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Rezension:Die Entdeckung der alten Mayastätten: Ein Urwald gibt seine Geheimnisse preis (Gebundene Ausgabe)

Der New Yorker Anwalt John L. Stephans und der Londoner Architekt und Zeichner Frederick Catherwood brachen im Oktober 1839 zu ihrer Forschungsreise nach Mittelamerika auf. Sie entdeckten die im Dschungel verborgene Monomentalarchitektur und Reliefkunst der Maya. Den Text habe ich mit großem Interesse gelesen, nicht zuletzt, weil ich einige der beschriebenen Orte bereits besucht habe.

Stephans berichtet sehr packend von den Erfahrungen, die er und Catherwood sammeln konnten. Letztgenannter dokumentiert die Eindrücke durch seine Zeichnungen, die im Buch abgebildet sind.
Stationen der Beschreibung sind die Ruinenstädte Copán in Honduras, Tecpán und Utatlán in Guatemala, sowie Palenque und Uxmal in Mexiko.

Stephans schreibt im Hinblick auf die Gebäude in Uxmal, die mich auf meiner Reise durch Yucatán persönlich am meisten fasziniert haben, dass die Indianer, die er dort traf, die Ruinen mit abergläubischer Ehrfurcht betrachteten. Sie hatten Bedenken sie nachts aufzusuchen. Die Indianer gaben den Gebäuden, von denen sie vermuteten, dass sie ungeheure Schätze bargen, jedem einen Namen. Diese kann man im Buch nachlesen.

Bemerkenswert, dass sie das Gebäude, das am höchsten Punkt angesiedelt und nur über viele sehr steile Treppen erreichbar ist, das "Haus des Zwerges" nennen. Die Indianer scheinen die Psyche der Menschen gut zu kennen.
Lesenswert ist dieses Buch noch heute wegen der beschriebenen Abenteuer auf der Reise, der Landschaftsschilderungen, der Skizzierung der Alltagswelt der Indianer und der faszinierenden Beschreibungen Entdeckungen natürlich.

Für Reisende nach Mittelamerika ein Muss.

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Rezension: Die Mauer: Fakten, Bilder, Schicksale (Gebundene Ausgabe)


Die kaltblütigen Methoden zur Machtsicherung in einem Unterdrückersysthem.

Als die Mauer 1961 erbaut wurde, war ich ein kleines Mädchen, das zwar intellektuell noch nicht erfasste was am 13. August vor 50 Jahren geschah, aber sehr wohl fühlte, dass man hier Menschen die Freiheit, das kostbarste Gut, das Menschen besitzen, stahl.

Die "Ostzone" empfand ich von diesem Tag an als großes Gefängnis. Als ich zu begreifen lernte, war mir klar, dass hier ein Volk von machtbesessenen Ideologen unter dem Deckmantel des Sozialismus ihres zentralen Menschenrechtes - der Freiheit- beraubt wurde und des Weiteren, dass zwischen der Stasi und der Gestapo kein wirklicher Unterschied bestand. Die Bespitzelung der Bevölkerung war ein Skandal und es ist gut, dass diesbezüglich Aufbereitung betrieben wird. Alle Täter müssen der gerechten Strafe zugeführt werden.

Die DDR war eine große Haftanstalt, in der unschuldige Menschen festsaßen und bei Fluchtversuchen kaltblütig ermordet wurden. Wie menschenverachtend die Nomenklatura und ihre Schergen mit der Bevölkerung umgingen, wird im vorliegenden Buch der Bundesstiftung für Aufarbeitung deutlich. Die Dimensionen der Niedertracht sind mir seit gestern Abend noch bewusster geworden, seit ich mich in Einzelschicksale vertiefte. Mein ganze emotionale Anteilnahme gilt denen, die in der ehemaligen DDR unter dem Stasiterror gelitten haben und jenen mutigen Menschen, die für die Freiheit ihr Leben riskierten.

