Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Die Welt im Mittelalter- 1000Jahre Kriegsgeschichte

Als Pazifistin habe ich dieses Buch mit allergrößtem Interesse gelesen, weil mich interessiert, was Menschen seit Jahrhunderten dazu antreibt, Kriege zu führen, deren Ergebnis bekanntermaßen unsägliches Leid und verbrannte Erde sind. Welche Kampftechniken, kriegerischen Konflikte und militärischen Ziele hatten Kriegsherren im Mittelalter in Europa, im Mittleren Osten, in Zentralasien, in Indien, China und Japan im Auge, wenn dem Krieg huldigten?

Herausgeber des Buches ist Matthew Bennett. Er ist Mitglied der Royal Historical Society von England und Dozent an der Militärakademie Sandhorst. Das reich bebilderte Buch enthält sehr differenzierte Beiträge unterschiedlicher Historiker und eine lesenswerte Einleitung des Herausgebers.


Bei den Beiträgen handelt es sich um:

- Byzanz gegen Persien und den Islam, 530- 750, James Howard-Johnsen

-Von den Königreichen der Barbaren bis zum Reich der Karoliner, 500- 850, Roy Boss


-Neue Invasoren der Christenheit, 800-1066, Mathew Bennett

-Der Wiederaufstieg des Christenums und die Kreuzzüge im Osten, 1050-1250, John France

-Triumph der Nomaden: Mongolen, Mameluken und die späteren Kreuzüge, 1250-1400, Timothy May

-Die Deutschherren und die Nördlichen Kreuzzüge, 1200-1450, William Urban

-Die Herausforderung des Rittertums: Langbogen und Pike, 1275-1475, Michael Prestwich

-Die Osmanische Herausforderung: Die Eroberung Konstantinopels und der Vorstoß nach Europa, 1350-1550, Gabór Agoston

-Der Ferne Osten: Kriegswesen in China, Korea und Japan, 500-1500, T.A. Heathcote, Peter Lorge, Matthew Bennett und Karl Friday.

Bennett macht in der Einleitung deutlich, dass das Kriegswesen der Mittelalters 1000 Jahre umfasst und sich geografisch von der Atlantikküste bis zu den japanischen Inseln erstreckte. Die Konflikte innerhalb Westeuropas und die Kreuzüge standen in einem globalen Zusammenhang mit dem mongolischen Weltreich. Taktische und technische Neuerungen kamen aus der muslimen Welt ins Abendland. Der Herausgeber des Buches betont, dass im Zentrum der Kriegsführung stets die Logistik steht und erklärt auch, weshalb das so ist.

Ein Thema des Kriegswesens im Mittelalter waren die Festungen, Flotten spielten eine Rolle und die Kampfweisen. Von Bedeutung waren die Entwicklung von Waffen und Rüstungen und auch das Verhältnis zwischen verschiedenen Waffenarten und unterschiedliche Taktiken im Kampf.

In jedem Beitrag werden die Schüsselereignisse aufgelistet, es werden Probleme erörtet, Schlachten dargestellt und unendlich viele Fakten geliefert, die an dieser Stelle leider nicht wiedergegeben werden können, weil es den Rahmen der Rezension sprengen würde.

Interessant auch sind die Abbildungen von Waffen wie etwa der "Franciscas"- Wurfäxte-. Sie waren bei den Germanen sehr verbreitet und konnten sogar Rüstungen durchschlagen. Die typische Breitaxt, welche die Wikinger beim Kämpfen verwendeten, war auf einem 1,5 Meter langen Griff montiert. Mit dieser Streitaxt konnte man problemlos den Kopf seines Gegners abschlagen.

Circa 3500 Tote musste man bei der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahre 955 beklagen. Wie sich die Schlacht ereignete und wie die Kriegsgegner auf dem Schlachtfeld formiert waren, kann man anhand der Schlachtpläne sehr gut nachvollziehen.

Spannend lesen sich die Beiträge zu die letzten Invasionen der Wikinger und zur westlichen Kriegführung. Aus Feinstahl angefertigte Schwerter waren zwischen 1050-1250 sehr teuer. Der Kriegsadel, der in der Lage war, sich kostspielige Rüstungen zu leisten, entwickelte Techniken, um hoch zu Ross zu kämpfen. Auch die Schlachtrösser waren nicht billig. Nach heutigem Geld kosteten sie 550 Euro. Neben den Reitern gab es das Fußvolk, deren übliche Waffe der Spieß war. Nur wenige besaßen Helme oder Schilde. Zum Fußvolk zählten die Bogenschützen. Einige besaßen eine Armbrust. Die Bolzen dieser Waffe vermochte sogar Rüstungen zu durchschlagen. Die Burgen waren nach Niederlagen Zufluchtsorte. Deshalb folgte nicht selten dem Sieg auf dem Feld eine Belagerung der Burg.

Ausführlich wird man militärstrategisch über den 1. Kreuzzug (1096-1099) unterrichtet. Raimund von Aguilers schreibt über das Massaker auf dem Tempelberg nach der Eroberung von Jerusalem im Jahre 1099 "Im Tempel und im Hof Salomons ritten die Männer bis zu den Knien und zum Zaumzeug der Pferde in Blut." Man lernt die Burg Krak des Chevaliers kennen, die als "Knochen im Hals des Islam" bezeichnet wurde. In diesem Zusammenhang liest man auch von einem neuen Burgtyp, den die Kreufahrer entwickelten. Von der höheren inneren Burg aus unterstützten die Bogenschützen die Verteidiger der äußeren Mauern. Krak ist eine klassische Burg diesen Typs.
Mit großem Interesse habe ich den Beitrag William Urbans über die Deutschherren und die nördlichen Kreuzzüge zwischen 1200 und 1450 gelesen und mich in diesem Zusammenhang über die Burgen des Deutschen Ritterordens informiert, die teilweise zu riesigen Befestigungsanlagen ausgebaut waren. Die Kreuzfahrerheere haben sich in den Grenzfestungen in Königsberg oder Ragnit in Preußen aber auch in Dünaburg und Goldingen in Lievland gesammelt. Auf den Feldzügen lebten die Heere vom Raub an der Bevölkerung. Die Dörfer wurden in der Regel niedergebrannt, die Felder verwüstet und die Garnisonen naher Burgen ausgehungert,(vgl.: S. 148).

Die Kreuzfahrer verfügten über neueste militärische Technologie. Diese lernt man auf S. 149 näher kennen. Die berühmte "Schlacht bei Tannenberg" wird ausführlich geschildert und man kann anhand von Schlachtplänen die Aufstellungen der Heere gut nachvollziehen.


Der "Hundertjährige Krieg" kommt auch zur Spache und es wird unterstrichen, dass unterschiedliche Kriege unterschiedliche Strategien erfordern. Neben den Strategien gibt es zudem unterschiedliche Taktiken, die mitunter weit mehr zum Sieg beitragen als die strategischen Planungen. Ein gutes Beispiel hierfür ist dieser "Hundertjährige Krieg".

Die effektivsten und erfolgreichsten Soldaten des späten Mitelalters waren die Schweizer. Ihre Erfolge beruhten auf der klugen Wahl der Schlachtfelder. Die Schweizer Siege waren nicht das Werk eines einzelnen Kommandanten, sondern vielmehr eines Kollektivs, (vgl: S.187). Schweizer Söldner waren zwischen 1300-1500 in ganz Europa begehrt. Bei Ihren Erfolgen waren weniger die Handfeuerwaffen, über die sich auch verfügten, schlachtentscheidend, sondern der Einsatz langer Reihen von Pikenieren.


Frauen, so macht Michael Prestwich klar, spielten in Kriegen nur selten eine aktive Rolle. Im 15. Jahrhundert kommandierte zwar Catarina Sforza Garnisonen und Heere und in den Hussitenkriegen halfen Frauen bei der Verteidigung der Festungsanlagen von Prag. Es waren aber die Ausnahmen. Kriege waren immer Angelegenheiten von Männern und sie sind es heute noch. Das sollte uns zu denken geben.

Ich wundere mich, was Männer sich alles ausdachten, um sich erfolgreich der Fleischtöpfe anderer Völker zu bemächtigen oder Ideologien und religiösen Vorstellungen hochaggressiv durchzusetzen. Wie würde unsere Welt ausschauen, wenn all die negativen Energien kanalisiert worden wären und zwar hin zu positivem, kreativen Tun?


Ein sehr erhellendes Buch.





Rezension: Frauen - Claudia Gold.

In diesen Buch werden seitens der Autorin Claudia Gold 50 Frauen porträtiert, die Geschichte schrieben.

Bevor ich zu einzelnen Porträts kurz etwas sage, möchte ich die fokussierten Damen im Buch zunächst beim Namen nennen: Hatschepsut, Nofretete, Puduhepa, Debora, Batseba, Die Königin von Saba, Isebel, Tomyris, Kleoprata VII. Thea Philopator, Livia, Boudicca, Zenobia, Theodora, Wu Hou, Mathilde, Eleonore von Aquitanien, Blanka von Kastilien, Isabella, die Wölfin. Margarethe I., Margarete von Anjou, Isabella I., Caterina Sforza, Johanna die Wahnsinnige, Lucrezia Borgia, Maria I. Tudor, Katharina von Medici, Elisabeth I., Lady Jane Grey, Maria Stuart, Nur Jahan, Anna von Österreich, Christina, Maria II. Stuart, Anna Stuart, Maria Theresia, Jeanne -Antoinette Poisson, Katharina II. die Große, Marie Antoinette, Viktoria, Lakshimi Bai, Cixi, Liliuokalani, Golda Meir, Sirimavo Bandaranaike, Indira Gandhi, Eva Perón, Margret Thatcher, Elisabeth II, Benazir Bhutto.

