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Rezension:Bamberger Frauengeschichten (Gebundene Ausgabe)

Vor einigen Tagen habe ich das Hörspiel "Die Zauberin sollt du nicht leben lassen" des Bamberger Autors Peter Braun rezensiert, das Bezug nimmt auf die Bamberger Hexenverbrennungen. Verantwortlich an den Morden im 17. Jahrhundert war der "Hexenbrenner" Fuchs von Dornheim. Im vorliegenden Buch wird im Rahmen der Bamberger Frauendarstellungen vom 8. Jahrhundert bis zum 21.Jahrhundert ebenfalls von diesen grausigen Morden berichtet.


Mit besonderem Interesse habe ich die Geschichte des Tochter des Bamberger Torschusters gelesen, die sich im 13. Jahrhundert zutrug. Damals - lange vor der Hochphase der Hexenverbrennungen- sollte das bildhübsche Mädchen, das wegen seiner Schönheit von Neiderinnen der Unzucht bezichtigt wurde, verbrannt werden. Als es unterwegs war zum Richtplatz, lösten sich zehn Ziegel vom Dach des Domes und erschlugen die Schöne und ersparten ihr den qualvollen Tod auf dem Scheiterhaufen. Man sieht also, dass nicht nur im 17. Jahrhundert Neid und Missgunst Menschen dazu bewegt hat, Unschuldige zu verfolgen sowie zu martern. Neid, Missgunst und Gier waren und sind die wahre Geißel der Menschheit.


Es führt zu weit, all die im Buch aufgelisteten Frauen zu beleuchten. Sehr lesenswert ist die Geschichte des Bamberger Frauenhauses, in der einst die Dirnen der Stadt lebten, die man übrigens "Rosen" nannte und die man an ihrer roten Kopfbedeckung erkannte. Lesenswert ist die Geschichte nicht zuletzt wegen der Maßnahmen, die Prostituierte zur Abtreibung einleiteten und der zitierten Stellungnahme Kaiser Karls V. in der "Constitutio Criminalis Carolina" zur Abtreibung generell. Nach damaliger Sicht war ein männlicher Fötus nach 40 Tagen beseelt, ein weiblicher allerdings erst nach 80 Tagen. Eine bemerkenswerte Sicht, deren detaillierte Begründung ich gerne in einem alten Text nachlesen würde. Männliche Argumentationsketten sind in allen Jahrhunderten sehr spannend, besonders solche von Theologen.


Die Autorin schreibt auch über Agnes Dürer, die mit ihrem Gatten Albrecht einige Male in Bamberg weilte. Dürer hatte diese Frau nicht aus Liebe geheiratet, sondern sein Vater hatte ihm die Nürnberger Patriziertochter während seiner Abwesenheit ausgewählt. Agnes muss eine schlimme Xantippe gewesen sein, die ihrem Gatten, einem weltläufigen intellektuellen Künstler, die Hölle auf Erden bereitete. Dürers bester Freund, der Philosoph Willibald Pirckheimer beschuldigte Agnes in einem berühmtem Brief ihren Mann, aufgrund ihrer Geldgier und ihrer ewig schlechten Laune umgebracht zu haben, (vgl.: S.65-66). Leider gibt solche Frauen, ähnlich wie ihre männlichen Pendants in allen Jahrhunderten. Auf dem Scheiterhaufen landen solche Personen in der Regel nie.


Das spannendste Kapitel des Buches ist das 17. Jahrhundert. Hier erfährt Näheres zur "Bamberger Tortur", die man bei vielen Frauen und auch bei Männern anwandte, wenn man sie der Hexerei bezichtigte. Zunächst wurden die Folterinstrumente gezeigt, sofern dies nicht half, wurden Daumen- und Beinschrauben angesetzt, anschließend wurden die armen Menschen mit Schwefelruten gebrannt, ausgepeitscht und mussten tagelang auf spitzkantigen Lattenböden schlafen, (vgl. S.84). Die Autorin betont, dass die Verfolgung und Folter sich anfänglich nur gegen Frauen richtete. Man wird mit dem Schicksal des Bürgermeisters Johannes Junius und seiner Familie vertraut gemacht, auch mit dem Schicksal der Familie Dr. Georg Haan und mit dem traurigen Schicksal von Dorothea Flock, die alle Opfer des Fuchses von Dornheim wurden, einem geldgierigen, zugebretterten Theologen, Fürstbischof von Bamberg und Hexenbrenner seines Zeichens, der alles andere als ein Christ war. Die Autorin erwähnt die Dissertation von Britta Gehm "Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg", die ich demnächst lesen werde, um mir noch mehr Klarheit über das, was sich in Bamberg ereignete, zu verschaffen.


Erwähnen möchte ich eine Bamberger Dame aus dem 18. Jahrhundert: Maria Katharina Wilhelmina Treu (1743-1811). Sie war eine der ersten Professorinnen an der Kunstakademie in Düsseldorf und führte ihren Titel bis zum Tode. Es folgen eine Reihe weiterer spannender Frauenporträts, auch solche von jüdischen Frauen während der NS-Zeit.


Dies ist ein Buch, das nachdenklich stimmt und die Frage aufwirft, was haben junge Bambergerinnen aus der Geschichte gelernt? Ist eine Maria Katharina Wilhelmina Treu ein Vorbild für sie? Wie begegnen sie Männern, die ihrem Wesen nach an den Fuchs von Dornheim erinnern?

Empfehlenswert.

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