Herausgeber dieses reich bebilderten Buches ist Kai Diekmann, als Autoren werden Ulrich Mählert, Ralf Georg Reuth und Hans-Wilhelm Saure genannt. Das Buch enthält insgesamt 14 Kapitel. Zunächst wird der Weg zur Mauer thematisiert. Hier auch erfährt man, dass die DDR-Mangelwirtschaft und die ideologische Gängelung in den 1950er Jahren dazu führten, dass jährlich rund 150 000 zumeist junge Menschen das Land verließen. Hätten sich die Genossen nicht dazu entschieden ihr Volk 1961 einzukerkern, hätten außer einigen zugebretterten Ideologen und mitlaufenden Leisetretern vermutlich schon zu Beginn der 1970er Jahre keine Menschen mehr im Osten gewohnt. Wer will sich schon dauerunterdrücken lassen?

Ausführlich wird über die Geschehnisse des 13. August berichtet. Ein ehemaliger, damals noch junger Panzerfahrer, der nach Berlin abkommandiert war, fühlt sich noch heute von der SED missbraucht und sagt "Ich bin nicht stolz darauf, als Soldat am 13. August 1961 in Berlin dabei gewesen zu sein. Ich habe oft gesagt, ich trage Mitschuld daran, dass die Mauer gebaut wurde- zum Glück ist sie längst Geschichte",(Zitat: S.22).

Stefan Heyde, damals ein 14 jähriger Junge in Berlin, schreibt:"Doch als wir im August eingemauert wurden, konnte ich das einfach nicht verstehen. Ich war fassungslos und fühlte mich umzingelt. Ich hatte Angst", (Zitat: S.25).

Berichte von Zeitzeugen decken sich zumeist im Gefühl in einem großen Gefängnis gelebt zu haben. Die Gefängniswärter bereicherten sich an ihren Gefangenen, das muss jedem klar sein und ich frage mich auf welche Weise deren erbeutete Gelder noch heute weiß gewaschen werden.

Man liest von den Reaktionen auf den Mauerbau, von den Protestdemonstrationen am Schöneberger Rathaus, wo der damals regierende Berliner Bürgermeister, enttäuscht von den Schutzmächten, am 16.8.1961 vor dem Schöneberger Rathaus vor 300000 Menschen sprach. Die Situation in Berlin, wo sich amerikanische und russische Panzer gegenüberstanden, war mehr als nur bedenklich. Immerhin wurde der SED-Führung von sowjetischer Seite untersagt, durch provozierende Maßnahmen die alliierten Rechte in Berlin zu demontieren.

Das Kapitel IV ist der Repression und Flucht gewidmet. Hier auch erfährt man, dass trotz der Propaganda der SED in Ost-Berlin und in der DDR überall Protest und Widerstand gegen die Abriegelung der Grenzen zu West-Berlin aufkam. An den Hauswänden sollen Losungen zu lesen gewesen sein wie "Weg mit Ulbricht" und "Russen raus", (Zitat: S.43).

Am 24. August 1961 dann fielen die ersten tödlichen Schüsse an der Mauer und bis Ende Oktober des gleichen Jahres sterben 15 Menschen beim Versuch in die andere Hälfte Berlins zu gelangen. Am 31. Dezember 1961 sind es bereits 27 Todesopfer, 23 davon allein in Berlin, (vgl.: S.50). Es war eine Farce, dass sich die Ostzone demokratisch nannte. Die SED hat demokratische Grundüberzeugungen mit ihrem rücksichtslosen Vorgehen an der Sektoren und Zonengrenze bis zu ihrem Ende mit Füßen getreten.

Informiert wird man in der Folge über den Grenzausbau 1961-69, auch hier gibt es wieder erschütternde Zeitzeugenberichte. Man liest von Zwangsumsiedungen im Grenzgebiet (12 000 Menschen sind ihrer Heimat beraubt worden, vgl.: S. 64) und der perversen Verminung des so genannten Schutzstreifens. Menschenverachtung pur.