Claudia Gold schreibt in ihrer Einleitung, dass Frauen in einer Männerdomäne nicht selten tiefwurzelnden Hass erregten und dokumentiert dies in ihren Porträts. Sie vergisst dabei nicht zu erwähnen, dass sich leider bis heute daran wenig geändert hat. Es sind immer nur Ausnahmen, die in die Männerdomänen einbrechen und nicht selten waren es die Witwen oder Töchter berühmter Väter, die an die Macht gelangten. Unsere Kanzlerin ist im Grunde eine ganz besondere Ausnahmeerscheinung, die allerdings in diesem Buch nicht thematisiert wird.

Das reich bebilderte Buch berichtet jeweils vom Leben und vom politischen Wirken der einzelnen Damen und beginnt dabei im 15. Jahrhundert v. Chr. mit dem Porträt Hatschepsuts, die die erste bedeutende Pharaonin war und als lebende Göttin verehrt wurde.

Die einzelnen Porträts erstrecken sich immer über 4 -5 Seiten und beinhalten eine kleine Zeittafel, die einem einen kurzen Überblick über die beschriebenen Personen verschaffen.

Dass die Büste Nofretetes erst 1912 entdeckt worden ist, ist mir neu. Nofretete (wörtlich:"eine Schöne ist gekommen") lebte im 14. Jahrhundert vor Christus. Sie und ihr Gatte Echnaton galten als Häretiker, weil sie den ägyptischen Götterpantheon zugunsten eines einzigen Gottes, des Sonnengottes Aton, aufgegeben hatten. Sie war Mitregentin Echnatons und verschwandt plötzlich. Bis heute ist unklar, ob sie in Ungnade fiel oder aber nur ihren Namen änderte und offiziell zum König an der Seite ihres Mannes geworden war, gewissermaßen in ihm aufgegangen ist.

Von einigen der beschriebenen Frauen habe ich bislang noch nie etwas gehört. Zu ihnen zählt beispielsweise Debora, die im 12. Jahrhundert vor Christus lebte. Sie motivierte die Israeliten dazu, sich gegen ihre kanaanitischen Unterdrücker zu erheben, befreite ihr Volk aus der Tyrannei und läutete in Israel eine 40 jährige Friedenszeit ein.

Nicht sicher ist, ob die Königin von Saba tatsächlich gelebt hat. Berühmt war diese legendäre Gestalt für ihren Reichtum, der auf dem Handel von Gewürzen beruhte. Die Äthiopier sahen sie als Urahnin ihrer Herrscherdynastie. Sie steht seit Ewigkeiten für die Exotik des Orients und inspirierte Künstler, Komponisten, Schriftsteller und Filmemacher.

Besonders gut gefällt mir das Porträt Theodoras (um 497-548). Sie war Kaiserin von Byzanz. Ihr Vater war Bärenpfleger im Hippodrom von Konstantinopel und sie soll zeitweilig sogar als Prostituierte gearbeitet haben. Ihre Anziehungskraft soll so groß gewesen sein, dass selbst Prokop (ein byzantinischer Historiker) zugab: " Ihren Charme in Worten auszudrücken oder in einer Statue darzustellen, wäre für einen bloßen Menschen schier unmöglich" (Zitat. S. 59/69). Ihre Schönheit und Intelligenz sollen die Aufmerksamkeit von Kaiser Justitian erregt haben, der sie zunächst zu seiner Geliebten und später zu seiner Frau machte. In den 20 Jahren ihrer Macht hat sich Theodora für die Rechte von Frauen eingesetzt. Sie verbot u.a. den Handel mit jungen Mädchen, setzte sich für die Gleichbehandlung der Frauen nach der Scheidung ein und hob die Heiratsbeschränkungen zwischen einfachen Frauen und Adeligen auf.

Über Eleonore von Aquitanien habe ich eine Rezension verfasst. Das Porträt von Claudia Gold ist bestens gelungen und enthält alle wichtigen Lebensstationen dieser Frau, deren bemaltes Steinbildnis, das im Buch abgelichtet ist, ich im Original in der Abtei von Fontevrault bereits bewundern konnte. Sie war nicht nur eine der reichsten Frauen des Kontinents, in der Zeit in der sie lebte, sondern auch eine groß gewachsene Schönheit mit flammend roten Haaren, dazu eine Intellektuelle, die Künstler aus ganz Europa anzog. Eine Ausnahmefrau, demnach.

Spannend zu lesen ist auch das Porträt von Isabella I. (1451-1504). Sie ließ die Muslimen und Juden aus Spanien vertreiben und Andersgläubige durch die Inquisition verfolgen. Auch wenn der Papst sie und ihren Mann für ihren Kampf für den Glauben mit dem Titel "Katholische Könige" belohnte, erhält sie meine Sympathie nicht. Sie war ein Machtmensch, dem es an Sinn für Schönheit und Intellektualität letztlich mangelte.

Ein Machtmensch auch war Katharina von Medici. Sie war bekannt als Intrigantin, Giftmörderin und Anhängerin des Okkultismus, zudem ist ihr Name mit dem Massaker an den Hugenotten in der Bartholomäusnacht verbunden. Ich kann verstehen, dass ihr Gatte ein Verhältnis mit Diane de Potiers hatte. Wer fühlt sich an der Seite einer solchen Frau schon wohl?




Sehr gut gelungen ist das Porträt Elisabeth I., deren Intellekt herausragend war, aber auch das Porträt Maria Stuarts ist hervorragend. Ich wusste bislang nicht, dass Maria 1,80 Meter groß war, dass es sich bei ihr aber um eine gewandte Schönheit handelte, wusste ich sehr wohl und dass ihr Hinkefuß die Emotionalität war, ebenfalls.












Es ist mir unmöglich, im Rahmen der Rezension alle genannten Frauen zu thematisieren. Marquise de Pompadour (1721-1764) war die bedeutendste Mätresse in der frazösischen Geschichte. Die bildschöne Jeanne war eine Intellektuelle, die in ihrem Salon bedeutende Künstler und Gelehrte ihrer Zeit, wie etwa Voltaire, empfing.









Es freut mich, dass man auch der ermordeten Premierministerin Benazir Bhutto von Pakistan einige Seiten gewidmet hat. Sie war die erste Regierungschefin in einem muslimischen Land. Ihre Absicht war die Diskriminierung der Frauen zu beenden und die Armen stärker zu unterstützen. 2007 wurde sie ermordet.



In all den Zeiten war es für Frauen nicht einfach, politische Interessen durchzusetzen. Nur wenn sie grausam oder intrigant oder extrem machtbessen waren und wenn sie einflußreiche Männer gezielt für ihre Zwecke eingesetzt haben, konnten sie sich dauerhaft an der Spitze halten. Wer seinen Emotionen freien Lauf ließ, um den war es geschehen, wie das Beispiel Maria Stuarts deutlich macht.

Empfehlenswert.


Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.


Fotos: Mit freundlicher Genehmigung des National - Geographic -Verlags.


Rezension: Große Herrscher- Hywel Williams

Dieses Buch beinhaltet die Porträts von weit mehr als 40 besonders mächtigen Herrschern auf unserer Erde aus unterschiedlichen Jahrhunderten.
Der Autor Hywell Williams ordnet dem Begriff Herrscher ein Machtmonopol zu, d.h. ein ausschließliches souveränes Recht, seine Gegner innerhalb seiner Reichsgrenzen zu enteignen und zu töten. Zu den Faktoren, die die Macht eines Herrschers untergraben konnten, zählten Niederlagen im Kampf, vermeintliche Charakterschwäche, Krankheit, Streitigkeiten innerhalb der Herrscherfamilie, Religionskämpfe und Naturkatastrophen, (vgl.: S.6).

Zur Sprache kommen: Ramses II., Salomo, Nebukadnezar II., Krösus, Dareios I., Alexander III., Quin Shi Huangdi, Augustus, Konstantin I., Al-Mansur, Karl der Große, Kammu, Abd Ar-Rahman III., Basileios II., Otto III., Wilhelm I, Roger II., Suryavarman II., Eleonore von Aquitanien, Kubilai Khan, Baibars I., Hayam Wuruk, Cosimo de Medici, Moctezuma II., Heinrich VIII., Karl V., Süleyman I., Akbar, Elisabeth I., Gustav II. Adolf, Papst Urban VIII., Ludwig XIV., Kangxi, Peter I., Friedrich II., Maria Theresia, Katharina II., Napoleon Bonaparte, Victoria, Ludwig II. und zusammengefasst in einem Artikel, die letzten großen Herrscher des 20. Jahrhunderts.

Über einige dieser Herrscher habe ich Biografien gelesen und kann hier lobend festhalten, dass man stets die wichtigsten Punkte in deren Leben und Herrschaftszeit angesprochen hat. Dies gilt für Ramses II., Karl den Großen, Otto III., Eleonore von Aquitanien, Cosimo de Medici, Moctezuma II., Heinrich VIII, , Karl V., Elisabeth I., Ludwig XIV., Peter I., Friedrich II. Maria Theresia, Katharina II., Napoleon Bonaparte, Victoria und Ludwig II.

Ich schließe aus den genannten Porträts, die ich aufgrund meiner Kenntnisse als gelungen bezeichne, dass man bei allen anderen Herrscherporträts ebenso wohlüberlegt vorgegangen ist.

