Ludwig Erhard verstanden wissen. Über allem steht allerdings die Frage, wie viel Freiheit bleibt zum Schluss dem Einzelnen bei der Entfaltung seiner wirtschaftlichen Aktivität, und wer bestimmt was möglich für ihn ist und wo die Interessen der Allgemeinheit beschädigt werden?  Die Autorin hat da eine klare Vorstellung, ob der Leser ihr folgt, muss er selbst entscheiden.

Man muss weder ein Linker sein, noch sich in diesem Dunstkreis aufhalten, um sich dieses Buch vorzunehmen. Es genügt allein politisch interessiert zu sein, dann sollte man das Buch von Sahra Wagenknecht unbedingt lesen. Man braucht auch keine Angst zu haben, dass man nach der Lektüre als gewendet wieder auftaucht, dazu besteht überhaupt kein Anlass. Fakt ist, dass Frau Wagenknecht ein hervorragend recherchiertes Buch vorgelegt hat, dessen Inhalt große Nachdenklichkeit aufkommen lässt, auch wenn man mit ihren Lösungen nicht einverstanden ist. In einem Punkt sind sich sowohl Experten wie Laien mit der Autorin einig, der Turbokapitalismus neuster Prägung steht mit keiner Art von Freiheit im Einklang.

Empfehlenswert. 

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Rezensionen:Wir lassen sie verhungern -: Die Massenvernichtung in der Dritten Welt (Gebundene Ausgabe)

"Die vielen hundert Millionen Menschen, die sich der Vernichtung durch Hunger ausgeliefert sehen, sind auf unsere rückhaltlose, Solidarität angewiesen."

Prof. Dr. Jean Ziegler hat ein Buch geschrieben, das zur Pflichtlektüre für alle Spekulanten auf den Finanzmärkten, aber auch für alle Politiker und Wirtschaftslenker werden sollte.

Jährlich sterben mehrere zehn Millionen Männer, Frauen und Kinder am Hungertod. Alle fünf Sekunden muss ein Kind unter 10 Jahren aufgrund von Hunger sein Leben lassen, trotz des grenzenlosen Überflusses, der auf unserer Erde produziert wird. Wie der Autor hervorhebt, könnte derzeit die Weltlandwirtschaft ohne Probleme zwölf Milliarden Menschen ernähren, demnach das doppelte der derzeitigen Weltbevölkerung. Die Situation wäre also abwendbar. Der Schlussfolgerung des Autors aufgrund dieser Gegebenheiten "Ein Kind das an Hunger stirbt, wird ermordet" kann man nicht widersprechen, (vgl.: S.15). 

Jean Ziegler hält fest, dass der Massenvernichtung seitens der öffentlichen Meinung des Westens mit eisiger Gleichgültigkeit begegnet wird, obschon bereits 1946 seitens der UNO ein erster weltweiter Feldzug gegen den Hunger unternommen worden ist. Dieser war die Folge der kollektiven Leidenserfahrung der hungernden europäischen Völker. Der Autor schreibt, dass Hitler, bevor er mit der systematischen Vernichtung der Juden und Zigeuner begann, einen Hungerplan entwickelt hatte, mittels dem er bezweckte, eine möglichst große Zahl von Häftlingen zu beseitigen, (vgl.: S.16).

 Für Jean Ziegler ist Hunger ein organisiertes Verbrechen. Wie seine Recherchen ergeben haben, ist das Recht auf Nahrung dasjenige, welches auf unserem Planeten offenbar am häufigsten, am zynischsten und am brutalsten verletzt wird, (vgl.: S.25). Laut FAO (Food and Agriculture Organization) waren 925 Millionen Menschen im Jahre 2010 schwerst unterernährt und es litten auf unserer Erde nahezu eine Milliarde Menschen an Hunger, (vgl.: S. 26). Darin hat sich offenbar kaum etwas geändert.

 Der Autor lässt nicht unerwähnt, dass der Hungertod qualvoll ist. Der Todeskampf soll lang andauern und große Schmerzen bereiten. Er führt zu einer allmählichen Zerstörung des Körpers und der Psyche. Der körperlichen Verfall wird begleitet von einem panischen Gefühl der Einsamkeit und Verlassenheit, (vgl.S.26) Unterernährung zieht Hungerkrankheiten wie Noma, Kwashior etc. nach sich. Darüber schreibt der Autor auch Wissenswertes. Er informiert des Weiteren über die Ursachen des strukturellen Hungers, aber auch über dessen Folgen. Man liest von der Gewalt, die Bauern in Ländern wie Schwarzafrika, Indien; Bolivien, Peru, Ecuador etc. durch einheimische Wucherer und ungerechte Landverteilung angetan wird, von der armen Stadtbevölkerung in Drittländern und von der erdumspannenden Macht der transkontinentalen Agrarkonzerne und den Hedgefonds, der Fonds, die auf Nahrungsmittelpreise spekulieren. 

 Ausführlich berichtet Jean Ziegler von Mangelerkrankungen, die im Gegensatz zur Unterernährung nicht durch Kalorienmangel, sondern durch einen Mangel an Mikronährstoffen begründet sind. Bei Vitamin A-Mangel hat dies zur Folge, dass jedes Jahr 13 Millionen Menschen erblinden, (vgl.: S.51).

 Jean Ziegler schreibt von Dauerkrisen weltweit bei denen struktureller und konjunktureller Hunger zusammenwirken. In Ländern wie Afghanistan, Somalia und dem Sudan leben die Menschen bereits seit den 80er Jahren in Dauerkrisen und insgesamt erfüllen derzeit 21 Länder die Kriterien einer langwierigen Krise, (vgl.: S.54ff). Der Autor erwähnt die Gettos von Gaza und die Hungerflüchtlinge aus Nordkorea. In Schwarzafrika müssen dazu noch jährlich 265 000 Frauen und Hunderttausende Säuglinge wegen fehlender Schwangerschaftsvorsorge sterben, (vgl.: S.81). Hinzu kommt die Noma-Tragödie, die ich eingangs bereits erwähnt habe. Diese aufgrund von Ernährungsmangel entstehende Krankheit durchläuft drei aufeinander folgende Stadien und zerfrisst in der dritten Stufe das weiche Gewebe bei Kindern. "Lippen und Wangen verschwinden, klaffende Löcher tun sich auf. Die Augen hängen nach unten, da die Knochen der Augenhöhlen zerstört sind. Der Kiefer wird unbeweglich." (Zitat: S.85). Diese Krankheit, die in den armen Ländern auftritt, gab es auch in hoher Anzahl in Nazilagern, vor allem in Bergen-Belsen und Ausschwitz, (vgl.: S.89).