In einem der Folgekapitel erfährt man, dass der Druck auf die Bevölkerung im SED-Staat seit dem Mauerbau wuchs. Aufgrund der Rund-um- die Uhr- Bespitzelung war es nur möglich im Alleingang aus dem Kerker zu fliehen. Man liest von der Fluchthelferszene, die sich entwickelte und von all den Flüchtenden, die die Demarkationslinie auf direktem Weg zu überqueren suchten. Auch hier hat man Gelegenheit Zeitzeugenberichte zu lesen. Vom 13. August 1961 bis zum 13. August 1989 gelang es immerhin 40 133 Menschen aus dem Unterdrückungsstaat zu fliehen.

Das traurigste Kapitel im Buch ist das VIII. Dieses Kapitel nämlich ist den Toten an der Grenze gewidmet, allein an der Berliner Mauer starben mindestens 136 Menschen. Irmgard Bittner berichtet von ihrem Sohn, der an der Mauer von zwei Kugeln in den Rücken getroffen wurde. Heimtücke, Hinterhalt und Bespitzlung waren Methoden der SED, die kaltblütig angewandt wurden, um ihre Macht zu sichern.

Die Verfolgung von Regimegegnern wie den Bürgerrechtler Roland Jahn wird ausführlich dargelegt. Es steht außer Frage, dass es sich bei dem SED-Regime um ein Terrorregime handelte, das sein Volk ausbeutete und die gleichen Unterdrückungsstrategien anwandte wie einst die Nazis.

Wie die armen, gefangen gehaltenen Bürger dieses Staates mit der Mauer lebten und sich 1989 endlich aus dem Joch des SED-Regimes befreiten, wird im Buch ebenfalls sehr gut aufgezeigt.

Ein Buch, das ich jedem empfehle, speziell auch jenen Leisetretern im SED-Regime, die als IM ihre Arbeitskollegen und Nachbarn bespitzelten, um sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen. Scham scheinen diese Egomanen nicht gekannt zu haben.

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Rezension:Atlas der Völkerwanderungen: Suche, Flucht, Verschleppung, Vertreibung (Gebundene Ausgabe)

Professor Russell King ist der Herausgeber dieses lesenswerten Buches, das übrigens vom Rezensenten "timediver" vortrefflich rezensiert worden ist. Im Grunde gibt es dieser Rezension nichts hinzuzufügen.

Das vorliegende Buch thematisiert die Geschichte der Zivilisation und ihrer Wanderungen, die sich durch die Geschichte der Menschheit wie ein roter Faden zieht. Man hat Gelegenheit von Einzelmigrantenschicksalen zu lesen, wie sie auf dieser Welt zu Hauf vorkommen. Berichtet wird von den Reisen der Ideen und der Kulturen aber eben auch von den Menschen, die ihre Heimat verließen auf der Suche nach einem besseren Leben.

Obschon es Migration seit Anbeginn der Menschheit gibt, hat sie sich in den letzten sehr beschleunigt. Von daher auch wird das 20. Jahrhundert das Zeitalter der Migration bezeichnet. Heute unterscheidet man zwischen interner und internationaler Migration, zwischen erzwungener und freiwilliger sowie zwischen permanenter und vorübergehender Migration, (vgl. S.8). Interne Migration ist genau wie die internationale Migration primär ökonomisch bedingt. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass 50% der Migranten Frauen sind und demnach Migration keineswegs ein vorwiegend männliches Phänomen ist, wie immer wieder behauptet wird. Leider ist Migration nicht immer eine Sache, bei der Immigrationsland, Emigrationsland und Migrant in gleicher Weise gewinnen. Das geschieht nur dann wenn die Sicherheitsmaßnahmen greifen und hierdurch die Würde, die Menschenrechte und das Wohlergehen der Migranten geschützt werden.

Man liest in der Folge von der Geschichte der Völkerwanderung, die begann als sich der "Homo erectus" entwickelte, am aufrechten Gang Gefallen fand und sich von da an auf Wanderschaft begab.

Im Buch hat man immer wieder Gelegenheit aufgrund von sehr brauchbarem Kartenmaterial sich ein Bild von den Bewegungsabläufen, sprich den Völkerwanderungen, zu machen. Zu Sprache kommen stets neue Welten, die besiedelt wurden. Man lernt Kunstwerke unserer frühen Vorfahren kennen, wie etwa die Venus von Willendorf, auch die Tierzeichnungen in den französischen Höhlen von Lascaux und wird in Kenntnis gesetzt, dass nachdem sich die Menschheit um den Globus verbreitet hatte, das Phänomen der Migration keineswegs verschwand.

