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Rezension: Krankheiten großer Diktatoren: Diktatoren im Spiegel der Medizin. Napoleon - Hitler - Stalin (Gebundene Ausgabe)

Prof. Dr. Anton Neumayr zeigt in seinen Biographien über die Diktatoren Napoleon, Hitler und Stalin, wie deren jeweilige physischen und psychischen Krankheitsbilder sich auf ihr despotisches Verhaltensmuster auswirkten.

Napoleon beispielsweise arbeitete ununterbrochen, ob zu Hause, auf Reisen oder zu Felde, am Tage ebenso wie in der Nacht. Eine solche Arbeitsweise war ihm möglich, weil er sehr wenig Schlaf benötigte. Seine hektische Arbeitsweise hatte allerdings negative Auswirkungen im Sinne von Magenschmerzen. Diese Magenschmerzen sollen später immer schlimmer geworden sein und ihn latent übellaunig gemacht haben. Seine geradezu pathologische Hingabe an die Arbeit, ließ ihn Speisen stets hastig verschlingen. Dieses Verhalten verstärkte offenbar seine Magenempfindlichkeiten. Man liest von seinem Hämorrhoidallleiden, das letztlich ausschlaggebend für die Niederlage der Schlacht von Waterloo gewesen sei.

Gelungen sind die Psychogramme der drei Diktatoren, die sich den Kurzbiographien inclusive physischen Krankheitsgeschichten anschließen. Am Beginn seiner kometenhaften Laufbahn wurden beispielweise Napoleons Machtansprüche durch seinen herausragenden Intellekt und untrüglichen Realitätssinn in Schranken gehalten. Auf diese Weise wurden seine autoritären Tendenzen gebremst. Je größer allerdings seine Macht wurde und je mehr er sich als Herr Europas zu fühlen begann, um so mehr verließ ihn sein Fingerspitzengefühl. Es gelang ihm nicht wie früher mit traumwandlerischer Sicherheit und disziplinierter Geduld den richtigen Augenblick für einen optimalen Erfolg eines Unternehmens abzuwarten, sondern er glaubte, dass Schicksal mit seinem Willen zwingen zu können. Dererlei Wahnideen hatten auch Hitler und Stalin.

Bei allen stellte sich zunehmend Machtmißbrauch ein. Dieser trat Hand in Hand mit Hemmungslosigkeit und einem ungezügelt, egozentrischen Handeln zu Tage. Aufgrund seiner steilen Karriere vertrug Napoleon keinen Widerspruch mehr. Sofern jemand aus seiner Umgebung sich seinen Intentionen widersetzte, bekam er Wutanfälle. Mit beinahe sadistischer Genugtuung überzeugte er sich von Zeit zu Zeit durch bewusste Demütigung von der Ergebenheit und Anhänglichkeit seiner treuesten Gefährten, nicht zuletzt, weil er davon überzeugt war, dass ihm als ihr unumschränkt herrschender Meister alles erlaubt sei und er über seine Untertanen beliebig verfügen dürfe.

Stalin und Hitler hatten auch dieses Gefühl von Omnipotenz. Alle drei litten an dem krankhaften Wahn vom Schicksal auserkoren zu sein für einzigartige historische Großtaten. Sie glaubten diesbezüglich mit entsprechenden Fähigkeiten und Begabungen ausgestattet zu sein. Ihr ausgeprägter Egoismus verlangte nach Zuneigung, Lob und Anerkennung. Interessant ist die geringe Frustrationstoleranz dieser Personen. Ihre Empfindlichkeit und übertriebene Verletzlichkeit gegenüber Anspielungen auf ihre Person oder gar Kritik.

Thematisiert wird Hitlers Lust am Töten, sprich sein negrophiler Charakter, seine Verlogenheit und Treulosigkeit im menschlichen und im politischen Bereich. Neumayr zitiert Fromm, um den Narzissmus von Hitler zu verdeutlichen: "Er interessiert sich nur für sich selbst, für seine Begierden, seine Gedanken, seine Wünsche; er redet endlos über seine Ideen, seine Vergangenheit, seine Pläne; die Welt interessiert ihn nur, soweit sie Gegenstand seiner Pläne und Begierden ist; andere Menschen spielen für ihn nur eine Rolle, soweit sie seinen Zwecken dienen und dafür benutzt werden können; er weiß immer alles besser als die anderen. Diese Sicherheit bezüglich der Richtigkeit der eigenen Pläne ist ein typisches Kennzeichen eines intensiven Narzissmuss." Narzissistischer Größenwahn lag auch bei Stalin vor. Machtwahn, Verfolgungswahn und Größenwahn sind Merkmale von paranoiden Persönlichkeiten. Stalin war extrem paranoid, wie der Autor nachweist. Alle drei Personen haben aufgrund ihrer psychischen und physischen Krankheiten unsägliches Leid und Tod über die Menschheit gebracht.

Es empfiehlt sich insofern sich mit den Krankheitsbildern auch von noch lebenden Machthabern auseinanderzusetzen, um rechtzeitig Strategien zu entwickeln, sie an ihrem despotischen Tun hindern, das mit weiterem Machtzuwachs keineswegs geringer wird. Die Einweisung in die Psychatrie wäre mit Sicherheit die sinnvollste Strategie. Leider läßt sie sich bei Machthabern, die am Zenit ihrer Laufbahn stehen, nur schwer durchsetzen.


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