 Es führt zu weit im Rahmen der Rezension auf all die Fakten einzugehen, die Jean Ziegler auflistet und hier auch auf die ganz unglaublich abgründigen Geschehnisse während der Nazi-Zeit, in der das braune Gesindel darauf abzielte, bestimmte Bevölkerungsgruppen durch Hunger zu schwächen, bzw. zu vernichten. 

Der Autor berichtet über den leidenschaftlichen Soziologen Josué de Castros, bevor er sich mit den Feinden des Rechts auf Nahrung befasst. Diese sieht er derzeit in den transkontinentalen Privatkonzernen, die direkt oder indirekt den größten Teil des Welthandels kontrollieren, (vgl.: S.139). Die drei apokalyptischen Reiter des Hungers sind, wie er festhält, die Organisationen WTO, IWF und -in geringerem Maße- die Weltbank, (vgl.: S.157). Natürlich begründet der Autor auch, wieso er in ihnen die Täter dieses unbeschreiblichen, menschenunwürdigen Zustandes sieht. Er lässt die Spekulanten, die Manager der Hedge Fonds -, die Großbankiers und andere Raubritter des globalisierten Finanzkapitals, die aus Profitsucht und persönlichen Gewinnstreben das Weltfinanzsystem ruiniert und Vermögenswerte in Höhe von vielen Hundert Milliarden Euro vernichtet haben, nicht unerwähnt und ist der Ansicht, dass dieses Raubgesindel vor ein Tribunal für Verbrechen gegen die Menschlichkeit gestellt werden müsse, (vgl.: S.198).

Der Zusammenbruch der Finanzmärkte 2007/2008 hat lt. Ziegler die Existenz vieler Millionen Familien in Europa, Nordamerika und Japan vernichtet. 69 Millionen Menschen sind lt. Weltbank zusätzlich in das Elend des Hungers geraten. Trotz dieser Tatsache hat das Vermögen der Superreichen 2010 jenes Niveau überschritten, das ihr Reichtum drei Jahre vor dem Zusammenbruch der Finanzmärkte hatte, (vgl.: S.302).

Das Buch Prof. Dr. Zieglers hat mich erschüttert. Solange ein ein Teil der Menschheit nicht erkennt, dass das Mitgefühl und damit Solidarität, die höchste Tugend ist, in der man sich täglich üben sollte, sondern stattdessen der Gier frönt, wird sich an den grausamen Zuständen nichts ändern.

Empfehlenswert. 

Überall im Handel erhältlich.

Rezension Peter J. König: „DIE PATIN-WIE ANGELA MERKEL DEUTSCHLAND UMBAUT“--Dr. Gertrud Höhler

Das neue Buch von Frau Professor Dr. Gertrud Höhler der anerkannten Literaturwissenschaftlerin und Publizistin mit dem Titel "DIE PATIN-WIE ANGELA MERKEL DEUTSCHLAND UMBAUT" polarisiert.

Millionen Deutsche, die Wähler von Angela Merkel, aber auch die Sympathisanten, die sie zwar nicht wählen, weil diese überhaupt nicht zur Wahl gehen,  küren sie bei Umfragen zur beliebtesten Politikerin in Deutschland. Bei alle diesen zeigt sich die Selbstdarstellung der Kanzlerin als Erfolg, sie wird als das bedeutendste, politische Schwergewicht in unserem Land und in Gesamteuropa wahrgenommen, man schreibt ihr Entschlussfähigkeit, Entscheidungsbewusstsein und Durchsetzungskraft zu. Ihr allein gelingt es den EURO zu retten, die Staatsschuldenkrise zu überwinden und Deutschland die mächtige Stellung in Europa zu erhalten, so glaubt man. Mit welchen Mitteln sie dieses tut, ja wie sie überhaupt in diese Machtposition gelangen konnte, danach fragt keiner ihrer Anhänger.

Hier nun setzt das Buch von Gertrud Höhler an, denn die Zahl derjenigen Personen, die Angela Merkel mit immer größer werdender Skepsis betrachten, sowohl was ihre Ziele, als auch ihre politischen Methoden angeht, nimmt ständig zu. Dabei wird vermehrt die Frage gestellt, welche Sorge die Kanzlerin wohl mehr umtreibt, die Weiterentwicklung eines demokratischen Deutschlands mit der gelungenen Integration in einen gemeinsamen europäischen Staat, oder geht es Angela Merkel in erster Linie um ihren persönlichen Machterhalt, wobei die politischen Ziele diesem Machterhalt zu dienen haben? 

 Unzweifelhaft sind die eigenen Reihen im System Merkel nach außen fest geschlossen. Als Frau Höhler bei Jauch in seiner Talkrunde ihr neues Buch „DIE PATIN“ zur Diskussion stellte, wurde sie vehement seitens den CDU-Granden Ursula von der Leyen und Herrn deMaiziere, dem letzten, frei gewählten Ministerpräsidenten der DDR attackiert. Die Reaktion der Kanzlerin Gefolgschaft war derart heftig, dass man Majestätsbeleidigung seitens der Autorin vermuten musste. 

Aber welche Thesen haben die beiden Christdemokraten nur so in Rage gebracht? Der provokante Titel des Buches „DIE PATIN“ impliziert die Frage, in Anlehnung an die bekannte Mafiadiktion und den berühmten Filmtitel über das Leben und Wirken eines Mafiabosses, wie hat es Angela Merkel geschafft, als Tochter eines mecklenburgischen Pastors in der DDR, ohne sichtlich erkennbare, politische Ambitionen vor und während der Wende, in wenigen Jahren, gemessen an der westdeutschen, politischen Ochsentour, bis ins mächtigste Staatsamt zu gelangen, das die Bundesrepublik Deutschland kennt? 