Das Wissen über die Völkerwanderungen der alten Griechen und Römer soll lückenhaft sein.

Sehr lesenswert ist das Kapitel, das sich mit Sprache und hier mit der Ausbreitung der indogermanischen Sprache befasst. Woher die sogenannten Indogermanen stammen, weiß man noch immer nicht, aber man weiß, dass sie sich immer mehr nach Westen bewegten.

Man liest des Weiteren von der immerwährenden Wanderschaft und dem stets unsicheren Exil der Juden und den Wanderungen des polynesischen Volkes vor 3500 in der Inselwelt des Pazifik, den Wanderbewegungen der Griechen, der Römer, der Barbaren und der Besiedlung Amerikas durch die Europäer, die letztlich auch als Völkerwanderung zu werten ist. Migrationen gab und gibt demnach aller Orten. Sie ist der Normalzustand. Grund genug sich bewusst zu machen, dass Weltgesellschaft nichts anders als eine multikulturelle Gesellschaft sein kann. Blickt man dieser Tage auf Norwegen und den Migrantenhasser Breivik, ist man entsetzt, wozu ein Mensch fähig ist, die rechtsradikale Verblendung lebt und diese Normalität nicht anerkennen will.

Ein empfehlenswertes Buch.

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Rezension:Die Pharaonen: Ägyptens bedeutendste Herrscher in 30 Dynastien (Gebundene Ausgabe)

"Ihre Schönheit selbst war nicht unvergleichlich, auch fiel sie nicht jedem auf den ersten Blick ins Auge. Im Gespräch jedoch entfaltete sie einen unwiderstehlichen Reiz, und ihre Präsenz, verbunden mit der gewinnenden Art ihrer Unterhaltung und ihrem Charakter..., hatte etwas Anregendes. Ihre Stimme war angenehm und wie ein Musikinstrument mit vielen Seiten konnte ihre Zunge in andere Sprachen wechseln wie es ihr beliebte, so dass sie in Gesprächen mit Barbaren kaum jemals einen Dolmetscher benötigte, sondern den meisten von ihnen selbstständig ohne Hilfe anwortete,"(Plutarch über Kleoptrata, Zitat: S. 210)

Wer sich einen Überblick über Ägyptens bedeutendste Herrscher in 30 Dynastien während der Pharaonenzeit beschaffen möchte, ist gut beraten sich mittels dieses reich bebilderten Buches kundig zu machen.

Länger als 3000 Jahre herrschten die Pharaonen über Ägypten. Ihre Hauptaufgabe, so erfährt man gleich zu Beginn des Buches, war die Erhaltung der "maat", der vorgegebenen Weltordnung, mit der die Prinzipien der Wahrheit, Gerechtigkeit und Ausgewogenheit verbunden waren. Als Gegensatz zur "Maat" wurde das Chaos betrachtet, das die natürliche Harmonie zunichte zu machen sucht.

Zunächst lernt man die prädynastische Zeit um 5300-3050 v.Chr. näher kennen und erfährt hier, dass die regelmäßige Nilschwemme und das Wiederauftauchen des fruchtbaren Landes aus den sinkenden Fluten in die die Schöpfungsgeschichte des Sonnengottes Re im uralten Kulturzentrum Heliopolis (nähe Kairo) verbreitet wurde.

Anschließend werden dann die einzelnen Dynastien näher beleuchtet. Anhand von Schaukästen erhält man eine Fülle von Sonderinformationen, wie etwa, dass im alten Ägypten sämtliche Königstitel die Beziehung der Person zum Pharao hervorhoben oder aber aufschlussreiche Erläuterungen zur Mumifizierung, zu Re von Heliopolis, zum Tempel des Sethos in Abydos, zum Leuchtturm von Alexandria, zu den Tempel von Abu Simpel, zu den Königsgräber von Tanis, zu der Göttin Isis und vieles, vieles andere mehr. Das Hintergrundwissen, das man hier entgegengebracht bekommt, ist gewaltig, besonders im Hinblick auf die archäologische Entwicklungsgeschichte.