Das Porträt Salomos (um 970-928 v. Chr.) fand ich überaus spannend. Hier erfährt man, dass Salomo sein Reich durch die Ehe mit der Tochter des ägyptischen Pharaos stabilisierte und diverse Bündnisse für seinen Machtausbau notwenig waren. Man liest ferner, dass er militärisch das Land durch befestigte Städte und Stützpunkte entlang der Grenzen sicherte und dass der Besuch der Königin von Saba in den Bereich der Legende gehört. Schließlich wird man über die Errungenschaften, die Steuern und Sklaven dieses Herrschers unterrichtet, kann sich in diverse Nachbildungen aus jener Zeit vertiefen und und erhält, wie bei allen anderen Herrscherporträts im Buch, anhand einer Zeittafel einen kurzen Überblick über Leben und Taten des jeweiligen Herrschers.

Konstantin I. und die Geburt des "Byzantinischen Reiches" las ich mit viel Neugierde, aber auch das Porträt Karls des Großen. Auf diesen Seiten begeisterte mich eine Abbildung eines Gemäldes von Dürer, das ich bislang nicht kannte. Dieses zeigt Karl den Großen im Krönungsgewand. Man liest u.a. von dem Sieg über die Sachsen, dem Staatsschatz, der Kaiserkrönung und vielem anderen mehr, d.h. über Sachverhalte, die viele in der Schule schon einmal gehört haben dürften und hier wieder auffrischen können.

Im Rahmen des Porträts von Heinrich VIII. hat man trotz breiter Darstellung von seinen vielen Ehen nicht vergessen, den Humanisten Thomas Morus zu erwähnen, der seitens Heinrich hingerichtet wurde. An diesem Beispiel werden die Schattenseiten eines Herrschers deutlich. Solche Schattenseiten sind bei allen Herrschern feststellbar und zeigen, wozu Macht in der Regel führt.

Keiner der angeführten Herrscher ist mir wirklich sympathisch. Egoman waren sie alle. Die meisten haben ihr Volk ausgebeutet und schreckten auch vor Mord nicht zurück, wenn es um ihren Machterhalt ging. Die Frauen waren nicht besser als die Männer. Nur wenige der Herrscher besaßen wirklich Kunstsinn und förderten die schönen Künste.

Eleonore von Aquitanien trug maßgeblich dazu bei, dass die Troubadourdichtung bei den Aristokraten ihrer Zeit populär wurde. Cosimo von Medici gilt als einer der intelligentesten Mäzene in der europäischen Geschichte überhaupt. Neben diesen beiden Herrschern gab es noch einige andere, die der Kunst etwas abgewinnen konnten, doch es blieben die Ausnahmen.

Ein sehr erhellendes Buch, in dem es sich lohnt, immer wieder zu lesen.
Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.


Rezension:Der Tod ist ein Meister aus Wien: Leben und Taten des Amon Leopold Göth (Gebundene Ausgabe)


Das vorliegende Buch thematisiert das Leben des Kommandanten des Konzentrationslagers Plaszow bei Krakau: Amon Leopold Göth (1908- 1946), der von seinen Freunden "Mony" genannt wurde. Wer den Film "Schindlers Liste" gesehen hat, konnte sich bereits einen Eindruck von diesem Schurken verschaffen, wobei die Realität die Darstellung im Film an Schlechtigkeit bei Weitem übertrifft.

Einige Wochen habe ich benötigt, um dieses Buch zu Ende zu lesen, obgleich es sehr gut recherchiert und geschrieben ist. Sich mit den Handlungen eines Sadisten auseinanderzusetzen, der allein eigenhändig 500 Menschen umgebracht hat, ist kein Lesevergnügen. Was macht einem Menschen so grausam und seelenlos?

Nach dem Krieg wurde Göth des Völkermordes im Rahmen des NS-Vernichtungsfeldzuges gegen Juden und Polen angeklagt. Dabei wurden fünf Anlagepunkte formuliert: 1. Göth wurde beschuldigt, als Kommandant des Zwangsarbeiterlagers Plaszow den Tod von etwa 8.000 Menschen verursacht und dabei immer wieder auch eigenhändig getötet zu haben. 2. Vorgeworfen wurde ihm des Weiteren während der von SS-Obersturmbandführer Willy Haase durchgeführten "Liquidierung" des Krakauer Ghettos den Tod von etwa 2.000 Menschen verschuldet zu haben. 3. Beschuldigt wurde er ebenfalls, während der "Liquidierung" des Ghettos in Tarnow die Deportation von etwa 8.000 Menschen angeordnet zu haben und während dieser Aktion eine unbestimmte Anzahl von ihnen ermordet zu haben. 4.  Auch bei der schrittweisen Auflösung des Lagers in Szebnie zwischen September 1943 und dem 3.2.1944 trat Göth als Killer auf. Man klagt ihn an, den Befehl zur Ermordung zahlreicher Lagerinsassen bzw. zur Deportation von Häftlingen in andere Lager gegeben zu haben. 5. Schließlich wurde Göth angeklagt, sich Wertsachen der im Lager inhaftierten Juden angeeignet zu haben: Gold und Geld, aber auch Kleidung, Möbel und andere bewegliche Habe. Man beabsichtigte ihm dabei nachzuweisen, dass er diese Gegenstände ins "Reich" verschoben hatte. Der Wert der Schätze betrug mehrere Millionen Zloty.

Der Prozess gegen Göth fand in Krakau statt. Man konnte dem Nazi-Schurken alle Verbrechen nachweisen, deshalb auch wurde er vom Gericht zum Tode verurteilt und am 13.9.1946 in Plaszow erhängt. ( vgl. S. 372-374)

"Der Tod ist ein Meister aus Wien" berichtet zunächst von der Kindheit und Jugend dieses kaltblütigen Killers, der kein Musterschüler war, die höhere Schule nicht schaffte und schon früh mit nationalsozialistischem Gedankengut liebäugelte. In Wien geboren und dort in bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, trat er 1931 in die NSDAP ein. Johannes Sachslehner berichtet detailliert von Göths Werdegang, insbesondere seinen Erfahrungen in Vernichtungslagern, um schließlich den Alltag in Plazow zu thematisieren.

Der Autor beschreibt den jungen Göth als intelligenten, sportlichen "Macher", der bis zur Selbstaufgabe ehrgeizig, aggressiv und skrupellos war, wenn es um die Erreichung eines Ziels ging. Göth war bereit zu töten, nicht weil er die Juden, Polen oder "Zigeuner" hasste, so der Autor, sondern "weil das Töten in der Welt der SS-Männerelite an sich zu einem neuen Wert geworden ist: Wer nicht "hart" genug ist, um zu töten, kann im Kreis der Kameraden keine Führungsaufgaben übernehmen. Mony zeigt es allen: Auch ein Wiener Gentleman hat diese Härte, ja, er übertrumpft sie alle. " (Zitat: S.42)

Göth und seine Killer waren berauscht von der Effizienz mit der sie ihr Mordgeschäft betrieben. Man ist bestürzt von den Fakten, die der Autor darstellt. Ich erspare mir die Gräueltaten an dieser Stelle detailliert zu beschreiben. Lesen Sie bitte selbst. Zur Sprache kommt selbstverständlich auch die Beziehung zwischen Göth und Oscar Schindler, der 1939 in Krakau eine Emaillefabrik errichte, in der er vor allem jüdischen Arbeitern aus dem Arbeitslager und späteren Konzentrationslager Plaszow beschäftigte, von denen er 1944/1945 über 1.200 vor dem Holocaust bewahrte. Nach 1945 erhielt er den Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern".

Wie selbstbezogen muss ein Mensch sein, der so handelt wie Göth?

Ein hervorragend geschriebenes Buch, das verdeutlicht, dass es nur einen Weg zwischen den Menschen geben kann. Es ist der Weg der Liebe.

Empfehlenswert!


Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension: Die Sonnenseite Frankreichs.: Die Sonne Frankreichs (Gebundene Ausgabe)

Eine Fülle von Informationen erwartet den neugierigen Leser des schmalen Büchleins " Versailles" von Uwe Schultz.

Der Autor lässt sich zunächst detailliert über die Architektur des barocken französischen Königsschlosses und der daran angrenzenden Parkanlagen aus, wobei der berühmte Gartenbau-Architekt Andre le Notre, wie könnte es anders sein, nicht unerwähnt bleibt. Andere, weniger bekannte Kreative finden allerdings ebenfalls Beachtung! Auch geht Schultz auf das komplizierte Springbrunnen- System innerhalb der dortigen Gartenanlage ein. Die, der Erstellung des Gesamtkomplexes zugrunde liegenden absolutistischen Absichten des Sonnenkönigs, bleiben ebenfalls nicht unerwähnt. Nicht nur das Volk, sondern auch die Natur und deren Elemente sollten dominiert werden.

Der Autor schreibt über die sagenhafte Macht- und Prachtentfaltung der in Versailles gelebt habenden Könige Ludwig XIV, XV und XVI, über deren unumschränkten Herrschaftswillen, mit all den daraus resultierenden furchtbaren Folgen für die Bürger Frankreichs. Schultz erwähnt die berüchtigten, kostspieligen Jagd-Spektakel, die glanzvollen Feste der Hautevolee, schreibt über die Knebelung der Aristokraten seitens Ludwig XIV, über die unsägliche Mätressen-Wirtschaft, besonders unter dem schönen Ludwig XV. Erinnert wird in diesem Zusammenhang aber auch an die intelligente Madame de Pompadour, die große Förderin des Rokoko-Malers Boucher und anderer Künstler. Und schließlich schreibt Uwe Schultz dann über den, aus der jahrzehntelangen, grenzenlosen Vergnügungssucht der Bourbonen resultierenden Staatsbankrott unter Ludwig XVI, durch den die Französische Revolution ausgelöst und das vorläufige Ende Versailles heraufbeschworen wurde.