Des Weiteren wird durch diesen Titel assoziiert, dass der Führungsstil der Kanzlerin gnadenlos machtbesessen und folgsam durchgezogen wird, eben wie der eines Mafiapaten. Das ist wirklich ein schweres Geschütz. Frau Höhler sieht dies darin begründet, dass die Bedingungen in der DDR von den Aufstiegsbewussten große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit verlangt hat. Zudem war es sinnvoll schweigend zu beobachten, um dann nach logischer Analyse, die Ziele zu definieren, die es galt umzusetzen. Hier erkennt die Autorin die eigentlichen Fähigkeiten der promovierten Physikerin. In wie weit die mangelnde Demokratieerfahrung die junge Deutsche in der DDR geprägt hat, wird ebenfalls zur Sprache gebracht, ebenso ob Angela Merkel vielleicht diese Erfahrung bei ihrem Aufstieg in der CDU nutzen konnte. 

Weiterhin wird in dem Buch die Frage gestellt, warum die spätere Kanzlerin es war und nicht die Riege der lauernden Kronprinzen, die Helmut Kohl zu Fall brachte, ein Umstand der sie geradewegs in die absolute Führungsposition in der Union katapultierte. Diese Machtposition hat sie laut Höhler kontinuierlich ausgebaut, ihre Mitkonkurrenten haben in gleichem Maße die politische Bühne verlassen, freiwillig oder unfreiwillig. Für die Autorin ist damit die Frage verbunden, inwieweit überhaupt noch demokratische Strukturen im System Merkel vorhanden sind und wo die Beliebigkeit die Entscheidungsprozesse von Frau Merkel bestimmen. Der abrupte Ausstieg aus der Atomenergie zeigt, wie unvorbereitet planlos elementare Problemfelder in wenigen Stunden neu justiert werden, wenn damit dem Machtkalkül gedient werden kann. 

Dass damit auch noch die angestammten Politikfelder anderer Parteien besetzt werden, sieht Frau Höhler als kalkuliert an, denn mit dem Machterhalt soll eine Vereinheitlichung der unterschiedlichen politischen Ideen stattfinden, politischer Einheitsbrei, der keine Unterschiede erkennen lässt. Frau Höhler führt dieses auch auf die Erfahrung in der DDR zurück, augenscheinlich ein Relikt aus früheren Zeiten. Werte, die einst als Grundlage des politischen Handelns der CDU definiert worden sind, werden unter Merkel zur Disposition gestellt. Insgesamt findet nach Meinung der Autorin im Zuge der aktuellen Kanzlerschaft ein politischer Wandel bei der Führung der Bundesrepublik Deutschland statt. Wenn früher nach politischen Vorgaben gehandelt wurde, so ist es heute der pragmatische Machterhalt, einhergehend mit allein wirtschaftlichen Zielen, der das Regieren der Kanzlerin Angela Merkel bestimmt. 

Frau Höhler sieht darin Anzeichen der Gefährdung unserer Demokratie, und dies ist allemal ein Grund sich öffentlich zu Wort zu melden. Mit ihrem Buch und ihrem Auftritt bei Jauch hat Gertrud Höhler nicht nur bewiesen, dass sie den Mut hat sich auch mit den Mächtigsten im Lande anzulegen, wenn sie demokratische Defizite zu erkennen glaubt, nein es ist auch besonders anerkennenswert, dass in aller Klarheit und Schärfe auf politische Veränderungen hingewiesen wird, zumal wenn sie an unseren demokratischen Fundamenten kratzen. Hier liegt der Verdienst dieses lesenswerten Buches. Bisher hat noch kein Autor in dieser Republik so schonungslos offen die Person und Politikerin Angela Merkel unter die Lupe genommen, ein weiterer Grund sich unbedingt mit dieser Lektüre zu befassen. Damit hat Frau Professor Dr. Gertrud Höhler bewiesen, dass sie zu den ganz großen, unabhängigen, politischen Autoren in unserem Land zählt. 

Empfehlenswert

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Rezension: Überlebt! 60 wahre Geschichten

Dieses Buch von National Geografic findet meinen besonderen Gefallen, denn es zeigt das Glück im Unglück, zeigt, dass Ausweglosigkeit niemals Allgemeingültigkeit hat. Jedem ist seine Stunde vorbestimmt, jeder muss bestimmte Erfahrungen machen und jeder sollte die richtigen Erkenntnisse daraus ziehen. 

60 Geschichte, spannend dargeboten, berichten vom Durchhaltevermögen, von Entschlossenheit, Mut, Kameradschaft und Improvisationstalent der betroffenen Menschen. Dabei sind die reich bebilderten Geschichten in die Kapitel Überlebenskämpfe, Gefängnis, Krieg, Schiffbrüche und Geiselnahmen untergliedert. Jeder Bericht umfasst etwa vier Seiten. Zu Beginn wird immer kurz skizziert, worum es geht. Stets auch werden Eckdaten geliefert über den Zeitraum, die Situation, die Notlage, die Dauer, Auswege, die Anzahl der Überlebenden, die Gefahren und die Ausrüstung. 

Die Geschichte von Fridjof Nansen hat mich als junges Mädchen schon so fasziniert, dass ich als 14 jährige eine Biographie über ihn las.  15 Monate war er eingeschlossen im Packeis. Es bestand die Gefahr zu erfrieren, zu verhungern oder von wilden Tieren angegriffen zu werden. Der in der Nähe des Nordpols Gestrandete überlebte. 

Das Geschehnis anzunehmen, gepaart mit dem Willen zu überleben, war bei ihm und all den anderen Protagonisten dieses Buches wohl der Hauptmotor nicht unterzugehen, doch vielleicht war es hauptsächlich  die schützende universelle Energie, die die Hand über diese Menschen hielt, vielleicht auch beides. Wer weiß das schon.
  
Erschreckend waren die Ereignisse um die Bruchlandung eines Flugzeuges in den Anden. 72 Tage mussten die Überlebenden ausharren und sie überlebten nur um den Preis, dass sie ihre toten Freunde verspeisten. Wie lebt man mit einem solchen Bewusstsein weiter? 

Das Wunder von Treppe B im Nordturm des World-Trade Center am 11. September wird ebenso thematisiert, wie der Bergunfall von Wilco van Roojen, der zwei Nächte bei minus 40 Grad auf 8000 Meter ausharren musste, bevor es gelang ins Lager zurückzukehren. Berichtet wird u.a. auch über den Philosophen Hugo Grotius, der zu Unrecht zu lebenslanger Haft verurteilt wurde und dem die Flucht in einer Büchertruhe, dank seiner Frau gelang. 

Es führt zu weit, auf all die Geschichten im Buch einzugehen. Jede einzelne Geschichte ist es wert, dass man lange darüber nachdenkt, mit anderen darüber spricht, gemeinsam den Sinn zu erspüren sucht. Welche Botschaft enthält jede dieser Rettungen?