Es ist müßig an dieser Stelle alle Dynastien skizzieren zu wollen. Interessant finde ich das Auf und Ab in den Zeitläuften und die Darstellung gesellschaftlicher Gepflogenheiten. Natürlich ist es auch interessant Wissenswertes über einzelne Pharaonen und deren Baudenkmäler zu erfahren und genau diese Mixtur macht das Buch so kurzweilig.

Besonders sympathisch ist mir die Königin Hatschepsut aus der 18. Dynastie, eine vergleichsweise friedliebende Pharaonin, die den Schwerpunkt auf die Förderung von Handel und Wissenschaft legte und nicht auf militärische Maßnahmen wie die meisten männlichen Pharaonen, (vgl. S.107).

In welcher Weise Herrscher und Herrscherinnen mit ihrer Macht umgehen, das lässt der Blick in die Geschichte gut erkennen, hängt letztlich stets mit der Persönlichkeitsstruktur zusammen, selbst in unseren heutigen Demokratien. Dennoch zeigt sich, dass Herrscherinnen andere Schwerpunkte setzen als Herrscher. Zumeist reiben Herrscherinnen sich nicht im Kriegführen auf, weil dies nämlich ihrer Natur widerspricht. Hatschepsut und Elisabeth I. von England sind gedanklich nicht weit voneinander entfernt und zwar genau aus ihrem Frausein heraus.

Neben den vielen aufschlussreichen Texten beeindruckt mich im Buch das umfangreiche Bildmaterial durch die dem Betrachter zahllose Kunstschätze entgegengebracht werden.

Empfehlenswert.

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Rezension: National Geographic History: Mythos Babylon: Die Wiege unserer Zivilisation [Gebundene Ausgabe]

Anton Gill bringt in diesem reich bebilderten Buch dem Leser die Wiege der Menschheit nahe. Dabei handelt es sich um eine geschichtliche Landschaft in Irak, am Unterlauf der Flüsse Euphrat und Tigris. Das Zweistromland oder Mesopotamien machte schon früh eine Besiedlung möglich, damit einher ging der schnelle Übergang von der Lebensweise als Jäger und Sammler über viehzüchtende Nomaden zu Sesshaftigkeit und Ackerbau.

Thematisiert werden zunächst die Frühkulturen in jener Gegend, in der bereits 6500 v. Chr. Stoffe aus Flachs gewebt worden sind und Keramik in Gebrauch kam und man kann sich hier schon kundig machen wie diverse damalige Erfindungen die Welt veränderten. So benutzten bereits 4500 v. Chr. die Menschen einen Pflug, der eine schnellere und effizientere Bearbeitung der Felder ermöglichte, auch gab es schon ein Bewässerungssystem, das aus verschiedenen Arten von Kanälen bestand, (vgl.:S.16).

Über die Völker Mesopotamiens wird man sehr gut unterrichtet, so etwa über die Sumerer, die die frühere Obeid-Kultur verdrängten und erste Städte wie Uruk, Ur und Lagasch gründeten. Die Uruk-Zeit dauerte übrigens 1000 Jahre, von 4000 bis 3000 v. Chr. Man erfährt, dass die Uruk-Kultur die ersten Schriftzeichen hervorbrachte und auch wie in der Folge die erste Bürokratie entstand. Eine einfache Form der Buchführung wurde möglich, indem durch Symbole dargestellte Gegenstände mit einer Zahl oder einem Zahlenwert kombiniert wurden, (vgl.: S.23).

Gut aufgeklärt wird man über die frühen Könige, nicht zuletzt auch über Sargon dem Großen (Regierungszeit 2334- 2279 v.Chr.) und dem Aufstieg rivalisierender Städte in jener Zeit. Man wird mit dem Zerfall des Akkadischen Reiches vertraut gemacht, der Vertreibung der Gutäer und der langen Regentschaft Schulgis und hat Gelegenheit eine Textstelle aus dem Gesetzeskodex der UR-Nammu zu lesen, die ich an dieser Stelle zitieren möchte:

"Wenn die Ehefrau eines Mannes mit einem anderen Mann gegangen ist und er ihr beigewohnt hat, ist diese Frau zu töten, aber der Mann soll freigelassen werden." (Zitat: S. 44).