Zu guter Letzt liest man von den Projekten Napoleons im Hinblick auf besagtes Bauwerk und den geschlossenen Friedensverträgen zwischen Frankreich und Deutschland im Spiegelsaal von Versailles in späteren Tagen und schließlich vom Tourismus in heutiger Zeit und kommt zu dem Ergebnis, das es sich lohnt, trotz aller Schattenseiten, der Sonne Frankreichs immer wieder entgegen zu gehen.


Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.



Rezension: Bedeutende Städte der Geschichte

An diesem überaus informativen, reich bebilderten Buch haben 50 renommierte Autoren mitgewirkt. Herausgegeben wurde das Werk von John Julius Norwich. Thematisiert wird die Geschichte, die Kunst, die Architektur, der Handel und die Politik von 70 Städten. Dabei beginnt die Zeitreise in Uruk, der ersten Stadt der Welt und endet in Chinas Superstadt Shanghai.

Das Buch ist untergliedert in:

-Die Alte Welt


-Das erste Jahrtausend n. Chr.


-Die Welt des Mittelalters


-Die Welt der frühen Moderne


-Die Stadt der Moderne


Jedem Kapitel sind die berühmtesten Städte der jeweiligen Zeit untergeordnet. Uruk war schon zu Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. eine blühende Stadt mit 30 000 bis 50 000 Einwohnern.


Memphis, die Hauptstadt des Alten Äyptens und Theben werden thematisert. Theben trat im 3. Jahrtausend v. Chr. als Hauptstadt des vierten Gaus von Oberägypten in die Geschichte ein. Man liest von der Hochblüte Thebens und kann aufgrund von Bildern erahnen wie schön diese Stadt einst war. Die zum Tempel von Luxor führende Prozessionsstraße beeindruckt mich besonders.


Von einigen Städten in der alten Welt habe ich noch nie gehört. Zu diesen Städten zählt Hattusa, das Bollwerk des Hethierreiches und Ninive, die Stadt, die man in der Bibel mit Reichtum und Ausschweifung gleich setzte. Die Porträts der Städte Karthago, Athen, Alexandria, Jerusalem und Rom habe ich mit allergrößtem Interesse gelesen. Die Bauten Alexandrias sollen zu Zeiten der Blüte einen unübertroffenen Glanz besessen haben. Die Rolle als Zentrum der Wissenschaft und Künste war wohl die herausragendste Errungenschaft dieser Stadt.


Teotihuacán und deren Sonnenpyramide kommen ebenso zur Sprache wie Tikal, der Schmelztiegel des Mayakultur. Zum Ende des 1. Jahrhunderts war Konstantinopel nicht nur die größte Stadt der Welt, sondern auch die christliche Hauptstadt im Osten. Man lernt ein wenig von der Geschichte der Stadt kennen und liest von der Hagia Sophia, die von Justinian errichtet wurde. Über die Pracht von Damaskus wird man informiert. Diese Stadt bildete einst ein unregelmäßiges Rechteck mit neun Toren. Bagdad und das Kalifat der Abbasiden sowie die maurische Stadt Córdoba geraten in den Fokus, auch Angkor, die Tempelstadt der Kmer und Palermo, das normanische Juwel am Mittelmeer. Stets erfährt man historisch Wissenswertes. Es ist unmöglich dies alles auch nur im Ansatz zu Papier zu bringen.


Samarkand gehört zu den Städten, die mich mit am meisten faszinieren. Diese Stadt trug einst den Beinamen "Mittelpunkt des Universums" und "Spiegel der Welt". Man liest von Timus, der von hier aus mehr als 30 Jahre lang Damaskus, Isfahan, Bagdad und Dehli brandschatzte, die Osmanen besiegte und 17 Millionen Tode zurückließ. Viel Licht hat bekanntermaßen viel Schatten im Begleitgepäck.


Man liest vom mittelalterlichen Paris auf dem Höhepunkt der gotischen Architektur, auch von Lübeck und der Renaissancestadt des Nordens Krakau, die Mitte des 15. Jahrhunderts ein kultureller Schmelztiegel war. Die Geschichte Venedigs und von Florenz wird thematisiert und man erfährt Wissenswertes über Timbuktu, die märchenhafte Stadt in der Sahara.


Cuzco, die Königstadt der Inka lernt man kennen und Lissabon im Zeitalter der Entdeckungen. Agra, die Stadt des Taj Mahal und Peking und die Verbotende Stadt interessieren mich ebenso, wie das Prag Rudolfs II. sowie Amsterdam und London von der Renaissance zur Restauration. Auch interessant sind die Anmerkungen zum nordischen Klassizismus Kopenhagens und die Porträts von St. Petersburg und Wien.


Die neueren Städte wie Singapur, New York, Sydney haben freilich auch ihren Reiz, aber es sind keine Städte, von denen man wirklich träumt. Auf mich wirken sie bedrückend.


Paris im Wandel der Zeiten gehört meine größte Liebe. Es freut mich, dass man die Facetten dieser Stadt wirklich sehr gut abgehandelt hat.


Ein Buch, das ich allen empfehle, die sich einen Überblick über die Geschichte berühmter Städte verschaffen möchten, etwa über Isfahan, der Stadt von der einst keineswegs nur persische Dichter angezogen waren oder über Meroe, der Königsstadt der Nubier, das die Griechen und Römer bewunderten.


Alles ist vergänglich, so die Botschaft des Buches, nichts ist von Bestand.

Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.

Rezension:Pirat im Dienst der Queen: Berichte, Dokumente und Zeugnisse des Seehelden und seiner Zeitgenossen 1567-1596 (Gebundene Ausgabe)

Ein sehr spannnendes Buch, das dem Leser die Abenteuer des englischen Admirals und Seehelden Sir Francis Drake (1540-1596) näher bringt. Drake unternahm als Freibeuter Fahrten nach Westindien und umsegelte von 1577-80 die Erde auf Kriegsfahrten gegen die Spanier. 1587-88 kämpfte er vor Cádiz und im Ärmelkanal gegen die spanische Armada. Übrigens heißt nach ihm die etwa 1000 km breite Meeresstraße zwischen Südamerika und den Süd-Shetland-Inseln.

Das vorliegenden Buch enthält Berichte, Dokumente und Zeugnisse des Seehelden und seiner Zeitgenossen. Nach einer knappen Einleitung, die den Leser mit den biographischen Daten Drakes vertraut macht und einer Zeittafel, die die koloniale Machtpolitk einzelner, europäischer Staaten in jener Zeit fokussiert, kann man sich im ersten Teil des Buches in die Lehrzeit Drakes, die Schlacht von San Juan 1568, im zweiten Teil in Drakes Überfall auf Panama 1572-73 und im dritten Teil in seine Reise um die Welt vertiefen.


Die Berichte zeigen, dass es sich bei diesem Mann, um einen überaus mutigen Zeitgenossen von Elisabeth I. gehandelt hat. Sie konnte sehr stolz auf ihn sein und hatte ihm viel zu verdanken. Das wird erst richtig deutlich, wenn die vorliegende Lektüre befasstst. Die beiden Biographien über Elisabeth I., die ich irgendwann gelesen habe, haben mir das nicht so klar vor Augen geführt.


Mich haben die Texte, die sich mit der Weltumsegelung befassen, am stärksten fasziniert, weil sie sehr plastisch all die Eindrücke in einer gerade erst entdeckten Welt und den Mut auf See unmittelbar schildern, ohne zu übertreiben. Schwarz-Weißbilder von den wichtigsten Persönlichkeiten, auch von Segelschiffen u.a. von Drakes "Golden Hind" sowie Ausschnitte aus Seekarten illustrieren die Texte und vervollständigen das Bild des Seehelden. Er war Kind seiner Zeit, was die Vorurteile gegenüber Spanier und Portugiesen und gegenüber den Eingeborenen betrifft. Dies allerdings schmälert seine Lebensleistung nicht.
Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.


Rezension: Schöner Denken (Gebundene Ausgabe)

Vier kluge Köpfe, unter ihnen der von mir überaus geschätzte Henry M. Broder, befassen sich mit den Inhalten von Begriffen und beleuchten deren Eindeutigkeit.

Es muss, so erfährt man gleich zu Beginn, davon ausgegangen werden, dass Sprache bedingt, was der Sprecher denkt und wie er die Welt versteht. Es bleibt außerdem festzuhalten, dass falsches Bewusstsein nicht nur ein Problem schlichter Gemüter ist. Besagtes Bewusstsein drückt sich in Sprachinhalten aus, die in der Folge beim Zuhörer nicht selten anders wahrgenommen werden, als sie vom Sprecher gemeint sind. Wie schafft man es Missverständnissen zu entgehen?
Was kann unter dem Begriff "Demut", dem des Begriffes "Dollar" oder dem der "Elite" subsumiert werden? Wie kam es zum so genannten "Paradigmenwechsel" des Begriffes "Familie", die laut der Autoren eben noch kleinbürgerlich, repressiv und die Quelle allen Übels, nun ein Comeback erlebt mit der guten alten Rauhfasertapete, dem Eisbein und dem Waffeleisen?


Interessant auch der Begriff "ganzheitlich", der von den Autoren ebenso inhaltlich verspottet wird, wie der Begriff "gefühlt" , so etwa als "gefühlter eindeutiger Wille".