Es sind Geschichten, die nicht selten zeigen, was geschieht, wenn Menschen sich gegenseitig helfen, Geschichten voller Hoffnung, die zeigen, dass die Realität nicht nur aus ausweglosen Abgründen besteht, wie die Medien es den Zuschauern in den Nachrichten immerfort suggerieren möchten. Es muss nicht immer alles negativ enden.  Das Buch dokumentiert, dass Hölderlins Zitat seine Berechtigung hat: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch!“

Empfehlenswert.

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Rezension: Die Rüpel-Republik: Warum sind wir so unsozial?

Jörg Schindler, der Autor dieses hervorragenden Buches wurde 2009 gemeinsam mit seinem Kollegen Matthias Thieme mit dem Wächterpreis für investigativen Journalismus ausgezeichnet. Schindler legt in "Die Rüpel-Republik" den Finger auf nicht jedem bekannte Missstände. Dabei möchte er verdeutlichen, dass wir offensichtlich mehr gegen- als miteinander leben. Es geht ihm um die Fragen: Was hat uns so unsozial hat werden lassen? Und wie möchten wir in Zukunft miteinander auskommen?

Jeder kennt diese leidigen Nachbarschaftsstreitigen, die dann entstehen, wenn jemand die Grenzen nicht respektiert. Davon ist u.a. im ersten Teil des Buches die Rede, aber auch, weshalb im Internet so gut wie keine Hemmschwellen mehr existieren. Die Kommunikationswissenschaftlerin Ruth Festl hebt hervor, dass Mobbing ein Phänomen ist, den man Aufmerksamkeit schenken sollte. Sie leitet seit Beginn des Jahres eine Langzeitstudie zum Thema Cyber-Mobbing an der Universität Hohenheim. Hier zeigen Vorstudien bereits, dass Cyber-Mobbing an Schulen schon längst zur Regel geworden sind. Nicht selten geht es darum, soziale Beziehungen zu zerstören. Die Wissenschaftlerin hebt hervor, dass Cyber-Mobbing kein individuelles Problem sei und man mit Täter-Opfer-Profilen allein nicht weiterkomme, (vgl.: S.63). 

Der Autor thematisiert eine Untersuchung, wonach die generelle spontane Hilfsbereitschaft sinkt, wenn man Belohnungen ins Spiel bringt und zeigt auf, dass Gesellschaften mit einem hohen Vertrauenspotential schneller wachsen. Personen, die ihren Mitmenschen vertrauen, „melden sich häufiger freiwillig, spenden mehr für gute Zwecke, engagieren sich stärker in der Politik und Gesellschaft, sitzen bereitwilliger in Jurys, spenden regelmäßiger Blut, kommen umfassender ihren Steuerverpflichtungen nach, sind toleranter gegenüber Minderheitsmeinungen und offenbaren viele andere zivile Tugenden, (vgl.: S. 76). 

Schindler hält fest, dass wir uns von unseren Freunden und Nachbarn immer mehr entfernen. Im Jahre 2010 fand sich nur eine unter den 15 wichtigsten Freizeitaktivitäten der Bundesbürger, die zwingend einen leibhaftigen Kontakt von Mensch zu Mensch notwendig macht, (Näheres hierzu Seite 79). Aus einer Tu- hat das Fernsehen eine Guckgesellschaft gemacht. Ein exzessiver Konsum von Unterhaltungsfernsehen macht Menschen nicht nur materialistischer, sondern auch aggressiver. Auf der Strecke bleiben Mitgefühl und Empörung. 

Der Autor hinterfragt, wie sozial Netzwerke eigentlich sind und kommt nicht gerade zu erfreulichen Ergebnissen. Er zitiert einen vor lauter Netzwerkerei erschöpften Studenten: "Es muss schön gewesen sein, als man Menschen einfach nur kennenlernen könnte, indem man mit ihnen sprach." (Zitat. S.98). Schindler verdeutlicht so viele Momente, die dazu führen, dass wir uns immer seelenloser und damit auch unsozialer verhalten und macht klar, wieso bei allem die Zufriedenheit nicht wächst. 

Der Autor übt aber nicht nur Kritik, sondern zeigt konstruktiv zum Schluss Lösungsansätze auf, wie wir es schaffen können, unsere rücksichtslos gewordene Gesellschaft positiv zu verändern. Dass es Zeit wird, dass sich etwas ändert, werden nur eingefleischte Rüpel bestreiten. Neue Wege zu gehen lohnt sich. Warum nicht diese, die Schindler hier anbietet?

Ein Buch, das ich gerne empfehle, weil es aufrüttelt und zum Nachdenken anregt.

Helga König

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Rezension:Schwert und Geist: Bedeutende Heerführer des Altertums (Gebundene Ausgabe)

Dass kleine Jungs ein aggressiveres Verhalten an den Tag legen als kleine Mädchen konnte ich gerade gestern im Kreise eines Familientreffens wieder mal feststellen. Dort maßen die Bübchen im Garten ruppig ihre Kräfte.

 Im Gespräch mit meiner Cousine berichtete mir diese dann von Szenen im Kinderhort, wo die Mädchen sich zwar auch vergleichen, zumeist was die Kleidung und das Aussehen anbelangt, aber keineswegs aufeinander draufhauen, um in irgendeiner Form zu siegen. 

 Anders die kleinen Jungs, die immerfort im Wettkampf zueinander stehen und selbst dann, wenn sie Freunde sind, sich ab und an ineinander verkeilen, weil es ständig darum geht, wer besser oder stärker ist. Da dies ein allgemeines Phänomen zu sein scheint und selbst die friedlichste Erziehung zu keinen anderen Ergebnissen führt, kann man wohl annehmen, dass das männliche Geschlecht aufgrund hormoneller Dispositionen so reagiert. 

 Als ich gestern Nacht dann das vorliegende Buch "Schwert und Geist" des Historikers Dr. Stephan Elbern las, musste ich natürlich sofort an das zuvor geführte Gespräch mit meiner Cousine und an das Verhalten der Kinder auf dem Familienfest denken. All diese im Buch benannten Heerführer waren offenbar schlussendlich Gefangene ihrer Hormone. Kriege sind bekanntermaßen in erster Linie eine Angelegenheit von Männern. Das macht auch dieses Buch mal wieder deutlich und Gründe für Kriege werden immer leicht gefunden.