Anschließend lernt man auch die Götter und die Religion in damaliger Zeit näher kennen und wird über Babylonien und Assyrien unterrichtet. Unter Hammurabi erfolgte nach einem Zerfall des Staatswesens um 1700 die Vereinigung Babyloniens und des gesamten Gebietes bis nach Assyrien, (siehe S.60ff). Anhand einer Karte kann man sich eine Vorstellung davon machen wie groß dieses Reich war. Über Hammurabi, den Gesetzgeber (er regierte 1792- 1750 vor Chr.) wird ausführlich berichtet Sein bedeutendstes Vermächtnis ist sein Gesetzeskodex, der alle Aspekte des Lebens regelt und ein besonderes Gewicht auf den Erhalt des Landes und der Bewässerungssysteme, private Geschäftsabschlüsse und Verträge, sozialen Umgang, Eigentumsrechte und Schuldwesen legt, (vgl.: S.65).

Nachdem die Kassitenzeit ausführlich abgehandelt worden ist, hat man die Chance, sich mit dem Assyrischen Reich und deren Herrscher näher zu befassen, um schließlich Babylons "Goldenes Zeitalter" kennenzulernen. Beeindruckendes liest man über Nebukadnezar II, (er regierte von 605- 562 v. Chr.), dessen Herrschaftsgebiet das alte Herrschaftsgebiet der Assyrer, einen Teil Nordarabiens sowie die Nordostküste des Roten Meers umfasste, (vgl.: 106). Man lernt ihn im Buch auch als Bauherren kennen, der mit seinen architektonischen Prachtbauten Wohlstand und unvorstellbare Macht demonstrieren wollte.

Sehr gut finde ich die detailreichen Informationen des 10. und 11. Kapitels über Bildung und Sprache, sowie über die Künste. Es gab in Mesopotamien vier verschiedene Kunstformen: Musik, Tanz, Literatur und Bildhauerei, (vgl.: S.122). Zur Sprache gebracht wird in diesem Zusammenhang nicht zuletzt das "Gilgamesch-Epos". Hier hat man Gelegenheit einzelne Originaltextstellen nachzulesen.

Sehr gut aufgeklärt wird man im 12. Kapitel über den Stand der Wissenschaften in Babylonien und liest zunächst, dass die Babylonier fest an Astrologie und an göttliche Omen glaubten, (vgl.:S.134). Astronomie und die Mathematik sollen damals große Fortschritte gemacht haben und es entstand u.a. Kalender neben dem Tierkreis in jener Region.

Geschäfte und Handel, aber auch Feste und Rituale sind ein weiteres Thema, über das man bestens informiert wird und schließlich hat man die Möglichkeit, sich eine Vorstellung vom damaligen täglichen Leben zu machen, bevor man vom Niedergang des Reiches liest.

Der Autor vergisst lobenswerter Weise nicht an berühmte Archäologen zu erinnern, die im Gebiet des alten Mesopotamiens geforscht haben. Unter diesen Forschern ist auch Gertrude Bell, deren Verdienst u.a. der Aufbau des Archäologischen Museums in Bagdad ist.

Ein sehr empfehlenswertes, faktenreiches und dabei kurzweilig geschriebenes Buch.

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Rezension:Scott und Amundsen: Der tödliche Wettlauf zum Pol (Gebundene Ausgabe)

Peter Laufmann befasst sich in diesem Buch mit dem norwegischen Polarforscher Roald Amundsen (1872-1928) und dem britischen Polarforscher Robert Falcon Scott (1868- 1912). Scott nahm übrigens 1901-1904 an der ersten Expedition teil, die auf das Polarplateau der Antarktis vorstieß.