Glaubwürdigkeit sei mittlerweile nicht selten das Gegenteil von Wahrheit und die Interpretationsmöglichkeiten der "guten alten Zeit" beweisen, dass man besser stets nachfragt, was jemand eigentlich meint.


Ikonen der Linken, wie "Grass" aber auch "Che", werden im Buch an ihren Handlungen gemessen und damit wird gezeigt , dass sich mit Worten durchaus manch geschöntes Bild malen lässt.


Ideologische Verballhornungen der Begriffe "Kapitalismus", "Kommerz" sowie "Konsumterror" stimmen ebenso nachdenklich, wie das inhaltliche Ausloten des Begriffes "Künstler".


Eine bemerkenswerte Definition des Unterschieds zwischen Kultur und Zivilisation wird zum Besten gegeben.


Kultur sei, wenn man aus einem Schädel eine Blumenvase mache, Zivilisation hingegen, wenn man dafür ins Gefängnis komme.


Besser kann man es in wenigen Worten wirklich nicht sagen!


Das Entlarven von Scheinheiligkeit wird deutlich bei dem Begriff "Luxus", aber auch bei dem des - wie auch immer gearteten - "ökologischen Bewusstseins."


Die Autoren nennen den derzeitigen Papst eine hochintelligente Projektionsfläche, der für seine Kritiker eine harte Nuss sei und sie begründen hochironisch, weshalb das so ist.


Unendlich viele Begriffe , die man täglich im Sprachgebrauch nutzt, werden bissig beleuchtet und schließlich als große Wortblasen entlarvt.


Sich mit Realitäten auseinanderzusetzen und diese schonunglos zu benennen, bedeutet letztlich leider, dass man genötigt ist, sich politisch unkorrekt zu artikulieren. Genau das führen diese schreibenden Herren mit viel Esprit dem geneigten Leser vor Augen.


Wer gerne hinter den schönen Schein blickt und sich vor unliebsamen Wahrheiten nicht fürchtet, wird großes Lesevergnügen bei der Lektüre dieses Buches entwickeln.


Sehr empfehlenswert.




Rezension: Hurra, wir kapitulieren! Von der Lust am Einknicken (Gebundene Ausgabe)

Henryk M. Broder ist einer der klügsten Köpfe der Journalismusszene unseres Landes.

In diesem Buch setzt sich der zum Sarkasmus neigende Journalist mit der "Appeasementphilosphie" gegenüber den radikalisierten Muslimen auseinander und hinterfragt in diesem Zusammenhang den tatsächlichen Erfolg von Integrationsbemühungen.


Aufhänger für seine Betrachtungen sind der Karikaturenstreit in Dänemark, der Mord eines niederländischen Filmregisseurs im Namen Allahs, die vielen abgefackelten Busse, Autos und Schulen seitens primär arabischstämmiger Jugendlicher im Herbst vergangenen Jahres in Frankreich, die Gewalttätigkeit seitens muslimischer Schüler an Berliner Hauptschulen, so etwa an der dortigen "Rütli-Schule", aber auch die Diskussion um Ehrenmorde, sowie die Unterdrückung muslimischer Frauen durch eine patriachalische, reaktionäre Religion.


Broder weist nach, dass wirtschaftliche Marktinteressen westlicher Großfirmen einen entscheidenden Faktor der Appeasementstrategie darstellen. Darüberhinaus wird Europa durch die Handlungsunfähigkeit von Politikern, ausgelöst durch uneingestandene Furcht und Panik vor weiterer Eskalation, immer mehr in eine defensive Rolle gepresst.


Hilfsgelder, die im Zusammenhang mit dieser Kapititulations- Strategie nach Palästina fließen, stärken Gruppen, wie die Hamas, die Hisbolah und den Dschihad. Im Gegenzug- so Broder- verzichten diese darauf Ziele in Europa anzugreifen. Hilfsgelder sind demnach eine Art Schutzgeld, das seitens europäischer Staaten bewusst geleistet wird, um dem Terror zu entgehen.


Nicht grundlos fragt Broder, die Wirtschaftinteressen im Auge habend, wie hoch der Ölpreis noch steigen müsse, bis die Existenz Israels zur Disposition stehe.


Der Journalist appelliert an die demokatischen, die liberalen Werte, die seitens des Islam mehr und mehr ausgehebelt werden. Er kritisiert in diesem Zusammenhang die Migrationsforscher, die an konstruktiven Lösungen augenscheinlich nicht interessiert sind, weil ihre Daseinsberechtigung im Falle einer gelungenen Integration der Muslime in Frage gestellt werden könnte. Broder verdeutlicht ungezählte Widersprüchlichkeiten der Anhänger der Deeskalationtheorie und zeigt wo jeweils deren Eigeninteressen liegen.


Der Journalist verweist auf muslimische Autorinnen, wie etwa Ayaan Hirs Ali, Necla Kelek und Syran Ates, die in ihren Büchern die Gewalt gegen Frauen, die Zwangsverheiratungen, Polygamie und Ehrenmorde anklagen. Kelek macht den Lesern klar, weshalb muslimische Männer pausenlos beleidigt und aggressiv reagieren und sich weigern, Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen.


Islam-Dissidenten, wie Salman Rushdie, halten den Islamismus für den Totalitarismus des 21. Jahrhunderts und Bernard Lewis, ein bedeutender Islamwissenschaftler, vermutet, das Europa bald islamisch sein wird. Seine Annahme begründet er demographisch. Henryk M. Broder, ein zutiefst aufgeklärter, analytisch denkender Zeitgenosse, möchte offensichtlich mit seinem Buch die Europäer wachrütteln, damit sie nicht morgen schon im tiefsten Mittelalter aufwachen.


Broder möchte, dass die mühsam erkämpften, demokratischen Strukturen in Europa erhalten bleiben. Unterstellen Sie ihm bitte keine bösen Absichten, sondern setzen Sie sich bitte reflektiert und vorurteilsfrei mit seinem Text auseinander.


Henryk M. Broder ist ein mutiger, nichts nachplappernder, ein wirklich denkender Journalist!

Empfehlenswert!


Rezension: Was Profi-Verkäufer besser machen

Prof. Dr. Karl Pinczolits schreibt gleich zu Anfang seines Vorwortes, dass ein Sechstel aller berufstätigen Menschen in einer entwickelten Volkswirtschaft im Vertrieb und Verkauf beschäftigt ist. Die Hälfte davon ist im Handel aktiv, die andere Hälfte besucht und betreut ihre Kunden.

Der Autor thematisiert in seinem Buch breitgefächert fünf Faktoren, mit denen man zu einem Profi-Verkäufer wird und listet diese zunächst in einer Tabelle auf. Er nennt: geplante, bessere, produktive, richtige und mehr Aktivitäten, bevor er 15 Schlüsselaktivitäten hierzu auflistet, die es einzusetzen gilt. Deren Bedeutung skizziert er in der Tabelle kurz, um in den einzelnen Kapiteln des Buches dann ausführlich darauf einzugehen.


Zunächst handelt Pinczolits die sechs wichtigsten Pinzipien des professionellen Verkaufens ab. Zu diesen Prinzipien zählen Effektivität und Effizienz. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Regel des Peter Drucker, die der Autor nicht unerwähnt lässt. Diese besagt, dass es wichtiger ist, die richtige Arbeit zu machen, als eine Arbeit richtig zu machen. Sein Postulat besteht darin, alle Energien auf das Wichtige zu konzentrieren, produktiv zu sein und das Bemühen um Produktivität vor das um Qualität zu stellen. Damit erteilt er der Qualität keine Absage, sondern räumt ihr im Handlungsablauf bloß den 2. Rang ein. Erst kommt Produktivität und im 2. Schritt hohe Qualität. Erst müssen primär Kunden aquiriert werden, dann müssen sie immer mehr durch Qualität zufriedengestellt werden, damit sie nicht mehr abspringen. (Bemerkung meinerseits: das funktioniert nur in Zeiten einer florierenden Wirtschaft, werden die Zeiten schlechter interessiert Qualität nicht vorrangig, sondern es zählt in erster Linie der Preis eines Produktes und noch mehr als dieser zählen die "Provisionen", die angestellte Auftraggeber erhalten.)


Man erfährt im Buch auch, was einen schlechten Verkäufer ausmacht. Negatives Denken und Grübeln, sowie Unorganisiertsein sind Eigenschaften, die den Erfolg minimieren. Antriebslosigkeit allerdings ist der Totengräber für jede eigenverantwortliche Tätigkeit. Wer antriebslos ist, kann in einem Vertriebsjob nicht bestehen.


Interessant sind Pinczolits Ausführungen im Hinblick auf die Schlüsselaktivitäten und hier im besonderen die vier Regeln produktiver Verkäufer, die einzuhalten, sich immer positiv auf Verkaufserfolge auswirkt.


Prof. Dr. Karl Pinczolits Buch ist ein guter Ratgeber für den Erfolg von Verkäufern, sofern die Wirtschaft nicht korruptionsverseucht ist. In Zeiten dieser Seuche ist selbst ein Profiverkäufer schachmatt gesetzt. Dennoch ein wichtiges Buch für Zeiten, die hoffentlich bald wieder ihren Anfang nehmen.



Rezension : Joseph Roth- Juden auf Wanderschaft

Herausgeber dieses bemerkenswerten Buches von Joseph Roth ist der Verleger Christian Brandstätter, der auch die Bildauswahl getroffen hat. 153 Schwarz-Weiß-Fotografien der untergegangen Welt der europäischen Juden aus den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts begleiten den Text des österreichischen Dichters und Publizisten Josef Roth, dessen berühmter Essay "Juden auf Wanderschaft" von 1927 (inklusive Vorwort zur geplanten Neuauflage 1937) sehr beeindruckende Einblicke in das Denken und Leben der Juden in jenen Tagen verleihen.

