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Rezension: Wehrt Euch!

Der Autor Rainer Kahni hat in dem hier vorliegenden Buch  "Wehrt Euch! " sich mit grundlegenden Fragen unseres bundesrepublikanischen Staatswesens befasst. Zwar wird das Werk von Verlagsseite als „kleines Büchlein“ angekündigt, dies soll sich wohl aber nur auf die Seitenzahl beziehen, denn mit 72 Seiten kann man wahrlich nicht von einem dicken Wälzer sprechen.

Was allerdings den Inhalt anbelangt, so haben wir es hier mit ganz bedeutenden, ja fundamentalen Fragen unseres Gemeinwesens zu tun.

Kahni spricht alle diese Fragen an, die einen jeden Bürger angehen, weil sie die Grundlagen unseres demokratischen Zusammenlebens betreffen, weil sie zutiefst in die Rechte eines jeden deutschen Staatsangehörigen eingreifen.

Der Titel "Wehrt Euch!" zeigt ja auch, worum es dem Autor geht. Er erkennt Zustände, die nach seiner Meinung dringend der Veränderung bedürfen, als da z.B. die Forderung des Artikels 146 GG nach der Wiedervereinigung unseres Landes sich eine neue Verfassung zu geben, von den Müttern und Vätern des Grundgesetzes ausdrücklich verlangt wird und zwar mithilfe einer Volksabstimmung.

Dass dieses selbst nach über 20 Jahren nach der Wiedervereinigung noch nicht geschehen ist, und wie die Politik sich um das Gebot dieses Artikels herummogelt, wird von dem Autor ausführlich dargestellt.Des Weiteren prangert er andere Demokratiemängel an und zeigt auf, wie die vom Grundgesetz geforderte Gewaltenteilung verwässert, ja sogar durchkreuzt wurde.

Den Wahlbürger sieht er als Urnenplebs an, der zwar zur Wahl aufgefordert wird, aber das damit überhaupt keine Entscheidungen verbunden sind, da unsere Volksvertreter ohnehin machen, was sie wollen. Zu welchen Absurditäten es dann kommt, wird am Beispiel der europäischen Agrarpolitik demonstriert.

Überhaupt sieht Kahni, dass Politik nicht seitens des Volkes und ihrer Vertreter gemacht wird, sondern dass Banken, Industrieverbände, Lobbyisten und Großkonzerne das Sagen haben. Unsere Abgeordneten bekommen schon eindeutig beigebogen, welche Meinung sie zu den jeweiligen Themen entwickeln können. Die Gewerkschaften betrachten dabei die reale Welt eh nur durch die getönten Scheiben ihrer Dienstlimousinen und aus den Fenstern ihrer Gewerkschaftszentralen.

Entwicklungshilfe ist in den Augen des Autors das reine Bestechungsgeld, damit die korrupten Despoten in den Ländern Afrikas die reichen Bodenschätze an unsere Industrie verscherbeln.

Der misslungene Euro kommt ebenfalls zur Sprache und das Buch gipfelt in der Forderung, dass die Bundesbürger sich endlich von den „Flat-screens“ in ihren gemütlichen Wohnstuben losreißen sollen, um gegen die von Kahni aufgezeigten Missstände, massiv, aber friedlich auf der Straße zu demonstrieren.

Zum Schluss wird noch eine neue Verfassung vorgestellt, angelehnt an unser Grundgesetz, jedoch in wesentlichen Artikeln im Sinne Kahnis demokratischer verfasst.

Alles im Buch scheint plausibel und wünschenswert zu sein, ob es jedoch realistisch umsetzbar ist, bleibt angesichts der Machtverhältnisse zweifelhaft.

Empfehlenswert.

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Rezension:Montparnasse und Montmartre: Künstler und Literaten in Paris zu Beginn des 20.Jahrhunderts (Gebundene Ausgabe)

Dieses Buch ist ein Leckerbissen für alle Kunst- und Literaturfreunde, die Paris lieben und mehr über das Leben und Schaffen der Künstler und Literaten der Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Montparnasse und dem Montmartre erfahren möchten.
Untergliedert ist das Buch in drei große Kapitel:

Die Anarchokünstler vom Montmartre

Montaparnasse zieht in den Krieg

Montparnasse offene Stadt

Das Werk Dan Francks beinhaltet nicht nur umfangreiche Textbeiträge, sondern zudem viele Fotos aus vergangenen Tagen, aber auch einige Ablichtungen von Kunstwerken von Picasso, Toulouse-Lautrec, André Derain, Amedeo Modigliani, Jean Cocteau und anderen Protagonisten des Buchs.