 Je strategisch denkender und körperlich fitter im Altertum ein Kämpfer war, desto größer war die Chance Heerführer zu werden.

 Man erfährt u.a. Wissenswertes über Alexander den Großen, über den Totengräber von Athen Alkibiades, über Caesar, Hannibal, auch über Leonidas, dessen Heldentod an den Thermophylen die Rettung Griechenlands ermöglichte, auch über Marc Aurel, der eigentlich schöngeistigen Studien zugeneigt war, aber während seiner ganzen Regierungszeit sich dem Kampf der Germanen widmete und über viele andere Heerführer mehr. 

 Themistokles wird nicht vergessen, an den sich der ein oder andere aus dem Geschichtsunterricht im Zusammenhang mit der Schlacht bei Salamis erinnern wird. Er machte es durch den Bau einer mächtigen Kriegsflotte möglich, die Perser abzuwehren und den Aufstieg Athens zur Vormacht in Griechenland zu sichern. Man kann alten Aufzeichnungen entnehmen, dass er aufgrund seiner angeborenen Klugheit und raschen Auffassungsgabe in seiner Zeit am meisten befähigt war, richtige Entscheidungen zu treffen. Kann aber eine Entscheidung richtig sein, wenn aufgrund dieser viele Menschen sterben müssen?

 Der typischste Gefangene seiner Hormone war Pyrrhos, der als überaus tapfer galt und wegen seiner verlustreichen Siege in die Geschichte einging. Fakt ist, er scheiterte auf allen Kriegsschauplätzen, weil er offensichtlich die eigenen Möglichkeiten falsch einschätzte und die militärischen Mittel seiner Feinde ebenso. Vernunft war augenscheinlich nicht seine Stärke. 

 All diese Heerführer haben Blutbäder angerichtet und verbrannte Erde hinterlassen, das möchte ich hier dick unterstreichen. Erschütternd zu erkennen, was die eigentliche Ursache dafür war. 

 Erkenntnisreich, insofern empfehlenswert.

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Rezension: Helden, ihre Frauen und Troja: 36 kleine Portraits (Gebundene Ausgabe)

Angelika Dietrichs Buch enthält 36 kleine Biographien über Protagonisten antiker Mythen und Legenden.

Nach einer umfangreichen Einführung stellen sich zunächst 15 Helden vor. Bei diesen handelt es sich um: Achilleus, Agamemnon, Aineias /Aeneas, Diomedes, Großer Aias, Hektor, Menelaos, Neoptolemos/Pyrros, Nestor, Odysseus, Paris, Patrololos, Philoktetes, Priamos und Prosilaos/Iolaos.

Die Autorin schreibt in ihrer Einführung zu aktuellen Erklärung von Helden, dass diese Außergewöhnliches wagen oder vollbringen, weil sie sich für Ereignisse, Forschungen und Ideen einsetzen, die ihnen wertvoll erscheinen. Ihre Heldentaten, die sie sogar unter Lebensgefahr begangen oder mit dem Tod bezahlt haben, machen sie berühmt und setzen sie durch ihre körperlichen und geistigen Qualitäten für jeden nachvollziehbar von ihren Mitmenschen ab. Welche Herausforderungen ein Held erfüllen muss, hängt von seinen historischen, soziologischen, religiösen und geografischen Umfeld ab, (vgl.: S.11).

 Man erfährt von jedem dieser Helden zunächst den Geburtsort, den Namen von den Eltern, der Ehefrau, der Geliebten und der Kinder. Im Vorfeld wird der jeweilige Held in einem Satz charakterisiert, Achilleus beispielsweise als "Starker Held mit schwacher Ferse und in göttlicher Rüstung". Man erfährt bei jedem der Helden Wissenswertes zur Kindheit und Jugend, zu den Wesenszügen und zum Erscheinungsbild. Zur Sprache gebracht wird natürlich, was jeden dieser Helden berühmt machte. Man liest auch vom individuellen Ableben der Helden, über nachantike Seitenblicke und über Museumswelten und Standorte in denen man diese Helden auf Gemälden, Skulpturen etc. bewundern kann.

 Mein Lieblingsheld ist übrigens Aeneas, Sohn der Aphrodite, der sich gemeinsam mit Vater, Sohn und anderen Trojanern aus der zerstörten Stadt rettete und eine neue Heimat im Westen suchte. Seine Nachfahren werden es ihm hoffentlich gedankt haben.


 In der Folge lernt man die Frauen, die den griechischen und trojanischen Helden Glück und Unglück brachten, kennen, unter ihnen natürlich Helena, Penelope, aber auch Kassandra, die trojanische Seherin, der Schiller die Worte in den Mund legte:


 "Meine Blindheit gib mir wieder
Und den fröhlich dunkeln Sinn,
Nimmer sang ich freudge Lieder,
 Seit ich deine Stimme bin.
Zukunft hast du mir gegeben,
Doch du nahmst den Augenblick,
Nahmst der Stunde fröhlich Leben,
Nimm dein falsch Geschenk zurück!"
Ein Buch, das ich gerne empfehle. 


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Rezension:Ein unvollkommenes Angebot: Humanitäre Hilfe im 21. Jahrhundert (Sachbuch (allgemein)) (Gebundene Ausgabe)


Der Autor, Dr. James Orbinski, ist Mitglied und ehemaliger Präsident der Médecin Sans Frontière (Ärzte ohne Grenzen), außerordentlicher Professor an der Universität Toronto und in verschiedenen Hilfsorganisationen engagiert.

Im vorliegenden Buch berichtet er von seiner Lebensgeschichte und hier besonders von seinen Erfahrungen in Krisengebieten, wie etwa in Ruanda, Somalia, Afghanistan, in Zaire, in Nordkorea, im Kosovo und im Sudan.

Dabei stellte seine innere Zerreißprobe für ihn Ruanda dar, denn hier wurde ihm bewusst, zu welcher Grausamkeit der Mensch wirklich in der Lage ist. Dort ereignete sich nach seinen Worten der "effektivste Genozid" des 20. Jahrhunderts. Ein technischer Aufwand war dafür nicht notwendig. Aufgehetzte junge Burschen erledigten die Aufgabe mit Knüppeln und Macheten.