Thematisiert werden zunächst die Lebensumstände der sogenannten Ostjuden, denen laut Roth der Westen Freiheit, die Möglichkeit, zu arbeiten und seine Talente zu entfalten, Gerechtigkeit und autonome Herrschaft des Geistes bedeutete. Die Ostjuden sollen, wie Roth festhält, besonders marginalisiert gewesen sein. Seitens der Beamten und der Arbeitgeber wurden sie zumeist erniedrigt. Im Osten (z.B.Galizien) gab es in den 20er Jahren keinen Schutz vor Pogromen. Vielleicht war deshalb bei ihnen der jüdische Nationalgedanke sehr lebendig.


Betrachtet man die Fotos wird einem klar, dass man schon vor der NS-Zeit im letzten Jahrhundert sehr unfair mit den Juden umging. Sie hatten kein "Vaterland", schreibt Roth, aber jedes Land, in dem sie lebten und Steuern zahlten, verlangte von ihnen Patriotismus und den Heldentod und warf ihnen vor, dass sie nicht gerne starben.


Man erfährt Näheres über die Juden damals im Schetel in Galizien und die Art wie sie lebten, aber auch über das Leben der in westliche Länder ausgewanderte Ost-Juden in den dortigen Gettos. So liest man wie in den einzelnen Städten wie Wien, Paris und Berlin mit Juden umgegangen wurde. Der Unterschied zwischen orthodoxen Ostjuden und assimilierten Westjuden wird dabei sehr deutlich herausgearbeitet. Die in Paris geborenen Kinder der Ostjuden konnten französische Staatbürger werden. In Frankreich war der Antisemitismus weniger brutual und rüde als anderswo.


Über nach Amerika ausgewanderte Ostjuden informiert Roth ebenso wie über die Lage der Juden in Sowjetrussland. Dort war in den 20er Jahren der Antisemitismus zwar offiziell verpönt, aber er hatte dennoch nicht aufgehört zu existieren. In der Vorrede zu geplanten Neuauflage von 1937 wird deutlich, dass der geistige Nährboden für das, was während der NS-Zeit geschah, schon lange davor existierte und Roth ahnte, was folgen wird. Nicht zu Unrecht hält er fest: "Zu vollkommener Gleichberechtigung und jener Würde, die äußere Freiheit verleiht, können Juden erst dann gelangen, wenn ihre "Wirtsvölker" zu innerer Freiheit gelangt sind und zu jener Würde, die das Verständnis für das Leid gewährt." (Zitat S. 143)


Als ich heute Milch holen ging, hörte ich in das Gespräch dreier Mittelschichtsangehöriger rein und nahm deren Hass auf Türken zur Kenntnis. Ich mischte mich in das Gespräch nicht ein, sondern fragte mich nur, sehr traurig, wann die Menschen endlich aufhören Minderheiten zu brandmarken.


Ein Buch, das ich jedem empfehle zu lesen.




Rezension: Himmelsstürmer: Zwölf Portraits (Gebundene Ausgabe)

Der in der Schweiz lebende gebürtige Franzose Alex Campus portraitiert in diesem Buch zwölf Personen, die auf subtile Weise in Beziehung zueinander stehen. Die erste Person, der sein Augenmerk gilt, ist die Schweizerin Marie Grosholtz, die unter dem Namen Madame Tussaud heute weltberühmt ist. Jeder kennt das Wachsfigurenkabinett in London. Unter der Obhut von Doktor Curtius stellte sie zur Zeit der Französischen Revolution in Paris bereits Wachsfiguren her. Sie kannte alle Revolutionsgrößen. Will man ihren Memoiren Glauben schenken, hat sie mit Robespierre geflirtet und mit Danton gestritten. Ähnlich wie alle elf anschließend beschriebenen Personen ging sie einen interessanten aber auch zeitgleich beschwerlichen Weg und lebte ihre Träume.

Es liegt mir fern alle einzelnen Personen zu beleuchten, weil ich nicht zu viel von den Kurzbiographien preisgeben möchte, aber auf zwei will ich kurz eingehen. Die eine handelt von Jean-Paul Marat, dem von Chalotte Corday getöteten französischen Revolutionär. Er war ein gebürtiger Schweizer. Madame Tussaud kann auch ihn. Liest man das vorliegende Portrait aufmerksam, wird klar, dass jahrzehntelange intellektuelle Demütigungen ihn hatten zu dem werden lassen, wovor sich die Aristokraten ängstigten.


Vor ihm hatte keiner gewagt Ludwig XVI - Louis Capet - als einen Verräter zu bezeichnen, der geköpft werden müsse. Marat veröffentlichte diese Forderung in einer Zeitung. Eineinhalb Jahre danach wurde das Postulat in die Tat umgesetzt. Dieser Mann war gnadenlos, gleichwohl bezeichnete er sich selbst als den einzig echten Märtyrer. Nach seinem Tode wurden er und seine Mörderin von Marie in Wachs gegossen. Zwei Menschen, die durch unsägliche Verstrickung über ihren Tod hinaus aneinander gebunden bleiben.... Noch immer sind sie als Paar in aller Munde.


Von allen Portraits hat mich das der Regula Engel am meisten fasziniert. Diese Frau gebar in ihrem Leben zu Zeiten Napoleons einundzwanzig Kinder, war Offizier im Revolutionsheer Bonapartes und nahm an vielen großen Schlachten teil, so u .a . an der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813. Sie verlor in diesen fast alle ihre Kinder und verstarb verarmt im Alter von 92 Jahren in der Schweiz. Wie sind solche Biographien möglich? Geschehen Ereignisse zufällig oder lassen sie sich rational begründen, wenn man sich Lebensläufe genauer ansieht?


Es folgt Portrait auf Portrait. Der englische Dichter Lord Byron trifft in Griechenland auf den falschen Arzt und späteren Befreier der Griechen Jakob Meyer. Obschon beide für die gleiche Sache eintreten, werden sie zu Feinden. Oft sind es die Eitelkeiten, die Menschen, die gemeinsam Großes vollbringen könnten, auseinanderdividieren und es sind immer die menschlichen Abgründe, die das Unglück Dritter heraufbeschwören.

Der Wille ist der Motor, der Menschen zu Himmelsstürmern macht, die Demut ist Tugend, die Himmelstürmer davor schützt größenwahnsinnig zu werden.

Alex Capus unternimmt einen bemerkenswerten Spaziergang durch die Zeitläufe.

Ein spannendes Buch, das nachdenklich macht.

Rezension: Kaiser, König, Edelmann: Ein Streifzug durch Tausend Jahre Deutscher Geschichte (Gebundene Ausgabe)

Herbert Schmidt-Kaspar bringt dem Leser das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" geradezu im Plauderton nahe. Er zeigt, dass man sich nie wirklich einig war, wann dieses Reich gegründet wurde, ob nun im Jahre 800 mit der Kaiserkrönung Karls des Großen oder erst im Jahre 911 mit der Wahl Heinrich I. Was spielte sich während dieser Zeit, wo dieses Reich bestand, innerhalb seiner expandierenden Grenzen ab? Wie sahen die politischen und soziologischen Strukturen aus? Wie konnte man Kaiser dieses Reiches werden? Weshalb nannte man es überhaupt das "Heilige Römische Reich..."?

Wie war es um die Rechtsverhältnisse in den Anfängen des Reiches bestellt? Gab es bereits ein Gewaltmonopol? Was verstand man unter einer Fehde? Wer durfte sich befehden? Was war ein Lehensmann? Welche Aufgaben hatte er zu erfüllen? Das sind die Fragen, die man zu Anfang des Buches beantwortet bekommt, um schließlich einzutauchen in eine längst vergangene Welt ungezählter Namen, Zahlen und Fakten.

Gefallen fand ich an Theophanu, der hochgebildeten Byzantinerin, die als Witwe Ottos II eine Zeitlang die Geschicke des Reiches lenkte. Über das Erziehungs- und Informationsmonopol der Kirche wird man aufgeklärt und über die Reformbestrebungen, die schließlich zum Investiturstreit führten. Was bedeutete der Gang nach Canossa für Heinrich IV, vor allem aber für das Reich? Welche Folgen ergaben sich aus dem Wormser Konkordat?

Während man über diese Dinge reflektiert, darf man sich des ersten Merseburger Zauberspruchs und des Wesobrunner Gebetes erfreuen, bevor man sich berühren lässt von Walthers Liebeslied "Unter den Linden". Weshalb war Barbarossa ein Vertreter der "Zwei-Schwerter-Theorie"? Wie wichtig war ihm die "Ritterliche Kultur"? Was suchten die Normannen in Haithabu und was auf Sizilien? Über Pilgerfahrten nach Santiago de Compostella und Jerusalem wird gesprochen und über die tatsächlichen Motive der so genannten Kreuzzüge. Wer waren die Templer, Johanniter und Deutschherren? In welcher Beziehung standen sie zu Saladin?

Wer war das Chint von Pülle? Kaiser Friedrich II. soll der erste moderne Mensch gewesen sein. Nach der Lektüre dieses Buches weiß man auch warum. Friedrich war ein Intellektueller, der aufgrund seines rationalen Denkens nur schwer von den Menschen seiner Zeit verstanden werden konnte. Interessant sind seine Experimente, die er vornahm, um zu praktischen Erkenntnissen zu gelangen. Über den Niedergang des Rittertums, über die Raubritter wird man aufgeklärt. Auszüge aus dem Originaltext des "Meier Helmbrecht" vedeutlichen, was damals stattfand.