Im Buch geht es um den tödlichen Wettlauf zwischen den beiden Polarforschern im Jahre 1912. 34 Tage nach Amundsen erreichte Scott den Südpol und kam mit seinen vier Begleitern beim Rückmarsch ums Leben. Amundsen, der 1903-1906 als erster die Nordwestpassage durchfuhr und den nördlichen Magnetpol neu bestimmte, kam 1928 vermutlich bei einem Flugzeugabsturz ebenfalls im Eis ums Leben.

Das Buch ist reich bebildert und zeigt eine Welt, die ich mir an heißen Sommertagen besonders gerne ansehe: das so genannte ewige Eis.

Neben der spannenden Geschichte der beiden Männer, hat man die Möglichkeit in Sonderbeiträgen u.a. eine Reportage über die Nordpolexpedition des amerikanischen Polarforschers Robert E. Peary von 1910 zu lesen und sich in die letzte Nachricht der Franklinexpedition zu vertiefen, aus der auch hervorgeht, dass Sir John Franklin am 11.6.1847 während der Expedition verstarb.

Über das Leben der beiden Protagonisten des Buches erfährt man Wissenswertes und kann sie auf Bildern näher kennenzulernen. Man liest Aufschlussreiches über die Natur der Eisberge, die in einem Sonderbeitrag als "Kinder der Kälte" bezeichnet werden und man erfährt auch, was deren Farbe über ihre Vergangenheit aussagt.
Das Wesen der beiden Männer war sehr verschieden, wie das Buch deutlich macht. Dass Amundsen den Wettlauf gewann, hing vermutlich damit zusammen, dass er besser vorbereitet war und sein Leben schon früh darauf ausgerichtet hat, die Polarregionen zu erobern und dadurch Ruhm und Anerkennung zu ernten.

Das unbedingte Siegenwollen und der Glaube an einen Sieg sind bei Wettkämpfen, welcher Art auch immer, oberste Voraussetzung. Alle Wettkampfsportler wissen das.
Vielleicht brauchen wir "Helden" wie Scott und Amundsen, einerseits um den Irrsinn des Heldentums zu verstehen und andererseits um zu begreifen, dass man auch durch eine Niederlage unsterblich werden kann. Aber wollen wir tatsächlich unsterblich sein?

Empfehlenswert.

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Rezension:Die ZEIT-Welt- und Kulturgeschichte in 20 Bänden. 10. Epochen, Fakten, Hintergründe. Zeitalter der Revolutionen

Band 10 der "Welt- und Kulturgeschichte- Die Zeit" der insgesamt 20 bändigen Ausgabe befasst sich ausführlich mit Fakten und Hintergründen des Zeitalters der Revolutionen. Untergliedert ist dieses Buch in drei große Abschnitte:

Europa im Zeitalter des Absolutismus

Europa im Zeitalter der Revolutionen

Amerika

Im Rahmen vieler eloquenter Beiträge unterschiedlicher Verfasser wird man zunächst mit Russland von Katharina II. bis zu Nikolaus I. vertraut gemacht, liest hier in Infoboxen, die in die Beiträge eingebunden sind, über das Wesen der Kosaken, den Pugatschow-Aufstand und auch über den Erbauer der der "potemkinschen Dörfer" Wissenswertes und erfährt schließlich wer die Stroganows waren, bevor man sich mit der Erschließung Sibiriens näher befassen kann. Die Orientpläne Katharina II. kommen zu Sprache und auch der Große Türkenkrieg (1683-99). Alle wesentlichen Punkte der Gesamtthematik werden abgehandelt und zwar so, dass man einen guten Überblick über Russland in jenen Tagen erhält.

Anschließend kann man sich ausgiebig mit dem Adel befassen, zunächst mit dem Erscheinungsbild des europäischen Adels, der Entstehung des Adels, dann erst mit dem Adel der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit. Nicht unwichtig zu wissen, dass der Adel in den meisten europäischen Staaten bis in das 20. Jahrhundert hinein politischen Einfluss hatte und Führungspositionen zu behaupten vermochte. Möglich war dies u.a. durch die Nutzung seit langem ausgeprägter Fähigkeiten und Talente, durch von Familienverbänden getragene Projektion, durch Anpassung an die neue kapitalistische Wirtschaftsweise und durch die Verschmelzung mit dem Großbürgertum. In den Ländern, die am Ende des Ersten Weltkrieges von Revolutionen erfasst wurden, erfolgte zumeist die Aufhebung des Adels als Stand, (vgl.: S.127).