Innerhalb von 14 Wochen wurden 1994 in Ruanda 85 Prozent aller Tutsi ermordet. Ärzte ohne Grenzen waren damals schon vier Jahre in Ruanda, um Menschen zu helfen. Der Autor schreibt darüber, wie das Land allmählich in das Chaos versank und was er dann alles in der Folge als Arzt erlebte.

Über diese und viele andere Erfahrungen, auch über den Kampf für die lebensnotwendigen Medikamente erhält man einen umfassenden Eindruck.


Im Epilog wirbt Dr. Orbinski dafür, Menschenrechtsorganisationen beizutreten, um sich dort zu engagieren. In diesem Zusammenhang wartet zu Ende des Buches mit zahlreichen Internetanschriften von Hilfsorganisationen auf, die er kurz von ihrer Aufgabenstellungen und ihren Zielsetzungen her skizziert.


Der Inhalt des Buches hat mich erschüttert. Das viele Leid und Elend, worüber er schreibt, kann und will ich nicht in zwei Sätzen zusammenfassen, weil man auf diese Weise den Einzelschicksalen nicht gerecht wird.

Ich frage mich, wann endlich die Menschen von solchem Leid erlöst werden. Wir alle sind gefordert, Verantwortung zu übernehmen. Dazu müssen wir uns bewusst machen, dass die größte Kraft, sich gegen Machtmissbrauch zu wehren, eine Bürgerpolitik ist, die offen über den richtigen Einsatz von Macht und das begründete Streben nach Gerechtigkeit diskutiert, (vgl.: S. 393).

Empfehlenswert.


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Rezension:Oben bleiben. Immer (Gebundene Ausgabe)

Autoren dieses hervorragenden Buches sind der Management-Vordenker Jim Collins und der Mangamentprofessor Morten T. Hansen. Ihr Anliegen ist es, aufzuzeigen weshalb einige Unternehmen in Zeiten des Chaos Erfolg haben und andere nicht. Untersucht wurden ausgewählte Studienobjekte, so genannte 10X- Objekte, die drei grundlegende Voraussetzungen erfüllen mussten.

Die Unternehmen verzeichneten in einem Zeitraum von 15 Jahren im Vergleich zur durchschnittlichen Entwicklung am Aktienmarkt und im Vergleich zur jeweiligen Branche unwiderlegbar herausragende Erfolge.

Die Erfolgsbilanz wurde unter enorm instabilen Bedingungen erreicht. Dabei waren diese geprägt von Ereignissen, die nicht beeinflussbar, schnelllebig, ungewiss und potentiell nachteilig waren.

Den erfolgreichen Aufstieg begann das jeweilige Unternehmen aus einer Position der Verwundbarkeit heraus und war zu Anfang der 10X Erfolgsgeschichte eine kleine und oder neu gegründete Firma, (vgl.: S.20).

Die besten Firmenchefs der Studie, so konnte ermittelt werden, besaßen keine visionären Fähigkeiten, waren auch nicht risikofreudiger und mutiger, auch nicht kreativer als ihre Vergleichspartner, sondern sie gingen disziplinierter und besonnener vor. Sie besaßen ferner die Fähigkeit Innovationen serienreif zu machen und Kreativität mit Disziplin zu vereinen. Interessanterweise habe Erfolgsunternehmen sich weniger verändert, als andere bei radikalen Veränderungen von außen, hatten keineswegs mehr Glück als andere, sondern machten einfach nur mehr aus Ihren Glückskonstellationen.

Die Forschungsgrundlagen für diese Studie werden genannt und aufgezeigt, z.B. die Analyse der Liquidität und Bilanzrisiken, Analysen der Risikokategorien, die Analyse der Glücks etc.

Die Untersuchungsergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis bei, aber sie sollen keine allumfassende Antwort liefern, so die Autoren. Was die Untersuchungen klarmachen ist Folgendes: "Wir sind nicht gefangen von dem Glück, das wir haben, oder den Ungerechtigkeiten des Lebens. Wir sind nicht gefangen von niederschmetternden Rückschlägen, selbstverschuldeten Fehlern oder vergangenem Erfolg. Wir sind nicht gefangen durch die Zeit, in der wir leben, durch die Anzahl der Stunden eines Tages oder gar die Anzahl der Stunden, die uns in diesem kurzen Leben zur Verfügung stehen. Letzten Endes können wir nur einen kleinen Teil von dem, was uns widerfährt kontrollieren. Und trotzdem haben wir eine Wahl- die Wahl, groß zu werden, (Zitat: S 253).

Ein Buch, das optimistisch und hoffnungsfroh macht und das ich gerne weiterempfehle.

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Rezension:Vom Königsbett zum Schafott: Frauen als Opfer von Intrigen (Gebundene Ausgabe)

Dieses Buch befasst sich mit weiblichen Intrígenopfern. Mit dem Phänomen der Intríge beschäftige ich mich seit einiger Zeit bereits, um die Machenschaften von Intríganten besser durchschauen zu können. Leider ist man im Laufe seines Lebens nicht gefeit davon, solchen Menschen zu begegnen. Mittlerweile erkenne ich Intríganten an ihrem Blick. Schade, dass man im Internet keine Chance hat, seinen Mitmenschen in die Augen zu blicken, dann nämlich wäre man rascher vorgewarnt.

Die Intríge besteht selten aus einer isoliert dastehenden Aktion, sondern zumeist aus einer Kette von Einzelintrígen. Die Autorin des vorliegenden Buches Dr. Barbara Beck nennt als "klassische" Bestandteile einer Intrige die arglistige Täuschung, Fälschung, Verleumdung, Lüge und den Rufmord. Selten hinterlassen Intríganten Dokumente, in denen man später das Vorgehen und die Intention nachvollziehen kann. Bewegt man sich in einem intriganten Umfeld, sollte man genau überlegen, was man sagt oder schreibt, denn Intríganten neigen dazu, ihren Mitmenschen das Wort im Munde herumzudrehen. Der Sophismus kennt bei solchen Leuten keine Grenzen.

Da die Intríge ein Mittel zur Durchsetzung eigener Ziele ist, begegnet man ihr dort, wo sich Macht und Glanz entfalten, so etwa an politischen Schaltzentralen, an Höfen und Regierungssitzen im besonderen Maße. Im vorliegenden Buch werden die Schicksale von Frauen porträtiert, die aus politischen Motiven auf unterschiedliche Weise Opfer von Intrigen wurden, von Frauen also, die sich an solchen Orten aufgehalten haben.