Warum war die "Bannmeile" für das städtische Gewerbe so wichtig? Was verstand man unter einer Gilde? Welchen Status hatten Patrizier? Ein großes Thema sind Bürgerrechte im Mittelalter und während der Renaissance-Zeit, weil sie für die Entwicklung der Städte von großer Bedeutung waren. Über die Fugger und die Welser und ihre Verbindung zum Kaiser wird gesprochen. Auch die ersten Universitäten auf dem Boden des Reiches werden thematisiert. Womit beschäftigte man sich an den Universitäten in Prag, Krakau oder Wien? Waren es vorrangig Texte von Galen, Hippokrates und Avicenna oder der Codex Iustinianus, der junge Menschen bewegte die lateinische Sprache zu erlernen?

Erwähneswert ist die Schrift "Concordantia catholica" von Nikolaus von Cues. Für ihn war der Kaiser in der weltlichen, wie in der geistlichen Hierarchie gleichrangig. Welche Konsequenzen ergaben sich auch dieser Betrachtung? Welche Bedeutung hatte die Erfindung der Taschenuhr im Jahre 1502, nachdem bereits fünfzig Jahre zuvor Gutenberg den Druck mit beweglichen Lettern erfunden hatte?

Über das Reich Karls V. erfährt man Essentielles und natürlich über Martin Luther, dessen Aufstieg nicht unwesentlich durch politische Eigeninteressen einzelner Landesfürsten bedingt war. Wie kam es zum Schmalkaldischen Bund? Warum wurde der Nürnberger Religionsfrieden tatsächlich geschlossen? Wiedertäufer und marodierende Bauerheere sowie deren Führer kommen zur Sprache, natürlich bleibt auch Thomas Müntzer nicht ungenannt.

Weshalb wurde der Augsburger Religionsfrieden geschlossen? Welche Funktion hatten die Jesuiten im Reich? Wer war der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld?
Ihm sollte man, wie ich finde ein Denkmal setzen, denn er hat die "Cautio Criminalis" verfasst und ungezählte Frauen vor dem drohenden Feuertod gerettet.
Der zweite Prager Fenstersturz und die Gründe, die zum 30 jährigen Krieg führten, werden beleuchtet, und der Krieg selbst wird in seinen furchtbaren Auswirkungen dargestellt. Das Sonett "Thränen des Vaterlandes" von Gryphius von 1636 zeichnet die Geschehnisse nach.

Wie der Westfälische Friede zustande kam und wie sich das Reich in der Folge gestaltete, schildert Schmidt-Kasper ausführlich. Noch im gleichen Jahrhundert stehen die Türken vor Wien, wenig später beginnt der spanische Erbfolgekrieg. Immer wieder kommt es zu militärischen Auseinandersetzungen. Man sieht den preußischen Militärstaat entstehen und liest von den Ausseinandersetzungen König Friedrich II. von Preußen mit Kaiserin Maria Theresia. Man beginnt zu ahnen, dass das Reich nicht mehr lange von Bestand sein wird. Es nimmt schließlich sein Ende im Jahre 1806, nachdem Bonaparte bei Austerlitz den Sieg davontrug. Da nämlich legte Kaiser Franz II. die Krone nieder.

Geblieben sind die wunderschönen Texte der Minnesänger, geblieben auch die Erinnerung an die gebildete Kaiserin Theophanu und an den großen Stauferkaiser Friedrich II. Im Herzen bewahre ich jedoch Friedrich Spee. Vor ihm möchte ich mich verneigen.


Rezension:Geo Epoche, Nr. 19 : Die Renaissance in Italien 1300-1560 (Broschiert)

Die Renaissance (Wiedergeburt), - etwa von 1300 bis Mitte des 1600 Jahrhunderts - wird als Zeit der Wiedererweckung des klassischen Altertums und der Wiederaufblühens der Künste, aber auch der kulturellen Zustandes der Übergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet.

Der Begriff steht in Beziehung zu dem des Humanismus, richtet sich aber auf die Gesamtkultur des Zeitraums. Das vorliegende Geo - Epoche -Magazin befasst sich mit der Renaissance in Italien (1300- 1560).

Gleich am Anfang wird man sogleich mit schönen Ablichtungen von Gemälden aus jenen Tagen erfreut. Das Fresko "Die gute Regierung" (1338-40) von Lorenzetti zeigt den Palazzo Pubblico in Siena als Zentrum dieser Stadt, dem Platz, wo Geschäfte getätigt wurden und der Handel erblühte. Ein Fresko, das den Fürst und die Höflinge im prachtvollen Palast von Mantua zeigt, auch Ansichten der Gärten von toskanischen Landhäusern der reichen Edelleute, schließlich ein Fresko, das den zehnjährigen Lorenzo de Medici imringt von Höflingen darstellt, lassen den Leser visuell in eine Zeit versinken, die textlich in der Folge hervorragend ausgelotet wird.

Die so genannte europäische Neuzeit wurde von italienischen Eliten eingeleitet, indem die hergebrachte kulturelle und politische Ordnung durch Gelehrte und Künstler, Bankiers und Fürsten völlig verändert wurde. Vormalige Söldner wurden jetzt zu Fürsten. Städte wie Florenz und Sienna erblühten zu Metropolen des Handels und der Kunst. Der Florentiner Dichter Dante Alighieri (1265-1321) verfasste seine "Göttliche Komödie", in der er eine Jenseitsreise durch Hölle, Fegefeuer bis ins Paradies beschreibt.

Dieses Epos wird als Abschluss der mittelalterlichen Dichtung und gleichzeitig als Übergang zur Literatur der Renaissance betrachtet. Der Schriftsteller Jörg-Uwe Albig liefert einen ausführlichen Beitrag zu dem Dichter und seinem Hauptwerk, das man als eine Abrechung mit allem Lasterhaften und als Loblied auf die Tugend begreifen sollte.

Walter Saller befasst sich in seinem Beitrag dann mit der Architektur jener Epoche. Man liest u.a. von Filippo Brunelleschi, der die Zentralperspektive erfunden hat. Diese wird dem Leser näher erklärt. Der Künstler entwarf die Domkuppel von Florenz. Er gilt als der Begründer der italienischen Renaissancekultur.

Strenge Formen, gleichmäßige Proportionen und ein symmetrischer Aufbau sind bezeichnend für die Architektur jener Epoche, die noch heute das Auge von Liebhabern schnörkellos schöner Gebäude erfreut. Graf Federico da Montefeltro (1422-1482) war ein bedeutender Kunstliebhaber jener Zeit. Bevor er Mäzen wurde, führte er Kriege gegen Geld. Er besaß eine umfangreiche Bibliothek und beschäftige 40 Schreiber, die alte Handschriften kopierten. Biographien dieser Art waren in der Renaissance nicht selten.

Hochinteressant ist der Beitrag des Historikers Cay Rademacher über Lorenzo de Medici, dem Paten von Florenz, der wegen seiner Machtfülle und seiner beeindruckenden Kunstsammlung, der Prächtige genannt wurde. Aufstieg und Niedergang der Bankiersfamilie de Medici werden in diesem Beitrag breit gefächert dargestellt und verdeutlichen die dunklen Seiten jener Zeit besonders drastisch.
Sehr gefallen hat mir der Beitrag Till Heins über den Maler, Bildhauer, Architekt, Ingenieur und Naturforscher Leonardo da Vinci, der dem Renaissance -Ideal des "uomo universale", des umfassend gebildeten und interessierten Menschen entsprach. Abgelichtet ist u.a. sein Kunstwerk "Das letzte Abendmahl", das den Abschied Jesu von seinen Jüngern ergreifend darstellt, ferner diverse anatomische Studien und die "Dame mit dem Hermelin", die ich jüngst im Louvre im Original bestaunen konnte. Dieses Gemälde ist nur eines von insgesamt acht Gemälden, die mit Gewissheit von Leonardo da Vinci stammen. Interessant sind die Ablichtungen von Zeichnungen diverser technischer Geräte, die er konstruiert hat und seine Blütenstudien. Umwerfend freilich ist seine "Mona Lisa", das wohl das berühmteste Gemälde der Welt ist.

Die Borgias sind ein weiteres Thema. Der Spanier Rodrigo Borgia regierte als Papst Alexander VI elf Jahre den Kirschenstaat. Über die dessen zügellosen Lebensstil und seine brutale Machtpolitik sowie das Treiben seiner Kinder Cesare und Lucrezia schreibt Jens-Rainer Berg sehr packend, bevor über den fanatischen Mönch Savanarola berichtet wird, dem u.a. der berühmte Maler Sandro Botticelli begeistert folgte. Der Mönch versetzte seine Zuhörer in Furcht und Schrecken durch seine Predigten gegen Luxus und Unzucht. Nach der Vertreibung der Medici rief er Christus zum König eines theokratischen geprägten Gemeinwesens auf. Papst Alexander erteilte dem Fanatiker Predigtverbot. Als dieser sich dagegen widersetzte wurde er der Inquisition übergeben, gefoltert und schließlich verbrannt.

Erwähnenswert ist der Bericht über Niccola Machiavelli, der in seinem Traktat "Der Fürst" Brutalität, Lüge, Verrat und Mord als Mittel der Politik legitimierte. Bis heute gilt Machiavelli als Begründer einer höchst bedenklichen Staatslehre, die Erfolg über die Moral stellt. Was soll man von einem Denker halten, der Zwietracht und Intrige für ewige Naturgesetze hält? Das Magazin endet mit einem Bericht über den Künstler Raffaello Santi, dem eine Reihe wunderschöner Gemäldeablichtungen beigefügt sind. Die abschließenden Daten und Fakten über die Zeitläufte enden mit dem Konzil von Trient, das gewissermaßen eine neue Zeit einläutet.