Man liest nicht nur von den Künstlern und Schriftstellern, sondern auch von dem Modeschöpfer und Mäzen Jacques Doucet, der über viele Jahre dafür sorgte, dass die Künstler von Montparnasse, Maler wie Schriftsteller, überleben konnten.

Über die Amerikaner F. Scott Fitzgerald sowie Hemingway und ihrer Gepflogenheiten in Paris wird man übrigens auch unterrichtet und darüber wie die zumeist mittellosen Avantgardkünstler den ersten Weltkrieg überstanden.

Es führt zu weit, die vielen Facetten im Buch über das Leben, Wirken und Denken der einzelnen Künstler und Poeten hier auszubreiten. Klatsch ist auch dabei und der liest sich beispielsweise so: "Apollinaire und seine Muse empfingen ihre Gäste im neuen Heim des Dichters. Es war verboten, etwas durcheinanderzubringen, zu beschmutzen, sich aufs Bett zu setzen und ohne Erlaubnis zu essen. Picasso und Jacob, die oft dort dinierten, zogen sich eines Abends den Zorn der Gastgeber zu, weil sie es gewagt hatten, hinter deren Rücken zwei scheiben Wurst zu stibitzen. Apollinaire überwachte die Küche und seine in eine schlechte Köchin verwandelte Muse....."(Zitat S. 119)

Wer nach Paris reist und dort dem Geist von Montparnasse und Montmartre nachspüren möchte, ist gut beraten, im vorliegenden Buch zu schmökern, denn der Geist wird greifbar durch Lektüre von Dan Franck, der dessen Glanzzeiten kurzweilig zu Papier gebracht hat.

Empfehlenswert.
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Rezension:Die Geschichte des Körpers im Mittelalter (Gebundene Ausgabe)

Jacques Le Goff und Nicolas Truong haben dieses bemerkenswerte Buch auf den Weg gebracht, das sich mit der Geschichte des Körpers im Mittelalter befasst. Das Buch wurde hervorragend von Renate Warttmann aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt.

Nach einem aufschlussreichen Vorwort und einer erhellenden Einleitung wird das kulturgeschichtliche Werk in vier große Kapitel untergliedert. Bei diesen handelt es sich um:

-Fastenzeit und Karneval: Ständiger Wechsel im christlichen Abendland

-Leben und Sterben im Mittelalter

-Körper und Manieren

-Der Körper als Metapher

Die Geschichte des Körpers im Mittelalter sollte man als einen entscheidenden Teil der Gesamtgeschichte des Mittelalters begreifen. Der Mönch als Idealbild in der mittelalterlichen Gesellschaft, tötete seinen Körper ab. Als Zeichen tiefster Frömmigkeit galt ein rauhes Büßerhemd auf der nackten Haut. Man sollte sich bewusst machen, dass im Mittelalter Enthaltsamkeit und Nüchternheit zu den stärksten Tugenden zählten und Völlerei sowie Unzucht zu den schlimmsten Todsünden. Nichtsdestotrotz war der Körper in jenen Tagen durchdrungen von einem Hin- und Herpendeln zwischen Unterdrückung und Überhöhung sowie Demütigung und Überhöhung, das zeigte sich im Wechsel von Fastenzeit und Karneval sehr deutlich.

Man liest in  u.a. in der  Folge von umfassender Entsagung, von den Wurzeln der Verdrängung, von Wundmalen und Geißelungen, die zum Gegenstand des Respektes aber auch des abseitigen Lustgewinnes, so etwa beim Sadomasochismus mutierten.

In der Mitte des Buches hat man übrigens Gelegenheit sich anhand von abgebildeten Kunstwerken eine visuelle Vorstellung zu dem Thema zu verschaffen, sich später dann mit Krankheiten und Medizin der fokussierten Epoche zu beschäftigen aber auch mit dem Sterben und dem Tod, bevor man im Kapitel "Körper und Kultur" sich keineswegs nur mit den beiden Ernährungsmodellen des Mittelalters und den guten Manieren, sondern auch mit dem Bad und der Kultur der Gesten auseinandersetzen kann. Über den metaphorischen Gebrauch von Körperteilen im frühen Mittelalter wird man zum Schluss auch noch unterrichtet. Nach der Lektüre des Buches ist klar, dass der Körper letztlich unsere Geschichte darstellt.

Ein interessantes Buch, das ich gerne empfehle.

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