Auf Bilder hat man Gelegenheit, sich einen visuellen Eindruck von den Damen zu verschaffen, bei denen es sich um Agnes Bernauer, Johanna I. von Kastilien, Anna von Boleyn, Jane Grey, Maria Stuart, Margarethe von Valois, Katharina von Braganza, Olympia Mancini, Anna Constantia von Cosel, Caroline Mathilde von Dänemark, Marie Antoinette von Frankreich, Marie-Jeanne Roland de La Platiére, Luise Karoline Hochberg, Marie Caroline von Berry, Victoria von Preußen "Kaiserin Friedrich", Elisabeth von Thadden und Polina Semojonowa Schemtschuschina handelt.

Intrígen haben hier u.a. zum Mord aus Staatsräson, zur Verdammung zum Wahnsinn, zur lebenslangen Inhaftierung und anderen Wíderwärtigkeiten mehr geführt. Deutlich wird, dass Intríganten offenbar immer Wege und Mittel finden, Personen, in diesem Fall Frauen, die ihnen ihm Weg stehen, zur Seite zu schaffen. Für gewiefte Intríganten ist es offenbar kein großes Problem gruppendynamische Prozesse in die Wege zu leiten und auf diese Weise Helfer zu finden, damit sie ihre egoistischen Ziele durchsetzen können. Immer stellt sich die Frage "Wer hat den Vorteíl?" Ist diese Frage erst einmal beantwortet, hat man den Intríganten eingekreist.

Ein spannend zu lesendes Buch.

 Empfehlenswert.

Helga König

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Rezensionen: Die Kaiser: 1.200 Jahre europäische Geschichte (Gebundene Ausgabe)

Dieses Buch enthält insgesamt 59 Kurzbiografien, mittels derer fränkische und römisch-deutsche Könige und Kaiser vorgestellt werden. Die Zeitspanne, die hier fokussiert wird, nimmt im 8. Jahrhundert ihren Anfang und endet im 20. Jahrhundert.

Hauptautoren dieses umfangreichen Werkes sind Prof. Dr. Gerhard Hartmann und Prof. Dr. Karl R. Schnith.

Untergliedert ist das Buch in sieben große Abschnitte:
Die Herrscher der Karolingerzeit (800-911)
Die Herrscher der Ottonenzeit (911-1024)
Die Herrscher der Salierzeit (1024-1125)
Die Herrscher der Stauferzeit (1125-1254)
Die Herrscher des Spätmittelalters (1273-1437)
Die Epoche der Habsburger (1438-1918)
Die Hohenzollern-Kaiser (1871-1918)

Die Autoren möchten mit dem Werk dazu beitragen, beim Leser Verständnis für die historische Entwicklung der europäischen Mitte zu wecken und ihn nach Möglichkeit in die Lage versetzen, heute vorgefundene politischen Situationen in Europa und in Deutschland aus der Genese heraus interpretieren zu können.

Bezweckt haben die Verfasser mit ihrer textlichen Darstellung nicht nur Einzelpersönlichkeiten zu charakterisieren, sondern zudem die Signatur der jeweiligen Dynastie zu erfassen und sichtbar zu machen. Diese Zusammenhänge werden durch diverse Überblickskapitel als auch listenartige Zusammenstellungen der Nachkommen der Herrscher, zum Teil mit zusätzlichen biografischen Hinweisen veranschaulicht. Zwar stehen die verantwortungstragenden Herrschergestalten im Zentrum der Darstellung, darüber hinaus aber will das Buch dem Leser einen Zugang zu historischen Entwicklungslinien eröffnen.

Die Biografien skizzieren die Lebenswege der Herrscher vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung und im Zusammenhang mit ihr. Ziel ist es, das Individuum nicht von den Bedingtheiten der Gesellschaft zu trennen, sondern es stattdessen zuzuordnen. Durch diese Verfahrensweise wird erkennbar wie Herrscher zu Gestalten ihrer Zeit wurden, aber auch wie sie die wirkenden Kräfte ihrer Zeit erleiden, ihnen Tribut zollen und sich ihnen anpassen mussten, wie Prof. Dr. Schnith es so treffend zum Ausdruck bringt.

Das Nachschlagewerk enthält neben den genannten Kurzbiografien ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis, Register, Stammtafeln, Bilder und Karten und sollte sich in jeder Bibliothek historisch interessierter Leser befinden.

Ich empfehle das Buch gerne.

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Rezension: Codex Hammurabi: Die Gesetzesstele Hammurabis (Gebundene Ausgabe)


Das vorliegende Buch enthält die älteste Gesetzessammlung der Welt. Übersetzt wurden diese Texte von Dr. Wilhelm Eilers bereits 1932. Zu verdanken haben wir die Entdeckung der großen Gesetzesinschrift König Hammurabis (1792- 1750 v. Chr.) französischen Ausgrabungen, die im Winter 1901/02 auf dem Boden der alten Elamiterhauptstadt Susa im heutigen Chusistan realisiert wurden.

Der Fund gilt technisch und künstlerisch als Meisterwerk. Dazu kommt der Sprachstil und die Gliederung in Prolog, 282 Gesetze sowie Epilog und nicht zuletzt die Tatsache, dass der Codex eine Art Grundcharta des babylonischen Politik- und Religionsverständisses darstellt. All dies sorgt dafür, dass die Gesetzesstele Hammurabis nicht nur bei Rechtsgeschichtlern auf Interesse stößt.

Nach einer Einführung von Wilhelm Eilers und einer erhellenden Einleitung von Karl Hecker kann man sich mit den übersetzten babylonischen Texten vertraut machen.

Der Inhalt der Paragraphen zeigt, dass Menschen schon vor Tausenden von Jahren, der Willkür durch ein Regelwerk einhalten gebieten wollten. Im Zusammenleben von Menschen ist nichts wichtiger als Rechtssicherheit, denn Gemeinschaften zerbrechen überall dort, wo der Willkür Tür und Tor geöffnet wird. Hammurabi scheint das gewusst zu haben. Herrscher, die Rechtssicherheit anbieten, gewinnen Macht und Ansehen. Nicht jeder Herrscher im Laufe der Geschichte hat das begriffen. Vermeintliche Vorteile ergaben sich aufgrund der Ignoranz immer nur kurzfristig.