Empfehlenswert, um sich einen Gesamtüberblick über die Renaissance in Italien zu verschaffen.



Rezension:GEO Epoche 41/2010: Indien. 1450-1948: Maharadschas, Moguln, Kolonialherren (Broschiert)

Geo Epoche Nr. 41 befasst sich mit Indien. Bemerkenswert sind die vielen beeindruckenden Fotos aus längst vergangenen Tagen gleich zu Beginn des Magazins.

Thematisiert werden die indische Geschichte ab 2600 v. Chr., die Stadt Vijayagara und das, was sich zwischen 1340-1565 dort zugetragen hat. Die Könige an diesem Ort begriffen sich als Vertraute der Götter. Die Hindu-Stadt wurde allerdings von den Muslimen erorbert. Auf diese Weise ging in Südindien das letzte Hindu-Imperium 1565 unter, (vgl. S. 28).


Sehr spannend zu lesen ist der Bericht über die Ankunft der Portugiesen auf dem Subkontinent, die dort zwei Dutzend Städte und Festungen an der West- und Ostküste errichteten. Vasco da Gama und sein Tun werden thematisiert, auch Sha Jahans Taj Mahal steht im Fokus eines Berichtes.


Die East Indea Company und der koloniale Alltag werden sehr gut beschrieben. Lesenswert auch sind die Aufsätze über die Witwenverbrennung, über den Kampf des Mahatma Gandi, über die Maharadschas und die indische Unabhängigkeit, die natürlich ihren Preis hatte.


Berichtet wird ferner über den Kreislauf der Wiedergeburten nach hinduistischem Glauben. Jede Kreatur, ob Mensch oder Tier, verfügt ein unsterbliches Selbst, das in einem ewigen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt, dem "samsara", gefangen ist. Wenn der Mensch stirbt, so geht dieser Wesenkern, der "atman", in eine neue Daseinform über (vgl.S. 149). Man erfährt in diesem Zusammenhang, was die Hindus unter einem Pantheon verstehen, wie ihr religiöser Alltag aussieht und welche Wege der Erlösung führen.


Mit großem Interesse las ich den Bericht über Taj Mahal, nicht zuletzt, weil ich vor einigen Jahren nachstehendes Buch Taj Mahal. Die Erinnerungen des Kaisers Shahjahan gelesen habe und meine diesbezüglichen Kenntnisse wieder auffrischen konnte. Das soeben erwähnte Buch möchte ich an dieser Stelle empfehlen, auch wenn ich es nicht rezensieren werde. Der fünfte Kaiser der Moguldynastie war wahrlich eine faszinierende Gestalt, m.E. eine kluge, konsequente Person.


Gandhi ist in meinen Augen einer der bedeutendsten Menschen, die je gelebt haben. Allein des Beitrags wegen, der seiner Person gewidmet ist, lohnt es sich, das Magazin zu kaufen.


Rezension:Wir Bayern: Geschichte, Gegenwart und Lebensgefühl (Gebundene Ausgabe)

Der Journalist Andreas Bretting und der Historiker Bernhard B. Edlmann haben gemeinsam das reich bebilderte Buch "Wir Bayern" auf den Weg gebracht, das ich als Bayernfan mit großer Neugierde gelesen habe.

Untergliedert ist das Buch in vier große Abschnitte: Bayern -ein Portrait, die Geschichte Bayerns, Bayern in der Gegenwart und Bayerisches Leben und Kultur.

Amüsiert habe ich die Charakterstudien im Beitrag "Vom Granteln und vom Haberfeldtreiben" gelesen. Hinter der Fassade des Rauen und Raunzigen, so erfährt man, stecke viel unverstellte Offenheit, ein "Gradheraussein", das vorgeschützte, unehrliche Freundlichkeit vermeidet, (s. Seite 16). Ein solches Verhalten finde ich sehr liebenswert. Man weiß wenigstens gleich, wo man dran ist.

Empfehlenswert ist das Kapitel zur bayerischen Geschichte. Hervorgehoben wird u.a. der grausige Tod der Agnes Bernauer, man erfährt hier auch Näheres zu den bayerischen Gebirgsschützen, wird im Hinblick auf die Affäre Lola Montez und natürlich auch über Ludwig II. von Bayern aufgeklärt.

Die bürgerkriegsähnlichen Zustände in München 1919 kommen zur Sprache, die braune Eroberung Bayerns und die Nazizeit. Im Rahmen zweier Sonderbeiträge wird man über Dachau informiert und über das jüdische Leben in Bayern. Die "Weise Rose" ist sehr gut skizziert worden. Ein Foto der Geschwister Scholl hat mich besonders gefreut.

Das Kapitel "Bayern in der Gegenwart" fokussiert die politische und wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte und befasst sich ausgiebig mit allerlei Sport- und Vergnügungsmöglichkeiten, während das Kapitel "Bayerisches Leben und Kultur" auf das "Dialektland Bayern" (vgl.: S. 85) und auf die Wiederentdeckung und Pflege des bayerischen Tracht eingeht. Hier liest man Wissenswertes über die Erfolgsgeschichte des Dirndls und kann sich im kleinen Trachtenlexikon schlau machen, was man u.a. unter einer Miesbacher Joppe, einem Pfoad, einem Fürtuch, einem Schalk etc. zu verstehen hat.

Die Religion in Bayern, auch religiöse Bräuche kommen zur Sprache, das Brauchtum und der bayerische Humor. Man erfährt Näheres zur Lach- und Schießgesellschaft und zu hintersinnigen Humoristin wie Karl Valentin. Mein komisches Wörterbuch: Sprüche für alle Lebenslagen. Die Künstler- und Bohemeszene - besonders in Schwabing - wird gut beschrieben und es werden die weiß-blaue Architektur und Kunst, aber auch die Musikszene keineswegs vergessen. Was wäre Bayern ohne die Maler? Schön, dass man ein Gemälde von Franz von Lenbach und ein weiteres von Franz abgelichtet hat.

Ganz zum Schluss wird Bayern kulinarisch erkundet. Alfons Schuhbeck kommt zu Wort, der zur "Creme bavaroise" alle Nichtbayern wissen lässt: "Eigentlich kannt s` von am bayrischen Bauernhof kemma, denn g`habt ham `s immer Eier und a Sahne. Vielleicht war anfangs no kei Vanille drin, aba an Schnaps, den ham s`immer scho schwarz brennt, also ham s` a Schnapserl mit neido."

Ein gelungenes Buch. Sehr informativ.

Rezension:Charakter entwickeln: Ethik des Erfolgs (Gebundene Ausgabe)

In diesem Buch setzen sich die Theologen Klaus Berger und Andreas Fritsche mit Fragen der Ethik im Hinblick auf erfolgreiche Wirtschaftsführung auseinander.

Zunächst listet Klaus Berger auf, welche Faktoren blind für die Wahrnehmung der Wirklichkeit machen können und erläutert sehr gut, weshalb das so ist. Zur Sprache kommen: Ideologie, Herkunft und Gewohnheit, Autoritätsglauben, Selbsttäuschung und Eitelkeit. Berger macht aber auch klar, welche Wege zu mehr Realitätssinn führen und verdeutlicht, dass derjenige, der absulut im Jetzt lebt, auf diese Weise wachsamer ist und eine größere Chance hat auf Anzeichen und Vorzeichen zu achten, die zu Erfolg oder Misserfolg führen.

Andreas Fritsche reflektiert in der Folge den Begriff Pathos und titelt seinen disbezüglichen Beitrag nicht grundlos "Pathos darf sein", nicht zuletzt, weil Leidenschaft ein Motor ist, um Dinge in Bewegung zu bringen. Dennoch muss uns bewusst sein, dass Leidenschaften uns auch auf Abwege bringen können. Wirtschaftpsychologen arbeiten nicht selten mit Bildern und bewegten Bildern, die uns korrumpierbar machen. Der Autor resümiert, dass man Gefühle wahrnehmen, sich immer wieder fragen muss, was einen bewegt, um die Zügel in die Hand zu nehmen und sein Verhalten steuern zu können.

Klugheit ist ein weiteres Thema des Buches. Klug ist der, der die Wirklichkeit wahrnehmen kann und will, sich etwas sagen und sich beraten lässt, bewusst entscheidet, bereit ist zu kommunizieren, nicht hochmütig ist, weil Hochmut die Proportionen der Wirklichkeit verstellt und sich weder geizig, vergnügungssüchtig, zornig, noch neidisch verhält, weil all diese Verhaltenmuster kontraproduktiv sind.

Fritsche unterstreicht, dass zum Umfeld der Klugheit das Gewissen gehört, dass man seine Entscheidungen reflektieren muss und sein Urteilsvermögen trainieren sollte. Nichts schlimmer als von Rattenfänger manipuliert zu werden. Sapere aude!

Mir gefällt an diesem Büchlein, dass auch die Gerechtigkeit, der Respekt, die Wahrhaftigkeit, die Freundlichkeit, der Mut und das Maßhalten zur Sprache kommen.

Schon Kant stellt fest, dass der Charakter eines Menschen formbar sei. Unserer Wirtschaft wäre es zu wünschen, dass die Egomanie der Wohlstandskindergeneration durch eine neue Ethik des Erfolgs ersetzt werden würde. Dieses Buch gibt diesbezüglich sehr gute Denkanstöße.