Im nächsten Kapitel wird man über die Wurzeln der Aufklärung und deren Anfänge in England, Frankreich und Deutschland in Kenntnis gesetzt und lernt den frühen deutschen Aufklärer Christian Thomasius (1655-1728) kennen. Dass man auf ihn hinweist, finde ich sehr lobenswert. Wir haben ihm viel zu verdanken.

Das Zeitalter der Aufklärung wird alsdann sehr gut skizziert und die Leitbegriffe sowie die Wirkungsgeschichte ausgiebig thematisiert. Denis Diderot, Immanuel Kant auch John Locke kommen zur Sprache und man erfährt, das "Selbstdenken" im Sinne von Kant nicht im Verzicht auf die Berücksichtigung fremder Urteile besteht, sondern diese sehr wohl als Mittel zur Überprüfung der eigenen mit einschließt. "Aufklärung" bedarf des freien öffentlichen Meinungsaustausches, der ungehinderten wechselseitigen Mitteilung und sie zielt auf die allgemeine Verbreitung von Erkenntnissen ab, (vgl.: S.141).

Voltaire kommt zur Sprache und Kants kategorischer Imperativ, zudem kann man sich mit dem Liberalismus und Konservatismus, dem Nationalismus sowie dem Frühsozialismus befassen und lernt die wichtigsten Frühsozialisten näher kennen. Wirtschaftliche Veränderungen wie die Gewerbefreiheit werden bestens thematisiert. Die Gewerbefreiheit ermöglichte es den Handwerkern leichter Betriebe zu gründen. Neben dieser positiven Facette kommen auch negative zur Sprache, nämlich u.a. der radikale Wirtschaftsliberalismus. Dieser wird dann in den Zeitaspekten zum Ende des Buches durch Richard Herzberger in seinem Beitrag "Gerecht ist nur die Freiheit" vortrefflich ausgelotet.

Die "Stein-Hardenberg`schen Reformen" bleiben nicht ausgespart, bevor ausführlich (wieder ein Stückchen das Zeitrad zurückdrehend) auf die Französische Revolution eingegangen wird. Dabei wird dankenswerter Weise nicht vergessen auch auf Olympe de Gouges hinzuweisen, die damals konstatierte:"Die Revolution wird nur Wirklichkeit werden, wenn alle Frauen von ihren beklagenswerten Geschick und von den Rechten, die sie in der Gesellschaft verloren haben, durchdrungen sind, "(Zitat: S. 247). Natürlich wurde Gouges damals von Männern hingerichtet, wie sollte es auch anders sein.

Es ist unmöglich im Rahmen der Rezension auf alle Kapitel des Buches einzugehen. Bemerkenswert finde ich allerdings, dass man der Guillotine eine Infobox gewidmet hat. Sich mit ihr näher auseinanderzusetzen, halte ich für überaus wichtig, weil sie das Hinrichtungsgerät der Revolution war, mittels dem der französische Adel zur Strecke gebracht wurde. Revolutionen, das machen auch die Folgeseiten des Buches deutlich, sind stets mit ungeheurer Brutalität verbunden. 1989 scheinen die Menschen endlich begriffen zu haben, dass es auch anders geht. Haben wir eventuell dazugelernt?

Fast meine ich, dass die Zeitläufte, die in diesem Buch ganz hervorragend beschrieben werden, weil sie keine Meinungen vorwegnehmen, sondern in erster Linie Sachverhalte darstellen, den Menschen zu einem Mehr an Erkenntnissen verholfen haben.

Der Wunsch eigenständig zu denken, ist im Menschen so tief verankert wie sein Streben nach Glück. Bücher wie das vorliegende machen das begreifbar. Menschen, die mit Vorliebe andere zu manipulieren suchen oder ihnen ihr gedankliches Ding aufzwingen wollen, kann das natürlich nicht schmecken.

Empfehlenswert.
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