Natürlich sind die Rechtsvorstellungen des "Codex Hammurabi" teilweise etwas archaisch, wie der in der Kopfzeile angeführte Paragraph 200 zeigt. Doch es ist müßig, in diesem Zusammenhang ethische Überlegungen anstellen zu wollen. Humanismus und Christentum lagen ja noch in weiter Ferne.

Empfehlenswert. 

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Rezensionen:Von der Residenz zur Hauptstadt - Paris im hohen Mittelalter (Gebundene Ausgabe)

Prof. Dr. Andreas Sohn bringt dem Leser in diesem Buch die Stadt Paris im hohen Mittelalter nahe. Nicht uninteressant für Paris-Besucher, deren Zeitreise nicht bei Ludwig XIV. enden, sondern in die Zeit zurückreichen soll als Thomas von Aquin obigen Satz formulierte, den ich überaus bemerkenswert finde.
Der Autor untergliedert sein Thema in drei große Abschnitte:

Die Zentrierung von Politik und Verwaltung in Paris

Paris als aufblühendes Wirtschaftszentrum

Paris als universitäres und kulturelles Zentrum

Seinen umfangreichen Ausführungen schickt Prof. Dr. Sohn eine mehrseitige Einleitung voraus. Dann befasst er sich zunächst mit der Geologie und Topographie des Pariser Beckens und schreibt über die Seinestadt und die Ile-de France in der Antike und im Frühmittelalter. Diese Ausführungen habe ich mit großem Interesse gelesen, weil ich vor einigen Tagen in einem Reisebuch Highlights Paris: Die 50 Ziele, die Sie gesehen haben sollten über die Stadt diesbezüglich auch schon Wissenswertes in Erfahrung gebracht habe und dieses Wissen nun vertiefen konnte.

Mein besonders Augenmerk galt dem dritten Abschnitt. Hier wird man u.a. über Schule und Bildung in Frankreich bis zum beginnenden 11. Jahrhundert aufgeklärt, liest über Domschulen im 11. und 12. Jahrhundert, so etwa in Chatres, Laon und Reims. Erst später sollte die Kathedraleschule in Paris aus dem Schatten ihrer Rivalen heraustreten, (vgl.: S. 151).

Der Autor nennt die allgemeinen Gründe für den Bildungsaufschwung in Paris im 12. Jahrhundert. So soll die steigende Zahl der Scholaren aus dem niederen Adel und dem Bürgertum ein Motiv dargestellt haben, das gespeist war aus dem Wissenschaftsdrang und dem Streben nach sozialem Aufstieg.

Man erfährt spezifische Faktoren für die Entstehung und die Ausstrahlung der Pariser Universität und wird über das mittelalterliche "Quartier Latin" in Kenntnis gesetzt. Alles recht spannend zu lesen für Liebhaber dieser Stadt. Die umfangreichen Fußnoten machen deutlich, dass dieses Buch wissenschaftlichen Tiefgang besitzt und sich somit nicht als Erbauzngsliteratur eignet. Wer beim Lesen zu staunen beginnt, darf sich freuen, denn seine Sehnsucht nach Wissen wird hier garantiert befriedigt.

Empfehlenswert.
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Rezensionen: Frauen für Deutschland. Filmidole im Dritten Reich: Filmidole des Drittes Reichs (Gebundene Ausgabe)

Der Filmjournalist Friedemann Beyer porträtiert in seinem Buch fünf weibliche Filmidole der Nazízeit. Wie er hervorhebt handelt es sich bei diesem Buch nicht um eine wissenschaftliche Studie. Der Autor räumt ein, dass sein Buch nicht analytisch, sondern beschreibend sei.

Bei allem vergisst Beyer nicht zu erwähnen, dass das Kino und der Starkult zu einem Klima der Affirmation beitrug, die als Teil der Inszenierung des Regimes zur Stabilisierung seiner Macht nach innen begriffen werden darf. Aus den soeben genannten Gründen sei das Buch nicht nur ein Beitrag zur Film-, sondern auch zur Zeitgeschichte unseres Landes.

Fünf von insgesamt fünfundreißigtausend "Film-Darstellerinnen" aus jener Zeit werden im Buch näher beschrieben. Die Großverdienerin war damals Zarah Leander, die zwischen 1940 und 1942 auf eine Jahrespauschale von 500 000 Reichsmark kam und hierfür drei Filme drehen musste. Zum Vergleich erhielt die damals auch nicht unbekannte Ilse Werner gerade einmal 27000 Reichsmark. Die Schwedin Zarah Leander sollte Weltläufigkeit vermitteln. Sie war die einzige "Diva" in der Szene und wurde, so der Autor, hierfür speziell ausgestattet.

Generell allerdings wurden Stilisierungen hin zu Diven vermieden. Man wollte keine Leinwandgöttinnen, sondern Schauspielerinnen, die der Volksgemeinschaft angehörten. Dennoch bemühte sich die Filmindustrie unter dem Hakenkreuz ihren "leading ladies" eine internationale Ausstrahlung zu verleihen. Viele der UFA-Frauen kamen nicht aus Deutschland, so auch drei der im Buch porträtierten Damen nicht. Zarah Leander und Kristin Söderbaum waren Schwedinnen und Olga Tschechowa eine Russin
Thematisiert werden am Beispiel von Olga Tschechowa die verfeinerten Gesellschaftsdamen, die die Kunst der Andeutung beherrschen, denen Intrigen und Gefühlsausbrüche fremd und die stets um Contenance bemüht sind. Am Beispiel von Sybille Schmitz wird die Rätselhafte, von Zarah Leander die Megafrau, an Kristina Söderbaum die Kindfrau und an Ilse Werner die Kesse porträtiert.

Beyer lässt nicht unerwähnt, dass viele der von den Schauspielerinnen verkörperten Figuren nicht in das gängige Frauenbild der NS- Ideologie passten, die die Frauen zu Gebärmaschinen degradieren wollten. Die eher komplexen Persönlichkeiten boten dem weiblichen Kinopublikum ein großes Identifikationspotential, so Beyer. Man lebte in Träumen aus, was die Realität nicht hergab, vermute ich in diesem Zusammenhang und unsere Großväter durften sich nach Frauen wie Olga oder Zarah sehnen, die derweil artig mit Adolf über dessen Schäferhund Blondie bei Tisch parlierten, eine Rückversicherung dafür, um in der Gunst ihres Herren weiter oben zu stehen zu dürfen.

Für Filmfreunde, ein empfehlenswertes Buch.   
 
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