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Rezension:Die Geschichte des Organisierten Verbrechens (Geo Epoche 48-2011) (Taschenbuch)

Geo Epoche Nr.48 befasst sich ausgiebig mit der Geschichte des organisierten Verbrechens. Im Prolog hat man Gelegenheit durch bewegende Fotos einen Eindruck von dem Krieg, den Mafiosi 1981 in Italien gegeneinander und gegen den Staat entfesselten, zu gewinnen. Man wird visuell mit dem Chaos auf den Straßen konfrontiert, das die Cosa Nostra ausrichtete und erlebt den hochkonzentrierten leitenden Staatsanwalt in Palermo, Roberto Scarpinato, der von diversen Bodyguards bewacht wird, in der Öffentlichkeit.


Mathias Mesenhöller berichtet von den Anfängen der Mafia und lässt dabei nicht unerwähnt, dass sich schon immer Menschen verbündet haben, um gewaltsam reich zu werden. So haben Räuberbanden oder auch Piratengesellschaften bestimmte Regeln befolgt und in jedem erdenklichen Verhältnis zur politischen Macht gestanden. Jeder weiß von den europäischen Freibeutern, die das Einverständnis ihrer Fürsten genossen, solange sie deren Rivalen plünderten, (vgl.: S.23).


Modern organisierte Kriminalität bedingt einen Staat, der das alleinige Recht beansprucht, Gewalt auszuüben, um auf diese Weise seine Bürger und deren Eigentum zu schützen und zudem das Versagen dieses Staates, den Anspruch durchzusetzen. Nur so wird aus privater Gewalt organisierte Kriminalität, zu einer Verschwörung, die das Gemeinwesen unterminiert, ohne dabei ideologische Ziele anzustreben, sondern einzig Profit zu machen, (vgl.: S.24).

Man liest von Personen in Westsizilien, die sich 1838 an Verbrechen aller Art beteiligt haben und die gütliche Einigungen mit gewöhnlichen Banditen vermittelten sowie Fonds unterhielten, um auf diese Weise Gerichte und Behörden zu manipulieren. Trotz dieser Berichte lässt sich weder ein Gründungsjahr noch ein Statut der Mafia ermitteln, weil sie keine zentrale Führung und keine Gremien kennt und auch keine Aufzeichnungen hinterlässt. Das ist ihre Methode, sich gegen Verrat und Verfolgung zu schützen. Deshalb auch wissen die Behörden nur wenig von der Mafia. Die Unsichtbarkeit trägt den Namen "omertà". Was dies konkret bedeutet, wird sehr gut erklärt, (vgl.: S.24).

Einer der spannendsten Beiträge ist Al Capone, dem mächtigsten Kriminellen Chicagos um 1930 gewidmet. Dieser Verbrecher herrschte über ein Imperium, das mit Alkoholschmuggel, Glücksspiel und Prostitution Millionen scheffelte. Al Capone soll zwischen 20 und 60 Menschen ermordet und die Ermordung weiterer 400 Personen veranlasst haben.


Nicht uninteressant ist, das nach dem ersten halben Jahr der Prohibition (am 17.1.1920 trat ein Verfassungszusatz in den USA in Kraft, der "Herstellung, Verkauf und Transport von berauschenden Getränken" im Land verbot), schon 1500 Ärzte und 57000 Drogisten "Alkohollizenzen" für "medizinische Zwecke" beantragten und im gleichen Jahr der Verbrauch an Messwein im über drei Millionen Liter zunahm, (vgl.: S.36).


Man liest des Weiteren von der "Grünen Bande", die um 1927 Bordelle, Opiumhöhlen und Spielkasinos in Shanghai kontrollierte, auch von der Neu-Formierung der mächtigsten Mafia-Familien in den USA um 1931, die ihre kriminellen Geschäfte wie ein Wirtschaftskartell betrieben haben und ihre Widersacher mittels professioneller Todesschwadronen ermorden ließen, (vgl.: S.59). Richter und Politiker wurden duch Bestechung gefügig gemacht und Kontrolle rund um die Uhr war ebenso üblich wie Erpressung usw.. Mafiosi wenden immer solche Mittel (Kontrolle, Bestechung, Erpressung und Mord) zur Durchsetzung ihrer Interessen an. Das wird in diesem Magazin deutlich.


Eine kriminelle Vereinigungen in Russland in den 1920er Jahren, auch die Mafia auf Kuba während der Diktatur Batistas werden zur Sprache gebracht und man freut sich, dass Fidel Castro 1959 in Kuba der Mafia den Garaus machte, in dem er Laster, Korruption und Glücksspiel per Dekret verbot und die Mafiosi des Landes verwies.

Lesenswert auch ist der Beitrag "Tod unter der Brücke". Hier geht es um den Mord an dem Mailänder Bankier Roberto Calvi, der in illegale Geschäfte mit Mafia, dem Vatikan und korrupten Politikern verstrickt war. Spannend zu lesen ist der Beitrag über "Pablo Escobar", der in den 1970er Jahren ein milliardenschweres Kokain-Imperium aufbaute und Krieg gegen den kolumbianischen Staat führte, als dieser seinen Plänen im Wege stand, (vgl.: 118). Bemerkenswert ist, dass Escobar, der ein sehr brutaler Drogenboss war, noch heute von einer großen Anzahl von Menschen in Medellín verehrt wird. Wie kommt es, dass manche Menschen brutale Schurken bewundernswert finden, anstelle ihnen die rote Karte zu zeigen?


Es finden sich neben den genannten noch eine Reihe weiterer interessanter Beiträge zum Thema Mafia in diesem Magazin und daneben viele Fotos furchtbar hässlicher, dazu noch tätowierter Gestalten, denen man weder im Hellen noch im Dunkeln begegnen möchte.


Nochmals, Kontrolle, Korruption, Erpressung und Mord sind die gängigen Methoden der Mafia, die durch Unterminierung der Systeme, sich die Basis schaffen, um skrupellos Kasse machen zu können. Keine Gründe also, Mafiosi zu bewundern.
Empfehlenswert.


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